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petra laszlo

Die ungarische Journalistin, die Geflüchtete getreten hat, wurde freigesprochen

Laut Gericht hat der Angriff den "öffentlichen Frieden" nicht gestört.
​Die ungarische Journalistin Petra László​ tritt nahe der ungarischen Grenzstadt Röszke nach einem Mädchen.
Die Szene in der die ungarische Journalistin Petra László (2. v. L.) nach einem Mädchen tritt | Screenshot: YouTube 

Es waren verwackelte Bilder, die um die Welt gingen – und einen handfesten Skandal zeigten: Im Sommer 2015 rennen Geflüchtete nahe des ungarischen-serbischen Grenzorts Röszke vor der Polizei weg, es sind Schreie zu hören, die Stimmung ist angespannt. Mittendrin: die ungarische Journalistin und Kamerafrau Petra László. Als ein Vater mit seinem Baby an ihr vorbei rennt, stellt sie ihm ein Bein, der Mann fällt, beschwert sich und flucht. Später sieht man László auf einem zweiten Video, wie sie ein fliehendes Kind gegen die Kniescheibe tritt. Das alles klingt schockierend? Wie sich zeigt, handelte László dabei anscheinend nicht strafbar.

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Denn nun sprach der Oberste Gerichtshof in Ungarn die Frau in einem Revisionsverfahren frei. Das berichtet das Portal Magyar Hang. Der Richter soll sein Urteil damit begründet haben, dass der Straftatbestand ein falscher gewesen sei: Demnach könne es sich bei der Attacke nicht um Landfriedensbruch handeln, weil die Tat den "öffentlichen Frieden" nicht gestört habe. Vielmehr sei der Fall als ein Ordnungsvergehen zu bewerten. Doch dieser Tatbestand sei inzwischen verjährt und "hinfällig" geworden.

Als das Video im August 2015 publik wurde, empörten sich Menschen weltweit. Auf Facebook richteten User extra eine "Wall of Shame" für László ein. Auf Twitter kritisierten Benutzer das Verhalten. Ein User schrieb, László sei das "Gesicht von Hass und Intoleranz". Ein Anderer prangerte an, dass Rassismus auch vor Journalisten nicht Halt mache.

Im Januar 2017 verurteilte ein Gericht im südungarischen Szeged László zu einer Bewährungsstrafe. Der Richter sagte damals, sie dürfe sich fortan drei Jahre lang nichts zu Schulden kommen lassen.

"Ich bin keine herzlose, kindertretende Rassistin"

Die Journalistin entschuldigte sich wenige Wochen nach dem Vorfall in einem Gastbeitrag bei der rechten Zeitung Magyar Nemzet. Der Vorfall würde ihr Leid tun. "Ich dachte einfach, ich werde angegriffen und müsse mich schützen", schrieb László. "Es ist schwierig, gute Entscheidungen zu treffen, wenn Menschen in Panik sind." Sie sei keine "herzlose, kindertretende Rassistin".

László arbeitete im Sommer 2015 für den Sender N1TV, der der rechtsextremen Partei Jobbik nahesteht. Doch selbst für ihren Arbeitgeber ging Lászlós Verhalten zu weit. Der TV-Sender kündigte ihr damals, weil ihre Aktion inakzeptabel gewesen sei. Gewalt gegen Menschen dürfe nicht toleriert werden, "auch wenn es sich um Flüchtlinge handelt", sagte der Chef des Senders, Kisberk Szabolcs.

Doch beruflich ging der Vorfall für sie glimpflich aus. Inzwischen hat sie einen neuen Job gefunden. Laut Spiegel Online bei einem TV-Sender, der dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán nahesteht.

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