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So verbringst du den Sommer in Zürich

Dieser Sommer-Guide erklärt dir, wo du beim Schwimmen die beste Figur machst, wo dein Bier am kühlsten ist und welche Events du nicht verpassen solltest.
miteinander GmbH

Dass der Sommer nun wirklich eingetroffen ist, merke ich nicht nur am übermannenden Hass auf mich selbst, wenn ich meine Sonnenbrille Zuhause liegen gelassen habe, sondern auch an meinem steigenden Alkoholkonsum, konstantem leichten Sonnenbrand und ständigem Fernweh. Nicht jeder verbringt seinen Sommer auf Ibiza oder in Thailand.

Grund dafür kann das knochige Portemonnaie sein, der pseudo-soziale Boss, der allen Müttern den Sommer-Ferienslot zugesprochen hat oder das ETH-Studium, dass dich zu Prüfungen am Ende des Sommers verdonnert. Oder du liebst ganz einfach deine Stadt. Wenn du vom letzteren Schlag bist, hast du eins verstanden: Zürich ist im Sommer ganz fesch. Mit den folgenden Tipps hast du in Züri deutlich mehr Spass als dein Kumpel, der in Ibiza Instagram-Fotos vom Ushuaia-Sushi postet.

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Foto: Wendelin Jacober | Flickr | CC BY 2.0

Mach dich nass!

Klar gehört zu ordentlichem Urlaub Wasser. Wasser zum Draufschauen. Wasser zum Abkühlen. Und Wasser in Kombination mit Sonnenuntergängen. Wir Limmatstädtler sind verdammte Glückspilze, was den Flüssigkeitshaushalt der Stadt betrifft und sollten diesen Fakt nicht nur schätzen, sondern ausnutzen. Wer grosse Reden auf Berlin als Sommer-Residenz schwingt, sollte sich eines besonders vergegenwärtigen: Wir haben einen See. Der See ist verdammt sauber. Wir haben zwei Flüsse. In einem davon kann man hervorragend schwimmen.

Unterer vs. Oberer Letten
Wer tätowiert ist und tätowierte Menschen mag, geht am besten an den Oberen Letten. Hier tummelt sich alles, was Grafiker, Kunst-Student oder Partyveranstalter ist oder sich gerne mit dergleichen umgibt. Mittlerweile gesellen sich aber auch Agglo-Kids dazu, die ihr Umfeld bis zum Limmatplatz mit Reggaeton beschallen. Pluspunkt ist die Bar, die unglaublich leckeren (und teuren!) Eistee verkauft. Und du kriegst da auch was zu Essen.

Der Untere Letten bildet das direkte Gegenstück. Nicht nur wegen seinem Namen. Auch hier zahlst du nichts, hast dafür aber deine Ruhe. Hier ist alles viel gemütlicher. Statt Agglo-Kids gehen dir vielleicht heulende Kinder auf die Nerven, denn der untere Letten ist Quartier-Badestätte. Sehr sympathisch sind die metallenen Dosen, die am Eingang mitgenommen werden wollen und dich darüber aufklären, wie viel Wasser von einer Zigarette verschmutzt wird. Nimm so ein Teil mit! Dein Bier kaufst du besser schon auf dem Hinweg. Direkt auf der anderen Seite des Flusses gibt's nämlich eine Tankstelle. Ach ja, dahin führt eine Brücke.

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Frauenbadi
Wenn du dich gern nackig machst oder auch im Bikini nicht gerne von Männern angesabbert wirst, ist die Frauenbadi dein Ort. Direkt neben dem Bauschänzli in der Limmat liegt die zuckersüsse, schwimmende Badeanstalt. Du bezahlst Eintritt, hast aber den ganzen Tag Zeit, um dich nahtlos zu bräunen. Aufpassen solltest du nur, wenn du dir im Aussenbereich ein Plätzchen schnappst und nicht gerne von patrouillierenden Wasserpolizisten bespannert wirst.

Foto: Niels Heidenreich | Flickr | CC BY 2.0

Zürichsee
Als „Gfröhrli" oder Aussenbezirks-Kind gehst du im See schwimmen. Der ist immer ein paar Grad wärmer als die Limmat und hat auch wunderschöne Plätze zu bieten. Halte dich hier fern von Badis, für die du Eintritt zahlen müsstest. Du wirst ansonsten mit viel Kindergeplärr, überfüllten Flössen und der Anwesenheit aggressiver Teenager-Schulklassen bestraft. Die Wiese bei der Rentenanstalt ist ganz passabel. Wenn du weiter Richtung Wollishofen gehst, wirst du richtig tolle Plätzchen finden.

Auf ein Bier!

Richtig Ferienstimmung kommt dann auf, wenn man bei einem Bier an irgendeiner Strasse sitzt und dem Leben in Form von vorbeifahrenden Velofahrern, sich streitenden Verkehrsteilnehmern und dem über die Strasse flitzenden Büsi zusehen kann. Oder wenn man mit Freunden gemeinsam in gemütlicher Runde bei Cocktails zusammensitzt. Auf jeden Fall sollte an dem Ort des Nichtstuns Alkohol ausgeschenkt werden.

Gerolds Garten
Der Gerolds Garten ist ohne Zweifel eine tolle Location. Aber hochgekrempelte Hemdärmel der Feierabend-Banker etablieren sich dort langsam zum beinahe obligaten Dresscode. Sobald die Sonne scheint, wird es auch wirklich schwer, einen Platz zu ergattern und die Schlange vor dem Grill ist so lang, dass du ordentlich „gebödelet" haben solltest, um nicht in kriegsähnliche Gefühlszustände des Hamsterzwangs zu verfallen. Solltest du aber zu den Glücklichen gehören, die sich ein Plätzchen auf dem Containerdach unter den Nagel gerissen haben, dann gib den Platz nie mehr auf. Züge, die vor der Kulisse der hinter dem Ütliberg untergehenden Sonne vorbeiziehen, versetzen dich in wunderbar nostalgische Ferienstimmung!

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Rimini Bar
Die Rimini Bar ist ein wahres Zürcher Schmuckstück. Die Bar liegt im Männerbad Schanzengraben, eingebettet in einen alten Wehrgraben und umgeben von einer alten Stadtmauer. Hübsch ist's hier und grün. Tagsüber haben Frauen keinen Zutritt. Wenn aber die Sonne untergeht, werden Pizzas verkauft, bei denen nicht klar ist, ob sie wirklich so gut schmecken oder ob es einfach am Ambiente liegt, dass dich gefühlsduselig wie auf MDMA macht. Ach ja, die Frauenbadi ist abends auch für Männer geöffnet. Die „Barfussbar" ist wirklich hübsch. Aber die Frauen sind mittlerweile angezogen.

Foto: Daniel Lobo | Flickr | CC BY 2.0

El Lokal
Richtig schmuck ist auch das El Lokal. Akzeptable Preise, gute Musik, perfekte Lage. Wenn du bei einem kühlen Bier direkt an der Sihl sitzt und sich dein Magen bemerkbar macht, musst du nur zwei Mal stolpern und kannst am Grill Würste oder Samosas bestellen, die dich das grimmige Personal vergessen lassen. Wenn du aber Kunst- oder Theaterstudenten nicht magst oder keinen pseudo-intellektuellen Smalltalk auf die Reihe bekommst, dann meide das El Lokal.

Kleine Freiheit
Das Feschste, was Zürich diesen Sommer zu bieten hat! Die kleine Freiheit besteht aus einem alten Schiffscontainer, der auf einer Anhöhe an der Weinbergstrasse direkt zwischen Central und Universität Zürich thront. Das Freiluftcafé wird von zwei Studenten betrieben, die seither feuchter Frauentraum sein dürften. Denn es gibt einen offenen Bücherschrank, selbstgemachten Kuchen und jede Menge schnuckelige Sitzmöglichkeiten, die auch von deiner Oma stammen könnten.

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Auf die Gasse!

Richtig tolle Feste feiern die Zürcher im Sommer draussen. Unzählige Partyveranstalter organisieren legale oder illegale Outdoor-Events, für die der Wald, die Autobahnbrücke oder das Seeufer zur Tanzfläche wird. Wer gern tagsüber feiert, sollte den „Samschtig am Fluss" verbringen. Das Label Naturklang stellt dafür am 4. Juli in der Rimini Bar eine Soundanlage auf und dahinter ein geschmackvolles Line-Up. Schon am Nachmittag geht's los. Übrigens ist dies eine garantiert studentenfreie Zone, da diese sich am Irchelseminar (Ja, im Irchelpark!) tummeln.

Wer sich lieber keine Zecken auflesen und betoniertes Gebiet nicht verlassen mag, sollte sich die folgenden Feste in der Agenda markieren:

Stall 6 Openair
Vom 10. bis 12. Juli finden im Stall 6 jeden Abend Konzerte statt. Draussen gibt's neben Musik auch Grill und Bar.

Openair Kino
Am 10./11. und 17./18. Juli werden auf dem Röntgenplatz erst Kindertrickfilme und anschliessend „tierische" Filme gezeigt. Der Eintritt ist frei, aber man macht sich beliebt, wenn man einen Batzen ins Kollektekässeli wirft. Wer an der Pfnüselküste beheimatet ist oder einfach lieber direkt am See Filme schaut, sollte das Angebot der Roten Fabrik nutzen. „Film am See" zeigt jeden Donnerstag bis zum 3. September verschiedene Filme. Wenn's regnet wird die ganze Sache einfach nach drinnen verlegt.

Äms-Fäscht
Feiern und ein politisches Statement abgeben kannst du am Äms-Fäscht, das am 1. August stattfindet. Somit sollte auch klar sein, für was das Fest steht. Im Herzen von Zürich, nämlich auf der Bäckeranlage, wird Diversität und Offenheit gegenüber der Welt gefeiert.

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Idaplatz-Fäscht
Am 15. Und 16. August sollte man unbedingt am Idaplatz vorbeischauen. Vor allem wenn man Kinder hat, die geschminkt werden wollen oder sich selbst gern auf eine Bühne wagt. Cooles Programm, ein richtiges Quartier-Fest halt.

Foto mit freundlicher Genehmigung von miteinander GmbH

Röntgenplatz-Fäscht
Vom 21. bis 23. August feiert der Kreis 5 sein Quartierfest. Geboren wurde das Fest aus einer politischen Aktion der SP heraus. Bis heute finden im Rahmen des Festes auch noch Podiumsdiskussionen statt, aber vor allem spielt Spass für Gross und Klein die Hauptrolle.

Komm in die Gänge!

Man munkelt ja, dass gewisse Menschen in ihren Ferien gerne Sport treiben. Ich persönlich schaffe es kaum, mich im Treppenhaus zu meiner Wohnungstür hinaufzuschleppen. Für Menschen, die Schweiss mögen, gibt es aber auch in Zürich die ordentliche Portion Körpersekret abzugeben.

Wassersport
Wenn du Student bist, dann nutz dein ASVZ-Abo. Du wirst nämlich nie mehr so günstig Wakeboarden können. Ansonsten gehst du halt mit deinem ehemaligen Freund aus Primarschultagen an der Goldküste mit aufs Boot.

Üetliberg
Ich habe gehört, Menschen laufen da hoch. Ich habe gehört, gewisse fahren mit dem Rad rauf und wieder runter. Ich habe gehört, man bezahlt jetzt für den Aussichtsturm Eintritt. Na dann viel Spass.

Foto: Sonderegger Photo Production

Grillen
Dieses Thema liegt mir schon viel mehr. Ich mag diesen russigen und würzigen Duft, der sich im Sommer über die Dächer von Zürich legt. Das ist der Duft der Lebenslust. Wirklich gute Grillspots gibt es im öffentlichen Raum nicht wirklich. Klar kannst du an der Rentenwiese deinen Alugrill auspacken, der Wiese ein Branding verpassen und deine Badenachbarn vollstinken. Du kannst aber auch die Elektrogrills beim GZ Wollishofen oder am Zürichhorn benutzten. Oder du machst es traditionell zürcherisch: Du lädst deine Freunde auf deine Dachterrasse ein, bittest deinen türkischen Freund von den unglaublich leckeren Dingern (du weisst nicht mehr wie sie heissen, aber seine Mutter macht die Besten!) mitzubringen und kaufst ordentlich Bier ein. Wenn du dich nicht zu den glücklichen Besitzern einer Dachterrasse zählen kannst, dann geh zu Freunden, die eine haben. Wenn deine Freunde keine Dachterrasse haben, dann veranstaltet eure Grill-Party im kleinen Rahmen auf einem Balkon oder in einem Garten. Wenn du keine Freunde hast, ist auch der Sommer in Zürich richtig Scheisse.

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Titelfoto mit freundlicher Genehmigung von miteinander GmbH