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Diese Oma leugnet immer noch den Holocaust

Ein Gericht hat die rechtsextreme Rentnerin dafür verurteilt—wieder einmal. Ihre Hetzschriften taggt sie übrigens mit "Antisemitismus".

Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck | Foto: imago | Joachim Sielski Im Alter werden viele Menschen vergesslich. Sie verbummeln erst die kleinen Dinge: dass der Topf noch auf dem Herd steht, oder dass man eine Uhr nicht im Gefrierfach lagert. Die 87-jährige Ursula Haverbeck allerdings hat einfach mal ein weltpolitisches Ereignis vergessen: den Holocaust. Sie weiß nichts von Gaskammern und auch nichts von sechs Millionen ermordeten Juden. Dafür muss die 87-Jährige nun ins Gefängnis—mal wieder.

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Denn Oma Ursula hat die unschöne Angewohnheit, diese fehlende Erinnerung bei jeder Gelegenheit der Welt mitzuteilen und alle anderen Menschen der Lüge zu bezichtigen.

Das Amtsgericht Detmold in Nordrhein-Westfalen hat die Holocaust-Leugnerin nun wegen Volksverhetzung zu einer Haftstrafe von acht Monaten verurteilt. "Ihnen fehlt jegliche Einsicht und Reue", sagte die Richterin.

Die Rechts-Rentnerin hatte während des Prozesses gegen einen SS-Wachmann im Februar einen Brief an den Bürgermeister von Detmold und eine Zeitung geschickt. Darin leugnete sie die systematische Ermordung von Menschen im Konzentrationslager Auschwitz. Es sei nur ein Arbeits-, nicht aber ein Vernichtungslager gewesen.

Während der Verhandlung hetzte Haverbeck weiter und rief: "Die Gaskammern gab es nicht!" Aus dem Publikum kamen ebenfalls volksverhetzende Parolen.

Erst im November letzten Jahres verurteilte ein Gericht Haverbeck zu einer zehnmonatigen Haftstrafe. Die Berufung steht aber noch aus, deshalb ist sie noch nicht hinter Gittern. Gegen das aktuelle Urteil will sie sich ebenfalls rechtlich wehren.

Es ist fraglich, ob die Strafe die glühende Bewunderin von Neonazi Horst Mahler zur Einsicht bewegen wird. Schließlich war es bereits das fünfte Mal, dass sie sich vor Gericht verantworten musste, weil sie Auschwitz als "die größte und nachhaltigste Lüge der Geschichte" bezeichnete. Sie war außerdem in mehreren rechtsextremen Gruppen aktiv, unter anderem im heute verbotenen Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten (Was für ein locker-flockiger Name!). Und den Paragraphen 130 des Strafgesetzbuchs, der unter anderem das Leugnen des Holocausts unter Strafe stellt, nennt die Rechtsextremistin, ein "Gesetz zur Aufrechterhaltung einer Lüge".

Motherboard: "Deutsch vs. Nazi-Deutsch": So sprechen Rechte im Netz

So bekannt wird man heutzutage natürlich nicht ohne eine eigene Homepage—und die hat auch Ursula Haverbeck. Dort kann man ihre nächsten Gerichtstermine erfahren und Briefe an das Bundesverfassungsgericht lesen, in denen sie behauptet, "[s]ehr viele Deutsche wüssten inzwischen, dass in der BRD nicht das Recht, sondern die Interessen Israels, bzw. in dessen Vertretung des Zentralrates der Juden in Deutschland Grundlage der politischen Rechtsprechung seien." Ihre Artikel taggt sie übrigens gerne mal mit dem Stichwort "Antisemitismus".

Trotz ihrer Vergesslichkeit scheint Haverbeck also wenigstens technisch voll auf der Höhe der Zeit zu sein. Man kann ihr sogar Bitcoins spenden. Sollte sie sich trotz ihrer Vergesslichkeit weiter körperlicher Gesundheit erfreuen, wird die sie das Geld für die nächste Gerichtsverhandlung sicher brauchen.