FYI.

This story is over 5 years old.

Sex

Sexroboter könnten sich negativ auf das Frauenbild und Pädophilie auswirken, warnen Experten

Let's talk about Sex mit Robotern.

Inzwischen gibt es immer mehr Sexroboter zu kaufen, die relativ lebensecht wirken. Und was das für unsere Gesellschaft bedeutet, darüber müssen wir jetzt ernsthaft nachdenken. So schreibt es die Foundation for Responsible Robotics in einem neuen Bericht mit dem Titel "Our Sexual Future with Robots". Darin behandelt die Stiftung für den verantwortungsvollen Umgang mit Robotik wichtige Fragen für die Zukunft: Könnte das Aufkommen von Sexrobotern die menschliche Prostitution und den Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung eindämmen? Werden Sexroboter das Verhältnis der Menschen untereinander stören? Werden sie zu sozialer Isolation führen?

Anzeige

"Wir spekulieren dabei nicht über Roboter der fernen Zukunft, bei denen es sich um tatsächliche Personen handeln könnte und die potentiell alle möglichen Eigenschaften haben könnten", heißt es in dem Bericht. "Stattdessen konzentrieren wir uns auf wichtige Themen, die uns in den nächsten fünf bis zehn Jahren beschäftigen werden."

Die Autoren sind allesamt Robotik- und Ethik-Forscher von der britischen University of Sheffield und der niederländischen Universität Twente. Der Bericht enthält Interviews mit Sexpuppen-Herstellern, Roboter-Experten und Ethikern und befasst sich außerdem mit diversen früheren Studien zum menschlichen Umgang mit Robotern.


Auch bei VICE: Living Dolls – Männer, die sich zur Puppe machen


Aktuell steckt die Sexroboter-Technik noch in den Kinderschuhen, aber es gibt schon ein Wettrennen darum, die Puppen so realistisch wie möglich zu machen. Sexpuppenhersteller haben in der letzten Zeit mindestens fünf Roboter-Modelle vorgestellt, die alle zu einem gewissen Grad künstliche Intelligenz verwenden, sich an die Kundenwünsche anpassen lassen und laut dem Bericht tausendfach verkauft werden.

Solche Puppen könnten womöglich für ältere, behinderte oder traumatisierte Menschen nützlich sein, die ihren Sexualtrieb nicht mit anderen Menschen ausleben können. Doch sie werfen auch Fragen der Einvernehmlichkeit auf: Immerhin sind die Puppen und Roboter ja gerade darauf ausgelegt, niemals Nein sagen zu können. Und sie werden fast ausschließlich von Männern für Männer entwickelt.

Anzeige

"Es steht außer Frage, dass es Frauenkörper objektifiziert und zu Ware macht, wenn man pornografische Repräsentationen von Frauenkörpern in Form einer Sexmaschine herstellt", schreiben die Forscher in dem Bericht. "Da es aber bereits eine lukrative Sexindustrie gibt, die von dieser Objektifizierung und Kommodifizierung lebt, stellt sich nun die Frage, welchen weiteren Einfluss die Robotik auf die gesellschaftliche Wahrnehmung der Frau haben wird."

Keine Beweise für einen tatsächlichen Nutzen

Der Bericht geht außerdem darauf ein, inwiefern die Verbreitung von Sexrobotern Verbrechen wie Vergewaltigung und sexuellen Kindesmissbrauch beeinflussen wird. Und diese Frage ist bereits in der Gegenwart dringend: Die Autoren erwähnen eine japanische Firma, die seit mehr als zehn Jahren weltweit Kindersexpuppen verkauft und behauptet, diese würden Pädophilen helfen, ihrer Neigung im echten Leben nicht nachzugehen. Ende Juni wurde ein Brite inhaftiert, weil er versucht hatte, eine solche Puppe aus Hongkong zu importieren. Es handelt sich vermutlich um das erste Urteil dieser Art überhaupt.

Es gibt keine Beweise dafür, dass diese Puppen oder Roboter wirklich irgendwem helfen, und die Experten sind nicht überzeugt. Tatsächlich warnte der Paraphilie-Forscher Peter Fagan von der John Hopkins School of Medicine im Jahr 2016, Kindersexpuppen würden bei potentiellen pädophilen Tätern "den Drang nur noch verstärken". Der Begriff Paraphilie bezeichnet sexuelle Neigungen, die deutlich von der gesellschaftlichen Norm abweichen.

"Stellen Sie sich vor, jemand würde versuchen, einen Rassisten zu therapieren, indem dieser einen dunkelhäutigen Roboter missbrauchen darf. Würde das funktionieren? Vermutlich nicht", sagt in dem Bericht Patrick Lin, der Direktor der Arbeitsgruppe für Ethik und neue Wissenschaften an der California Polytechnic State University. "Wenn man den Drang kurieren könnte, indem man ihm nachgeht, dann hätten wir in diesem Beispiel wohl kaum noch Rassisten auf der Welt."

In der Entwicklung von Robotern gibt es ein zentrales Dilemma: "Wenn zu wenig kontrolliert wird, gibt es einfach alle Darstellungen und Nutzungsformen von Kindern und Frauen als Sexobjekt. Wenn man zu viel kontrolliert, hemmt man den technischen Fortschritt", sagte Aimee van Wynsberghe dem Guardian. Van Wynsberghe ist Mitgründerin von Responsible Robotics und Dozentin für Ethik und Technologie an der Technischen Universität Delft. "Dieses Gleichgewicht müssen wir finden, um wirklich etwas Gutes aus der Technik zu ziehen."

Titelfoto: Der spanische Nanotechnologe Sergio Santos hält den Kopf von Samantha, einer Sexpuppe mit künstlicher Intelligenz, die auf verschiedene Szenarien und verbale Reize reagieren kann | Foto: Reuters/Albert Gea

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.