Illustratoren aus aller Welt zeigen, was Schönheit in ihren Ländern bedeutet
Illustration: Giorgos Gousis

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Popkultur

Illustratoren aus aller Welt zeigen, was Schönheit in ihren Ländern bedeutet

Kolonialisierung, Selbstoptimierung und Telenovelas beeinflussen, was wir schön finden.

Die Welt kennt wohl so viele Vorstellungen von Schönheit wie Menschen auf ihr leben. Manche wollen Puppenaugen wie Barbie, andere mit Body Modifications anecken und wieder andere unbedingt Blumenkohlohren. Gemessen an den gesellschaftlichen Vorstellungen von Schönheit gelten diese Wünsche aber als eher speziell.

Die gesellschaftlichen Schönheitsideale sind viel klarer: Jede und jeder von uns weiss, wie auf Instagram der als perfekt wahrgenommene Bikinikörper auszusehen hat, dass Brüste nicht hängen und Männerbäuche von Muskeln definiert sein sollten – und dass, wer alldem nicht entspricht, schnell mal zum Opfer von Body Shaming wird. Doch auch diese gesellschaftlichen Ideale sind nicht in allen Kulturen einheitlich. Während wir uns im Sommer in der Sonne braun brutzeln sollen, benutzen viele junge Asiatinnen Kosmetikartikel, um ihre Haut zu bleichen.

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Um mehr darüber herauszufinden, wie sich Schönheitsideale unterscheiden, haben wir Illustratoren rund um den Globus gebeten, aufs Papier zu bringen, was in ihrem Land als schön gilt.

Griechenland – Giorgos Gousis

"Die Griechen haben meistens dunkle Haut und dunkle Haare. Der typische Grieche ist sehr maskulin mit viel Körperbehaarung und einem Bart. Die ideale Frau in unserer Vorstellung ist nicht zu klein und auch nicht zu gross. Sie sollte gut gebräunt, ein bisschen athletisch und kurvig sein. Der Hintern sollte rund und gross sein und die Brüste eine Tropfenform haben."

Schweiz – Lena Scheiwiller

"Das neue Schönheitsideal heisst Selbstoptimierung. Die T-Shirts sind vielleicht noch dieselben, wie in den 80ern und den 90ern, aber das Heroin und das LSD sind definitiv Kokain und Speed gewichen. Und dem Joggen und dem veganen Bio-Drink. Und Drei-Stunden-Instant-Raves, damit du auch sicher genug schläfst. Und wenn du am Wochenende über die Stränge schlägst, verbringst du die Woche im Gym oder auf der Strasse, aber nicht um zu demonstrieren oder um in schummrigen Ecken cool zu rauchen, wie das Pete Doherty vielleicht noch getan hätte, sondern um zu joggen. Drogen reinpfeifen, Drogen rausschwitzen.

Das Schönheitsideal heisst neonrotes Adidas-Top und tighte, schwarze Leggins und leuchtende Asics-Turnschuhe mit einem iPhone an den Oberarm geklebt, das gleich auch noch deinen Puls misst. Das Schönheitsideal heisst Proteindrink und Yogamatte. Das Schönheitsideal ist ein Lifestyle geworden: Es geht nicht mehr nur darum, so auszusehen wie die Models auf den Plakaten, sondern beginnt bereits auf dem Weg dahin."

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Polen – Patryk Sroczynski

"De gustibus non est disputandum – Über Geschmack lässt sich nicht streiten."

Mexiko – Clementina Leon

"Nachdem Mexiko von Europäern kolonialisiert wurde, lehnt sich die soziale Hierarchie an die Hautfarbe an. Heutzutage pusht das Fernsehen verzerrte und rassistische Vorstellungen von Schönheitsvorstellungen. Viele Leute orientieren sich an diesen falschen Massstäben und machen die Stars aus den hierzulande beliebten Telenovelas zu ihren Vorbildern. Das dominierende Frauenbild, das mit Erfolg und Wohlstand assoziiert wird, ist mehrheitlich kaukasisch. Auch wenn diese TV-Stars gar nicht weiss sind, sollten sie diese scharfen europäischen Gesichtszüge haben und schlank sein. Männer in Mexiko müssen athletisch sein und dichtes Haar haben. Leute, die so aussehen, sind in Mexico sehr selten und trotzdem gelten sie als das Schönheitsideal."

Japan – Hot Fudge

"Japaner mögen makellose, sexy Frauen, die auch etwas Mystisches ausstrahlen. Ich habe diese Frau gezeichnet, die hier immer wieder in einer Whiskey-Werbung auftaucht – sie zeigt das japanische Schönheitsideal wohl gut."

Brasilien – Juliana Lucato

"Bis jetzt wurden brasilianische Frauen im Ausland immer als kurvig, mit grossen Brüsten und Ärschen, dünnen Taillen und einem brauen Teint verkauft – so stellen sich wohl die meisten die Frauen hier vor. Obwohl die meisten hier dunkelhäutig oder Mischlinge sind, eifern sie einem europäischen Schönheitsideal nach. Das führt dazu, dass Brasilien das Land mit den zweitmeisten Schönheits-OPs ist. In Städten mit Stränden am Meer ist dieser Körperkult noch ausgeprägter. Trotzdem fehlt es uns hier nicht an Diversität und die jungen Leute schliessen sich immer öfters Bewegungen an, die diese Standards aufbrechen und ein Brasilien mit verschiedenen Identitäten und Schönheitsstandards kreieren möchten."

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