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Sex

Über die Chronologie der schlimmsten Trennungen aller Zeiten

Für ihr neues Buch hat die Autorin Jennifer Wright einige der traumatischsten Beziehungsenden aller Zeiten zusammengestellt. Herausgekommen ist ein Ratgeber für fehlgeschlagene Liebe.

Foto: Jovo Jovanovic/Stocksy

Dieser Artikel ist zuerst auf Broadly US erschienen. Like Broadly_ auf Facebook, wenn du den Start in Österreich am 17. März nicht verpassen willst._

In der Geschichte der Menschheit gibt es nur wenige andere allgemeinbekannte Erfahrungen, die ein solch komisches Verhalten hervorrufen wie das Ende einer Beziehung. Zwar stellt eine Trennung auf die beste Art und Weise eine harte Lektion dar, aber es gibt auch häufig mal Zwischenfälle, bei denen möglicherweise sogar beide Partner ihren schlimmsten Impulsen nachgeben und sich richtig eigenartig verhalten. Die Autorin Jennifer Wright hat für ihr neuestes Werk It Ended Badly einige der schlimmsten Beziehungsenden aller Zeiten zusammengestellt und so sowohl einen Ratgeber für fehlgeschlagene Liebe als auch ein Geschichtsbuch für die nächste Tratschrunde erschaffen.

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Schon allein das Inhaltsverzeichnis bietet etwas für jede kritische Situation einer Beziehung. Deine Familie wusste es schon wieder besser als du? Dann solltest du dich mal mit Lucrezia Borgia und Giovanni Sforza beschäftigen. Dir fällt es schwer, dich nicht wieder bei deiner verflossenen Liebe zu melden? Caroline Lamb und Lord Byron wissen da bestens Bescheid. Deine Trennung führt auch zum Streit mit einem Freund oder einer Freundin? Debbie Reynolds und Elizabeth Taylor haben das alles schon durchgemacht. It Ended Badly ist genauso witzig wie lehrreich, aber die Autorin beschönigt auch nicht die manchmal unfassbaren Grausamkeiten, die ihre Protagonisten wirklich durchgezogen haben.

„Ich war echt überrascht, als mich so viele Leute ansprachen und meinten, dass das so ein nettes Buch wäre", erzählt mir Wright am Telefon. „Das finde ich irgendwie komisch, denn gleich im ersten Kapitel geht es auch um Kastration, also richtig schlimmes Zeug."

Von Kaiser Neros und Poppaea Sabinas tragischer und erschreckender Trennung in der Antike bis hin zu Timothy Dexters Versuchen, sein Haus inklusive seiner darin enthaltenen „Geisterfrau" zu verkaufen, decken die im Buch niedergeschriebenen Geschichten von albtraum-bereitend bis hin zu amüsant bizarr viele Bereiche ab. Einige Storys haben Happy Ends (Effie Gray und John Ruskins emotionslose Ehe), andere wiederum nicht (Anna Iwanownas gesamtes Leben). Wir haben uns mit Jennifer Wright unterhalten und dabei das Nacherzählen von eigentümlichen Geschichten, den Nutzen von Beziehungsenden sowie die besten Trennungstipps zum Thema gemacht.

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VICE: Wie bist du auf die Idee für It Ended Badly gekommen?
Jennifer Wright: Die Idee dazu kam mir, als ich gerade selbst eine Trennung hinter mich gebracht hatte. Ich war auf der Suche nach Büchern über Beziehungsenden, fand aber nur viel Lektüre darüber, wie man wie eine gesittete Lady mit dieser ganzen Sache umgeht. Wenn man jedoch im betrunkenen Zustand zwölf Nachrichten an den Ex-Freund geschrieben hat, dann gab es da nichts Passendes. Deshalb wollte ich ein Buch über die Leute schreiben, die sich bei ihren Trennungen schlimmer verhalten haben als du, ich oder irgendjemand anders es hoffentlich jemals machen wird.

Du hast ja bereits vorher schon viel über die Sex- und Dating-Welt geschrieben. Wie verbindet man das Ganze dann mit Geschichte?
Ich habe mich schon immer sehr für Geschichte interessiert und auch mal für eine Website gearbeitet, wo ich eine Rubrik namens Shelved Dolls über interessante Frauen aus der Vergangenheit betreute. Da fanden das die Leute noch gut, aber als ich das Ganze als Grundlage für ein Buch vorschlug, hieß es: „Ach, über interessante Frauen aus unserer Geschichte gibt es doch schon genügend Lektüre." Also musste ich eine Möglichkeit finden, mich auf eine Art und Weise mit total faszinierenden Frauen wie etwa Eleonore von Aquitanien zu beschäftigen, die die Leser aufgrund eigener Erfahrungen ebenfalls interessant finden.

„Die Leute werden so dazu gebracht, mal über den Tellerrand hinauszublicken und einzusehen, dass ein Trennungsratgeber genauso gut ein Geschichtsbuch mit witzigen Untertönen sein kann."

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Dein Schreibstil ist perfekt und unterscheidet sich trotzdem total von vielen Geschichtsbüchern. Hast du dich bewusst dazu entschieden, diese Geschichten auf eine Art und Weise niederzuschreiben, die nicht nur sachlich, sondern auch total witzig daherkommt?
Einige Leute finden den Ton richtig schlimm. Ich glaube, dass vor allem ältere Leser in Geschichtsbüchern einen richtig wissenschaftlichen Schreibstil erwarten und in einem Buch über Beziehungen eben etwas Anderes. Wie gesagt, manche Leute regt das richtig auf, aber meiner Meinung nach werden sie so auch dazu gebracht, mal über den Tellerrand hinauszublicken und einzusehen, dass ein Trennungsratgeber genauso gut ein Geschichtsbuch mit witzigen Untertönen sein kann. Das eine schließt das andere nicht aus.

Ich finde es auch total verrückt, wenn Historiker zum Beispiel total wissenschaftlich über Anna Iwanowna und ihre Gewohnheit, die Höflinge als Hühner zu verkleiden, schreiben—so nach dem Motto „Oh, ein interessantes Zeichen der damaligen Zeit". So etwas kommt ziemlich häufig vor und ich wollte schon immer mal sagen können, dass ich das, was damals passiert ist, total verrückt finde.

Außerdem gibt es total viele Leute, deren Lieblingsfach in der Schule Geschichte war, weil den Lehrern viel daran liegt, den Stoff witzig und leicht zugänglich rüberzubringen. Heute nehmen diese Leute aber garantiert kein Geschichtsbuch mehr in die Hand, weil es in vielen Biographien nur um irgendwelche Verträge oder den gesetzlichen Rahmen bestimmter Kriege geht. Das ist halt nicht wirklich unterhaltsam oder für unseren Alltag irgendwie relevant.

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Was genau finden wir an Trennungsgeschichten so interessant? Ist das die pure Schadenfreude oder liegt den pikanten Details noch etwas Anderes zugrunde?
Für mich ist das Untersuchen unseres Dating-Verhaltens niemals frivol. So kommen doch Familien zustande und es werden neue Generationen geboren. Deshalb ist es auch wichtig, wie wir zusammenkommen. Gerade heute gibt es jedoch auch so viele neue Optionen, eine Beziehung zu beenden. Frauen müssen nicht mehr mit 21 verheiratet sein, um nicht direkt als alte Jungfer abgeschrieben zu werden, und es gibt jetzt Scheidungsgesetze, durch die auch Frauen eine Ehe beenden können—für die arme Effie Gray, die in einer schrecklichen Beziehung mit John Rifkin feststeckte, bestand diese Möglichkeit zum Beispiel noch nicht. Anders gesagt: Inzwischen gibt es mehr Trennungen als jemals zuvor. Wir befinden uns in einem Zeitalter, in dem man nicht mehr zwangsläufig seine Jugendliebe heiratet. Inzwischen macht wohl jeder Mensch in seinem Leben ein, zwei oder Dutzende Beziehungsenden durch und kann also mitreden.

„Für mich ist das Untersuchen unseres Dating-Verhaltens niemals frivol. So kommen doch Familien zustande und es werden neue Generationen geboren."

Hast du dich auch mit Geschichten auseinandergesetzt, die es nicht ins Buch geschafft haben?
Da fällt mir spontan Abraham Lincoln ein, weil auch er in eine richtig peinliche Situation geriet. Er meinte scherzhaft zu einer Frau, dass er sie heiraten würde, wenn sie nach Illinois zieht. Besagte Frau nahm das Angebot jedoch ernst und Lincoln musste deshalb eine ganze Reihe an unangenehmen Briefen schreiben, in denen er meinte, dass sie nur unglücklich werden würde und er ein schrecklicher Ehemann wäre. Ich glaube nicht, dass sie dann letztendlich wirklich umgezogen ist, aber sie hat wohl schon alles vorbereitet—und dann flatterten diese ganzen Briefe ins Haus, in denen sich Lincoln quasi als schlechten Menschen darstellt.

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Welche Trennungsgeschichte hat dich persönlich am meisten schockiert bzw. widerspricht dem öffentlichen Bild der betreffenden Person am krassesten?
Am wütendsten hat mich wohl die Geschichte von Norman Mailer gemacht, weil es für mich den Anschein hat, als wäre den Männern, die Bücher schreiben und ihre Frauen unglaublich schlimm behandeln, in den 50er, 60er und 70er Jahren viel mehr Spielraum eingeräumt worden. William S. Burroughs hat zum Beispiel seine Frau erschossen, als er die berühmte Apfelszene aus Wilhelm Tell nachstellen wollte. Und Norman Mailer hat seiner Frau mit einem Messer zweimal ins Herz gestochen, dann noch „Lasst die Schlampe sterben" gesagt und wurde danach laut eigener Aussage bei Partys trotzdem nur geringfügig weniger herzlich empfangen.

Ich hätte gedacht, dass die Reaktion auf ein solches Verhalten von prominenten Menschen ab den 60er Jahren negativer ausfallen würde. Für mich ist es einfach nur absurd, wenn dann Sachen wie „Ach, er ist nun mal so stürmisch und voller Leben, er kann halt nicht anders" gesagt werden. Mailer war richtig schlimm! Und sogar heute gibt es noch unglaublich viele Leute, die diesen Menschen in Schutz nehmen. Vor Kurzem habe ich zum Beispiel einen Tweet gelesen, in dem Folgendes stand: „Ihm tat es richtig Leid, dass er seine Frau mit einem Messer attackiert hat. Wie viele Männer können das schon von sich behauptet?" Keine Ahnung, vielleicht jeder Mann, der seine Frau nicht mit einem Messer angegriffen hat? Ich bin definitiv kein Fan von Norman Mailer. Ich halte ihn nicht für groß, stürmisch und voller Leben.

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„Wenn wir lesen, wie jemand auf andere Meinungen scheißt und voll durchdreht, dann ist das richtig erfrischend—so nach dem Motto ‚Oha, ihr ist es egal, was die Leute danach von ihr denken, sie zieht ihr Ding einfach durch'."

Was mir mit wenigen Ausnahmen bei jeder Geschichte aufgefallen ist: Frauen geraten für schlimme Trennungen viel mehr in Kritik als Männer. Woran liegt es deiner Meinung nach, dass Frauen ewig von so etwas verfolgt werden, während sich Männer irgendwie immer rauswieseln können?
Das liegt meiner Meinung nach daran, dass Frauen früher einfach weniger Optionen und Möglichkeiten hatten. In einem Zeitalter, in dem es Frauen schwerer hatten, irgendeine Arbeit zu finden oder als Künstlerinnen tätig zu sein, wurden sie eben durch ihre Beziehung zu großen Männern definiert.

Es gab jedoch auch Frauen, die genau das wollten. Mich hat es zum Beispiel doch ziemlich überrascht, wie viele Leute Caroline Lamb gut finden, obwohl sie in meinem Buch eigentlich gar nicht gut wegkommt. Sie hat richtig komische Geschenke verschickt, jemanden bildlich verbrannt, eine total verrückte Enthüllungsgeschichte geschrieben, viele von Lord Byrons Sachen geklaut und dann auch noch jedem erzählt, dass er mit Schuljungen schlafen würde—im Grunde hat sie all das getan, was man als verrückte Ex nur machen kann. Einige Leute halten sie jedoch trotzdem für eine wundervolle Frau und ich glaube, dass liegt daran, dass Frauen so viel Angst davor haben, eben als verrückte Ex abgestempelt zu werden. Wenn wir lesen, wie jemand auf solche Meinungen scheißt und voll durchdreht, dann ist das richtig erfrischend—so nach dem Motto „Oha, ihr ist es egal, was die Leute danach von ihr denken, sie zieht ihr Ding einfach durch."

Munchies: Trennungen in Bars sind ziemlich unterhaltsam

Hast du noch irgendwelche guten Trennungstipps für uns?
Eine Trennung hat in den sozialen Netzwerken nichts verloren, denn das ist für alle Beteiligten einfach nur unangenehm. Mir ist schon klar, dass wir nach einem Beziehungsende unsere Freunde oder Freundinnen anrufen und uns bei ihnen über die verflossene Liebe ausheulen, und das ist auch vollkommen in Ordnung. Bei Facebook oder Twitter hat dein Gefühlschaos jedoch nichts zu suchen, weil dadurch nur etwas in die Länge gezogen wird, das nicht in die Länge gezogen werden muss.

Man sollte seinen Ex-Freund oder seine Ex-Freundin immer als Menschen ansehen, den man zugegebenermaßen vielleicht nicht mehr ausstehen kann, aber dessen Gefühle und Emotionen trotzdem respektiert werden sollten.