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ÖVP vs. SPÖ

Eine kleine Chronik der Disses zwischen ÖVP und SPÖ

In einem "Rot-Grün-Manifest" warnt die ÖVP gerade vor der Macht der Sozialdemokraten. Die Idee dazu ist aber schon über 60 Jahre alt.

In einer 50-seitigen Broschüre fasst die ÖVP zusammen, was ihrer Ansicht nach kommt, "wenn Rot-Grün kommt". So drohe Österreich "innerhalb kürzester Zeit eine Entwertung der Arbeitsleistung und der Kollaps des Sozialstaats", "eine Gesellschaft ohne Werte", "ein Anstieg der Arbeitslosigkeit und ein Schaden für den gesamten Wirtschaftsstandort Österreich" sowie "ein System der Freunderlwirtschaft, in dem das Parteibuch zur wichtigsten Qualifikation und Währung wird."

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Mal davon abgesehen, dass eine rot-grüne Mehrheit aus keiner einzigen veröffentlichten Umfragen der vergangen Jahre hervorgeht und man solche Horrorszenarien somit selbst im Vor-Wahlkampf übertrieben finden darf, ist das Spiel mit der Furcht auch noch etwas anderes als realitätsfern: nämlich ein ziemlich alter Hut. Wir haben ein paar Beispiele für den Kleinkrieg zwischen den Koalitionsparteien zusammengetragen.

Rabe vs. Spinne (1953)

Links: Vorwärts AG | SPÖ (1953). Rechts: Erwin Metten | ÖVP (1953)

1953 bedienten sich beide Parteien bei ähnlich abstrusen Schreckensbildern: Die ÖVP, gezeichnet als schwarzer Rabe, sorge für Arbeitslosigkeit, "Elend und Not". Die SPÖ, dargestellt als rote, gefährliche Spinne, reiße von außen Österreich an sich.

Highway to Hammer und Sichel (1956)

Links: Franz Adametz | ÖVP (1956). Rechts: Kein genannter Urheber | ÖVP (2017)

1956, ein Jahr nach dem Österreichischem Staatsvertrag und dem Ende der Besatzungszeit, gestaltete die ÖVP ein Sujet, das an jenes von 2017 erinnert. Die drei Pfeile der Arbeiterbewegung ließ die Volkspartei gen kommunistische Herrschaft, die für alle Anhänger im Dunklen liegt, zeigen. Sprich: Wer der SPÖ folgt, wandert in den Kommunismus. Ähnliches stellt die Hammer-und-Sichel-Broschüre von 2017 dar.

"Alle Macht" vs. "Alleinherschaft" (1959)

Lnks: Erwin Metten | ÖVP (1959). Rechts: Robert Sperl | SPÖ (1959)

"Die ÖVP will Alleinherrschaft", meinte die SPÖ 1959. Der fast gleichen Ansicht war die ÖVP: "Die SPÖ wollte alle Macht", was die ÖVP natürlich zu verhindern wüsste.

Achtung! Warnung! Vorsicht! (1967/1992)

Links: Vorwärts AG | SPÖ (1967). Rechts: ÖVP Salzburg (1992)

Beliebt scheint die Formulierung "Die SPÖ/ÖVP warnt:" gewesen zu sein; sie taucht in mehreren Sujets auf.

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Pleitegeier und Scheuklappenpferd (1977/1990)

Links: Franz Adametz | ÖVP (1977). Rechts: Paul Gerin | ÖVP (1990)

Die ÖVP setzt über viele Jahre auf Tiere in der Bildsprache: "Pleitegeier", "SPÖ-Trott" und als gähnendes Nilpferd: "FPÖ: Maul aufreissen allein genügt nicht". Diese wichen – bis zuletzt – eher der positiven Darstellung der eigenen Anliegen und Kandidaten.

Sujet: Solvejg Kunisch | SPÖ (1976)

Die SPÖ setzte hingegen zunehmend auf die Kritik an der ÖVP-Kritik: Ikonisch ist etwa auch Werner Faymanns "Genug gestritten" von 2008. Allgemein seien die Sujets im Laufe der Jahrzehnte zunehmend positiver geworden, erklärt eine Politikwissenschafterin dem Standard. Das Negative Campaigning hätten die Parteien zunehmend auf soziale Medien und Presseaussendungen ausgelagert.

Die ÖVP hat sich in der Zweiten Republik übrigens 9 Mal entschlossen, mit der SPÖ eine Regierung zu bilden – genau gleich oft wie die SPÖ mit der ÖVP koalieren wollte.

Christoph auf Twitter: @Schattleitner