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Safer Use

Drug-Checking: Das sind die aktuellen Pillenwarnungen

Berlin plant Drogentests für Konsumierende, noch müssen wir uns aber im Ausland informieren. Dort wird vor Ecstasy in Form von Kim Jong-un und Donald Trump gewarnt.
Pillenwarnung Vice
Pillenfotos: Checkit! | DIB+ | DIZ | Drogenarbeit Z6 | The Loop | Trimbos || Hintergründe, sofern nicht anders angegeben unter CC

Woche für Woche sind die Easyjet-Flieger nach Berlin vollgestopft mit Menschen in schwarzen Zara-Mänteln und schweren Boots, die es kaum erwarten können, ein ganzes Wochenende durch die Techno-Clubs Berlins zu tanzen. Dass Menschen dort Drogen nehmen, ist kein Geheimnis. Doch was von vielen Konsumierenden – egal ob Touris oder Locals – als Partydrogen verharmlost wird, kann unter Umständen tödlich enden. Auch deshalb ist am Donnerstag Berlins neues Drug-Checking Projekt offiziell gestartet.

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"Sonar" ist ein Zusammenschluss aus lokalen Präventions- und Suchthilfeprojekten mit der Clubcommission Berlin und weiteren Partnern. Finanziert wird das Ganze durch die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung. "Sonar" will Clubs und Konsumierende über Partydrogen aufklären. Bis man dort seine Drogen auf Reinheit und Zusammensetzung checken kann, wird es aber noch dauern – wenn es denn überhaupt zustande kommt. Die Projektleitenden müssen zunächst ein rechtliches Gutachten einholen. Denn für ein solches Testangebot braucht Berlin unter anderem eine Ausnahmegenehmigung des Bundesinstituts für Arzneimittel- und Medizinprodukte.

Bis es soweit ist, sammeln wir vorerst weiterhin jede Woche die Testergebnisse und Warnungen europäischer Drug-Checking-Institute für Ecstasy. Getestet wurden die Pillen von The Loop, Eurotox in Belgien, dem niederländischen Trimbos Institut, "Checkit!" von der Suchthilfe Wien, der Innsbrucker Drogenarbeit Z6, Energy Control auf Mallorca, dem Drogeninformationszentrum der Stadt Zürich (DIZ) und derDrogeninfo Bern Plus (DIB).

Die folgenden Pillenwarnungen wurden in den letzten sieben Tagen veröffentlicht. Alle Warnungen seit Mai dieses Jahres – einschließlich der neuen – haben wir in diesem Artikel zusammengefasst. Jede Pille ist entweder hoch oder extrem hoch dosiert, oder sie enthält gar kein oder nicht nur MDMA. Wenn eine Pille nicht gelistet ist, heißt das nicht, dass sie rein und niedrig dosiert ist. Der Artikel enthält zudem eine Reihe sogenannter Safer-Use-Regeln, um unnötige Risiken und mögliche Schäden durch Ecstasy-Konsum zu reduzieren. Wir erklären dort auch, warum wir überhaupt Pillenwarnungen veröffentlichen.

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Die Seite pillen.sauberdrauf.com der bayerischen Drogenberatungsstelle mindzone und das Drug-Checking-Tool von saferparty.ch listen viele weitere und ältere Pillentests. Saferparty veröffentlicht im Laufe des Wochenendes regelmäßig zusätzlich neue Warnungen und Meldungen.

Die Pillenwarnungen der ersten November-Woche 2018

Roter oder orangefarbener Trump

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Pillenfotos: Checkit! | DIB | DIZ | Drogenarbeit Z6 | The Loop | Trimbos || Hintergründe, sofern nicht anders angegeben unter CC0

Unberechenbar wie der US-amerikanische Präsident ist eine solche Pille, die Ende Oktober von Z6 in Innsbruck getestet wurde. Sie enthielt eine hohe Dosis von 177 Milligramm MDMA. Ein orangefarbener extrem hoch dosierter Trump-Kopf erreichte Mitte Juli bei einem Test durch Eurotox sogar mehr als 200 Milligramm MDMA.

Orangefarbener Kim Jong-un

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Mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un ist nicht zu spaßen, mit einer orangefarbene Ecstasy-Pille seiner Kopfform auch nicht. In Innsbruck fanden Forscher und Forscherinnen Ende Oktober 168 Milligramm MDMA in einer solchen Pille.

Beigefarbene oder orangefarbene "Nespresso"

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Verschiedenfarbige Pillen mit dem Kaffee-Logo von Nestlé findet man in vielen europäischen Städten. Z6 analysierte eine beige "Nespresso" Ende Oktober auf eine hohe Dosis von 197 Milligramm MDMA. Im September tauchten in Wien gelbe "Nespressos" auf, mit hohen Dosen von 125 und 144 Milligramm MDMA. Ende Mai testete das DIZ in Zürich ein grünes Exemplar mit einer extrem hohen Dosis von 233 Milligramm MDMA.

Beigefarbene oder braune "Moncler"

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Pillenproduzierende scheinen eine Vorliebe für Luxus-Modemarken wie Philipp Plein und Moncler zu haben. Eine beigefarbene oder braune "Moncler" wurde Ende Oktober in Innsbruck beim Z6 abgegeben. Sie enthielt eine extrem hohe Dosis von 214 Milligramm MDMA.

Beigefarbener oder goldener Pharao

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Pharaos kursieren in ganz Europa. Ende Oktober fand das DIB in Bern in einem hochdosierten goldenen Pharao 140 Milligramm MDMA. Bereits Mitte Juli wurde dort eine solche Pille auf 143 Milligramm MDMA getestet. Pharao-Pillen tauchten zudem schon in Gelb, Grau und Grün auf, mit MDMA-Dosen von 89 bis 315 Milligramm. Sie alle hatten eins gemein: Auf ihrer Rückseite stand "WARNING 240MG". Die stark schwankenden Werte zeigen, wie wenig verlässlich solche Mengenangaben auf Pillen sind. Die Menge kann dabei auch höher als auf der Warnung angegeben ausfallen.

Gelbe Eule

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Kein Tier wird so oft in Ecstasy-Pillen gepresst wie die Eule. In Zürich wurde Ende Oktober eine extrem hochdosierte gelbe Eule abgegeben. Sie erreichte 230 Milligramm MDMA.

Blaue, runde Pille ohne Logo oder Namen

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Während manche Pillenhersteller und -herstellerinnen bei ihren Designs keine Grenzen zu kennen scheinen, belassen es andere bei Pillen, die aussehen wie normale Tabletten. Eine blaue, runde Pille ohne Aufdruck wurde in Zürich Ende Oktober auf eine hohe Dosis von 131 Milligramm MDMA getestet. Pillen ohne Logo oder Namen zirkulierten bereits in Gelb und Orange, beide ohne MDMA, dafür mit 2C-B oder 4-CMC – die Konsumierenden konnten ihnen diesen Inhalt allerdings nicht von außen ansehen.

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Lilafarbene "Piaggio"

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Bereits Ende Juli testete das DIB eine lilafarbene "Piaggio" auf 173 Milligramm MDMA. In Basel kam eine solche Pille im Juli auf 160 Milligramm MDMA. Ende Oktober erreichte eine andere 171 Milligramm MDMA.

Weiße "Moncler"

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Eine "Moncler" in Weiß kam in Innsbruck bei einem Test Ende Oktober sogar auf 305 Milligramm MDMA. Das ist eine extrem hohe Dosis.

Viele der Daten darüber, wie Menschen Drogen konsumieren, stammen aus dem Global Drug Survey, der weltweit größten Umfrage unter Drogenkonsumierenden. An der aktuellen Ausgabe kannst du dich hier beteiligen, über die Ergebnisse werden wir dann 2019 berichten.

Und wenn du oder deine Freunde schon einmal ambulant behandelt werden mussten, nachdem ihr Drogen genommen hattet, und du mit VICE über diese Erfahrung sprechen möchtest, erreichst du unseren Redakteur Thomas Vorreyer per E-Mail oder Twitter-DM.

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