Game of Thrones – Alles, was du vor Beginn der 7. Staffel wissen musst
Lena Headey, Nikolaj Coster-Waldau

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Popkultur

Game of Thrones – Alles, was du vor Beginn der 7. Staffel wissen musst

Hier noch einmal alles, was du wahrscheinlich vergessen hast, inklusive einiger Vorhersagen.

Der Winter kommt. Wir meinen nicht die sommerlichen Herbststürme da draußen. Natürlich geht es um Game of Thrones. Am 16. Juli startet endlich die neue Staffel. Und verdammt, mussten wir lange warten.

Die Serie mit den Drachen ist unbestreitbar die Heldensage unserer Zeit – eine zeitgenössisches Epos in der Tradition von Ilias oder Gilgamesch, das sich zu gleichen Teilen am tiefschwarzen politischen Gewissen, sowie den dunklen Kapiteln der europäischen Geschichte bedient. Diese vorletzte Staffel dürfte auch eine Antwort auf eine der drängendsten Fragen unserer Zeit liefern: Wie beendest du ein Epos, wenn fast alle Hauptfiguren schon tot sind?

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Übrig sind nur noch fünf überlebende Hauptrollen – inklusive einiger Nebenrollen, die beim Beginn der Serie, 2011, größtenteils Kinder waren. Die Macher haben das Problem ein bisschen gemildert, indem sie die kommende Staffel von zehn auf sieben Folgen gekürzt haben. Die achte und letzte Staffel soll wahrscheinlich sogar nur noch sechs Folgen umfassen – diese dafür aber wohl in Spielfilmlänge. Hilfreich dürfte auch sein, dass alle Parteien endlich an wenigen zentralen Orten aufeinandertreffen. Damit werden sich nicht gerade wenige Figuren zum ersten Mal begegnen.


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Aber wie sind noch nicht aus dem Weirwood-Gestrüpp (das sind die Bäume im Norden mit den roten Blättern). Bevor wir das Buch über Westeros schließen können – und während George R.R. Martin noch vollauf damit beschäftigt ist, es zu Ende zu schreiben – müssen wir erst der frischgekrönten Cersei Lannister die Macht entreißen, wir müssen Jorah Mormont von dieser penetranten Schuppenflechte heilen, und Jon Snow mit Daernerys Targaryen gegen die Untoten des Nordens vereinen. Wird irgendetwas davon im Laufe der kommenden Staffel abgeschlossen werden? Wahrscheinlich nicht! Aber nachdem sechs Staffeln lang rumgeschachert wurde, muss sich zwangsläufig etwas tun. Unsere Übersicht mit einigen möglichen Aussichten auf das anstehende Geschehen sollte dir dabei helfen, die Tyrells nicht mit den Martells zu verwechseln. Das hier ist die große VICE Game of Thrones Preview 2017. In diesem Sinne: Valar morghulis, Bitches.

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Haus Stark

Kurzfassung: Nachdem Jon Snow (Kit Harrington) von den Toten wiederauferstanden ist, hat sich Ned Starks Sippe das heimische Winterfell zurückerobert und steht (fast) wiedervereint gegen die Bedrohungen von oben (Eis-Zombies) und unten (Lannisters).

Sechste Staffel: Wie uns diverse Romane und Filme gelehrt haben, sollte man Tote besser nicht wieder zum Leben erwecken. Eine Zeit lang vergaß man fast, dass die Starks die Stars der Serie waren. Schließlich mussten die Geschwister lange unter heftigen Demütigungen leiden.

Jetzt, da Jon Snow einer Offenbarung seiner hochgeborenen Eltern zu folgen scheint, haben die Starks wieder Winterfell unter Kontrolle und damit den Norden. Jon hat als Unterstützung die Night's Watch und die Wildlings gewonnen, seine Schwester Sansa hat sich blutig an ihrem Peiniger Ramsey Bolton gerächt und Bran – der jüngste überlebende Stark, nachdem Ramsey dem kleinen Rickon einen Pfeil verpasst hatte – hat sein Jedi-Training abgeschlossen und ist zurück nach Castle Black gereist, um sich dort mit seinen Geschwistern wieder zu vereinen.

Ungeklärt ist allerdings noch, was mit Arya Stark passiert. Als Letztes sahen wir, wie sie sich an Walder Frey für die Ermordung ihrer Mutter und ihres Bruders gerächt hat, indem sie ihm seine eigenen Kinder zum Essen servierte und seine Kehle durchschnitt. Ehemals verbündete wie Brienne of Tarth, Tormund Giantsbane, Davos Seaworth und der Hound (ebenfalls frisch von den Toten auferstanden) sind von ihren früheren Allianzen mehr oder weniger gelöst und dementsprechend frei für andere Plots.

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Ausblick: Es ist schon ein kleines Wunder, dass es überhaupt noch genug Starks für zwei Subplots gibt: 1. Jon Snow ist jetzt der König des Nordens. Allerdings ist er weniger mit Herrschen beschäftigt, als mit den White Walkers, die immer näher an Winterfell kommen. Er wird wahrscheinlich mit Daenerys um Frieden bitten, die übrigens, was beide nicht wissen, seine Tante ist. Er wird sie von einem Sturm auf King's Landing abhalten wollen und darum bitten, ihm bei der Verteidigung der großen Eiswand zu helfen, während sich die anderen Starks um Winterfell kümmern. Das wird die Familie wahrscheinlich 2. in einen Konflikt mit Petyr Baelish bringen, der sich bereits darin versucht hat, Sansa zu kontrollieren – und allgemein am Ende der letzten Staffel nicht sehr vertrauenserweckend rüberkommt.

David Benioff und D.B. Weiss, die Macher der Serie, werden wahrscheinlich die Zuschauer dafür rügen wollen, ständig Sansa unterschätzt zu haben. Spannend bleibt ist mit Arya. Insbesondere dann, wenn du die unbeliebte, aber verbreitete Meinung vertrittst, dass unsere Arya in der achten Folge der sechsten Staffel gestorben ist und von ihrer Gesichter stehlenden Rivalin, Waif, ersetzt wurde.

Lena Headey, Nikolaj Coster-Waldau | Foto: Helen Sloan mit freundlicher Genehmigung von HBO

Haus Lannister

Kurzfassung: Die inzestuösen Geschwister Cersei und Jaime Lannister (Lena Heady und Nikolaj Coster-Waldau) haben die totale Kontrolle über die Seven Kingdoms übernommen, während ihr abtrünniger Bruder Tyrion (Peter Dinklage) Daenerys dabei hilft, ihnen gefährlich zu werden.

Sechste Staffel: Abgesehen vom Selbstmord ihres leicht beeinflussbaren Sohnes Tommen lief es für die Lannisters ziemlich rund. Nachdem Jamie von der Theokratie des High Sparrow aus King's Landing verbannt worden war, verhalf er einer kleinen Rebellion bei Riverrun zum Sieg, während Cersei die Tyrells und Sparrows dezimierte und sich selbst zur Königin krönte. Tyrion wurde derweil der engste Vertraute von Daenerys, obwohl er fast ihr ganzes Erbe in den Dreck zog, als sie Gefangene der Dothraki war. Er hatte mit Sklavenhaltern verhandelt. Mit Sklavenhaltern verhandelt man nicht! Wie auch immer, Tyrion scheint die gebündelte Tyrell/Martell/Dothraki/Unsullied-Armada mit anzuführen und dürfte dementsprechend auch früher oder später mit seinen Geschwistern aneinandergeraten.

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Ausblick: Es gab eine Zeit, da beherrschte Peter Dinklages unfassbar charismatischer Tyrion Lannister die Serie. In späteren Staffeln wurde er dann jedoch zunehmend auf die Rolle als Daenerys' Gehilfe reduziert. Es ist schwer zu sagen, ob sich das mit dieser Staffel ändert, aber seine Rückkehr nach Westeros bedeutet auch, dass er sich wieder verbal mit seinem Bruder Jaime anlegen kann. Es dürfte auch interessant sein, was aus dem höflichen Respekt der beiden füreinander geworden ist, nachdem Tyrion ihren gemeinsamen Vater ermordet hat.

Wirklich spannend dürfte es aber zwischen Cersei und Jaime werden. Jetzt, da alle drei Kinder tot sind, stellt sich die Frage, wie weit Jaime seiner Schwester in ihren zunehmenden Wahnsinn folgen kann und will. Und obwohl ihre Methoden definitiv drakonisch sind – eine Allianz mit dem ähnlich sadistischen Euron Greyjoy wäre wenig verwunderlich –, kann man sich durchaus etwas an ihrer Eroberung des Throns erfreuen. Insbesondere nach allem, was sie durchgemacht hat. Jamie wiederum hegt widerwillig Bewunderung für Brienne – sein Gegenstück im Feindeslager – und verachtet die verbündeten Freys. Der Erzählbogen über die Re-Etablierung des Königmörders ist der langsamste der ganzen Serie und ich hoffe, dass die siebte Staffel seine ethische Krise wieder zurück ins Blickfeld rückt, nachdem wir ihn zwei Staffeln vor allem als Cerseis Ja-Sager und Vollstrecker gesehen haben.

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Emilia Clarke | Foto: Helen Sloan mit freundlicher Genehmigung von HBO

Haus Targaryen

Kurzfassung: Daenerys (Emilia Clarke) hat ihr Haus als die herrschende Macht von Mereen etabliert und führt die Invasion von Westeros an (sechs Staffeln in der Mache).

Sechste Staffel: Etwas Zeit haben wir mit einer kleinen Auffrischung von Daenerys' Geschichte aus der ersten Staffel totgeschlagen. Sie hat sich den Respekt des dothrakischen Pferdeadels zurückgeholt und setzte sich mit dem Versprechen auf die Eroberung des Westens an die Macht. Wenn man bedenkt, wie unabdingbar ihr Erzählstrang ist – sie ist immerhin das Feuer in Das Lied von Eis und Feuer – dürfte Daenerys' Geschichte auf dem Papier etwas generisch rüberkommen, aber Emilia Clarke ist perfekt in die Rolle hineingewachsen und ihre Interaktionen mit den Nebendarstellern wie Iain Glen als liebestoller und todkranker Jorah Mormont, Michiel Huisman als schwertschwingendes Toyboy Daario Naharis oder Nathalie Emmanuel als Hof-Übersetzerin Missandei haben allesamt eine gewisse entspannte Dramaturgie entfaltet. Durch die Abgeschiedenheit ihres Handlungsortes gab es selten Zugzwang.

Drei Staffeln lang haben wir auch die Vor- und Nachteile der Stadtverwaltung kennengelernt – für eine actionlastige Prestige-Serie ungewöhnlich detailliert. Aber es reicht. Es ist endlich Zeit, Daenerys als die Kriegsherrin zu sehen, zu der sie immer bestimmt war. Großformatige Action-Szenen sollen jetzt bitte die Betrügereien, Schmachtereien und Realpolitik-Ausflüge ersetzen, die die ganzen Wüstenszenen eine gefühlte Ewigkeit geprägt haben. Wir wollen Feuer und Blut.

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Ausblick: Wenn Daenerys' Angriff auf Westeros sofort erfolgreich wäre, wäre die Serie schnell vorbei, nicht wahr? Also dürfen wir uns auf einen Haufen Rückschläge gefasst machen, während Daenerys erkennt, dass es viel schwieriger ist, einem militärisch schlagkräftigen Imperium die Macht zu entreißen, als nur den Dothraki-Messias zu geben. Die neue Staffel wird sie höchstwahrscheinlich mit Jon Snow bekannt machen, aber abgesehen davon bleiben uns nur Mutmaßungen. Wir hatten in der Vergangenheit den Angriff der Kahleesi auf King's Landing als Hauptspektakel der Sendung gesehen. Und jetzt, kurz davor, mutet der Gedanke daran ein bisschen wie das Ende von Die Reifeprüfung an.

Ich befürchte ja leider, dass Jon Snow und Daenerys irgendwann heiraten, was zu dieser fortgeschrittenen Zeit, nachdem beide ihre wahre Liebe verloren haben, ziemlich abgeschmackt wäre. Auf der anderen Seite wäre so eine Macht-Verkupplung zweier ambitionierter, gleichwertiger Individuen eine vergleichbar neuartige, wenn auch historisch übliche Darstellung von Ehe als politischem Mittel. Ich befürchte allerdings eher ein "Liebe auf den ersten Blick"-Szenario. Inzest wäre das übrigens auch und wir wissen, wie gut das für Viserys, Joffrey und Myrcella funktioniert hat.

Häuser Greyjoy, Tyrell und Martell

Kurzfassung: Die Überbleibsel der anderen großen Häuser von Westeros haben keine Wahl als verzweifelt Allianzen zu schmieden. Theon und Yara Greyjoy, Olenna Tyrell und die Sand Snakes legen ihr Schicksal in Daenerys Hände.

Sechste Staffel: Es war eine ereignisreiche und desaströse Staffel für die Herrschenden von Dorne und Highgarden: Erstere wurden direkt bei der Premiere abgeschlachtet, Letztere explodierten im Finale. Viel bleibt nicht mehr. Nach dem Dahinscheiden von Loras, Margaery und Mace Tyrell besteht das Haus Tyrell nur noch aus Lady Olenna und der Familie von Samwell Tarly. Den Martells geht es auch nur einen Ticken besser. Sie bestehen aus den Sand Snakes und Ellaria, die bislang vor allem dadurch glänzt, indem sie mit ihrem Kinn auf Sachen zeigt.

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Durch Lord Varys davon überzeugt, sich Daenerys anzuschließen, werden sie natürlich auch mit Theon und Yara Greyjoy gemeinsame Sache machen. Theon befindet sich auf dem besten Weg der Rehabilitation. Er hat seinen Stolz runtergeschluckt, Sansa Stark aus Ramseys Fesseln gerettet und den Anspruch seiner Schwester auf den Salztron unterstützt, während die immer formidable Yara zuletzt vor allem damit beschäftigt war, ein Auge auf Daenerys zu werfen. Im Schlepptau haben sie ihren unsympathischen Onkel Euron, der gerade zu einer Art Miniboss des Finales heranzuwachsen scheint. Dieser muss sich allerdings noch etwas ins Zeug legen, wenn er die Boltons und Freys an Grausamkeit schlagen will.

Und zu guter Letzt ist da noch das Hause Baratheon. Die einstmaligen Herrscher von Westeros, jetzt komplett dezimiert. Vom letzten überlebenden Sohn Robert Baratheons, dem fröhliche Schmied Gendry, haben wir seit Staffeln nichts mehr gesehen.

Ausblick: Kurz gesagt: Alle werden sterben. Die Tyrells und Martells haben nichts mehr zur Geschichte beizutragen als einen grausamen Tod, der Euron als die Bedrohung dastehen lassen wird, die er dem Wunsch der Serienmacher nach sein soll. Es wäre allerdings hart, Olenna und Yara gehen zu sehen. Dementsprechend hoffe ich, dass sie zumindest mit einem angemessenen Sterbemonolog von dannen ziehen. Theon andererseits ist die vielleicht komplexeste und nachvollziehbarste Figur der Serie. Ein verhinderter Opportunist und Verräter, der durch einen Zufall zum Heldentum gezwungen wird, nachdem er schon jede andere Option ausprobiert hat (und kastriert wurde). Welcher Teil genau von Theon nach seiner Tortur übrig geblieben ist, bleibt unklar, aber er und Jon Snow werden sich eine Menge zu sagen haben, sollten sich ihre Pfade kreuzen.

Rory McCann | Foto: Helen Sloan mit freundlicher Genehmigung von HBO

Und sonst noch: Absolut aufs Wesentliche runtergebrochen erzählt Game of Thrones eine Geschichte über den Konflikt zwischen Pragmatismus und Idealen, Realität gegen Wunsch – im Grunde geht es um Ironie in all ihren Formen und Farben. Lord Varys und Littlefinger sind schon immer die lebende Verkörperung dieser beiden Strömungen gewesen. Gerade Letzterer hat sich immer auf die schlechten Instinkte und die Leichtgläubigkeit von Menschen verlassen. In dieser Staffel allerdings dürfte sich das Gewicht wieder mehr in Richtung Traum an eine bessere Welt verlagern. Jon Snow, Tyrion Lannister und Lord Varys – die Helden der Serie, wenn man bei Game of Thrones von Helden sprechen kann ­– werden allesamt Daenerys als die Erfüllung ihrer besten Chance auf ein gerechtes Reich unterstützen.

Etwas Action nördlich des Eiswalls ist auch zu erwarten. Bei der verkürzen Staffel sollte immerhin mehr Budget für epische Schlachten mit den White Walkers übriggeblieben sein. (Was macht der Hound eigentlich im Norden?) Beide Trailer suggerieren, dass wir es mit mehr Gemetzel als Figurenaufbau zu tun bekommen werden, was total OK ist. Nach sechs Staffeln kennen wir die einzelnen Charaktere ziemlich gut.

Trotz des Bombasts dürfte die menschliche Seite nicht zu kurz kommen. Ob das Gute, das Ned Stark verkörpert und seinen Kindern weitergegeben hat, überhaupt einen Platz in einer Welt hat, die von Ungerechtigkeit, Grausamkeit und Opportunismus geprägt zu sein scheint, bleibt fraglich. Und für eine Fernsehserie über Drachen, Piraten und Eiszombies scheint diese Frage etwas viel des Guten zu sein, für das Publikum ist sie 2017 unabdingbar.

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