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Popkultur

Diese zwei Abiturienten machen ein Jahr lang nur, worauf sie Lust haben

Fliegende Badewannen sind vielleicht das Absurdeste, aber nicht das Gefährlichste, was die Zwillinge von "The Real Life Guys" schon veranstaltet haben. Wir haben mit ihnen gesprochen.
Foto mit freundlicher Genehmigung der Real Life Guys

"Und, was macht ihr nach dem Abi?" Die Antwort vieler Abiturienten dürfte "Studium", "Backpacken durch Neuseeland" oder "Endlich in Vollzeit auf Instagram abhängen und ein richtiger Influencer werden" lauten. Die Zwillinge Philipp und Johannes hingegen würden antworten: "Motoren an eine Badewanne bauen und mit ihr zum Bäcker fliegen, um Brötchen zu holen."

Die 20-Jährigen aus der Nähe von Darmstadt fassten nach ihrem Schulabschluss einen Entschluss: ein Jahr lang nur das machen, worauf sie Lust haben und das Ganze mit Videos für die Nachwelt festhalten. Heißluftballons aus Alufolie, Longboards mit Raketenantrieb, eine Radtour von Deutschland nach Kroatien – mit ihren YouTube-Videos erreichen die Brüder unter dem Namen "The Real Life Guys" mittlerweile fast 300.000 Abonnenten. Wir haben die beiden zwischen Island und Kalifornien ans Telefon bekommen und gefragt, was eigentlich so passiert, wenn man ein Jahr lang nur auf seinen Bauch hört.

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VICE: Nach dem Abi kümmern sich die meisten jungen Menschen wahrscheinlich erstmal um einen Studienplatz. Ihr habt euch dafür entschieden, für YouTube verrückte Sachen zu bauen. Warum?
Philipp: Unseren YouTube-Kanal gab es schon vorher, allerdings haben wir die Videos damals eher für unsere Freunde hochgeladen. Wir haben zum Beispiel ein Floß gebaut und sind damit über den Rhein gefahren. Nach dem Abi haben wir uns dann vorgenommen, für ein Jahr einfach alles auszuprobieren, wofür wir bisher keine Zeit hatten. Wir haben uns gedacht: Wenn was draus wird, machen wir das weiter. Und wenn nicht, dann studieren wir eben.

Johannes: Als Allererstes sind wir mit einem Tandem nach Kroatien gefahren. Eine größere Radtour wollten wir sowieso schon länger machen, es war gerade gutes Wetter und wir hatten eine gute Route. Auf der Tour sind uns dann immer mehr Ideen gekommen, was wir alles noch machen wollen. Als wir wieder zu Hause waren, haben wir angefangen, aus einer Badewanne ein U-Boot zu bauen.

Die Idee ist das eine. Wie habt ihr das Handwerkliche gemeistert?
Philipp: Wir haben schon immer irgendetwas gebaut und uns für solche Sachen interessiert, das meiste haben wir aber durch Ausprobieren gelernt. Das U-Boot ist mehrfach kaputt gegangen. Da haben wir jedes Mal überlegt, was verbessert werden muss und wo man zum Beispiel einen Kompressor einbauen könnte.

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Johannes: Die Idee, das so zu bauen, dass man am Ende elektrisch fahren und auf- und abtauchen kann, kam dann während des Bauens. Das Schweißen haben wir uns auch selbst beigebracht. Wir haben uns ein gebrauchtes Schweißgerät für 100 Euro gekauft und es dann einfach so lange ausprobiert, bis es geklappt hat und ein paar YouTube-Tutorials angeguckt.

Wie haben eure Eltern und Freunde reagiert, als ihr gesagt habt: "Wir bauen uns jetzt ein U-Boot. Und danach fliegen wir mit einer Badewanne durch die Gegend"?
Philipp: Die Meisten haben uns am Anfang für ziemlich verrückt gehalten, weil wir unsere bescheuerten Ideen durchgezogen haben. Aber seitdem der YouTube-Kanal ein bisschen größer geworden ist und die Leute sehen, dass wir das auch hinkriegen, feiern sie es. Unsere Mutter hatte da natürlich immer ein bisschen Angst und wollte, dass wir aufpassen. Trotzdem unterstützen uns unsere Eltern. Sie wollen, dass wir unser Ding machen und drängen uns nicht dazu zu studieren oder so. Wir müssen es nicht wie alle anderen machen.

Gab es einen Moment, in dem etwas schiefgegangen ist und ihr mal richtig Angst hattet?Johannes: Beim U-Boot gab es mehrere solcher Situationen, wenn wir unter Wasser waren und es plötzlich undicht geworden ist. Da hatten wir aber auch relativ viele Sicherheitsmaßnahmen. Wir hatten Sauerstoff unten im U-Boot und einen Taucher draußen, der die Gewichte hätte entfernen können, die das Boot unten gehalten haben. Außerdem hatten wir meistens ein Seil dran, an dem man uns hätte hochziehen können. Als wir dann aber in Estland in einem überschwemmten Gefängnis tauchen wollten, waren wir ganz alleine. Der Schnorchel ist uns in zehn Meter Tiefe abgerissen. Man hat richtig gemerkt, wie die Badewanne von außen geknackt hat und die Beschichtung abgeplatzt ist, weil der Druck so stark war. Dann ist auch noch Wasser reingelaufen, das war schon kein so gutes Gefühl. Trotzdem waren wir sicher, dass schlussendlich alles funktionieren wird und wir da irgendwie schon wieder hochkommen.

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Ein Jahr lang einfach nur machen, worauf man gerade Lust hat – davon träumen viele. Was habt ihr in dieser Zeit gelernt?
Philipp: Man kann alles machen, was man im Kopf hat, was man sich vornimmt. Das ist erstens gar nicht so teuer, wie viele Leute denken, und zweitens gar nicht so schwierig. Mein Tipp: Denkt nicht an irgendwelche Gefahren oder habt Angst, dass irgendetwas schief geht oder nicht alles perfekt geplant ist. Man sucht immer so viele Ausreden, warum man etwas nicht macht, anstatt es einfach zu machen.

Johannes: Uns freut es immer am meisten, wenn Leute uns sagen, dass wir sie dazu motivieren konnten, selbst etwas zu machen. Wenn sie zum Beispiel selbst eine lange Radtour unternommen haben, oder Sachen von uns nachgebaut haben und die haben funktioniert.

Also ist das freie Jahr jetzt erstmal auf unbeschränkte Zeit erweitert.
Johannes: Ja. Wir haben nach dem Jahr angefangen, Umweltingenieurswissenschaften zu studieren, allerdings nur ein halbes Semester.

Philipp: Wir hatten das sowieso nur Teilzeit gemacht, zwei Module von fünf. Aber wenn man erstmal weiß, was man sonst alles mit der Zeit machen kann, die man in der Uni sitzt, dann ist es einfach zu langweilig. Im Studium kann man nicht kreativ sein, da wird einem alles vorgegeben. Alles dauert ewig und man muss diese unnötige Fachsprache anwenden. Das ist einfach nichts für uns.

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