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Bis so guet

Warum gibt es eigentlich noch Könige?

Sie wurden in ihr Amt hineingeboren, zelebrieren eine ausschweifende Dekadenz und trotzdem jubelt ihnen die Masse zu. Europäische Königsfamilien sind so beliebt wie noch nie!

Foto: UK Parliament

Diese Frage stellten sich vor über 200 Jahren schon die revolutionären Kräfte in Frankreich, kurz bevor sie Ludwig XVI mit der Guillotine öffentlich enthaupteten und damit nicht nur einen Kopf, sondern gleich die gesamte Demokratisierung Europas ins Rollen brachten. Schluss sollte nun sein mit dem feudalabsolutistischen Ständestaat. Die sich in dekadenter Wolllust suhlende Aristokratengilde sah sich um ihre Existenz bedroht.

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Bild: Karl-Ludwig G. Poggermann

Doch nicht in allen europäischen Ländern wurde dem Adel konsequent der Garaus gemacht. Zwölf Königsfamilien zwischen Spanien und Norwegen haben es mit viel Verhandlungsgeschick geschafft, einen gewaltlosen Übergang von Monarchie zur Demokratie einzuleiten und somit das Fortleben ihrer Blutlinie zu sichern. Indem sie von sich aus ihre politische Macht an ihre Untertanen abgaben, konnten sie nicht nur eine Revolution verhindern, sondern ihren gesellschaftlichen Status samt Privilegien bis heute erhalten. So zeugen die royalen Zeremonien noch heute von einem etwas verstaubt anmutenden Pomp, was nicht immer der Komik entbehrt. Während das Exerzieren schwedischer Hofsoldaten genau so gut auch aus Monty Pythons Ministry of Silly Walks stammen könnte, erinnerten die Tortenhüte der im April abgetretenen Königin Beatrix der Niederlande stets an Sci-Fi Requisiten aus dem Hause Spielberg. Und der spanische Könige wurde vom WWF als Ehrenpräsident entlassen, nachdem er in Botswana beim Elefantenjagen erwischt wurde.

Foto: tierschutznews.ch

Die jeweiligen Ausprägungen der königlichen Privilegien sind von Land zu Land unterschiedlich. Gemeinsam scheint ihnen allerdings eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung zu sein. Wurde die gesellschaftliche Position des Adels vor 200 Jahren noch zu Recht hinterfragt, so lassen sich Königsfamilien heute in der Öffentlichkeit wie Popstars feiern. So zum Beispiel auch letzte Woche, als der neue König der Niederlande, Willem-Alexander, an der traditionellen Thronrede am Prinsjesdag der Öffentlichkeit verkündete, dass das Land Kürzungen im Wohlfahrtsstaat vornehmen müsse. Dass er für diese Botschaft in einer goldenen Kutsche angefahren kam, fanden scheinbar nur wenige Kommentatoren unpassend. Auf mich wirkt es allenfalls ziemlich befremdend zu sehen, wie ein ins Amt hinein geborenes Staatsoberhaupt eine ausschweifende Dekadenz zelebriert und gleichzeitig seine Bürger anweist, in Zukunft den Gürtel enger zu schnallen.

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Foto: wkgus

Auch wenn solche Reden in der Regel vom Parlament verfasst werden und Könige de jure nur noch repräsentative politische Funktionen übernehmen, einen Blick auf die Teilnehmerliste von Bilderberg-Konferenzen lässt auf eine de facto intakte politische und wirtschaftliche Macht europäischer Königshäuser schließen. So fanden sich auf Teilnehmerlisten der letzen Jahren neben ausgewählten Vertretern der Wirtschaft, Politik und Medien auch Angehörige der Königsfamilien der Niederlande, Spaniens, Norwegens und Belgiens.

Das Forbes Magazin platzierte die Queen of England gar auf Platz 26 der Einflussreichsten Frauen der Welt.

Foto: c-dr-c

Es stellt sich die Frage, wie man im 21. Jahrhundert eine derartige Machtallokation, welche ausschließlich auf einem in demokratischen Systemen überholten Geburtsrecht basiert, legitimieren kann. Befürworter der Monarchie argumentieren oft, dass der König nationale Identität stifte, das Image der Nation im Ausland repräsentiere, und nicht zuletzt auch Touristen ins Land locke. Dagegen argumentieren könnte man, dass auch in Ländern ohne König die Bürger über eine nationale Identität verfügen, erfolgreiche Sportler und Musiker ebenso zu Ambassadeuren ihres Landes avancieren können und auch gut präparierte Skipisten oder Sandstrände nach wie vor Touristen anlocken.

Man könnte aber auch einfach erkennen, dass die Privilegien der Aristokratie heute nichts weiter mehr sind als ein Relikt eines alten Paktes zwischen alter und neuer Elite. Ein royaler Wurmfortsatz der Geschichte, der dem Durchschnittsbürger an manchen Feiertagen einen sozialen Aufwärtsvergleich ermöglicht. Nichts mehr und nichts weniger.

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Foto: Dennis Jarvis

Wer feiern will wie Prinz Harry, hat dieses Wochenende folgende Möglichkeiten:

Am Donnerstag Gehen wir zuforderst und allererst an Yves Suters Buchvernissage des grossartigen "Into the great White" in der Trace Gallery. Danach gehen wir ins Gonzo, ist ja grad um die Ecke, an das Konzert von Wet Moss. Genau, Musik die Kate feucht macht. Yalla!

Am Freitag gehen wir ausnahmsweise wieder einmal ins Kaufleuten. Bonobo aus England bezaubern unsere Ohren nämlich schon seit geraumer Zeit mit ihrem sphärischen Trip-Hop.

Am Samstag gehen wir an den gemeinsamen Geburtstag vom Longstreet und der Zukunft. 8 Jahre haben die beiden Clubs es nun schon an der Langstrasse ausgehalten. Viele Leute kamen und gingen, wir allerdings kommen um zu bleiben. Wenn es dir draussen zu kalt ist besuch doch Albert Einstein im Blok mit den sympathischen Luzernern von 2Takt und Prince Boogie.

Am Sonntag machen wir unserer Freundin ein feines Zmorge und telefonieren wieder einmal mit unseren Müttern.