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Drogen

Ein Schiff voller Koks wartet darauf, gefunden zu werden

Jahresurlaub schon verplant? Papua-Neuguinea soll ja ganz schön sein. Haben wir gehört.
Gavin Butler
Melbourne, AU
Symbolfoto: Shutterstock

Es war ein Haifischer, der das Koks entdeckte. Im Mai fiel dem Mann auf einem winzigen Atoll in der Salomonensee im Wasser eine verdächtig aussehende Leine auf. Er folgte ihr bis an den Strand, wo er auf eine Stelle mit aufgewühltem Sand stieß. Neugierig begann er zu graben.

Verbuddelt im Sand fand er elf Taschen, in ihnen jeweils fünf Pakete mit Kokain. 55 sechs-Kilo-Blöcke Koks. Der Fischer nahm den millionenschweren Fund mit in sein Dorf auf eine der nahegelegenen Budibudi-Inseln, etwa 700 Kilometer von Papua-Neuguineas Hauptstadt Port Moresby entfernt. Ein paar Tage später tauchte eine Schiff mit schwer tätowierten Männern im Dorf auf, die aggressiv die Drogen zurückforderten, wie ABC News berichtete.

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Es folgte eine Wasser-Verfolgungsjagd über 400 Kilometer zwischen dem Trawler der mutmaßlichen Schmuggler und der Marine von Papua-Neuguinea. Mithilfe australischer Luftunterstützung konnte die papua-neuguineische Polizei das verdächtige Boot schließlich abfangen und die Besatzung festnehmen. Sechs Männer stammten aus Hongkong, einer aus Montenegro. Als die Beamten das Schiff allerdings durchsuchen wollten, kamen sie nicht weit.

"Unsere Männer konnten nicht ins Innere gelangen", sagte der zuständige Chefermittler George Bayagau laut The Australian. "Innen war Diesel verschüttet, überall war Schmierfett und das machte es extrem schwierig."

Die Besatzung hatte offensichtlich vor dem Entern der Polizeikräfte den Maschinenraum ihres Schiffs mit Treibstoff vollgepumpt. Die giftigen Dämpfe machten ein Betreten unmöglich, der Trawler drohte beim geringsten Funkenschlag zu explodieren. "Es wurde alles versucht, das Boot zu bergen, aber es war unmöglich", sagte Chefermittler Bayagau.

Weil das Schiff zu schwer war, um es abzuschleppen, war die Polizei gezwungen, ihre Durchsuchung abzubrechen und den Trawler aufzugeben. Die Besatzung transportierte sie in die nahegelegene Stadt Alotau, wo die Männer kommende Woche ihre Anklage erwarten.

Die Polizei konnte lediglich eine kleine Menge Kokain sicherstellen. Die hatten sie in einer Zigarettenschachtel auf dem Trawler gefunden. Die Dorfbewohner auf den Budibudi-Inseln hatten allerdings ein Paket aus dem Fund des Fischers einbehalten. Sie übergaben die sechs Kilo Koks im Wert von umgerechnet etwa 800.000 Euro schließlich an die Polizei.

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Die Behörden vermuten, dass sich die übrigen 54 Pakete weiterhin an Bord des Schiffs befinden. Bayagau schließt auch nicht aus, dass sich der Trawler nach dem Verlassen der Budibudi-Inseln mit ein oder zwei anderen Schiffen getroffen habe. "Wir glauben, dass ein Austausch stattgefunden hat", sagte er.

Der Pazifik hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Hotspot der organisierten Kriminalität entwickelt. Die Abgeschiedenheit der Inseln gepaart mit den fehlenden Ressourcen zur Überwachung und für Grenzkontrollen haben diesen Teil der Welt zu einem idyllischen Korridor für Kartelle gemacht, durch den sie Drogen, Waffen und Menschen in Länder wie Australien und Neuseeland schmuggeln können. Auch das Kokain an Bord des Schiffes dürfte für den australischen Markt bestimmt gewesen sein.

Die fehlenden Ressourcen dürften auch der Grund dafür sein, warum der Trawler noch nicht geborgen wurde. Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass irgendwo vor der Küste Papua-Neuguineas, bei den Siassi-Inseln in der Vitiaz-Straße, ein Schiff auf Grund gelaufen ist, in dessen Rumpf sich weißes Pulver im Wert von 30 Millionen Euro befindet. Ganz allein liegt es dort an einem tropischen Strand und wartet darauf, gefunden zu werden.

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