Aktuelle Pillenwarnungen aus Europa
Pillenfotos: "Checkit!" | DIB | DIZ | Drogenarbeit Z6 | Energy Control | The Loop | Trimbos || Hintergründe, sofern nicht anders angegeben unter CC0

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Safer Use

"Q-Dance", "Bitcoin" und "Super Mario" – Das sind die ersten Pillenwarnungen 2019

Im neuen Jahr warnen Drug-Checking-Institute bereits vor 18 Pillen. Knapp ein Drittel sind extrem hoch dosiert. Zwei enthielten gar kein MDMA.

Albert Hofmann wird nicht nur von der globalen Goa-Community als Held gefeiert. Die schweizerische Nationalbibliothek in Bern widmete dem Erfinder von LSD eine Ausstellung, in Basel veranstaltete die Psychedelic Society Schweiz ein ganzes Festival. Und die 1979 erschienenen Memoiren Hofmanns LSD-Mein Sorgenkind gehören zur WG-Bibliothek vieler Fusion-Fahrer. Mindestens eine genauso beliebte Partydroge ist Ecstasy. Ihr Entdecker hatte weniger Spaß an der ganzen Sache, aber auch weniger Risiken.

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1912 suchte der Chemiker Anton Köllisch beim deutschen Pharma-Unternehmen Merck in Darmstadt nach blutstillenden Substanzen. Bei einem Experiment entstand zufällig und lediglich als Zwischenprodukt der Stoff MDMA. 1914 erhielt der Pharmakonzern das Patent, doch bis in die 60er passierte, außer einem Experiment mit ein paar toten Fliegen, so gar nichts mit MDMA. Nicht mal von Köllisch selbst sind Trips belegt.

Der US-amerikanische Chemiker Alexander Shulgin begann 1965, MDMA selbst zu synthetisieren. Shulgin hatte zuvor mit anderen psychoaktiven Wirkstoffen wie MDMA und MMDA experimentiert. Der Kalifornier war praktisch allein dafür verantwortlich, dass MDMA in den nächsten Jahren stärker wissenschaftlich untersucht, zu einer beliebten Droge und einem Medikament in der Psychotherapie wurde. Bis MDMA 1985 zuerst in den USA und ein Jahr später weltweit verboten wurde. Trotzdem erlebten Ecstasy-Pillen in den 90ern einen Boom und sind bis heute eine gefragte Partydroge. Shulgin starb 2014, die Diskussion um eine Einführung von Drug-Checking in Deutschland dürfte er nie mitbekommen haben.

Dabei können Konsumierende bei Drug-Checking-Organisationen in vielen europäischen Ländern Drogen auf ihren Inhalt überprüfen lassen. Nur in Deutschland (noch) nicht. Wir sammeln deshalb regelmäßig die Ergebnisse von abgegeben Ecstasy-Pillen und veröffentlichen sie. Untersucht wurden die Pillen von The Loop in Großbritannien, Eurotox in Belgien, dem niederländischen Trimbos Institut, "Checkit!" von der Suchthilfe Wien, Drogenarbeit Z6 in Innsbruck, Energy Control in Spanien, dem Drogeninformationszentrum der Stadt Zürich (DIZ) und von Drug-Checking, Infos und Beratung (DIB) in Bern.

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Die folgenden Pillenwarnungen wurden in den letzten vierzehn Tagen veröffentlicht. Alle Warnungen seit Mai 2018 – einschließlich der neuen – haben wir in diesem Artikel zusammengefasst. Jede Pille ist entweder hoch oder extrem hoch dosiert, oder sie enthält gar kein oder nicht nur MDMA. Wenn eine Pille nicht gelistet ist, heißt das nicht, dass sie rein und niedrig dosiert ist. Der Artikel enthält zudem eine Reihe sogenannter Safer-Use-Regeln, um unnötige Risiken und mögliche Schäden durch Ecstasy-Konsum zu reduzieren. Wir erklären dort auch, warum wir überhaupt Pillenwarnungen veröffentlichen.

Die Seite pillen.sauberdrauf.com der bayerischen Drogenberatungsstelle mindzone und das Drug-Checking-Tool von saferparty.ch listen viele weitere und ältere Pillentests. Saferparty veröffentlicht im Laufe des Wochenendes regelmäßig zusätzlich neue Warnungen und Meldungen.

Die Pillenwarnungen für den Januar

Hellrosafarbene runde Pille ohne Logo oder Namen

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Pillenfotos: "Checkit!" | DIB | DIZ | Drogenarbeit Z6 | Energy Control | The Loop | Trimbos || Hintergründe, sofern nicht anders angegeben unter CC0

Eine runde Pille, die aussah wie eine hellrosa Tablette, testete das DIZ kurz nach Silvester auf 150 Milligramm MDMA. Weitere runde Pillen ohne Logo oder Namen finden sich im Hauptartikel. Diese enthielten bei Tests oftmals gar kein MDMA, sondern andere Substanzen wie zum Beispiel 2C-B oder 4-CMC. Es besteht erhöhte Verwechslungsgefahr und Unsicherheit, welche Droge man bei Einnahme einer Pille wirklich konsumiert.

Hellrosafarbenes Kreuz

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Eine solche Pille wurde Anfang 2019 in der Schweiz zur Analyse gegeben und enthielt 129 Milligramm MDMA. Sie hat eine dreieckige Form und es ist ein X eingepresst.

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Rosafarbene "Rockstar" *KEIN MDMA

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Obwohl gelbe und grüne "Rockstars" bei mehreren Tests MDMA enthielten, ist besondere Vorsicht geboten. Denn bereits Ende November enthielt eine in Barcelona getestete rosafarbene "Rockstar" 9 Milligramm 2C-B. In Zürich kam eine solche Pille Anfang Januar sogar auf 16 Milligramm 2C-B.

Rosafarbene oder pinke "Bitcoin"

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Zwar scheint keine Kurssteigerung des Bitcoins in Sicht, den MDMA-Wert einer Pille mit Krypto-Logo sollte man trotzdem nicht unterschätzen. Anfang Januar erreichte eine solche pinke Pille in Zürich eine hohe Dosis von 183 Milligramm MDMA.

Hellrote r oder orangefarbener Trump

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Ob es unter Pillenproduzierenden Trump-Fans gibt, wissen wir nicht. Das Abbild des amerikanischen Präsidenten findet immer wieder Platz auf Ecstasy-Pillen. Ein extrem hoch dosiertes, hellrotes oder orangefarbenes Exemplar tauchte in Zürich auf. Bei der Messung Anfang Januar fanden die Forscher und Forscherinnen des DIZ 248 Milligramm MDMA.

Orangefarbene-weiße "Q-Dance"

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Q-Dance ist eine niederländische Platten- und Eventfirma und veranstaltet Hardcore Techno-Events wie das Defqon.1. Auch dort werden höchstwahrscheinlich Pillen geschmissen. Eine zweifarbige Pille mit dem Logo des Labels enthielt in Zürich Anfang Januar eine extrem hohe Dosis von 258 Milligramm MDMA.

Beigefarbene oder goldene "Philipp Plein"

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Womöglich sind Pillen mit Philipp Plein-Logo die am häufigsten produzierten Pillen 2018. Und auch im neuen Jahr wurde bereits eine zur Analyse gegeben. Bei einem Test in Innsbruck im Januar erreichte eine solche Pille in Gold eine extrem hohe Dosis von 229 Milligramm MDMA. Auf die fünfeckige Pille ist vorne "PP" und hinten ein Totenkopf gepresst. Weitere "PPs" in verschiedenen Farben sind in unserem Hauptartikel aufgelistet.

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Beigefarbene "UPS" *KEIN MDMA

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In Bury in Großbritannien landeten Mitte Januar drei junge Menschen im Krankenhaus, weil sie beigefarbene Pillen mit "UPS"-Logo konsumierten. Sie hielten die Pillen für Ecstasy, jedoch enthielten diese eine extrem hohe Dosis Alpha-PVP. Die psychoaktive Substanz wirkt stark aufputschend und kann sehr unangenehme Nebenwirkungen wie Herzrasen, Unruhe und Halluzinationen auslösen. Vom Konsum wird daher dringend abgeraten. Zwar vermuten die Behörden, dass es sich um lokal gepresste Pillen handelt, trotzdem ist nie auszuschließen, dass die Ware auch in anderen Ländern auftaucht.

Gelber Diamant

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Eine gelbe Pille in Form eines Diamanten wurde Anfang Januar in Zürich auf eine extrem hohe Dosis von 207 Milligramm MDMA analysiert. Bereits Anfang Oktober kam ein hellgelber Diamant am gleichen Ort auf 166 Milligramm MDMA.

Hellgrüner Pharao

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Vielleicht ist der Pharao-Kopf wegen der besonderen Form der Pille ein beliebtes Pillenmotiv. Mitte Januar testete das DIB in Bern einen hellgrünen Pharao auf 155 Milligramm MDMA. Daran merkt man wieder, wie unterschiedlich der MDMA-Wert in gleichaussehenden Pillen sein kann. Eine solche Pille kam bei einer Analyse im Juli auf eine extrem hohe Dosis von 242 Milligramm MDMA. Weitere Pharaos in Beige, Gelb und Grau sind im Hauptartikel zu finden.

Hellgrüne runde Pille ohne Logo oder Namen

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Neben der rosafarbenen, runden Pille ohne Logo oder Namen (siehe oben) wurde im DIZ in Zürich kurz nach Silvester auch eine solche hellgrüne Pille getestet. Die runde Pille erreichte 150 Milligramm MDMA.

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Grüne "Tesla"

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Wirklich rund läuft es beim weltweit größten Hersteller von Elektroautos gerade nicht. Pillenproduzierende scheint das nicht zu stören, denn sie pressen regelmäßig Pillen mit Tesla-Logo. Anfang Januar enthielt in Zürich eine grüne "Tesla" 196 Milligramm MDMA.

Hellblaue "Philipp Plein"

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Eine "PP" in Hellblau mit Totenkopf auf der Rückseite wurde Mitte Januar beim DIZ zur Analyse gegeben. Das Ergebnis: eine hohe Dosis von 183 Milligramm MDMA.

Hellblaue "Super Mario"

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Eine hellblaue Pille in Form von Mario aus dem gleichnamigen Nintendo-Klassiker kam bei einer Analyse des DIZ Anfang Januar auf 151 Milligramm MDMA. Eine blaue "Mini-Yoshi" erreichte Anfang Mai 177 Milligramm MDMA. Ein blauer Super Mario-Pilz wurde ebenfalls bereits zu einem Drug-Checking-Institut gebracht. Die abgegeben Pille enthielt aber kein MDMA, sondern 5-MeO-MiPT.

Lilafarbene Domino

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Die Augen auf Domino-Pillen sagen nichts über ihren MDMA-Gehalt aus. Gleiche Farben und Formen können zwar eine Orientierung sein, trotzdem ist immer Vorsicht geboten. Denn gleiches Aussehen bedeutet nicht automatisch, dass auch das Gleiche drin ist. Lilafarbene Pillen in Form eines Dominosteins wurden bereits auf bis zu 324 Milligramm MDMA getestet. Das DIZ analysierte eine solche Pille an Neujahr auf 160 Milligramm MDMA.

Lilafarbene "Warner Brothers"

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In Bern und Wien tauchten bereits gelbe "Warner Brothers" mit 167 und 200 Milligramm MDMA auf. Nun erreichte eine lilafarbene Pille mit dem "WB"-Logo des Filmstudios eine hohe Dosis von 177 Milligramm MDMA.

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Weiße "Xanax"

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Bereits im November wurde eine Xanax beim Zürcher Institut abgegeben. Die getestete Pille enthielt kein Alprazolam, sondern Amphetamin. Dort wurde Anfang Januar wieder eine solche Pille analysiert und enthielt ebenfalls keinen Angstlöser, sondern eine Mischung aus einem Neuroleptikum, einer antihistaminika-ähnlichen Substanz und einem Grippe- und Parkinson-Medikament. Die Wirkung dieser Tablette ist also eine ganz andere als bei originalen Xanax. Auch kann der Konsum von Beruhigungsmitteln hochgradig abhängig machen und darf nicht unterschätzt werden.

Graues Knopfauge

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Pillen mit diesem skurrilen Aussehen tauchten bereits im Juni und im Oktober mit extrem hohen Dosen von bis zu 228 Milligramm MDMA auf. Extrem hoch dosiert war auch eine graue Knopfauge, die an Neujahr in Zürich auf 240 Milligramm MDMA getestet wurde. Eine weitere solche Pille wurde dort Mitte Januar auf 221 Milligramm MDMA analysiert, ebenfalls extrem hoch dosiert.

Wenn du oder deine Freunde schon einmal ambulant behandelt werden mussten, nachdem ihr Drogen genommen hattet, und du mit VICE über diese Erfahrung sprechen möchtest, erreichst du unseren Redakteur Thomas Vorreyer per E-Mail oder Twitter-DM.

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