"Ich gehe in paar Stunden aus dem haus und guck den guertel…Ob alles richtig ist…Dann zie ich an und gehe weinachtsmarkt" - Yad A., 12 Jahre, vor seinem versuchten Attentat in Deutschland*
Woraufhin K. seinen Chatpartner motiviert habe:"Ich habe gerade echt Probleme mit der nyya (Anm.: Absicht)…meine nyya ist jannah (Anm.: Paradies)…Ich will dunya (Anm.: Diesseits) net mehr…Nur um dunya loszuwerden is5…Nur str3ss."
Am darauffolgenden Tag habe sich der 12-Jährige dann wiederum bereit für seine Pläne gefühlt:"Denk an Allah und die Sahaba (Anm.: Märtyrertum) (…) Denk an die Beleidigungen (…) An die Toten Muslimin (…) Kinder"
Am Weihnachtsmarkt angelangt, scheiterte A. jedoch daran, den mit Nägeln bestückten Sprengsatz zu zünden, hinterließ die Vorrichtung und lief davon. Möglich ist auch, dass der Bub schließlich doch vor der Tat zurückschreckte. Erst über einen anderen Freund, dem A. davon erzählte, erfuhr auch die Polizei von der geplanten Tat und nahm ihn Tage später fest. Der strafunmündige A. wurde später in einer geschlossenen Psychiatrie untergebracht, was auch auf Antrag seiner Eltern geschah."Ich gehe in paar Stunden aus dem haus und guck den guertel…Ob alles richtig ist…Dann zie ich an und gehe weinachtsmarkt."
Ein besonders brisanter Kontakt der beiden Jugendlichen war laut Anklage ein in Deutschland inhaftierter Mann namens Mohamed A. Der 27-Jährige war vor einigen Jahren wegen schweren Raubes verurteilt worden und radikalisierte sich während des Aufenthaltes in der Justizanstalt Berlin-Tegel. Tatsächlich schaffte es der Islamist auch, sich im Gefängnis ein geschmuggeltes Handy zu beschaffen und damit etwa auf Facebook IS-Propaganda zu verbreiten.Bisher nicht bekannt war, dass Mohammed A. über sein Handy eben auch in direktem Kontakt mit dem 12-jährigen A., sowie dem Wiener Lorenz K. gestanden haben soll. Mohammed A. bemühte sich sogar darum, den Jugendlichen einen direkten Draht zu IS-Leuten in Syrien zu verschaffen, was schließlich auch gelang.Die Ermittler waren womöglich überhaupt erst durch die Verhaftung der beiden Teenager auf den inhaftierten Gefährder gekommen. Im Juli 2017 sollte der 27-Jährige eigentlich aus der Haft entlassen werden, einen Monat zuvor erfolgte aber plötzlich eine Razzia in seiner Zelle, bei der das geschmuggelte Propaganda-Handy beschlagnahmt wurde. Seither bemüht man sich in Deutschland, den Islamisten in Haft zu behalten."Wenn die Tür aufgeht gibts Action und Bewegung" - Mohamed A., 27, inhaftierter Islamist in Berlin, über Anschlagspläne nach seiner Haft*
"Ich habe einen Bruder wegen Österreich gefragt, den du selbst kennst, Abu Usama Al-Garib (Anm.: Mohammed Mahmoud). Und der hat mir gesagt, dass du das auf jeden Fall machen kannst." - "Mujahid", unbekannter IS-Kontakt in Syrien*
Als der Plan des damals 12-Jährigen scheiterte, soll "Mujahid" Lorenz K. deshalb eine Warnung ausgesprochen haben:"Es ist nur ein Feuerzeug was mich jetzt nach janna (Anm.: Paradies) führen wird…Inshaallah“ (…) Okay sqpqmualeykum in halbe Stunde oder eine"
K. wiederum machte Anfang Dezember 2016 einen Ausflug ins deutsche Neuss, wo er bei einem anderen jungen Salafisten unterkam, heißt es in der Anklage. Auch traf er dort auf seine 16-jährige Internet-Freundin, die laut Anklage ebenfalls von K. radikalisiert wurde. Die beiden sollen in Neuss schließlich von einem Imam "geehelicht" worden sein.Lorenz K. habe dann ebenfalls geplant, in Deutschland einen Sprengstoffanschlag zu verüben und stand dazu mit "Mujahid" in engem Kontakt. Mit seinem Bekannten in Neuss soll er eine Testbombe gebastelt haben. Angeblich verließ ihn danach jedoch der Mut und er kehrte aus Geldmangel nach Österreich zurück, heißt es in der Anklage. Zuvor wurde er aber sogar von deutschen Beamten kurzzeitig festgenommen. Der Vater des 16-jährigen Mädchens hatte die Polizei laut Anklage auf den jungen, potenziell gefährlichen Österreicher bereits aufmerksam gemacht. Die Beamten sahen sich in der Folge auch das Foto der Testbombe auf K.s Telefon an, er konnte sie jedoch überzeugen, dass es sich dabei nur um eine harmlose Rauchbombe handeln würde und kam frei."Ich wollt dir einen Ratschlag geben Achi. Äh, jetzt mit dem Bruder, der kurdische Bruder, wir haben sehr viele Mal verschoben. Viele Male ist es schief gegangen. Jetzt wieder schief gegangen, heute…Und keinen Kontakt mit ihm Achi am besten, weil ich hab kein gutes Gefühl bei dieser Sache."
Und wiederholte dies wenige Tage später:"Achi, ähm, ich hab gefragt, ähm wegen 'Operation Österreich' ähm, ich hab einen Bruder gefragt, den du selbst kennst, Abu Usama Al-Garib. (Anm.: Mohammed Mahmoud) Und der hat mir gesagt, dass du das auf jeden Fall machen kannst."
In dem Monat vor seiner Verhaftung habe sich K. mit anderen Freunden in Wien weiterhin über extremistische Ideen ausgetauscht, meint die Anklage. Man sinnierte, wie man etwa die Freilassung des inhaftierten, islamistischen Predigers Mirsad O. erpressen könnte. Wie ernstzunehmend diese Gespräche waren, wird man im bevorstehenden Prozess feststellen müssen, der Verteidiger Blaschitz widerspricht jedenfalls sämtlichen versuchten Mordplänen. Aus seinen, zumindest früheren Sympathien für die IS-Terrormiliz macht K., der Anklage lautend, keinen Hehl. Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass er auf sein befreundetes Umfeld eine gefährlichen Einfluss ausübte.Verstörend bleibt jedenfalls der Eindruck, wie kindliche Fanatiker über ein örtlich verstreutes Netz zwischen Syrien, Deutschland und sogar aus einer Berliner Haftanstalt heraus, von älteren Rattenfängern beeinflusst werden konnten.Thomas auf Twitter: @t_moonshineFolge VICE auf Facebook, Instagram und Twitter.*Zitate entstammen der Anklageschrift"Wie ich dir schon gesagt habe, Österreich kannst du auch machen."