Wir haben das Liederbuch der Germania gelesen, damit ihr es nicht tun müsst
Der Einband des Liederbuches 

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Burschenschaften

Wir haben das Liederbuch der Germania gelesen, damit ihr es nicht tun müsst

Lieder aus der NS-Zeit, "Negeraufstand ist in Kuba" und ein mehr als fragwürdiges Frauenbild: Noch mehr Texte aus dem Buch, das Udo Landbauer die politische Karriere kostete.

Die Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt hat es dieser Tage nicht leicht: Kurz vor der Niederösterreich-Wahl veröffentlichte der Falter eine Recherche über den damals noch stellvertretenden Vorsitzenden der Burschenschaft, Udo Landbauer. In der Recherche geht es in erster Linie um ein Liederbuch, das die Burschenschaft verlegt und auch verwendet, und in dem Textzeilen wie "Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million" zu lesen sind.

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Nachdem der Inhalt des Liederbuches öffentlich wurde, stellte Udo Landbauer seine Mitgliedschaft bei der Burschenschaft Germania ruhend und versuchte sich, wie auch die Burschenschaft, von dem Liederbuch zu distanzieren. Von Seiten der Germania hieß es, man lehne "jede Diskriminierung von Religionen und Antisemitismus" ab, und man distanziere sich von der "Verherrlichung der Verbrechen der NS-Diktatur". Angeblich wollte die Burschenschaft das im Jahr 1997 gedruckte Buch schon seit Jahren erneuern, es habe jedoch an Geld für einen gebührenden Ledereinband gefehlt.

Die Tatsache, dass das Buch 1997 gedruckt wurde und Udo Landbauer damals erst elf Jahre alt war, wurde von FPÖ-Politikern auffallend oft hervorgehoben – so, als würde das die Texte in irgendeiner Weise rechtfertigen. Ein Sprecher von Landbauer betonte außerdem, dass Landbauer, der stellvertretende Vorsitzende der Burschenschaft, das Buch nur mit herausgerissenen Seiten und geschwärzten Stellen kenne.

"Wie oft sind wir geschritten auf schmalem Negerpfad." – Liederbuch des rechtsextremen Vereins "Junge Patrioten"

Nur kurze Zeit, bevor Landbauer wegen des Liedbuches der Germania in Bedrängnis geriet, sorgte er mit einem anderen Buch für Aufsehen: Das Nachrichtenmagazin profil schrieb über ein Liederbuch des rechtsextremen Vereins "Junge Patrioten", für das Landbauer 2010 geworben hatte und in dem sich Textzeilen wie diese finden: "Wie oft sind wir geschritten auf schmalem Negerpfad, Wohl durch die Wüste Mitten, wenn früh der Morgen naht."

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Jedenfalls steht nun ein Verfahren zur Auflösung der Burschenschaft Germania an, Bundespräsident Alexander Van der Bellen forderte Landbauers Rücktritt, Johanna Mikl-Leitner schloss eine Zusammenarbeit mit Landbauer aus und selbst das Dreamteam Kurz und Strache wurden zumindest kurzzeitig von der Liedbuch-Causa entzweit. Während Vizekanzler Heinz-Christian Strache keine "rote Linie" überschritten sieht, legte der sonst auffallend stille Sebastian Kurz quasi einen Rücktritt nahe. Am Donnerstag wurde schließlich bekannt, dass Udo Landbauer tatsächlich alle politischen Funktionen zurücklegt. Wie realistisch darüber hinaus die Auflösung des Vereins ist, sei dahingestellt – Hintertürchen gibt es jedenfalls genug.

Wir haben uns das Liederbuch, über das seit dem Falter-Artikel in ganz Österreich geredet wird, und das Udo Landbauer seine politische Karriere und die Germania vielleicht ihre Existenz kostet, von Anfang bis Ende durchgelesen und die fragwürdigsten Lieder für euch hier gesammelt, damit ihr euch ein umfassendes Bild machen könnt. Und eine Sache können wir schon an dieser Stelle spoilern: Die Zeile, die ihr in den letzten Tagen immer wieder gehört habt, ist nicht die einzige verstörende.

Julnachtsschwur

"So schwöret ernst im Kreise, am Markstein unserer Zeit, nach alter Germanenweise Alldeutschlands heiligen Eid! Und wer in Sturmnachtwettern den Schwur der Treue bricht, ein Blitzstrahl soll zerschmettern den ehrlos feigen Wicht!"

Der "Julnachtsschwur" stammt laut dem Germania-Liedbuch aus dem Weihnachtskantus "Wenn alle untreu werden". "Wenn alle untreu werden" gilt als bekanntes Studentenlied und wurde im Jahr 1814 von Max von Schenkendorf gedichtet. Im Nationalsozialismus wurde das Lied als "Treuelied" der SS verwendet und stand im SS-Liederbuch an dritter Stelle, direkt hinter dem "Horst-Wessel-" und dem "Deutschlandlied".

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Das Julfest ist ein nordeuropäisches Fest, das zwischen der Wintersonnenwende und Anfang Februar gefeiert wird. Im Bestreben der Nationalsozialisten, "arteigenes Brauchtum" zu schaffen, versuchten sie, das Weihnachtsfest dem vermeintlich "germanischen Erbe" anzupassen. Christliche Symbole sollten unter anderem durch das Hakenkreuz ersetzt werden, Frau Holle sollte den Nikolaus und das Christkind ersetzen.

Der Gott, der Eisen wachsen ließ

"Lasst klingen, was nur klingen kann, die Trommeln und die Flöten! Wir wollen heute Mann für Mann mit Blut das Eisen röten. Mit Henkerblut, Franzosenblut, o süßer Tag der Rache! Das klinget allen Deutschen gut, das ist die große Sache!"

"Der Gott, der Eisen wachsen ließ" wurde 1812 von Ernst Moritz Arndt geschrieben und ist auch als "Vaterlandslied" bekannt. Ursprünglich geht es in dem Text um Napoleon. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde es unter Studentenverbindungen beliebt. Auch während der beiden Weltkriege erfreute sich das Lied großer Beliebtheit. Auf der Seite Metapedia, wo Hitler glorifiziert und der Holocaust in Frage gestellt werden, findet sich ein Eintrag über das Lied. Es habe laut des rechten Wikipedia-Verschnitts als Grundlage für das Lied "Der Eisen wachsen ließ" des Neonazi-Rappers MaKss Damage gedient.

Das Lied der Deutschen

"Deutschland, Deutschland über alles in der Welt, wenn es stets zu Schutz und Trutze brüderlich zusammenhält!"

Das "Lied der Deutschen" wurde 1841 gedichtet und 1922 zur Nationalhymne der Weimarer Republik ernannt. Während der NS-Zeit wurde die erste Strophe des Liedes gesungen, direkt im Anschluss folgte das heute verbotene "Horst-Wessel-Lied", damals das Parteilied der NSDAP.

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'S gibt kein schöner Leben als Studentenleben

"'S gibt kein schöner Lebens als Studentenleben, wie es Bacchus und Gambrinus schuf. In die Kneipen laufen und sein Geld versaufen ist ein hoher, herrlicher Beruf."

Im Liederbuch der Germania findet sich ein ganzes Kapitel zum Thema Saufen. Insgesamt kehren die Motive Alkohol, Rausch und Exzess auffallend oft wieder. Bacchus ist der Gott des Weines und des Rausches, Gambrinus gilt als Erfinder des Bierbrauens.

Ich zog zur Musenstadt

"Geschwungen hab ich meinen Speer, stand meinen Mann auf der Mensur, jetzt hab ich keine Nase mehr, o Akademia!"

"Ich zog zur Musenstadt" entstand im Jahr 1862 und gilt als für Verbindungen typisches Lied. Es ist auch im Allgemeinen Deutschen Kommersbuch zu finden, einem der bekanntesten Bücher für studentische Verbindungen in Deutschland.

Ein Heller und ein Batzen

"Die Neger aus Ostafrika, sie sprachen zu ihrem Scheich. Wir wollen deutsche Neger sein, wir wollen heim ins Reich."

Das Lied "Ein Heller und ein Batzen" wurde im Jahr 1830 von Albert von Schlippenbach geschrieben. Während des Zweiten Weltkrieges wurde es zum beliebten Marschlied Deutscher Truppen, weshalb es heute oft mit der NS-Zeit in Verbindung gebracht wird.

Lustig ist das Zigeunerleben

"Sollt uns einmal der Hunger plagen, gehen wir uns ein Häschen jagen. Häschen, nimm dich wohl in acht, wenn des Zigeuners Büchse kracht!

Manche haben blaue Augen, müssen eine Brille brauchen; wir mit unserm schwarzbraunen Gesicht brauchen eine Brille nicht.

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Wenn wir auch kein Federbett haben, tun wir uns ein Loch ausgraben, legen Moos und Reisig hinein, das soll unser Federbett sein!"

Bei "Lustig ist das Zigeunerleben" handelt es sich um ein altes Volkslied, das Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden sein soll. Der Text des Liedes beschreibt auf klischeehafte und abwertende Weise das Leben Roma und Sinti. Interessensvertretungen lehnen den Begriff heute ab, da er in Zusammenhang mit einer langen Geschichte von Rassismus und Verfolgung steht.


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Es lebt der Schütze froh und frei

"Es lebe unser Österreich, ja Österreich, ja Österreich, mit ihm das ganze Deutsche Reich, das ganze Deutsche Reich! Und kommt der Feind ins Land herein dann sollen beide Sieger sein! Es ruhen unsre Stutzen nicht, bis dass das Auge bricht."

Das Lied stammt aus dem 19. Jahrhundert. Von wem es stammt, ist nicht bekannt. Es gilt als Soldatenlied.

Bleib auf der Wacht

"Du Volk aus der Tiefe, du Volk in der Nacht, vergiss nicht das Feuer, bleib auf der Wacht!"

Das Lied "Und wenn wir marschieren" wird im Liederbuch der Germania als "Bleib auf der Wacht" geführt. Entstanden ist das Lied im Jahr 1922, später wurde das Lied zum Bundeslied des "Bund Deutscher Mädel", dem weiblichen Pendant zur Hitlerjugend, in dem die Mitgliedschaft für alle weiblichen Jugendlichen ab dem 1. Dezember 1936 verpflichtend wurde. Der "Bund Deutscher Mädel" galt neben Elternhaus und Schule als dritter "Erziehungsfaktor".

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Märkische Heide

"Heil dir, mein Deutschland, wie lange schläfst du noch? Wir stehn bei dir im Streite, wirf ab dein Sklavenjoch! Steige hoch, du roter Adler und schüttle dein Gewand! Die innern und die äußern Feinde vertreib aus unserm deutschen Land!"

Das Lied wurde im Jahr 1923 von Gustav Büchsenschütz geschrieben, der als völkisch-national eingestellt galt. Schon im Jahr 1930 existierte im Liederbuch für den "Königin-Luise-Bund", einer Frauenorganisation während der NS-Zeit, deren Ziel es war, Frauen und Mädchen zum Deutschtum zu erziehen, eine veränderte Version des Textes, in dem "dem Vaterland die Treue" durch "dem Hakenkreuz die Treue" ersetzt worden war. Während der NS-Zeit wurde das Lied von SS, SA und der Hitlerjugend gesungen. Der Komponist selbst bezeichnete das Lied im Jahr 1934 als "Lied der nationalsozialistischen Erhebung".

Geh Freunde, kumm tats net de Hosn verliern

"Geh Freunde, kumm tats net de Hosn verliern, die Frauen, die wollen sich mit uns duelliern, die wollen uns, wann wir uns net rührn, emanzi panzi unterzipieren, i man, die tan sich emanzipiern.

Die wolln, dass mir in die Kuchl ziagn und in die Töpf umeinanderriahn, die wolln, dass mir eahna die Sockn strickn, die Hemden waschn, und die Hosn flickn."

Dieses Lied wurde laut dem Liederbuch der Burschenschaft Germania von einem gewissen Walter Prasch geschrieben und komponiert, über den ansonsten nichts bekannt ist. Auch das Lied scheint nicht allzu verbreitet zu sein. Bemerkenswert ist der Inhalt dennoch, weil er anschaulich zeigt, welches Frauenbild in burschenschaftlichem Liedgut propagiert wird. Wie auch der Inhalt des nächsten Liedes:

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Das schwarzbraune Bier

"Das schwarzbraune Bier, das trink ich so gern, und schwarzbraune Mädel, die küss ich so gern. Ei du, ei du, ei du! Ei du charmantes Dudeldedeldei, juvivalleralala, sie lässt mir keine Ruh, das Aas, sie lässt mir keine Ruh! Ja sie lässt mir, sie lässt mir keine Ruh, sie will ja, sie will ja, sie will ja immerzu, bei Tag und bei Nacht!"

Bei diesem Lied handelt es sich um ein Volkslied aus dem deutschen Jena, das Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden sein soll. Der Text verbindet zwei der mitunter wichtigsten Motive des gesamten Buches miteinander: Alkohol und vermeintlich willige Frauen.

Negeraufstand ist in Kuba

"Negeraufstand ist in Kuba, Schüsse hallen durch die Nacht, in den Straßen von Havanna stehen Neger auf der Wacht.

In den Nächten gellen Schreie, Köpfe rollen hin und her, schwarze Negerhände greifen nach dem Goldzahn und nach mehr.

Im Gesträuch und im Gestrüppe hängen menschliche Gerippe, und die Negerlein, die kleinen, knabbern schmatzend an Gebeinen.

In den Flüssen schwimmen Leichen mit den aufgeschlitzten Bäuchen, drinnen stecken noch die Messer, vergessen haben sie die Menschenfresser

Auf der Straße liegt ne Mütze, sie sieht aus wie Hafergrütze, doch ist es nur das Gehire von einer schwachen Negerbirne"

Bei "Negeraufstand ist in Kuba" handelt es sich um ein verbreitetes Volkslied, das als Schmählied auf politische Ereignisse in Kuba gedacht war. Im Text werden schwarze Menschen pauschal als verwahrlost, barbarisch und gefährlich dargestellt.

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Hohe Nacht der klaren Sterne

"Hohe Nacht mit großen Feuer, die auf allen Bergen sind, heut' muss sich die Erd' erneuern wie ein junggeborenes Kind."

Bei "Hohe Nacht der klaren Sterne", veröffentlicht von Hans Baumann, Referent der Reichsjugendführung, handelt es sich um das populärste Weihnachtslied im ehemaligen Nazi-Deutschland. Typisch für Weihnachtslieder in der NS-Zeit war vor allem der Gebrauch von germanischen anstelle von christlichen Symbolen. Hans Baumann dichtete übrigens auch das Lied "Nur der Freiheit gehört unser Leben" für die Hitlerjugend, das heutige Bundeslied des Ring Freiheitlicher Jugend, dessen ehemaliger Obmann Udo Landbauer ist.

Wir fahren gegen Engelland

"Unsre Flagge und die wehet auf dem Maste, sie verkündet unsres Reiches Macht (…) Für das Vaterland, da floss sein Blut."

Der Text von "Wir fahren gegen Engelland" entstand bereits 1914. Bekannt wurde es allerdings erst 1939 mit einer neuen Melodie von Herms Niel, der als Marschliedkomponist bekannt war. Gespielt wurde dieses Lied unter anderem auf dem 50. "Wunschkonzert der deutschen Wehrmacht".


Udo Landbauer im Jahr 2015 über das Bundeslied des Ring Freiheitlicher Jugend, dessen Obmann er damals war:


Legion Condor

"Wir flogen jenseits der Grenze mit Bomben gegen den Feind, hoch über der spanischen Erde mit den Fliegern Italiens vereint. Wir sind die deutschen Legionäre, die Bombenflieger der Legion, im Kampf um Freiheit und um Ehre."

Das Lied "Legion Condor" entstand 1936 und galt als erstes Lied der Luftwaffe in Nazi-Deutschland. Die besungene Legion Condor entstand im selben Jahr aus "freiwilligen Soldaten" und sollte Franco im Kampf gegen die spanische Republik unterstützen. Insgesamt kamen dort 20.000 Wehrmachtssoldaten zum Einsatz.

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Lilli Marleen

"Aus dem stillen Raume, aus der Erde Grund hebt mich wie im Traume dein verliebter Mund. Wenn sich die späten Nebel drehn, werd ich bei der Laterne stehn."

"Lilli Marleen" entstand 1939. Zuerst eher wenig beachtet, wandelte sich das Lied 1941 zum populären Frontlied. So populär, dass es zur Erkennungsmelodie des deutschen Militärsenders wurde. Während zuerst nur deutsche Wehrmachtssoldaten "Lilli Marleen" sangen und hörten, gewann das Lied mit der Zeit auch bei den Alliierten an Beliebtheit. Rainer-Werner Fassbinder widmete dem Lied einen Film.

Wildgänse rauschen durch die Nacht

"Wir sind wie ihr ein graues Heer und fahrn in Kaisers Namen."

"Wildgänse rauschen durch die Nacht" diente vor allem der Verrherlichung des Soldatentodes. Die Stelle "fahrn in Kaisers Namen" wurde zur NS-Zeit zu "Führers Namen" geändert. Die Melodie stammt von Robert Götz, der ebenfalls die Melodie zu "Wir ziehen über die Straßen" komponierte. So heißt es in dem Lied "…über uns die Fahne, sie knallt und flattert mit (…) Für Gott und Volk und Ehre vergießen wir das Blut".

Schwarzbraun ist die Haselnuss

"Schwarzbraun ist die Haselnuss, schwarzbraun bin auch ich, ja bin auch ich, schwarzbraun muss mein Mädel sein, gerade so wie ich."

Das Lied ist ein altes deutsches Volkslied. Erstmal erschien "Schwarzbraun ist die Haselnuss" in einem Liederbuch der Arbeiterjugend, später wurden dann im Zweiten Weltkrieg Liedpostkarten mit dem Liedtext, die die Soldaten nach Hause schicken konnten, hergestellt. Gleichzeitig befand sich dieses Lied allerdings auch im Lagerliederbuch des KZ Sachsenhausen – nicht untypisch, da viele Lieder, die vor 1933 entstanden, sowohl von Opfern, als auch von Tätern des Nationalsozialismus gesungen wurden.

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Thor stand am Mitternachtsende der Welt

"Seitdem ist's freudig Germanenrecht, mit dem Hammer Land zu erwerben. Wir sind von des Hammergottes Geschlecht und wollten sein Weltreich erben."

Germanische Symbole, Götter und Riten sind beliebt in der rechten Szene, dazu gehören auch Thor und sein Hammerwurf. Thor ist der germanische Donnergott, sein Hammer gilt unter Rechten als "Symbol der völkischen Verbundenheit" und "Symbol des Widerstandes gegen die Religion aus dem Orient".

Es lagen die alten Germanen

"Heil Hitler, ihr alten Genossen, ich bin der Tactitus! Da hoben die alten Germanen zum Gruß die rechte Hand: Heil Hitler, du Bruder der Achse, du bist uns artverwandt.

Da trat in ihre Mitte der Jude Ben Gurion: 'Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million.'

Da trat in ihre Mitte ein schlitzäugiger Chines': 'Auch wir sind Indogermanen und wollen zur Waffen-SS!'"

"Es lagen die alten Germanen" ist wohl das momentan meist zitierte Lied aus dem Germania-Liederbuch. Ursprünglich war es als Parodie auf das Lied "Auf Deutschlands hohe Schulden" von 1872 gedacht. Die Parodie wurde in einer katholischen Studentenvereinigung gesungen. Die Fassung, die im Liederbuch der Germania vorliegt, ist eine neonazistische Weiterdichtung dieser als Parodie entstandenen Fassung.

Ob's stürmt oder schneit / Panzerlied

"Es braust unser Panzer im Sturmwind dahin (…) Wenn vor uns ein feindliches Heer dann erscheint, wird Vollgas gegeben und ran an den Feind! Was gilt denn unser Leben für unsres Reiches Heer, ja Reiches Heer? Für Deutschland zu sterben, ist uns höchste Ehr'"

Der Text wurde 1935 von Oberleutnant Kurt Wiehle verfasst und diente als Lied der deutschen Wehrmacht. Ein Stück aus dem SS-Liederbuch wurde hierfür als Vorlage genutzt. Bis 2017 wurde das Wehrmachtslied noch im Liederbuch der deutschen Bundeswehr abgedruckt.

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Kameraden, wir marschieren

"Kameraden, wir marschieren, wollen fernes Land durchspüren, wollen fremde Sterne sehn. Kameraden, wir marschieren, lasst die bunten Fahnen wehn!"

Jürgen Riel veröffentliche dieses Lied erstmals 1932 für eine Pfadfinderzeitschrift. 1934 wurde es von der nationalsozialistischen Seite aufgenommen und erschien im NS-Liederbuch Wohlauf Kameraden.

Das Leben ist ein Würfelspiel

"Doch Furcht, die ist uns unbekannt, wie auch die Würfel liegen. Wir kämpfen für das Vaterland und glauben, dass wir siegen."

Verfasst 1935 von Paul Dilz, Truppenführer der Wehrmacht, ist dieses Lied ein weiteres Beispiel für eines der vielen Soldatenlieder, die im Liederbuch der Germania abgedruckt sind.

Wie eingangs erwähnt, distanziert sich die Burschenschaft Germania selbst von Diskriminierung, Antisemitismus und den NS-Verbrechen. Dass dennoch ein durch und durch problematisches Buch mit derartigen Inhalten verwendet wurde, spricht für sich. Das tut übrigens auch ein anonymer "Kenner" der Germania in einem ZIB-Interview, in dem er sagt: "Die Lieder, die gesungen wurden, waren durchwegs mit rechtsradikalem Gedankengut und Antisemitismus versehen."

Susanne auf Twitter: @susannehrrsthl

Verena auf Twitter: @verenabgnr

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