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AfD wird bei Ungebildeten, Arbeitslosen, Rechten und Ostdeutschen immer beliebter

Und das sind noch nicht alle. Es ist keine Übung mehr, sondern bitterer Ernst!

Oder etwa: Jetzt erst rechts? | Foto: imago | BildFunkMV

Die AfD ist wie Schnupfen. Erst belächelst du ihn, tust so, als wäre er morgen schon wieder weg. Und auf einmal liegst du tagelang mit Grippe im Bett, röchelst, schniefst und hältst dir die glühende Stirn. Hätte ich die laufende Nase mal ernst genommen, sagst du dir dann, während du auf Facebook siehst, wie viel Spaß deine Freunde letzte Nacht beim Feiern hatten, als du dir die achte Kanne Kamillentee gekocht hast.

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Auch die AfD haben viele abgetan—und tun es noch immer. Ja, die Partei mag unfähig sein, Brötchen zu kaufen, aber sie ist im März auch mit 24,3 Prozent der Stimmen in den Landtag von Sachsen-Anhalt eingezogen. Wäre heute Bundestagswahl, würde jeder zehnte Deutsche für die Partei stimmen. Spätestens da hört der Spaß auf.

Aber welche Menschen wählen überhaupt die AfD? Das wollte auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung wissen. Drei Jahre lang hat es die Anhänger der Partei in einer Studie unter die Lupe genommen. Wenig überraschend ist, dass sich viele Rechte der AfD zuwenden.

Doch das sind längst nicht mehr die einzigen. Die Wissenschaftlerin Karolina Fetz, die an der Studie mitgearbeitet hat, sagt, die Partei "scheint zunehmend für jüngere Menschen attraktiv zu sein". Außerdem hat die selbsternannte "Volkspartei" in den letzten drei Jahren bei Personen mit geringer Bildung, Ostdeutschen, Arbeitern und Männern an Zulauf gewonnen. Selbst ehemalige Linken-Wähler geben vermehrt ihre sozialistischen Ideale auf, um sich den Rechtspopulisten anzuschließen.

In konkreten Zahlen sieht das wie folgt aus:

16.000 Haushalte haben die Wissenschaftler befragt. Unter denjenigen, die sich selbst als politisch "sehr rechts" verorten, sind mittlerweile 22 Prozent der AfD zugeneigt. Letztes Jahr waren es 8 Prozent und 2014 sogar nur 7 Prozent. "30 Prozent der Menschen, die bei der vergangenen Wahl Republikaner, NPD oder Ähnliches gewählt haben, unterstützen heute die AfD", erklärt Martin Kroh, ein weiterer Wissenschaftler der Studie, in einem Interview

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Wie keine andere der großen Parteien verlor Die Linke Wähler an den extremen Gegenspieler. Ganze 9 Prozent liefen zur AfD über.

Die Studie untermauert zudem die These, dass die AfD die Protestpartei der Unzufriedenen ist. Bei den Personen, die sich als "sehr unzufrieden" mit der Situation in Deutschland bezeichneten, stieg der Anteil der AfD-Anhänger innerhalb von zwei Jahren von 5 auf 26 Prozent.

Bei Arbeitern konnte die Studie in den letzten drei Jahren einen Anstieg von 2 auf 11 Prozent registrieren und unter den Arbeitslosen stieg der Anteil, der zur AfD wechselte, von 1 auf 15 Prozent.

Unter den Menschen mit Matura und Frauen stagniert die Unterstützung für die Populisten, das Gleiche gilt für ältere Menschen.

Ein anderer Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt, wie sich die Faszination für die AfD auf Ost und West verteilt: Bereits 2014 fanden die Populisten doppelt so viel Anklang im Osten wie im Westen. Nun hat sich dieser Trend noch weiter fortgesetzt—mit 11 Prozent in Ostdeutschland ist der Anteil der AfD-Anhängerschaft fast viermal so hoch wie die 3 Prozent im Westteil des Landes.

Der Populistenschnupfen ist also hochansteckend. Nicht nur in den USA, wo sich unfassbar viele Menschen als nächsten Präsident einen wütenden Flummi wünschen, der ein Hochhausimperium besitzt und eine zottelige Meerschweinchenfamilie auf dem Kopf herumträgt. Nein, genauso in Deutschland, wo die AfD eine erschreckend große Zahl von Wählern in ihren Bann zieht. Wenn die anderen Parteien nicht bald darauf reagieren, wachen wir alle mit einer verdammt fiesen Grippe auf.