Unterwegs in Amsterdams gentrifiziertem Noord-Viertel

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Unterwegs in Amsterdams gentrifiziertem Noord-Viertel

Die Fotografin Sabine Rovers hat versucht, den ursprünglichen Charme von Amsterdam-Noord einzufangen, bevor glutenfreies Craft Beer diesen komplett wegspült.

Noch bis vor Kurzem haben die Einwohner Amsterdams und auch die Touristen Noord gemieden—also den nördlichen Teil der Stadt, abgetrennt durch das IJ, einem ursprünglichen Meeresarm, der mittlerweile nicht mehr an die See angeschlossen ist. Entweder hatten sie dort einfach nichts zu tun oder sie waren der Meinung, dass die fünfminütige Fährfahrt dorthin zu viel Aufwand sei. Zweitgenannter Fall schien aber irgendwie immer nur eine faule Ausrede dafür zu sein, dass man eigentlich Angst davor hatte, sich in Noord aufzuhalten. In Bezug auf den Charakter unterscheidet sich das Viertel nämlich vom Rest der Stadt, denn dort geht es bedeutend rauer zu. So lautet das inoffizielle Motto der Gegend auch "Noord gestoord", was übersetzt so viel wie "gestörter Norden" bedeutet.

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Dieser Ruf befindet sich—genau wie Noord—inzwischen jedoch im Wandel, denn die Gentrifizierung macht natürlich auch dort keinen Halt. Aspekte wie etwa das EYE Filmmuseum, neue Restaurants, hippe Clubs, angesagte Bars, trendige Craft-Beer-Brauereien und süße Vintage-Märkte haben nun sogar schon die New York Times und den Guardian dazu veranlasst, das Stadtviertel als "brandheißes Kreativzentrum" zu bezeichnen. Noords Schicksal ist damit quasi besiegelt.

Es ist zwar schön, dass Noord nicht mehr als das hässliche Entlein Amsterdams gilt, aber gleichzeitig sieht sich der typische Kleinstadtcharakter der Gegend durch den derzeitigen Gentrifizierungshype auch bedroht. Früher ließen sich die ursprünglichen Bewohner noch jeden Tag im Vorgarten in ihren Plastikstühlen nieder, um den neuesten Klatsch und Tratsch auszutauschen. Heute laufen sie jedoch Gefahr, sich ihr Zuhause bald nicht mehr leisten zu können. Die Fotografin Sabine Rovers ist durch Noord gelaufen und hat dabei versucht, genau das einzufangen, was das Stadtviertel so "gestoord" macht.