​Wie ein Weißer ein schwarznationalistischer „Five-Percenter“ wurde
Die Five Percenter Amar Allah, Aziatic Specialist und Cee Allah in Harlem. Foto: Supreme Architect

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​Wie ein Weißer ein schwarznationalistischer „Five-Percenter“ wurde

Die „Five Percent Nation" kommt aus New York, hat Anhänger wie Jay-Z oder den Wu Tang Clan und glaubt, dass Schwarze „Götter" und Weiße „Teufel" sind. Friedrich Hausmann gehört trotzdem dazu.

„Wer ist dieser deutsche Junge?", fragt sich der renommierte Fotograf Jamel Shabazz, als er hört, dass da jemand reihenweise Five Percenter in Harlem, New York, fotografiert. Keine Selbstverständlichkeit, wie Shabazz aus eigener Erfahrung weiß. Als er sich selbst einen Namen machte, indem er in den 1980er Jahren die urbane New Yorker Jugend fotografierte, ließen sich die berühmt-berüchtigten Five Percenter noch nicht ohne weiteres von einem mehr oder weniger Fremden ablichten. Shabazz lässt sich dem deutschen Kollegen vorstellen. Sie verstehen sich und tauschen sich darüber aus, wie man den Five Percentern ein Denkmal setzen könnte, etwa in Form eines Bildbandes. Also ja: Wer ist dieser deutsche Junge eigentlich? Und wer sind die Five Percenter?

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Der deutsche Junge heißt Friedrich Hausmann [Name von der Redaktion geändert] und erzählt diese Anekdote in der Stadtbücherei seiner Heimatstadt Frankfurt am Main. Hausmann ist 32, groß, sportlich schlank, das Haar kurz geschoren, der pechschwarze Vollbart akkurat getrimmt. Er spricht mit Bedacht, wirkt gefasst, sehr kontrolliert. Friedrich Hausmann ist ein deutscher Five Percenter. Supreme Architect, wie Hausmanns Name im Sinne der Five Percent Nation lautet, kann sich unter den Five Percentern in Harlem frei bewegen und sie fotografieren.

Die Five Percent Nation ist eine originär schwarze Bewegung, der zufolge der schwarze Mann Gott und der Weiße der Teufel ist. Aber: Friedrich Hausmann alias Supreme Architect ist nicht schwarz.

Hausmann ist der Sohn eines deutschstämmigen Bulgaren mit jüdischen Wurzeln und einer Bulgarin. In Sofia geboren, mit zweieinhalb Jahren nach Deutschland gekommen, wächst er in Frankfurt auf. Seit jeher fühlt er sich eher deutsch als bulgarisch. Viele weiße Deutsche sehen ihn allerdings anders. Für sie ist er oft „einfach Türke", wie er sagt. Vorurteile, wie er sie auch schon bei der Bank oder beim Arzt erlebt hat. Wenn im Wartezimmer Friedrich Hausmann aufgerufen wird und dieser sich daraufhin meldet, wird er oft einfach übergangen. Ein Friedrich Hausmann mit pechschwarzem Haar? Unmöglich. Seinen richtigen, nicht weniger deutsch klingenden Namen, will Hausmann nicht nennen. Er ist in der Unternehmenskommunikation tätig und befürchtet berufliche Nachteile, wenn seine Mitgliedschaft in der Five Percent Nation bekannt wird.

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Im Vordergrund: „Supreme Architect". Foto: Privat

Die Five Percent Nation ging 1964 aus der Nation of Islam hervor, gegründet von Clarence 13X in Harlem, New York. Im Unterschied zu den Black Muslims kämpfen die Five Percenter nicht im Namen der Religion für Selbstbestimmung und Selbstermächtigung der Schwarzen, sondern grenzen sich bewusst von Religion ab. Clarence 13X erklärte, dass es keinen „mystery God", keinen unsichtbaren Gott im Himmel gebe, sondern der schwarze Mensch Gott sei. Demnach stehen die einzelnen Buchstaben von „Allah" für die menschlichen Extremitäten: Arm, Leg, Leg, Arm, Head (deutsch: Arm, Bein, Bein, Kopf).

Aus Clarence 13X wurde Allah the Father, seine männlichen Schüler wurden „Götter", die weiblichen „Erden". Der Five Percent Nation oder auch Nation of Gods & Earths zufolge sind 85 Prozent der Menschheit taub, dumm und blind. Zehn Prozent kennen die Wahrheit, halten sie aber unter Verschluss, um die 85 Prozent auszubeuten. Und fünf Prozent, die Five Percenter, sind die „poor righteous teachers", die armen rechtschaffenen Lehrer, die versuchen, den 85 Prozent die Augen zu öffnen.

Allah B, der Leiter der Allah School (4.v.r.), mit anderen Five Percentern. Foto: Supreme Architect

Dass Hausmann von den Five Percentern mit offenen Armen und von vielen sogar als „Gott" willkommen geheißen wurde, obwohl er nicht schwarz ist, wirkt nur auf den ersten Blick befremdlich. Zwar ist die Bezeichnung „Gott" in der Lehre der Five Percenter normalerweise dem schwarzen Mann vorbehalten.

Aber aus ihren „Lessons"—ihren Lektionen, bestehend aus 120 Fragen und Antworten—geht auch hervor, dass alle Ethnien zu den originalen Menschen zählen, ob „schwarz" oder „braun", „rot" oder „gelb", bis auf eine: die „weiße". Denn in der Mythologie der Five Percenter wurde der weiße Mensch vor rund 6000 Jahren von einem Wissenschaftler namens Yacub durch genetische Manipulation geschaffen und ist vor allem eins: schlecht.

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Der Weiße ist der Teufel, der sich in den vergangenen Jahrhunderten die Welt untertan machte und die originalen Menschen ausbeutete und versklavte—von den Alten Griechen und Römern über den Kolonialismus und die Sklaverei in Nordamerika, bis zum institutionellen Rassismus und Neokolonialismus von heute.

Die weiße Mehrheitsgesellschaft definiert sich in Abgrenzung von „den anderen", sprich: von allem, was nicht „weiß" beziehungsweise „blond und blauäugig" ist. Also auch von Friedrich Hausmann. So gesehen macht es Sinn, dass er als „Person of Color" von der Five Percent Nation nicht als weiß wahrgenommen wird, sondern als „originaler Mensch". Tatsächlich hat es in der Five Percent Nation nahezu von Anbeginn auch weiße Five Percenter gegeben. Anerkannt werden sie in der Regel aber nicht als „Götter", sondern lediglich als „zivilisierte Personen", die akzeptieren, dass der originale Mensch der „asiatic black man, the maker, the owner, the cream of the planet Earth, father of civilization, God of the universe" ist, wie es in der Lehre der Five Percenter heißt.

Eine Fotowand in der Allah School in Harlem.Foto: Supreme Architect

„Afrika ist die Wiege der menschlichen Zivilisation" ist auf einem Schild im Café Valentino in der Frankfurter Markthalle zu lesen. Hausmann bestellt für sich eine Portion Spaghetti Bolognese, aber kein Getränk. „Während des Essens zu trinken, soll nicht gut für die Verdauung sein", sagt der 32-Jährige. „Deshalb trinke ich zurzeit eine halbe Stunde vor und eine halbe Stunde nach dem Essen nichts." Bewusste Ernährung, bewusst zu leben, sein Leben in die eigene Hand nehmen, das ist es, was Hausmann in seiner Jugend zu New-Age-Literatur und später zu den Five Percentern führt.

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„Religion hat bei uns zu Hause keine Rolle gespielt, deshalb hat mir die Spiritualität immer gefehlt, also fing ich an zu suchen", sagt er. Er verschlingt bücherweise Literatur über Selbsthilfe, Meditation, Buddhismus, Osho und so weiter. Später wird Hausmann in diesen Denkmodellen Parallelen zur Denkweise der Five Percenter erkennen. „Die Idee ist, die eigene Realität zu beeinflussen."

Wie die Five Percenter den HipHop prägen, könnt ihr auf Noisey lesen.

Etwas früher, Anfang der 90er Jahre, findet er zu Rap und damit auch Freunde aus weniger wohlhabenden Kreisen, als er es etwa von seiner Schule, der „sehr elitären" Anna-Schmidt-Schule in Frankfurt, kennt. „Seitdem kann ich mich in beiden Welten bewegen", sagt er. Damals entwickelt sich auch sein Interesse für Black Power, den schwarzen Freiheitskampf. „Ein Freund aus Ghana fragte mich irgendwann, wieso mich das Thema überhaupt so packt. Weil ich auch etwas anders aussehe und das auch zu spüren bekam", erzählt er. In einem Club lernt er ein paar schwarze Amerikaner kennen, die größtenteils als GIs in Wiesbaden stationiert sind.

Sie freunden sich an, er hängt in ihren „geilen Wohnungen" ab, ist beeindruckt: „Sie haben sich alle als Künstler begriffen, der eine machte Airbrush, der andere Musik, und alle waren sehr fokussiert", erzählt Hausmann, nunmehr im Café Karin. „Die haben sich getroffen, gemeinsam ihre Ziele definiert und was sie innerhalb eines Jahres erreichen wollen. Da hat sich für mich eine neue Welt eröffnet: Selbsthilfeliteratur, Bücher über New Age und effektives Management. Endlich hatte ich jemanden, mit dem ich reden konnte."

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Amar Allah vom Universal Brothers Circle in der Allah School in einem Meer von Five-Percenter-Zeitungen: „The Five Percenter Newspaper". Foto: Supreme Architect

Sie nennen sich „Universal Brothers Circle" beziehungsweise „Airbrush Army". Dass sich seine englischsprechenden Freunde untereinander, aber auch ihn als „G" oder „Sun" ansprechen, nimmt er zwar leicht verwundert zur Kenntnis, hinterfragt es aber auch nicht. Bis Amar Allah Bennett,der inoffizielle Kopf der Truppe, ihm eines Tages die Supreme Mathematics in die Hand drückt, den Zahlenkodex der Five Percenter. Hausmann taucht ein in die Numerologie und Terminologie der Götternation. Darin steht „G" für „Gott" in Gestalt des schwarzen Mannes. Und auch die Sonne steht für den schwarzen Mann, um den sich alle anderen Planeten drehen, wie die Erde, die die schwarze Frau symbolisiert.

Hausmann ist begeistert von der Vorstellung des Menschen als Gott. „Ich wusste, diese Menschen hatten eine wichtige Wahrheit erkannt. Sie in Form der Supreme Mathematics zu verbreiten, war für mich einfach genial." Plötzlich erschließen sich ihm auch die bis dato oft kryptischen Lyrics von Rappern wie dem Wu-Tang Clan und Busta Rhymes oder Erykah Badu, die allesamt zur Five Percent Nation gehören. Oder auch Nas oder Jay Z, die zumindest von ihr beeinflusst sind. Die Five Percenter haben HipHop nicht unwesentlich geprägt.

2009 lädt Amar Allah Hausmann zu sich nach Harlem ein. In New York nehmen Amar Allah und ein Gott namens Allah B ihren deutschen Freund mit zu den „Parliaments", den monatlichen Zusammenkünften der Five Percenter. „Peace, God!", begrüßt man ihn dort, erzählt er. „Mein Äußeres stand bei den ,Gods' nie zur Debatte. Aber ich hatte natürlich auch einen super Einstieg. Amar Allahs Mutter ist eine Five Percenterin aus Harlem, die jeder kennt, und Allah B ist der Leiter der Allah School [das Hauptquartier der Five Percent Nation in Harlem, NY]."

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Zurück in Deutschland entschließt sich Hausmann—er studiert „Visuelle Kommunikation" an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach—, für sein Vordiplom ein Fotoprojekt über die Five Percenter zu machen. Er zieht nach New York, um fortan die Götter und Erden zu fotografieren. Er geht ein und aus in der Allah School, sein Bekanntenkreis wird immer größer. Schließlich macht er Bekanntschaft mit Oliver „Power" Grant, seines Zeichens Executive Producer des Wu-Tang Clan, will ihn von einem neuen Projekt überzeugen, einem Bildband über die Five Percent Nation. Power ist interessiert, sie hängen eine Weile zusammen ab, dann verläuft das Vorhaben im Sande.

Unterdessen verliebt Hausmann sich in eine Frau aus Harlem, zieht später mit ihr zusammen. Sie ist keine Five Percenterin. Aber sie kennt die Five Percenter von klein auf, als „die Typen, die auf der Straße die Leute anquatschen", hält sie heute jedoch nicht mehr für besonders relevant. Doch Hausmann ist begeistert. Er wird Zeuge der philosophischen Debatten der Five Percenter und ihrer alltäglichen intellektuellen Auseinandersetzungen über die Supreme Mathematics.

Die Ehrfurcht erregende Präsenz der Götter, das gegenseitige Herausfordern, beides reizt ihn, und er erklärt, warum: „Wenn dich ein Five Percenter auf der Straße fragt: ,What's todays mathematics?', dann solltest in der Lage sein, schnell zu schalten und eine gut durchdachte Antwort geben zu können. Mal angenommen das heutige Datum ist der 3.1. Die 3 steht in den Supreme Mathematics für Understanding, die 1 für Knowledge. 3 plus 1 ergeben 4. Die 4 steht für Culture. Dann musst du erklären können, was ,Understanding', ,Knowledge' und ,Culture' für dich an diesem Tag und zu dieser Stunde bedeuten", schildert Hausmann. Dabei sei es wichtig, einen aktuellen Bezug zu seiner eigenen persönlichen Entwicklung und der damit verbundenen Weltsicht herstellen zu können. „Es ist wie der regelmäßige Eintrag in ein Tagebuch."

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Schließlichfängt er selbst an, die 120 Lessons der Five Percenter auswendig zu lernen. „Es war wie eine neue Sprache zu lernen." Die Götter geben seinem Denken eine Struktur. „Ohne die Fakten zu kennen, kannst du dir kein schlüssiges Urteil bilden. Erst kommt Knowledge, dann Wisdom, dann Understanding", erklärt Hausmann und zitiert ein geflügeltes Wort der Five Percenter: „You can't put the wisdom before the knowledge. Vorurteile über Menschen zu haben, ohne mit ihnen gesprochen zu haben? Oder Produkte auf den Markt werfen, ohne den Markt zuvor studiert zu haben? Das geht nicht. Wir alle begegnen diesen Wahrheiten jeden Tag."

Ein Problem ist für Hausmann der grundlegende Gegensatz der Five Percent Nation von Schwarz und Weiß, Gott und Teufel. „Daran habe ich mich immer aufgehängt", sagt er. „Aber die Five Percent sind weder ,pro-black' noch ,anti-white'. Michael Muhammad Knight [ein bekannter weißer Five Percenter und Autor von The Taqwacores u.a.] brachte es mal ganz gut auf den Punkt: „Man kann ihnen die Bezeichnung ,white devil' nicht verübeln. Denn wo auch immer der Weiße in der Geschichte auftauchte, richtete er Unheil an. Und damit hat er recht." Man denke nur an die Berliner Konferenz aus den Jahren 1884/85, auf der die europäischen Großmächte den Kontinent Afrika untereinander aufteilten wie einen Kuchen. „In den internen Diskussionen ist der weiße Teufel allerdings nicht groß Thema. Zumal jeder Mensch der Teufel sein kann, nicht nur der Weiße", merkt Hausmann an.

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„Der Mensch ist Gott—das ist die Message", sagt er. Im Hinblick auf die zahlreichen Kirchen und Moscheen in Harlem liegt diese radikale Religionskritik für Hausmann nahe. „Viele Menschen dort sind arm geboren, haben keine Bildung und leiden unter institutionellem Rassismus. Sie wollen Hilfe und ihre eigene Verantwortung abgeben. Deshalb gehen sie in die Kirche und werfen ihre drei Dollar in die Kollekte." Und da kommen die Five Percenter ins Spiel. „Ihr Grundgedanke ist: Nur du bist verantwortlich für dein Leben und niemand sonst! Nicht deine Mutter, nicht dein Freund und nicht der ,Mystery God'—nur du!", schildert er.

Ein Sicherheitsdienst, bestehend aus Five Percentern. Foto: Supreme Architect

Dabei ermutigten die Five Percenter, sich mit der Bibel, der Tora, dem Koran, dem Buddhismus et cetera auseinanderzusetzen—„aber eben auch mit den Naturwissenschaften". Mit einem Ziel: „Sit yourself in heaven at once!", zitiert Hausmann W.D. Fard Muhammad, den geheimnisumwobenen Gründer der Nation of Islam. „Dir soll es jetzt gut gehen!" Friedrich Hausmann geht es gut in New York. Aus den Bekanntschaften mit den Five Percentern entwickeln sich Freundschaften, und etliche Five Percenter lassen sich von ihm bereitwillig fotografieren. Personen, die er bis dato nur aus den Bilderbänden von Jamel Shabazz kannte, porträtiert er nun selbst.

Nach einem Jahr in New York neigt sich Hausmanns finanzielles Budget dem Ende zu. Dumar Wade Allah, ein namhafter, inzwischen verstorbener Five Percenter, stellt Hausmann noch vor seiner Abreise auf die Probe. Denn nur, wer die „120 Lessons" verinnerlicht hat und wie aus der Pistole geschossen aufsagen kann, wird als Five Percenter akzeptiert.

Hausmann besteht. Dumar überlässt ihm sogar seine eigene „Universal Flag", eine kleine Brosche mit dem Wappen der Five Percent Nation. „Es war ihm wichtig, dass ich die Lehre der Five Percent weitertrage und verantwortlich damit umgehe, bevor ich nach Deutschland zurückgehe. Und mir eine Ehre."

Zurück in Frankfurt setzt er sich „verbissene Ziele", will „Karriere machen". Die Kreativität, der er bis dahin als Fotograf freien Lauf ließ, kommt nun in der Unternehmenskommunikation zum Tragen. Inzwischen stehen einige gleichermaßen große wie namhafte deutsche Konzerne und Banken auf seiner Kundenliste.

„Dadurch habe ich nach einiger Zeit alles andere vernachlässigt, soziale Kontakte, Spirituelles und eben die Five Percent", sagt er, inzwischen im Café Iimori, und wird nachdenklich. „Ich frage mich, ob ich überhaupt noch ein richtiger Five Percenter bin. Ich glaube, wenn man das nicht jeden Tag lebt und sich innerhalb der Community bewegt, ist man schnell raus." Er begreift die Five Percent Nation dadurch inzwischen vor allem als einen „Grundbaustein" für seine Entwicklung. „Es liegt in deiner Hand, was du daraus machst."

Am Abend ist Hausmann an der Konstablerwache mit Le'Vell Zimmerman alias Aziatic Specialist verabredet. „AZ ist ein alter Freund von mir, mit dem damals alles anfing", erklärt Hausmann. AZ ist einer von vielen Five Percentern, die als GIs in Deutschland stationiert waren, aber nur einer von wenigen, die auch in Deutschland blieben. Er macht spirituellen Rap, kommt gerade aus dem Studio.

In einem kleinen thailändischen Restaurant wird der nicht besonders große, aber kräftige Mann Anfang 30 mit dem extravaganten Outfit (Golfermütze, Jackett mit Rose in der Brusttasche, mehrere Ketten um den Hals, Karottenjeans und Slippers) redselig. Zu „Knowledge of Self", also dem Five-Percenter-Wissen darüber, Gott zu sein, sei er bereits im Alter von 13 Jahren gelangt. Das gibt ihm Halt. Jahre später wird er als Soldat in Wiesbaden stationiert. Im Rahmen des Universal Brothers Circle lernt er Hausmann kennen. Als Five Percenter im Sinne der Nation sehe er sich selbst aber schon lange nicht mehr. „Ich bin Gott—mehr muss ich nicht wissen", sagt er. Und wer ist der Teufel? „Es gibt keinen Teufel. Der einzige Teufel, den es gibt, ist die Angst."

„Ich habe viel von der Five Percent Nation bekommen", sagt Hausmann. Jetzt möchte er etwas zurückgeben. Deshalb hat er schon in New York die meisten seiner Bilder von den Five Percentern auf eigene Kosten gemacht. 51 Jahre nach Gründung der Five Percent Nation gibt es zwar viele Publikationen, die von den Göttern handeln, aber nur wenige stammen aus ihren eigenen Reihen. Gemeinsam mit Allah B arbeitet Hausmann derzeit an einem repräsentativen Bildband über die Five Percenter. Was noch fehlt, ist ein Verlag. Verdienen will er an dem Buch nichts, sagt er. Sein Anteil soll der Allah School zugutekommen.