Eine reisende Person steht vor einem Haus mit Tentakeln
Illustration: Cathryn Virginia
Menschen

Das sind die weltweit häufigsten Airbnb-Betrugsmaschen

Fast 1.000 Menschen haben uns per Mail von ihren negativen Airbnb-Erfahrungen berichtet. Wir konnten einige Muster entdecken.

Sie locken mit falschen Inseraten. Sie stellen Gästen Schäden in Rechnung, die gar nicht entstanden sind. Sie überzeugen Gäste davon, nicht über die Airbnb-App zu bezahlen, sie verlangen – manchmal etwas tollpatschig, manchmal drohend – von den Gästen, sie trotz aller Ärgernisse mit fünf Sternen zu bewerten. Es scheint, als hätten die Betrüger und Betrügerinnen dieser Welt herausgefunden, wie man Airbnb am besten austrickst.

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Vergangenes Jahr berichtete die ehemalige VICE-Autorin Allie Conti über ihren chaotischen Aufenthalt in Chicago. Durch ihre Erfahrung deckte sie eine USA-weite Airbnb-Betrugsmasche auf, bei der die schwammigen Regeln des Portals und deren mangelhafte Durchsetzung ausgenutzt wurden.

Um das wahre Ausmaß der Probleme von Airbnb zu begreifen, haben wir unsere Leserschaft darum gebeten, uns von negativen Erfahrungen mit der Buchungsplattform zu erzählen. Daraufhin haben wir fast 1.000 E-Mails erhalten, in vielen davon ist von ähnlichen Täuschungen wie bei Allie Conti die Rede.

Die Flut an Mails zeigt, dass die Gründer von Airbnb nicht in der Lage sind, die Vorgänge auf ihrer Buchungsplattform zu kontrollieren. Menschen mit unlauteren Absichten haben dank einfach ausnutzbarer Lücken in den Richtlinien leichtes Spiel. Nach unserem Artikel hat Airbnb jedoch weitreichende Veränderungen angekündigt und versprochen, bis zum Dezember 2020 alle sieben Millionen Inserate zu verifizieren. Airbnbs CEO und Mitgründer Brian Chesky sagte bei einer Konferenz: "Wir müssen für die Vorgänge auf unserer Plattform mehr Verantwortung übernehmen."

Wenn man die E-Mails als Maßstab nimmt, dann sind diese Veränderungen längst überfällig. Niemand sollte während des Urlaubs betrogen werden, in einer fremden Stadt ohne Dach über dem Kopf dastehen, in einer Bruchbude ohne fließendes Wasser übernachten oder nervige Diskussionen mit unechten Vermietenden führen müssen.

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Deshalb haben wir die weltweit geläufigsten Airbnb-Betrugsmaschen für euch aufgelistet.


Auch bei VICE: Wie ein Hacker Motorola ihren geheimen Quellcode abschwatzte


Das Lockvogelangebot

Eine Masche, die in Hunderten Mails beschrieben wurde, ist das Lockvogelangebot: Airbnb-User buchen ein Apartment, bei der Ankunft stellt sich aber heraus, dass die Wohnung ganz anders aussieht. Manchmal zeigen die Inserate einfach falsche Fotos, manchmal werden die Gäste von den Gastgebern – oft mit fadenscheinigen Gründen – dazu überredet, auf ein anderes Apartment auszuweichen. Und dieses andere Apartment ist dann verdreckt, kaum möbliert oder in einem ganz anderen Teil der Stadt.

Wenn angeblich ein Klempner kommen muss

Die Klempner-Masche scheint besonders beliebt zu sein. Dutzende Menschen haben uns davon erzählt, wie sie sich eine Wohnung oder ein ganzes Haus gemietet haben, nur um kurz vor dem Check-in ganz plötzlich eine Absage zu bekommen – angeblich wegen eines Rohrbruchs oder einer verstopften Toilette.

Ich buchte eine Unterkunft in der Nähe von Glass Beach. Wenige Wochen vor dem Trip wollte ich alles noch mal bestätigen, aber die Vermieterin schrieb mir, dass es ein Problem mit dem Abwassersystem gebe, sie mich aber in einer größeren Unterkunft unterbringen wolle. Daraus wurde nichts, aber meine Buchung wollte sie auch nicht stornieren – beim ersten Mal war angeblich ihr Computer kaputt, beim zweiten Mal soll ihr Vater gestorben sein. Ich musste mich erst bei Airbnb beschweren, das Unternehmen stornierte schließlich die Buchung. Eine negative Bewertung konnte ich nicht schreiben. – Kalifornien, USA

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Worauf genau die Klempner-Masche basiert? Wenn die Airbnb-Unterkunft nicht bewohnbar ist, können die Gastgeber für stornierte Buchungen nicht bestraft werden. So steht es in den Richtlinien: Stornierungsgebühren fallen an, außer in Notfällen oder unter "unvermeidbaren Umständen". Dazu zählen Todesfälle in der Familie, staatlich auferlegte Verpflichtungen oder "unvorhergesehene Schäden an der Unterkunft, Wartungsarbeiten oder Probleme mit der Ausstattung".

Airbnb verlangt für alle diese Umstände Nachweise, damit für den Gastgeber bei der Stornierung keine Gebühren anfallen. Wenn zum Beispiel ein Problem mit dem Abwassersystem der Wohnung angegeben wird, müsse man Airbnb die Rechnung eines seriösen Klempnerunternehmens vorlegen, so ein Sprecher des Unternehmens. Und wenn ein Gastgeber zudem mehrfach wegen problematischen Verhaltens auffiele, etwa mehrfache Last-Minute-Stornierungen, dann würde man diesen Gastgeber temporär sperren oder gleich ganz von der Plattform entfernen.

Es existieren noch andere Versionen dieser Masche. So geben die Vermieter manchmal an, dass vorherige Gäste die Unterkunft verwüstet hätten und deswegen derzeit niemand darin wohnen könne. In allen Fällen scheint das Ziel zu sein, die Airbnb-Unterkunft für mehr Geld an jemand anderes zu vermieten, die Buchung zu stornieren, ohne die anfallenden Strafgebühren zu zahlen, oder die Gäste dazu zu bringen, auf eine andere Unterkunft auszuweichen.

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Wir hatten ein Apartment gemietet, aber eine Woche vor unserer Reise nach Barcelona bekamen wir die Nachricht, dass die Unterkunft aufgrund eines familiären Notfalls nicht mehr verfügbar sei. Wie sich herausstellte, haben die Besitzer die Wohnung immer erst günstig vermietet, aber dann lieber andere Leute dort übernachten lassen, die das Doppelte zahlten. – Barcelona, Spanien

Wenn die Gäste die Unterkunft wechseln sollen

Die Klempner-Masche führt oft dazu, dass Gäste die Unterkunft wechseln sollen. Dabei ist nicht ganz klar, ob die Gäste in eine andere Unterkunft ausweichen sollen, weil es die Wohnung aus dem Airbnb-Inserat gar nicht gibt, oder weil andere potenzielle Gäste mehr Geld zahlen. Wir haben auf jeden Fall viele Mails erhalten, in denen Leute schreiben, dass sie kurz vor dem Check-in gebeten wurden, in einem anderen Haus oder Apartment zu übernachten. Dabei wurde oft versprochen, dass die Ausweichunterkunft größer und besser sei. Spoiler: Das war immer gelogen.

Bei dem großen Apartment mit vielen Zimmern wurde in letzter Minute die Adresse geändert. So standen wir schließlich vor zwei willkürlichen Wohnungen mit ein paar Klappbetten an der Wand. In einem der Zimmer, in dem man nicht lüften konnte, roch es nach Erbrochenem. Es war damit unbewohnbar. Wir buchten uns notgedrungen ein Hotel. Ich fotografierte die Ersatzwohnung aber noch, um zu zeigen, wie sie mit der eigentlich gebuchten Unterkunft überhaupt nichts zu tun hatte. Dennoch schlug sich Airbnb auf die Seite der Person, die uns abgezogen hatte. – New Orleans, USA

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Wenn plötzlich noch andere Gäste da sind

Das zwischenmenschlich wohl unangenehmste Lockvogelangebot: Man glaubt, die Airbnb-Unterkunft ganz für sich alleine gebucht zu haben, nur um bei der Ankunft noch weitere Gäste vorzufinden. Von diesem Szenario haben uns mehrere Leute in ihren E-Mails erzählt.

Hier kann Airbnb jedoch nur wenig machen, denn das Problem liegt nicht bei ihnen. In der App ist es nicht möglich, eine Unterkunft doppelt zu vermieten, denn das Inserat verschwindet automatisch, wenn eine Buchung reinkommt. Möglich wird das erst, wenn die Unterkunft auch auf anderen Plattformen angeboten wird. Dahinter stecken nicht immer böse Absichten: Manchmal kommen die Gastgeber einfach durcheinander oder vergessen, dass sie bereits Gäste erwarten.

Wir hatten ein ganzes Haus für ein Wochenende gemietet. Als wir dort ankamen, waren allerdings bereits Leute dort. Trotzdem wollte die Gastgeberin uns unser Geld nicht zurückgeben. Sie bescheißt die Gäste, indem sie ihre Unterkunft gleichzeitig bei Airbnb und Booking.com inseriert. Sie hat auf beiden Seiten sogar mehrere Inserate für dieselbe Unterkunft. – Kalifornien, USA

Airbnb selbst sagt, dass doppelte Buchungen normalerweise durch bedauerliche Fehler und nicht durch böswillige Absicht entstünden. Dennoch sei die Gasterfahrung dadurch getrübt und man unternehme alles, um den Gäste in einem solchen Fall zu helfen.

Im Allgemeinen findet Airbnb zu Lockvogelangeboten jeglicher Sorte klare Worte: "Betrugsmaschen wie der erzwungene Wechsel in eine schlechtere Unterkunft sind nicht akzeptabel und verstoßen gegen unsere Werte und Community-Standards. Wenn Gäste jemals zu so etwas aufgefordert werden, sollten sie uns umgehend per Telefon oder durch die App kontaktieren, damit wir ihnen weiterhelfen können. Durch unsere Garantie steht den Gästen in einem solchen Fall die volle Rückerstattung oder eine gleichwertige oder hochwertigere Unterkunft zu. Zudem würden wir das Problem mit den Gastgebern klären und sie eventuell von unserer Plattform entfernen. Falls die Masche bereits kriminelle Züge hat, würden wir zusätzlich die strafrechtlichen Behörden einschalten."

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Der finanzielle Betrug

Wenn man außerhalb der App bezahlen soll

Eine relativ eindeutige Masche ist es, wenn Gastgeber darum bitten, die Rechnung nicht in der Airbnb-App zu begleichen – sondern zum Beispiel per Scheck, per Bitcoin oder über eine andere Bezahl-App. Es gibt keinen vernünftigen Grund, dem nachzukommen. Es kommt quasi nie etwas Gutes dabei raus. Airbnb selbst warnt in den Sicherheitstipps vor dieser Masche.

Das Inserat sah gemütlich aus, der Gastgeber wirkte nett. Ich war aber etwas verwirrt, als er mir abseits von Airbnb in einer separaten Mail etwas von einem Mietvertrag schrieb. Obwohl ich kein gutes Gefühl dabei hatte, ließ ich mich darauf ein.
Bei meiner Ankunft war die Unterkunft total verschmutzt, im Waschbecken stand dreckiges Wasser, überall war Staub und für meinen sechsmonatigen Aufenthalt fand ich nur ein Handtuch und eine Rolle Klopapier vor. Am schlimmsten waren die Silberfischchen im Bad und in der Küche. Für mich stehen die kleinen Insekten auf einer Stufe mit Bettwanzen, man wird sie nur schwer wieder los und sie zerfressen deine Kleidung. Ich beschwerte mich bei meinem Gastgeber, der allerdings stundenlang nicht reagierte.
Daraufhin brach ich meinen Aufenthalt ab. Ich stornierte meine Buchung über die Airbnb-App und erzählte auch, was vorgefallen war. Deswegen flippte mein Gastgeber völlig aus. Er beschimpfte mich, weil ich die ganze Sache nicht privat klärte, und behauptete, ich würde nur in meinem eigenen Interesse handeln. Letztendlich musste ich dann doch einen vollen Monat bezahlen, obwohl ich nur einen Tag in der Wohnung gewesen war. Das Inserat ist übrigens noch online. Immerhin habe ich in meiner Bewertung vor den Silberfischchen gewarnt. – Montreal, Kanada

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Gegenüber VICE sagt Airbnb: "Wir sind eine End-To-End-Plattform, man sollte also immer auf unserer Plattform buchen, bezahlen und kommunizieren. Zudem wird bei jedem Inserat davor gewarnt, abseits der Plattform zu bezahlen oder zu interagieren. Im Hilfe-Center gibt es eine spezielle Seite nur für solche Fälle – und Gastgeber, die die Gäste von Airbnb weglocken wollen, können gesperrt oder ganz entfernt werden."

Wenn Schäden angegeben werden, die gar nicht existieren

Wenn es eine Sache gibt, die Airbnb nur schwer kontrollieren kann und vor der sich Gäste nur schwer schützen können, dann sind das erfundene Schäden in der Unterkunft. Denn es kommt ab und an wirklich vor, dass bei einem Aufenthalt etwas kaputt geht – egal ob verstopfte Abflüsse, ein für ein Lagerfeuer gegrabenes Loch im Garten oder beschädigte Teppiche und Möbel.

In einigen Fällen verlangen die Gastgeber dann aber exorbitant hohe Summen für die Reparatur oder die Reinigung.

An meinem letzten Tag in der Unterkunft verschüttete ich aus Versehen eine winzige Menge Kaffee auf den recht schäbigen Teppich (und wischte das Meiste davon direkt mit einem Handtuch wieder weg). Ich war dann so nett und erzählte dem Gastgeber von dem kleinen Fleck, damit er ihn mit einem Fleckenentfernungsmittel entfernen konnte.
Der Gastgeber, der sich den Fleck mit Sicherheit nicht einmal angeschaut hat, wollte mir dann 2.000 Dollar für die Reinigung des Teppichs in Rechnung stellen. Schließlich schaffte ich es dank meiner Beharrlichkeit immerhin, den Betrag auf immer noch lächerliche 375 Dollar zu drücken. – Mountain View, Kalifornien, USA

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In anderen Fällen wirken die finanziellen Forderungen nach einem angeblichen Schaden schon eher wie eine Masche.

Der Besitzer der Unterkunft rief mich an und warf mir vor, den Schlüssel zur Wohnung verloren zu haben. Ich sagte, dass ich den Schlüssel nach meinem Check-out dort hinterlegt hätte, wo es ausgemacht war. Daraufhin wurde er richtig aggressiv und schrie mich auf Französisch an. Ich verstand kein Wort.
Rund zwei Stunden nach Check-out schrieb mir der Vermieter, dass ich ihm 2.000 Dollar für ein neues Schloss schuldete. Dann kam eine Nachricht von Airbnb: Man werde das Geld von meinem Konto einziehen, es solle entsprechend gedeckt sein. Ich antwortete, dass der Gastgeber ein dreister Lügner und Erpresser sei. Und dass ich nichts zahlen würde. Zudem reichte ich bei Airbnb eine offizielle Beschwerde gegen den Typen ein. 15 Minuten nach dieser Beschwerde schrieb mir Airbnb, dass die Angelegenheit vom Tisch sei und ich nichts zahlen müsse. Ich habe auch nie wieder etwas von dem Vermieter gehört. – Paris, Frankreich

Gegenüber VICE gibt Airbnb an, dass im "Mediations-Center", das in solchen Problemfällen herangezogen wird, gegenseitige Kontrollsysteme greifen würden. Wenn Gäste der Meinung sind, von ihren Gastgebern über den Tisch gezogen zu werden, dann sollten sie die Angelegenheit mithilfe der App bei den Sachbearbeitenden von Airbnb melden.

Falsche Bewertungen und Drohnachrichten

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Das Ziel aller Airbnb-Gastgeber ist es, so viele Fünf-Sterne-Bewertungen zu bekommen wie möglich und so den Titel "Superhost" zu erhalten. Dafür ist unter anderem eine Gesamtbewertung von mindestens 4,8 Sternen erforderlich. Alles darunter kann sich negativ auf die Anzahl der Buchungen auswirken. Deswegen gibt es auch mehr als nur einen Guide dazu, wie man ganz ehrlich an perfekte Bewertungen kommt.

Immer häufiger kommt es nun aber anscheinend vor, dass selbst richtig schlechte Gastgeber schon im Voraus auf Fünf-Sterne-Reviews pochen – ganz egal, wie der Aufenthalt tatsächlich war. So bekam Ex-VICE-Autorin Conti am Ende ihrer katastrophalen Erfahrung in Chicago etwa diese komische Anfrage:

In der letzten Nachricht, die ich von "Becky and Andrew" bekomme, bitten sie mich, ihnen eine Fünf-Sterne-Bewertung zu geben und alle negativen Anmerkungen nur per Privatnachricht zu kommunizieren –, weil Airbnb angeblich den Algorithmus geändert hat.
"Ich bitte Sie höflich, dass Sie mir jegliche Probleme mit meiner Wohnung direkt hier in diesem Nachrichtenverlauf mitteilen, anstatt eine Vier-Sterne-Review zu schreiben", heißt es.

Was etwas unbeholfen wirkt, geht auch anders. In einigen Mails erzählten uns die Leute, dass ihre Gastgeber ihre weiße Weste mit anderen Mitteln behalten wollten.

Wenn schlechte Bewertungen versteckt oder komplett gelöscht werden

In gewissen Fällen versteckt oder löscht Airbnb Reviews. Und das manchmal aus gutem Grund, zum Beispiel wenn die Gäste nie in der Unterkunft übernachtet haben oder wenn sie offensichtlich lügen. Mehrere Leute haben uns aber erzählt, dass sie das Gefühl haben, die Gastgeber würden dieses System dazu verwenden, um tatsächlich zutreffende Negativ-Reviews verschwinden zu lassen.

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Vor Kurzem schrieb ich eine ehrliche Drei-Sterne-Bewertung, die Airbnb dann aber von der Seite nahm, weil sie "gegen die Richtlinien" verstoßen haben soll. Anscheinend hat der Gastgeber eine Konversation gefaket und mit einem Screenshot davon gegenüber Airbnb behauptet, dass ich ihm mit dem Versprechen einer positiven Review zu einer Kostenrückerstattung bringen wollte. Nachdem ich dem Kundensupport meine Situation erklärt hatte, sagte man mir, dass man ausreichende Nachforschungen angestellt habe und dass ich sie nicht mehr anrufen solle. Damit war der Fall für Airbnb erledigt. – keine Location angegeben

Wenn die Zeit abläuft

Mehrere Airbnb-User erzählten uns, dass sie so lange mit den Gastgebern und Airbnb über eine Kostenrückerstattung diskutieren mussten, dass die zweiwöchige Bewertungsfrist verstrich und sie keine Bewertung mehr schreiben konnten. Gäste können auch keine Reviews hinterlassen, wenn die Buchung storniert wird – selbst dann, wenn sie nach Ankunft merken, dass die Unterkunft nicht dem Inserat entspricht, und deswegen den Aufenthalt abbrechen.

Ich stornierte die Buchung fünf Minuten nach meiner Ankunft, weil die Unterkunft ganz anders war als beworben. Airbnb weigerte sich dann, mir die Kosten zu erstatten, weil die Untersuchung des Falles noch nicht abgeschlossen war. So verging immer mehr Zeit, ohne dass etwas passierte. Airbnb und der Gastgeber zögerten das Ganze so lange hinaus, bis ich keine Bewertung mehr schreiben konnte. Mein Geld habe ich auch nie zurückbekommen. – Pretoria, Südafrika

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Airbnb sagt, dass man in solchen Fällen auch dann eine Bewertung schreiben soll, wenn noch nicht alles geklärt ist. Durch das Review-System ist die Gastbewertung nämlich erst dann sichtbar, wenn auch der Gastgeber eine Bewertung abgibt – oder nach Ablauf der 14-tägigen Frist.

Wenn plötzlich gedroht wird

Hierbei handelt es sich weniger um eine Betrugsmasche als um eine tatsächliche Straftat. In einigen E-Mails wurde uns beschrieben, wie Gäste bedroht wurden oder beleidigende Nachrichten erhielten, nachdem sie eine schlechte Bewertung geschrieben hatten.

Ich schrieb einem Gastgeber eine sehr negative Bewertung. Seine Antwort: irre viele beleidigende WhatsApp-Sprachnachrichten, in denen er behauptete, zur litauischen Mafia zu gehören. – Litauen

Abschließend sagt Airbnb zum Thema Löschen von Bewertungen: "Bei uns herrscht eine klare Content-Richtlinie. Die Schwelle, um überhaupt darüber nachzudenken, eine Bewertung zu entfernen, ist sehr hoch. Berechtigte Gründe für eine Löschung sind unter anderem Hassrede oder Erpressung. Wir wollen, dass die Gäste alle Reviews eines Inserats sehen können, damit sie sich vor der Buchung durch authentische Erfahrungen eingehend informieren können.

Die Maschen der Gäste

Nicht nur Gäste haben öfter Probleme mit Airbnb. Auch viele Gastgeber haben uns geschrieben, wie das Unternehmen ihnen kaum weitergeholfen hat, als sie Probleme mit Gästen meldeten. Laut einem Gastgeber sei es schwierig, Airbnb dazu zu bringen, einfache Schäden und Reparaturen zu bezahlen. Außerdem werde man auch für unumgängliche Stornierungen bestraft.

Wenn ein Gast etwas kaputt macht und man es nicht repariert, stellt Airbnb einem die Umbuchung der nachfolgenden Gäste in Rechnung.
Wenn in der Unterkunft etwas kaputt geht, ist es nahezu unmöglich, das Geld für die Reparatur von Airbnb zurückzubekommen. Die verlangen dann, dass sich mindestens drei Unternehmen den Schaden anschauen und einen Kostenvoranschlag schreiben. Und selbst dann bekommt man nicht mal die gesamte Rechnung beglichen. Dabei verlangen die Unternehmen ja schon Geld, um überhaupt zur Unterkunft zu kommen. Eigentlich ist es nie sinnvoll, das Ganze über Airbnb abzuwickeln. Die Versicherung dort ist die reinste Abzocke.
Eine Frau verbrachte eine Nacht in unserer Unterkunft. Am nächsten Morgen sagte sie, dass sie der Geruch des Reinigungsmittels störe. Airbnb stornierte den gesamten einwöchigen Aufenthalt, der uns 900 Dollar eingebracht hätte, und stellte der Frau die eine Nacht nicht in Rechnung. Somit gingen uns 25 Prozent unseres monatlichen Einkommens flöten, weil man die Unterkunft normalerweise so schnell nicht wieder vermietet bekommt.

Airbnb sagt dazu: "Das Ziel unseres Supportteams ist es, Streitfälle schnell zu schlichten. Zudem soll unsere Garantie in Höhe von einer Million Dollar den Gastgebern Sicherheit geben, dass wir sie unterstützen, wenn die Dinge nicht so laufen, wie sie sollen."

Das Fazit

Die Mitarbeitenden von Airbnb wollen bewusst den Eindruck vermitteln, dass sie für all das Verantwortung übernehmen, was auf ihrer Plattform passiert: Egal ob ein Gast oder ein Gastgeber Probleme meldet, das Unternehmen will alle Hebel in Bewegung setzen, um zu helfen. Airbnb hat im vergangenen Jahr aber auch zugegeben, dass es im System ernsthafte Mängel gibt und dass in vielen Inseraten "Ungenauigkeiten" vorliegen.

"Ich will mich klar und deutlich ausdrücken: Wir sind nicht unfehlbar", sagt Airbnb-CEO Brian Chesky. Die Plattform basiere auf Vertrauen, man müsse dieses Vertrauen nun weiter stärken, damit es schwarze Schafe nicht mehr so leicht haben. "Das Vertrauen unserer Community steht für uns an erster Stelle", so Chesky weiter.

Dass Airbnb nun alle Inserate verifizieren will, wirkt wie ein ehrlicher, aber auch irgendwie zu spät kommender Schritt, um eine angeschlagene Reiseunterkunftsplattform zu rehabilitieren und für Gäste und Gastgeber sicherer zu machen. Wie aus den uns zugeschickten E-Mails hervorgeht, kann man den Schaden in vielen Fällen aber nicht mehr rückgängig machen. Die Urlaube sind ruiniert, das Geld ist weg, die von Silberfischchen zerfressenen Shirts entsorgt. Die schlechte Erfahrung bleibt hingegen für immer.

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