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An einer deutschen Uni wurde ein Neonazi promoviert

Promoviert wurde der Frontmann der Band „Hassgesang", Doktorvater ist niemand geringerer als Professor und AfD-Mitglied Ralph Weber, der gerne auch mal mit Thor-Steinar-Klamotten zur Uni kam.

Foto: imago | Rainer Unkel

„Die neue CD der Gruppe ,Hassgesang' ,B.Z.L.T.B.' (,Bis zum letzten Tropfen Blut') ist strafrechtlich relevant. Sie enthält fremdenfeindliche sowie antisemitische Liedtexte und propagiert den NS-Staat. Cover und Booklet zeigen Bilder von Konzentrationslagern, Hakenkreuze und ein Portrait von Adolf Hitler."
Verfassungsschutz 2003

Diese Passage stammt aus dem deutschen Verfassungsschutzbericht für Brandenburg aus dem Jahr 2003. Der Sänger und Frontmann von Hassgesang, Mark Bunzel, ist schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr. Drei Tonträger seiner Band wurden von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BpjM) indiziert und mit einem „absoluten Verbreitungsverbot" belegt.

Songtitel wie „Ausländer raus", „Zurück ins Reich" oder „Nigger out" werden wohl dazu beigetragen haben; und Liedtexte wie „Adolf Hitler, im Kampf für unser Land. Adolf Hitler, sein Werk verteufelt und verkannt. Adolf Hitler, du machtest es uns vor. Adolf Hitler, Sieg Heil tönt es zu dir empor", oder „Es ist bekannt in aller Welt, dass der Jude nicht viel von Arbeit hält. Lieber nimmt er die Entschädigungsmoneten, zum Bau von Atomraketen" vermutlich auch.

Maik Bunzel ist aber nicht einer von diesen Baseball-Schläger schwingenden Neonazis, die so blöd sind, dass sie selbst beim dritten Anlauf ein Hakenkreuz nicht richtig herum an die Wand gemalt bekommen. Maik Bunzel ist klug. Er ist sogar Jurist und war fast ein Jahr lang bis Herbst 2014 im nordbayerischen Lichtenfels Zivilrichter auf Probe. So lange, bis man über seine Musikprojekte und Vergangenheit erfuhr. Ein Neonazi im Staatsdienst? Der öffentliche Druck auf Bunzel war groß, angeblich sei er auf eigenen Wunsch vom Staatsdienst entlassen.

Nach dieser Nummer hat Bunzel nun Unterschlupf an der Universität Greifswald und bei einem Professor für Zivilrecht gefunden. Professor und AfD-Mitglied Ralph Weber war so freundlich, als Doktorvater für Bunzel zu fungieren, wie die FAZ berichtet. Bunzels Disputation zu „Der privatärztliche Vergütungsanspruch gemäß der GOÄ im Spannungsfeld des medizinischen Fortschritts" fand am 23.2.2016 statt. Maik Bunzel ist offiziell Doktor.

Wie die FAZ berichtet, zeigt sich die Greifswalder Hochschulleitung entsetzt, dass sie „nun im Zuge einer Presseanfrage zur Kenntnis nehmen muss, dass kürzlich an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät ein medizinrechtliches Promotionsverfahren von einer Person abgeschlossen wurde, der laut Medienberichten rechtsextreme Äußerungen zugeschrieben werden, die im Jahr 2004 zu einer Verurteilung wegen Volksverhetzung geführt haben sollen".

Es ist sehr wohl möglich, dass ähnlich wie im nordbayerischen Lichtenfels auch den Greifswaldern ein Fauxpas unterlaufen sei. Und doch sollte man noch ein paar Eckdaten über Doktorvater Ralph Weber erfahren. Er ist der umstrittene Professor, der 2010 für Furore gesorgt hat, weil er mit der bei Neonazis beliebten Kleidungsmarke „Thor Steinar" auf dem Campus erschienen war und im Zuge der Landratswahlen im Jahr 2008 einen Beschwerdebrief an das Innenministerium geschickt hatte, in dem er den Ausschluss zweier NPD-Kandidaten von der Wahl kritisierte. Jüngst kandidierte er für die AfD bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern. Aber klar, die Annahme von Maik Bunzel als Doktoranden kann einfach nur purer Zufall gewesen sein und keiner der beiden kannte die politischen Ausrichtung des anderen.