Ich habe 12 Stunden am Stück Angela Merkels Reden geschaut
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Bundestagswahl 2017

Ich habe 12 Stunden am Stück Angela Merkels Reden geschaut

Meine Damen und Herren, bitte retten Sie mich.

Seit zwölf Jahren ist Angela Merkel die deutsche Bundeskanzlerin. Bevor sie kam, hatten deutsche Politiker mit ein paar Ausnahmen den Ruf, staubtrockene, langweilige Redner zu sein. Nachdem sie gekommen war, trauerte man diesen Politikern plötzlich intensiv hinterher. Merkels Rhetorik bezeichnete man wahlweise als "bürokratisch", "entseelt" und "grausam schlecht".

Warum sollte man sich das zwölf Stunden lang antun? Weil die Frau uns ab Sonntag höchstwahrscheinlich weitere vier Jahre regieren wird und ich immer noch keine Ahnung habe, wer sie eigentlich ist. In zwölf Stunden ohne Pause und ohne Ablenkung sollte ich vielleicht dahinterkommen, wer unter der Teflon-Schicht steckt. Entweder das, oder ich falle in einen mindestens vier Jahre anhaltenden Tiefschlaf.

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Das erste Problem, auf das ich dabei stoße, ist schon sehr typisch für Merkel: Es gibt im ganzen Internet keine Sammlung ihrer "besten" oder "wichtigsten" Reden. Zum Vergleich: Sogar François Hollande, der gerade mal fünf Jahre im Amt und dabei so legendär schlapp war, dass die Franzosen ihm den Spitznamen "Der Pudding" gegeben haben, hat so eine Seite. Dass sich in den ganzen zwölf Jahren noch nie jemand die Mühe gemacht hat, eine solche Liste für Merkel zusammenzustellen, zeigt, wie erfolgreich sie jeglichen Pathos aus ihrer Politik verbannt hat. Mir blieb also nichts anderes übrig, als mir meine Reden selbst zusammenzusuchen. Meine Auswahl war chronologisch, aber ansonsten absichtlich wahllos: ein paar Parteitage, ein paar Reden im Bundestag, Reden im Ausland, vor Wirtschaftskongressen und vor Umwelt-Verbänden, dazu noch ein TV- Duell und ein paar Interviews. Ich war bereit.

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09:00 Zum Einstieg habe ich mir einer kurzen Wahlkampf-Rede vom August 2005 in Chemnitz ausgesucht – vor allem, weil es aus dieser Zeit nicht so viel Auswahl auf YouTube gibt. Das hier ist ein Amateurvideo, hochgeladen von irgendeinem Normalo.

09:05 Das war wirklich sehr kurz. Merkel kann ich in dem wackeligen Video kaum sehen, sie erzählt was von "unserer Zukunft und unseren Kindern". Wirklich interessant finde ich, dass die Ossis sie auch damals schon leidenschaftlich ausgebuht und angeschrien haben. Wir greifen uns heute vor Schreck ja immer an die Perlenkette, wenn wir Videos aus Finsterwalde sehen, in denen wütende Leute Politiker anbrüllen. Aber dann hört man in dem Video von 2005 einen Haufen Menschen im Chor "Lüge! Lüge! Lüge!" brüllen und man versteht: Die sind gar nicht verroht. Die waren schon immer so.

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09:06 Als Nächstes kommt das TV-Duell zwischen Merkel und Schröder. Als er da reinging, hätte Schröder nie geglaubt, dass er kurz darauf seinen Job verlieren und als hoch bezahlter Putin-Berater enden würde.

09:25 Überraschung: Merkel sieht damals schon genauso aus wie heute. Gleiche Frisur, gleiches Outfit, gleiche Rhetorik.

09:28 Fünf Millionen Arbeitslose hatten die damals, doppelt so viele wie heute! Ist das die gute alte Zeit der AfD?

09:29 Ich frage mich, ob die AfD zweieinhalb Millionen Arbeitslose mehr gegen eine Million Flüchtlinge weniger tauschen würden. Ich habe das Gefühl, die Antwort zu kennen.

09:32 Schröder gibt sich kaum Mühe, seine Verachtung für Merkel zu verbergen.

09:45 Nach dem ersten Eindruck merke ich dann doch, dass Merkel damals anders war. Sie redet schnell, argumentiert viel und ist kämpferisch. Das ist man heute nicht mehr von ihr gewohnt. Für die Zuschauer damals war ihre ungelenke Merkel-Art vielleicht noch gewöhnungsbedürftig, aber aus heutiger Sicht wirkt die 2005er-Merkel, als hätte sie bei Volker Beck genascht.

09:51 "Mit dem Niedriglohnsektor werden wir unseren Wohlstand nicht erhalten", sagt Merkel gerade (der Niedriglohnsektor war Schröders Baby). Zwölf Jahre später hat Deutschland den größten Niedriglohnsektor in Europa, nach Litauen.

10:38 Schluss. Merkel hat danach die Wahl gewonnen. Schröder weigerte sich zuerst, das zu glauben. Kurz danach durfte Merkel ihre erste Rede vor dem World Economic Forum in Davos halten. Die schaue ich als Nächstes.

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10:44 Sie eröffnet die Rede mit einer neckischen Kant-Abwandlung: "kreativer Imperativ". Die Simultan-Übersetzer tun mir jetzt schon leid.

10:47 Sie erwähnt das Internet! Gab es damals schon richtiges Internet? Wow.

10:56 Eben hat sie mich direkt angesprochen! "Wir müssen uns fragen: Wofür werden die Menschen der Zukunft ihr Geld ausgeben? Woran werden sie Interesse haben?" Als Mensch der Zukunft kann ich ihr sagen: für Smoothies und sündhaft teure Deluxe-Editionen von HipHop-Alben.

11:07 Nebenbei habe ich mal nachgeschaut, was man 2006 unter HipHop verstanden hat. Der einzige "echte" HipHop-Act in den Top 20 von 2006 sind Seeed, es sei denn du zählst Mattafix auch dazu.

11:10 Endlich ist Schluss in Davos. Jetzt kommt was Spannenderes: Merkels Rede in der Knesset! Das war die erste Rede eines deutschen Politikers im israelischen Parlament überhaupt. Historisch, sozusagen. Mal schauen, wie Merkel das meistert.


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11:25 Oy veh. Sie sagt zwar die der Situation angemessenen Sätze, aber klingt dabei irgendwie immer wie eine Schülerin, die sich verkrampft darauf konzentriert, jedes Wort genau richtig zu betonen. Jegliche Emotionen gehen dabei verloren. Ich hätte nie gedacht, dass man den Holocaust langweilig machen kann.

11:30 Ich darf nicht einschlafen, dafür ist die Rede zu historisch. Aber wenn man sich in der Knesset so umschaut, bin ich anscheinend nicht der Einzige, der mit sich kämpft.

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11:36 Und schon geht es mit einer echten Perle weiter: Merkels Rede zum "60. Jahrestag der CDU/CSU-Fraktion" im August 2009. Hui!

11:39 Hier fühlt sie sich offensichtlich wohler als in der Knesset. Sie redet viel lockerer. Ich muss aufs Klo, aber ich will nichts verpassen, deshalb nehme ich Merkel mit.

11:49 Sie lobt den kürzlich verstorbenen Ex-CDU-Generalsekretär Heiner Geißler. Also, der ist aus heutiger Sicht kürzlich verstorben. Im Video von 2009 sitzt er noch im Publikum und lächelt, sieht dabei aber schon ganz schön alt aus. Geißler jedenfalls, sagt Merkel, habe ihr drei wichtige "Tipps" gegeben:

  • Hörer weghalten, wenn Kohl anfängt zu schreien.
  • Immer lieber Fernsehauftritt als Kundgebung – man erreicht viel mehr Leute.
  • Nie auf eine Frage antworten, sondern einfach das sagen, was man selber sagen wollte. Alle lachen.

13:00 In der Zwischenzeit habe ich Merkels Rede vor dem US-Kongress gesehen, über die es nicht viel zu sagen gibt, außer dass US-Abgeordnete viel freizügiger klatschen als deutsche. Ich beschließe, mit der Kanzlerin im Ohr etwas essen zu gehen. Der nächste Teil aus ihrem Œu­v­re: die Rede beim CDU-Wahlkampfauftakt im September 2009. Dazu gibt es Nudeln mit Zeug.

13:25 "Wir setzen auf Leistung, weil wir wissen: Es muss erst das erarbeitet werden, was wir später verteilen wollen."

13:48 "Wir wissen: Der Staat ist der Hüter des Wettbewerbs und der sozialen Ordnung."

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14:02 "Wir wissen, dass wirtschaftliche Vernunft und soziale Politik miteinander verbunden werden müssen."

14:15 Zum Verdauen: die Festrede der Bundeskanzlerin zum 20-jährigen Bestehen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

14:58 Merkel hat uns daran erinnert, "wie verbunden mit und wie abhängig von der Natur wir sind". Ich kann das bestätigen, denn kurz danach bin ich eingeschlafen. Als ich aufwache, läuft auf YouTube bereits das nächste Video: CDU-Parteitag 2012 in Hannover.

15:28 Als würde sie sich dafür rächen, dass ich eingeschlafen bin, hat Merkel ihren Redestil angezogen. Leider ist der Stil der Mittlere-Legislatur-Periode-Merkel (M2) noch unangenehmer als der der Frühen (M1): Irgendjemand hat ihr wohl gesagt, dass sie eine Schlaftablette ist, und jetzt gibt sie sich extra Mühe, laut und energisch zu sein, wirkt dabei aber unangenehm aggressiv. Sie sagt oft so pampige Sachen wie "Wir haben jetzt lange genug darüber geredet!" oder "Wir müssen jetzt endlich mal damit aufhören!" und fuchtelt dazu mit der Faust herum. Auf dem Parteitag finden das aber offenbar alle geil. Und sie hat mal wieder den Wirtschaftswunder-Kanzler Ludwig Erhard erwähnt – schon in der vierten Rede seit heute Morgen.

15:30 Als deutscher Politiker Ludwig Erhard als Vorbild zu nennen, ist wie als Musiker zu sagen, man sei von den Beatles inspiriert.

15:45 Während Merkel erklärt, dass sie "eine große Anhängerin des Föderalismus" ist, denke ich darüber nach, ob es nicht eigentlich besser ist, dass ihre Reden so langweilig sind. In den Sammlungen großer Reden der Weltgeschichte kommt Merkel kein einziges Mal vor. Da stehen Churchill, 1940; Gandhi, 1942; Adenauer, 1952; Martin Luther King, 1963; Nelson Mandela, 1964 – alle diese Reden wurden in äußerst stressigen Situationen gehalten.

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Hatten wir also die letzten zwölf Jahre das Glück, dass Merkel nie eine aufregende Rede halten musste? Nein, es gab genug stressige Zeiten. Auf der Höhe der Eurokrise zum Beispiele haben sich nicht wenige von Merkel gewünscht, dass sie eine große Lobrede auf Europa hält, um ihre Vision zu erklären und Europa zu einigen. Merkel hat sich geweigert. Sie ist eine wirklich postheroische Politikerin.

Vielleicht ist das einfach ihre Strategie, um die Dinge sicherer erscheinen zu lassen, als sie eigentlich sind. "Merkels Dauerauftrag an sich selbst ist die Reduktion, runterdimmen, kleinmachen, entdramatisieren", hat der Spiegel-Journalist Dirk Kurbjuweit mal in einem Portrait über die Kanzlerin geschrieben. "Das hat den Vorteil, dass die Lage immer beherrschbar scheint, in ihrer Nähe kann Hysterie nicht aufkommen." Das hat aber den Nachteil für die Demokratie, dass die Realität viel langweiliger wirkt, als sie eigentlich ist, und der Wähler gar nicht auf die Idee kommt, Merkels Handeln ernsthaft zu hinterfragen. Bis 2015 ist die Strategie auch aufgegangen.

16:02 Zur Erfrischung jetzt die kurze Rede zu Obamas Berlin-Besuch 2013. Die ist angemessen historisch und inspirierend – und vor allem ist sie kurz. Merkel erinnert stolz an die Menschen, die mit "Wir sind das Volk"-Rufen gegen das DDR-Regime auf die Straße gingen. Diese Nostalgie hat Pegida ihr dann später gründlich weggelutzt.

18:05 In den vergangenen zwei Stunden habe ich gehört: eine Rede auf dem Kleinen Parteitag 2013, eine Rede zum EU-Kurs im Bundestag 2014, eine Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2015. Ich sitze jetzt – mit einer Unterbrechung – seit neun Stunden auf dem Sofa. Ich habe mal von einem Künstler gehört, der sich für eine Kunstmesse einfach ein Bett in die Messehalle stellen ließ, sich reinlegte und dann für die ganze Dauer der Messe, ungefähr einen Monat, nicht mehr aufstand. Danach hat er erzählt, dass er am Ende überhaupt nicht mehr aufstehen wollte. Er wäre am liebsten sein ganzes Leben im Bett liegen geblieben und hätte gar nichts mehr gedacht. Ich glaube, ich nähere mich seinem Geisteszustand an.

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18:07 Ich frage mich, ob der Künstler dabei Thrombose-Strümpfe getragen hat.

18:12 Die Worte, die Merkel pausenlos produziert, haben schon seit geraumer Zeit immer mehr die Konturen verloren: große Aufgaben Beschäftigungslage Weltlage Haushaltslage Seitenlage Investitionsschwerpunkt Ukraine Zukunft gestalten die Menschen in Deutschland die Menschen die schwäbischen Hausfrauen der Islamische Staat die Zukunft erneuerbare Energien meine Damen und Herren Ludwig Erhard die Menschen die Tiere die Frauen meine Damen und Herren Zukunft Innovation Bildung Tarifvertrag keine Maut für Islamisten meine Damen und Herren bitte retten Sie mich.

Was gab es denn da zu notieren, du CDU-Streber?

18:13 Um nicht verrückt zu werden, mache ich Liegestütze. Wer mich kennt, weiß: Die Situation ist ernst.

18:25 Langsam werde ich wütend. Ich höre dieser Frau jetzt schon seit mehr als neun Stunden zu und habe das Gefühl, dabei fast nichts über sie gelernt zu haben. Sie produziert seit Jahren zu jeder Gelegenheit die passenden Worte, aber man erfährt nichts – außer dass sie soziale Marktwirtschaft und "Ideen" cool findet. Als die EU die Osterweiterung beschloss, hat Kohl vor Freude geweint. Wenn Merkel mit Emotionen konfrontiert wird, fängt sie an zu stottern und ihr Gesicht verzieht sich eigenartig. Warum will diese Frau eigentlich immer wieder von uns gewählt werden? Weiß sie es selbst?

18:30 OK, OK, ich beruhige mich. Jetzt kommt eine Rede, die jemand mal als die beste Rede ihrer ganzen Amtszeit bezeichnet hat: die auf dem CDU-Parteitag 2015 in Karlsruhe. Ich bin gespannt, soweit es mir noch möglich ist.

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18:45 Tatsächlich ist es das wirklich erste Mal, dass Merkel so etwas wie eine "große" Rede versucht: Die Kombination aus Terror in Europa und Flüchtlingskrise hat sie wohl überzeugt, dass sie ihre Strategie anpassen muss. Statt wie in Davos vom "kreativen" spricht sie jetzt vom "humanitären Imperativ", zu dem es keine Alternative gebe. "Die Flüchtlingskrise ist eine historische Bewährungsprobe für Europa", ruft Merkel, "und ich bin überzeugt, dass es sie auch besteht." Es ist wirklich die beste Merkel-Rede bis jetzt, mehrmals wiederholt sie voller Stolz ihr "Wir schaffen das!" Der Saal klatscht Beifall.

18:55 Sie hat sich aber schon damals eine kleine Hintertür eingebaut: "Wir werden die Zahl der Flüchtlinge spürbar reduzieren", sagt sie – und der Beifall wird noch viel lauter.

19:06 Auch ihr Redestil ist endlich angekommen. Der M3-Stil ist entschieden, aber nicht mehr aggressiv. Stattdessen hat sie eine gewisse natürliche Autorität gewonnen.

19:46 Jetzt kommt das Anne Will-Interview vom Oktober 2015, in dem es vor allem um ihr "Wir schaffen das!" geht.

20:05 Von Merkels Idealismus ist hier wenig geblieben. Statt offensiv eine Vision zu erklären, verteidigt sie ihre Flüchtlingspolitik nur noch – und zwar vor allem mit: "Was hätte ich denn sonst tun sollen?" Es wirkt eher, als würde sie sich dafür schämen. Und es wirkt, als habe sie keine Ahnung, ob wir das denn jetzt schaffen oder nicht.

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20:07 Weil es so deprimierend ist, fange ich ein Trinkspiel an. Ein halbes Bier für jedes Mal, wenn Merkel

Deutschland
Menschen
Flüchtlinge
Zukunft
Hoffnung
Aufgabe
Sorgen

sagt.

20:15 Ich musste auf einen Schluck runtergehen, weil sie praktisch in jedem zweiten Satz "Menschen" sagt, dicht gefolgt von "Aufgabe" und "Deutschland".

20:40 Ich habe schon vier Flaschen Bier geleert, aber dafür auch nur noch knapp 20 Minuten zu füllen! Ich beschließe, mit einer Bundestagsrede aus dem September vergangenen Jahres zu enden.

20:50 Merkel sieht jetzt doch schon deutlich älter aus als heute morgen. Aber ich wahrscheinlich auch.

20:55 Das Hauptmerkmal der Reden der M3-Phase: Es geht sehr viel um "Werte", nur noch die halbe Redezeit dreht sich um Geld. In Politiker-Reden vor der Flüchtlingskrise kamen Werte nur als "Vermögenswerte" vor. Ich bin mir unsicher, was besser ist.

21:00 Schluss! Aus! Vorbei! Aber ich gebe mir jetzt einfach aus Masochismus noch die Neujahrsrede der Kanzlerin.

21:01 Wow, krasser Blazer.

21:03 Wenn sie direkt "zum Volk" redet, redet Merkel ein bisschen, als würde sie mit Kleinkindern reden. Betonung und Mimik sind völlig außer Kontrolle.

21:07 "Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien von Herzen ein frohes neues Jahr, Glück, Gesundheit und Gottes Segen." Danke, danke, danke, dir auch!

21:09 Die Stille ist bedrückend. Nachdem ich den ganzen Tag pausenlos Merkels Stimme im Kopf hatte, vermisse ich sie ein bisschen.

Fazit

Was habe ich gelernt? Erstens, dass es nicht die beste Idee ist, zwölf Stunden lang demselben Menschen beim Sprechen zuzuschauen. Es macht einen irgendwann wütend – wahrscheinlich sogar dann, wenn es ein spannender Mensch wie Aldous Huxley oder so ist. Zweitens, Merkel ist sehr weit davon entfernt, Aldous Huxley zu sein. Drittens, Merkel ist in 12 Jahren eigentlich nur einmal an einen Punkt gekommen, wo selbst sie Pathos plötzlich für angebracht hielt – 2015, auf der Höhe der Flüchtlingskrise. Viertens, das kollektive Wutgeheul danach hat ihr das in wenigen Wochen offenbar wieder ausgetrieben.

Fünftens: Es ist höchste Zeit, dass jemand anderes übernimmt. Wir leben in einer neuen Welt und, so blöd es auch klingt: Wir brauchen jemanden mit Visionen – vor allem mit einer Vision für die EU. Nach zwölf Jahren Merkel ist ziemlich klar: Diese Frau hat keine.

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