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Islam

Wir haben die muslimischen Reaktionen zum "Kopftuch-Geld" gesammelt

Eine Imamin behauptet, Musliminnen, die einen Hidschab tragen, würden bezahlt. Und die Trägerinnen so: #whereismymoney?
Screenshot: Twitter | @alidoenmez1

Kaum einer Personengruppe wird soviel unterstellt wie Musliminnen, besonders wenn sie Hidschabs tragen. Glaubt man Rechten, diversen Feministinnen und vielen weißen Männern, werden Kopftuchträgerinnen wahlweise von ihren männlichen Familienmitgliedern, dem Patriarchat oder einer ominösen Vereinigung dazu gezwungen, ihr Haar bedeckt zu halten. In einem Interview mit dem österreichischen Kurier hat die liberale Berliner Imamin Seyran Ateş nun behauptet, Musliminnen würden dafür bezahlt, ein Kopftuch zu tragen – und damit den Spott der Social-Media-Gemeinde auf sich gezogen.

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Auf die Frage, ob Frauen fürs Kopftuchtragen bezahlt werden, sagte Ateş Anfang der Woche im Interview: "Ich kann es noch nicht belegen. Aber wenn man in das Milieu hineingeht, dann erfährt man das. Reinigungsfrauen in Deutschland bekommen 100 Euro mehr, wenn sie Kopftuch tragen", so die Imamin. "Es gibt Beispiele, wo Frauen in der Türkei von AKP-Anhängern aufgesucht werden mit einer Tüte voller Kopftücher und die sagen: 'Wenn du in deinem Kosmetiksalon Kopftuch trägst und deine Kundinnen anhältst, Kopftuch zu tragen, dann bezahlen wir dich dafür.'" Sie könne es nicht beweisen, aber irgendwann werden sich die betroffenen Frauen zeigen, sagt die 54-Jährige. Ateş steht unter Personenschutz, seit sie im vergangenen Juni eine säkulare Moschee in Berlin eröffnete und dafür Morddrohungen erhielt.

Dass Mädchen und Frauen Geld bekommen, wenn sie einen Hidschab tragen, wird immer wieder behauptet. Allerdings – wie Ateş selbst sagt – ohne entsprechende Beweise. Und genau das verärgert die Frauen, die Kopftuch tragen: Wenn Ateş in Medien von "Kopftuch-Geldern" spreche, unterstütze sie die Rhetorik von Rechten und Islamfeinden, die Hidschabis als unmündige Opfer darstellen. Tatsächlich werfen die unterschiedlichsten Gruppen oft mit Verallgemeinerungen, Verboten und "Rettungs"-Versuchen umher, statt Musliminnen zu fragen, warum sie ihr Kopftuch tragen.

In den sozialen Medien melden sie sich nun selbst – und veröffentlichen unter #whereismymoney ironische Reaktionen auf das Interview.

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Deine Mama verdient heimlich Geld und gibt dir nichts ab

Dieser User erahnt erstmals eine riesige Verschwörung seiner Mutter.

Verdiene auch du! Der Aufruf zum Weltfrauentag

Bevor die Kommentarspalten unter diesem Artikel mit Ausrufezeichen gepflastert werden: Achtung, Ironie. Dudu Kücükgöl ist eine österreichische Aktivistin, Feministin und Mitinitiatorin des Projektes ausnahmslos.org, das sich gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus einsetzt. Kücükgöl ist außerdem eine von elf Autorinnen des Buches Mehr Kopf als Tuch, in dem muslimische Frauen sich dafür einsetzen, nicht nur auf ihr Kopftuch reduziert zu werden.

Warte … Das heißt, ich kann das Tuch von der Steuer absetzen?

Ein Kopftuch bringt nicht nur Geld ein (hust), sondern kostet auch was. Die Nutzerin Nalani Swagg fragt daher beim Finanzamt nach, ob sie das Tuch steuerlich absetzen kann. Anscheinend erfolgreich: In einem anderen Tweet schreibt sie, sie habe die erste Barauszahlung vom "Kopftuch-Amt" schon bekommen und nimmt lässig die Fuffies-durch-den-Club-Pose ein.

Auch hier gilt: sich bei Gehaltsverhandlungen nie über den Tisch ziehen lassen

Auf Facebook erkundigt sich diese Nutzerin, ob es auch ein 13. und 14. "Kopftuchgehalt" gibt. Natürlich sei nicht das Weihnachtsgeld gemeint, aber auch im Islam gibt es ja genügend hohe Feste. Sie schlägt vor, das zusätzliche Gehalt einfach in "Ramadan- und Opferfestgeld" umzubenennen.

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Alarm! Frauen haben einen Vorteil!!!1!1

Ruşen Timur Aksak ist Journalist, er beschäftigt sich mit anti-muslimischem Rassismus in Österreich und der Emanzipation muslimischer Frauen – mit Kopftuch, wenn sie das wollen. Der gebürtige Tiroler erkennt in der Twitter-Debatte um #whereismymoney nun aber endlich, dass gar nicht die Kopftuchträgerinnen benachteiligt werden – sondern die unbedeckten Männer. Ob auch ein bisschen Cash für die Träger eines Fez drin ist, will er wissen. Dafür würde er gern mit der Quasten-Kopfbedeckung aus Nordafrika rumlaufen.

Kopftücher überleben Bitcoins garantiert

Amjad ist Stand-up-Komiker aus dem Münsterland. Er beschäftigt sich nicht nur auf der Bühne satirisch mit Fremdenfeindlichkeit in Deutschland und Vorurteilen gegen Araber, sondern auch in seinen YouTube-Videos. Auf Twitter schlägt er vor, statt in Bitcoins in Kopftücher zu investieren: Da habe man mehr davon.

Und wie sieht es eigentlich mit Versicherungsschutz aus?

Arbeitnehmerrechte und so: Bezahlt das Kopftuch-Amt auch, wenn der Hidschab aufgrund von Krankheit nicht in der Öffentlichkeit präsentiert werden kann?

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