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The VICE Guide to Europe 2014

Der VICE Guide zu Madrid 2014

Scheiß auf Barcelona!

Foto: Silvia Varela

Hey, unsere Stadt ist toll. Also wirklich toll. Auf jeden Fall besser als Barcelona, denn wir sind—trotz unseren fantastischen Persönlichkeiten und vielen Drogen—immer noch ziemlich nett zu Touristen. Allerdings können wir sie auch leicht ausmachen, denn sie sind die Einzigen, die waghalsig genug sind, um in Madrid mit Barcelona-Shirts rumzulaufen. Bitte lass das und probier lieber die folgenden Dinge aus.

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Zu den einzelnen Rubriken:

FEIERN
WIE SIEHT’S AUS MIT DROGEN?
POLITIK, DEMOS UND WIE RASSISTISCH SIND DIE LEUTE HIER?
ESSEN
WAS ESSEN DIE EINHEIMISCHEN?
TRINKEN
ÜBERNACHTEN
LGBT MADRID
ORTE, DIE AUCH NÜCHTERN SPASS MACHEN
WIE DU NICHT ZUSAMMENGESCHLAGEN UND AUSGERAUBT WIRST
WIE DU DICH NICHT WIE EIN BESCHISSENER TOURIST VERHÄLTST
LEUTE UND ORTE, DIE DU MEIDEN SOLLTEST
TRINKGELD UND SÄTZE, DIE DU KENNEN SOLLTEST
EINE YOUTUBE-PLAYLIST MIT FRAGWÜRDIGER EINHEIMISCHER MUSIK
DER VICE-STADTPLAN

Madrid langweilt dich jetzt schon? Hier haben wir noch 15 andere Städte-Guides.

Foto: Jonay P. Matos

FEIERN

In Madrid geht es erst ziemlich spät so richtig los. Hier wird Donnerstags, Freitags und Samstags nicht vor drei Uhr ins Bett gegangen und der Großteil von uns macht sich erst um sechs Uhr früh auf den Nachhauseweg. Die besten Orte zum Abhängen sind die Afterhour-Bars. Ich kann euch jetzt allerdings nicht die Adressen von meinen Favoriten verraten, weil diese Bars hier illegal sind. Aber keine Angst, du findest sie schon—folge einfach den Massen, wenn die normalen Bars schließen. Das gemeinsame Unterwegs-Sein in den frühen Morgenstunden schweißt zusammen.

Das Tolle an Madrid ist, dass für jeden Geschmack etwas geboten wird. Für den Indie-Underground hast du das Nuevo Amanecer, für Elektro gibt es das Lemoncat und falls du auf Punk und Garage stehst, dann geh ins Holy Cuervo. Jede Subkultur schmeißt eine eigene Party und wenn die Afterhour-Bars zu machen, dann geht’s bei jemandem Zuhause weiter, bis auch schließlich der Letzte genug hat. So läuft's in Madrid. Und falls du auf der Suche nach einem guten alten Techno-Rave bist, dann hör dich mal nach Abismal um.

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Ich weiß, ich habe das schonmal erwähnt, aber hier schläft niemand—also jetzt nicht so wie man es von New York sagt, sondern wirklich. Hier in Madrid bleiben alte Frauen länger auf als alle jungen New Yorker und auf der Gran Vía ist um Mitternacht mehr los als auf dem Times Square während der Rush Hour. In ganz Madrid wird großzügig eingeschenkt und Drogen sind leicht zu bekommen, also kannst du entweder die ganze Nacht nur mit der Hilfe von Energydrinks wachbleiben oder dein halbes Gehalt auf den Kopf hauen, nur um dir alle paar Sekunden was von den Fingerspitzen lecken zu können.

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Foto: Iago Fernández

WIE SIEHT’S MIT DROGEN AUS?

Drogen sind in Madrid omnipräsent. Wenn du gerade auf Entzug bist, dann solltest du dir die Reise noch mal überlegen.

Kokain ist nicht mehr so beliebt wie früher, vor allem wegen den neueren und abgefahreneren Mittelchen. In letzter Zeit haben die Locals mit Liquid Ecstasy in ihren Getränken experimentiert, Meskalin-Jellybeans verschlungen und DMT,  2C-D und 2C-E probiert. Im letzten Jahr schien sogar Ayahuasca immer populärer zu werden.

Wie fast überall ist Marihuana immer noch die am meisten konsumierte illegale Droge, gefolgt von Pillen (manchmal auch bekannt als ‚Granaten‘), MDMA, Ketamin und Speed, was im Baskenland schon lange Bestand hat und sich komischerweise immer weiter hält.

Diejenigen, die erwischt werden, kommen vielleicht mit einer Geldstrafe davon, wenn sie nur eine kleine Menge zum Eigengebrauch dabei haben. Jeder, der wie ein Dealer daher kommt (und dafür auch genügend dabei hat), landet mit ziemlicher Sicherheit vor einem Richter. Die Polizei greift auch härter durch, wenn die Drogen in der Öffentlichkeit konsumiert werden oder wenn die Regel Nummer 1 des Drogen-Handbuchs gebrochen wird und trottelmäßig kein Hehl aus dem Konsum gemacht wird.

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Die Geldstrafen liegen zwischen 300 und 30.000 Euro. Jeder, der dumm genug ist und Auto fährt, während er voll drauf ist, verdient es auch, den Führerschein zu verlieren, ins Gefängnis geschmissen zu werden und eine hohe Strafe bezahlen zu müssen.

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Foto: Jairo Vargas Martin

POLITIK, DEMOS UND WIE RASSISTISCH SIND DIE LEUTE HIER?

In jedem Land gibt es diese rechten Spinner. Hier laufen zwar nicht so viele davon auf der Straße rum, aber trotzdem gibt es in Madrid ein paar nationalsozialistische Gruppierungen. Eine davon nennt sich ‚Alianza Nacional‘: Diese Organisation bezeichnet sich selbst als Neonazi-Partei und redet viel Müll über Dinge wie Rasse. Sie denken, sie haben wegen dem ‚lus sanguinis‘ (Recht des Blutes) einen Anspruch auf das Regieren, wollen auf Grundlage der Rasse die europäischen Länder vom Rest der Welt abspalten, Immigranten den Eintritt ins Land verweigern, die Schwulenehe verbieten und sich mit Portugal vereinen, weil das die alten katholischen Könige so gewollt hätten. Kurz zusammengefasst: der übliche Bullshit.

Die anderen politischen Hardliner von Madrid sind die Gegner der Abtreibung. Sie sind ultra-religiös und manchmal ganz eindeutig Mitglieder des Opus Dei. Sie besitzen auch erschreckend viel Macht und trotz der ganzen Proteste von Frauenrechts-Gruppen soll gerade ein Gesetz verabschiedet werden, das alle Abtreibungen (außer falls die Frau vergewaltigt wurde oder ihre Gesundheit gefährdet ist) verbietet. Sie sind ziemliche Arschlöcher, und das sollte man ihnen auch immer wieder sagen.

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Foto: Jairo Vargas

Deine politische Einstellung bestimmt, wo du zum Protestieren hin gehst: Bist du rechts, dann ab zum Plaza de Colón; bist du links, dann ab zum Puerta de Sol. Die Demonstranten aus dem rechten Lager neigen zum Katholizismus und haben eine sehr starke nationale Einstellung zu Spanien. Im Gegensatz zu den Lokalpatrioten von Gegenden wie Katalonien, dem Baskenland oder Galizien haben sie keine regionalen Kulturen oder Sprachen zu verteidigen. Stattdessen müssen sie sich mit ihren Tapas, Cañas und Real Madrid begnügen. Sie sind weithin bekannt als ‚Fachas‘, in Anlehnung an den Faschismus, nach dem sie sich sehen. Das klingt jetzt vielleicht wie ein schlechter Scherz, aber manche von diesen Typen verfallen beim Gedanken an das Franco-Regime in Nostalgie … dabei sind viele nicht mal alt genug, um sich überhaupt daran erinnern zu können.

Die Leute aus dem linken Lager sind als ‚Red‘ bekannt, tragen aber auch den abwertenden Namen ‚Chuchoflautas‘ (das bedeutet ungefähr so viel wie ‚Gossenpunks‘). Die Gegend um den Puerta de Sol wurde während der ‚Bewegung 15. Mai‘ weltberühmt, als die Linken die Kontrolle über den Platz erlangten. Ihre Technik wurde dabei später von Occupy Wall Street übernommen. Sie sind die politischen Nachkommen der ‚Progres‘, die in den 70ern gegen die faschistische Diktatur und für den Übergang zu einer Demokratie gekämpft haben. Jetzt werden sie vertreten durch die neue Partei ‚Podemos‘, die Anfang dieses Jahres gegründet wurde und bei der Europawahl auf fünf Sitze gekommen ist. Parteichef ist Pablo Iglesias Turrión, ein junger Polit-Experte, der mit seinem Pferdeschwanz und seinem Kinnbart auch wie ein Linker aussieht.

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In Spanien regiert zur Zeit die konservative, rechtsgerichtete Volkspartei (‚Partido Popular‘). Sie unterliegt der Autorität der Katholischen Kirche, was natürlich die Frage aufwirft, warum die rechten Demonstranten mit ihren Protesten gegen Abtreibung den Verkehr zum Erliegen bringen. Im Gegenzug erscheinen die linken Demonstrationen angesichts der einschränkenden Entscheidungen wichtig und notwendig—auch wenn außer den fünf Sitzen von ‚Podemos‘ im Europaparlament ein politischer Wechsel in Spanien kaum spürbar ist.

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Foto: Jonay P. Matos

Immigration

Die regierende ‚Partido Popular‘ (PP) war bei der letzten Wahl allgemein Ziel des Spots, weil rauskam, dass ein Ecuadorianer in einem Wahllokal für sie gearbeitet hat. Grund für den Spot war, dass die PP dafür bekannt ist, wiederholt Maßnahmen vorzuschlagen, mit denen Immigranten zurück in ihr Herkunftsland getrieben werden sollen. Den Immigranten wird der Zugang zu einer Krankenversicherung erschwert, ihre Rechte im Vergleich zu denen von Spaniern beschnitten und man errichtet Grenzzäune, um so uneinladend wie möglich zu wirken.

Davon abgesehen leben in Madrid Leute aus der ganzen Welt glücklich nebeneinander her. Viele der Immigranten kommen aus Rumänien, Marokko, Ecuador und Kolumbien, aber Madrid wird auch bei Chinesen und Ukrainern immer beliebter.

Auch wenn die Madrilenen von Natur aus gute Gastgeber sind und schon lange Ausländer willkommen geheißen haben, ist doch noch eine kleine rassistische Minderheit vorhanden. Also wundere dich nicht, wenn sich ein Taxifahrer darüber beschwert, dass ihm die Immigranten den Job wegnehmen. Ich meine, wir Spanier zögern auch nicht lange, ins Ausland zu gehen und dort eine Arbeit zu suchen.

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Foto: Manu Raivio

ESSEN

La Austriaca
Hier bekommst du tollen Fastfood so schnell serviert, dass es fast schon verdächtig wirkt. Sie machen dort abgefahren gute Sandwiches, Kuchen und Backwaren und das Lunch-Menü enthält für vernünftige zehn Euro eine Vorspeise, eine Hauptspeise, eine Nachspeise und einen Kaffee. Einziger Nachteil an diesem Restaurant: Sonntags ist geschlossen—Danke, Religion!

Jedes Restaurant namens „Casa …“
Das klingt jetzt vielleicht wie eine faule Ausrede, aber ich kann’s einfach nicht genau beschreiben. Einige der besten Restaurants in Madrid heißen „Casa …“: Casa Mingo, Casa Julio, Casa Federica, Casa Granada, Casa Ricardo, Casa Alberto, Casa Fidel und so weiter. Sieh es einfach als Möglichkeit, selbst auf Entdeckungsreise zu gehen.

Alabaster
Geh bei Alabaster essen. Geh dort essen! Wenn du die Küche Galiciens probieren willst, dann ist das im Nordwesten Spaniens die beste Adresse. Ich würde wirklich viel tun, nur um dort noch mal den Seehecht zu essen. Zum Glück brauche ich nur 24 Euro.

Pajamá
Das Pajamá ist ein tolles, traditionelles spanisches Restaurant, auch wenn das Ambiente nicht ganz stimmig ist: Hier drin befand sich mal ein deutsch-schweizerisches Lokal und die Dekoration wurde einfach übernommen. Der Besitzer ist ein großväterlicher Typ, der überall Fotos von irgendwelche Berühmtheiten aufgegangen hat und der das Essen von Ochsenschwanz als etwas sehr wichtiges ansieht!

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Melo’s
Das Melo’s im Stadtteil Lavapiés ist berühmt für seine Zapatillas. Das sind ganze Brotlaibe, gefüllt mit was auch immer du willst. Ich weiß, das klingt ziemlich absurd—wie etwas, das Robert Baratheon oder Elvis bestellen würde und kein normaler Mensch aufessen könnte. Und das ist auch richtig. Die Lieblingsfüllung der Locals ist Schweinefleisch und Tetilla, ein Käse aus dem Nordwesten des Landes, der übersetzt „kleine Brust“ heißt, was an der Titten-ähnlichen Form liegt.

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Foto: Felipe Hernández

WAS ESSEN DIE EINHEIMISCHEN?

Tintenfisch-Sandwich
Die typischen Gerichte aus Madrid sind eher ganz einfach gehalten. Das hier ist ein gutes Beispiel dafür: frittierter Calamari im Brot. Dazu ist das Ganze noch supergünstig (mehr als 3,50 Euro solltest du nicht dafür zahlen) und zu jeder Tages- und Nachtzeit in fast jeder Bar der Stadt zu finden.

Callos
Hast du einen starken Magen? Callos hat einen. Callos ist Magen. Dieses dampfend heiße, vor Kalorien strotzende Gericht besteht aus Stücken des Kuhmagens oder geschmorten Schafbock und wird mit etwas Chorizo in einer warmen Tonschüssel serviert. Gib noch etwas Cocido Madrilène—ein Eintopf auf Kichererbsen-Basis—dazu, und vor dir steht das Gericht, das für Madrid wohl am typischsten ist.

Bravas
Nimm ein paar Kartoffeln und würfel sie. Die Würfel werden dann angebraten, in scharfer Brava-Tomatensoße ertränkt und aufgestapelt. Der andere Essenklassiker der Stadt ist Pincho-Kartoffel-Omelet. Diese beiden Speisen findest du in Madrid überall und manchmal sind sie sogar kostenlos mit dabei, wenn du einen Drink bestellst. Sie sind das, was für andere Bars Erdnüsse sind.

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Churros
Madrid schläft nicht. Vielleicht eignet sich unser Lieblingsfrühstück deswegen perfekt für jemanden, der die ganze Nacht unterwegs war, und nicht für jemanden, der gerade erst aufgestanden ist. Die als Churros bekannten Tentakel-förmigen Donuts (oder die besser ausgestatteten Porras) sind früh morgens die leckerste und fettigste Option. Normalerweise werden sie mit Schokoladensoße zum Dippen serviert, aber wir tauchen sie auch schon mal in Kaffee oder Bier, je nachdem wie lange du schon wach bist und ob du noch weiter machen willst.

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Foto: Sergio Albert Avilés

TRINKEN

Tempo II
Das hier war mal ein Bordell, jetzt stehen darin nur noch ein paar Sofas und ein Computer mit Lautsprechern, an dem du YouTube-Videos abspielen kannst—im Grunde ist das hier die Wohnung von deinem Kumpel, in der ihr nach einer durchzechten Nacht noch abhängt. Aber im Gegensatz zu deinen etwas unnützen Freunden, bringen dir hier die Bedienungen noch bis in die frühen Morgenstunden Tortilla-Tapas und Gebäck.

Destellos
Calle Galileo, 90
Alles hier ist irgendwie deprimierend und trotzdem übertrieben. Anstelle von guten Tapas bekommst du hier Becher voller Lacasitos, dem spanischen Äquivalent zu Smarties. Die Dekoration und die Musik sind irgendwie vom Pferdereiten beeinflusst, die Barkeeper und der Glücksspielautomat wollen dir nur die Nacht versauen und die ganze Bar ist eigentlich ziemlich scheiße. Aber stell diese ganze ironische Hipster-Distanz mal ab und du wirst im Destellos viel Spaß haben.

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Iberia
Das Iberia ist vor allem eine Bar für Taxifahrer, nur 200 Meter entfernt von der Party-Gegend Malasaña. Wenn du jemand bist, der nicht die ganze Nacht durchhält, dann empfehlen wir dir, ein taktisches Nickerchen zu machen und dich dann dort um sieben Uhr früh mit den Leuten zu treffen, die immer noch unterwegs sind.

Candi
Das hier ist der Inbegriff von dem, was die Locals eine „Opa-Bar“ nennen. Die Tapas sind reichhaltig und der namengebende Herr Candi steht noch selbst hinter der Bar. Inzwischen sind hier aber auch Leute anzutreffen, die nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden. Also kannst du jetzt auch erwarten, dass Rihanna und Cam’ron aus den Lautsprechern schallen und man über Dinge wie Snapchat oder Ghetto Goth oder was auch immer redet.

Chamizo
Hier ist ‚Yayos‘ zu Hause. Was sich zuerst wie ein Getränk anhört, dass sich Rick Ross wahrscheinlich auf dem Rücksitz seines in einem Swimmingpool geparkten Maybachs reinzieht, ist in dieser alten Kneipe ein Drink, den man als ‚Großvater‘ übersetzen kann (wir lieben unsere Großväter). Er ist ähnlich einem Wermut und schmeckt wie ein High-Five ins Gesicht. Aber hier noch zwei Warnungen: Die Schlange an der Bar ist immer lang und der Eingang ist immer mit Rauchern verstopft, also bring entweder Geduld oder Zigaretten mit.

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Foto: Manu Raivio

ÜBERNACHTEN?

Das Hostal Armesto (ab 35 Euro pro Zimmer/Nacht) befindet sich im beliebten Stadtteil Las Letras und bietet Sauberkeit für einen annehmbaren Preis. Auch ist die Lage perfekt, wenn du aus einer der vielen guten Bars und Clubs von Las Letras nach Hause stolperst. Die Gegend heißt Las Letras, weil sie der literarische Bezirk der Stadt war, als die erste Ausgabe von Don Quijote veröffentlicht wurde. Natürlich hast du das Buch nie gelesen, weil es einfach viel zu lang ist, also rede einfach die ganze Zeit nur von Windmühlen und alles ist in Butter.

Das Praktik Metropol (ab 45 Euro pro Zimmer/Nacht) befindet sich in einem historischen Gebäude, das renoviert wurde und jetzt alle Annehmlichkeiten eines kosmopolitischen Instagram-Lifestyles bietet. Dort gibt es sogar eine eigene Bäckerei und jedes Jahr wird eine Kunstausstellung veranstaltet, falls du mal etwas Kultur brauchst und das Hotel nicht verlassen willst. Die Zimmer sind zwar toll, aber das eigentliche Sahnehäubchen sind die Balkone in Richtung der Gran Via. Der Preis wird allein schon durch den Blick auf Madrid gerechtfertigt, aber auch durch dich Chance, traurigen spanischen Männern dabei zuzusehen, wie sie Frauen besuchen, die im ältesten Gewerbe der Welt tätig sind.

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Die sehr beliebte Boutique-Hotel-Kette Room Mate ist in der gleichen Preisklasse angesiedelt (ab 55 Euro pro Zimmer/Nacht) und hat ein paar Filialen in der Stadt. Hier in Madrid sind Sportler hoch angesehen und die Kette gehört dem spanischen Pferderennen-Champion Quique Sarasola.

Das Puerta de América wird uneingeschränkt von Hipstern empfohlen, denn es war Amy Whinehouses Lieblingspennplatz und spielt eine wichtige Rolle im Film Der geheimnisvolle Killer von Jim Jarmusch. Das Ganze hat natürlich auch seinen Preis (ab 150 Euro pro Zimmer/Nacht), aber falls du heimlich reich bist, dann steig hier ab.

Wenn deine Hotels so absurd dekadent sein müssen, dass sich darin wirklich ein „ebenhölzerner Raum voller ägyptischer Antiquitäten, inklusive einer Granitstatue von Pharao Ramses“ befindet, dann solltest du im Urban einchecken (ab 175 Euro pro Zimmer/Nacht)—aber dann gehörst du auch zu den 1% und solltest wissen, dass wir dich alle hassen.

Das Hotel, das bei erfolgreichen Bands ganz oben steht, ist das noch teurere ME (ab 205 Euro pro Zimmer/Nacht). Wenn du lieber mit einem Typen von Kings of Leon als mit Yung Lean in die Kiste steigen willst, dann solltest du dich an der Bar auf dem Dach aufhalten und so tun, als wolltest du nur das spektakuläre Panorama der Stadt genießen. Das Ganze ist allerdings nicht billig, sofern nicht einer von den langhaarigen Deppen zahlt.

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Foto: Iván Parlorio

LGBT MADRID

Madrid ist im Allgemeinen eine schwulenfreundliche Stadt und mit ‚Grindr‘ landest du sicher ein paar Treffer. Vor allem in Chueca findest du viele tolle Schwulenbars und -clubs. Jedes Jahr im Juli findet eine Pride-Parade statt und dabei wird ordentlich Party gemacht.

Auch wenn dem so ist, in gewissen Bereichen der Gesellschaft—vor allem in der Politik und im Fußball—ist es für Homosexuelle immer noch sehr schwer, sich zu outen. Rein statistisch betrachtet können wir zum Beispiel davon ausgehen, dass zumindest einige Spieler von Real Madrid schwul sind, aber noch wurde keiner von ihnen dabei erwischt, wie er aus einer der vielen Schwulensaunas der Stadt rauskommt.

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Foto: Sergio Albert Avilés

ORTE, DIE AUCH NÜCHTERN SPASS MACHEN

Die Seilbahn
Sie verbindet den Templo de Debod Park mit dem Casa de Campo. Die Aussicht ist atemberaubend und in nur zehn Minuten bist du dem Dreck Madrids entflohen und befindest dich inmitten von Grünflächen, die Gott nur für Picknicks geschaffen hat.

Das Wachsmuseum
Ein paar der Figuren hier schauen auch wirklich so aus, wie die Leute, die sie darstellen sollen—und genau das macht das Ganze so verblüffend.

Die Pferderennbahn
Was kann man an einem Donnerstagabend oder einem Sonntagmorgen Besseres machen, als auf Pferde zu wetten, total wütend zu werden und dabei einen perfekten Ausblick auf Madrids Skyline zu haben? Die Jockeys geben sogar Touren—nette Typen!

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Toni2
Das Toni2 ist eine Piano-Bar im Herzen von Chueca. Hier stehen drei Klaviervirtuosen im Mittelpunkt, die Pop-Songs und spanische Folk-Musik für dich zum Mitsingen raushauen (es wird also Zeit, dein Wissen im Bereich ‚traditionelle spanische Musik‘ aufzufrischen). Das Durchschnittsalter liegt so bei 50 und der Dresscode ist elegant, aber stell dir einfach vor, dass das hier Spaniens Antwort auf Karaoke ist, und du wirst eine Menge Spaß haben.

Prada
Das Prada ist ein alter Puff, der in eine Poolbar verwandelt wurde, wo die Dekoration so abgrundtief hässlich ist, dass sie schon wieder schön anmutet. Was das Klientel angeht: Die Hälfte davon sieht so aus, als ob sie seit den Tagen, in denen du hier noch für Sex bezahlen konntest, kein Tageslicht mehr gesehen hätten; die andere Hälfte sind die jungen, schönen Menschen Madrids. Sie sind so eklig und großartig wie alle anderen auch.

Vergnügungspark
Morgens Achterbahn fahren ist irgendwie vergleichbar mit morgens high werden, und dabei wahrscheinlich noch günstiger. Falls du doch auf deine Schuhe kotzen solltest, dann zumindest wegen den verrückten Fahrgeschäften, und nicht wegen MDMA.

Vallecas
Das hier ist Madrids Version von Harlem. „Hamsterdam“ aus The Wire ist aber wohl ein besserer Vergleich. Die Gegend ist Treffpunkt von Junkies, radikalen Linken (auch als ‚Bucaneros‘ bekannt) und Rappern, die mit Laster-Fahren ihr Geld verdienen.

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Die Kirchen in der Innenstadt
Mir ist egal, ob Gott tot ist. Seine Häuser rund um den Grial Plaza (San Ildefonso) oder den Plaza de la Luna sind immer noch beeindruckend.

Freibäder
In Madrid gibt es leider keinen Strand, dafür aber Freibäder, wo du gleichzeitig im Wasser planschen und flirten kannst. Das Lago ist mit am beliebtesten und selbst Cristiano Ronaldo ist schon mal dort gewesen.

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Foto: Felipe Hernández

WIE DU NICHT ZUSAMMENGESCHLAGEN UND AUSGERAUBT WIRST

Madrid ist im Allgemeinen eine sichere Stadt. Es ist tatsächlich fast wie ein Dorf. So lange du dich nicht dazu entscheidest, bei einer Straßengang—zum Beispiel bei den ‚Latin Kings‘—mitzumischen oder Drogen zu verticken, solltest du auf der sicheren Seite sein. Wovor du dich im Grunde am meisten in Acht nehmen musst, ist Taschendiebstahl—was in der U-Bahn, auf geschäftigen Straßen oder in vollen Bars schon mal passieren kann. Sei vor allem vor Personengruppen auf der Hut, die dich wegen einer Unterschrift für einen guten Zweck ansprechen. Sie setzen sich nämlich nur für einen Zweck ein: dein Handy zu klauen und es an einen verzweifelten Typen weiterzuverkaufen, der unbedingt Leute auf anderen Kontinenten anrufen muss.

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Foto: Kike Carvajal

WIE DU DICH NICHT WIE EIN BESCHISSENER TOURIST VERHÄLTST

Hier in Madrid sind gar nicht so viele Touristen unterwegs, aber die, die herkommen, gehen ohne Umwege in die Irish-Pubs und tanzen in Huertas zu schrecklicher Musik. Richtige Arschlöcher halt. Die ganzen Künstler, Models, Bands und Raver gehen nach Barcelona und die ganzen Arschlöcher kommen zu uns. Wieso? Fickt euch! War nicht so gemeint, kommt her und lasst uns abhängen, hier ist es toll!

Und das klingt jetzt wie ein Klischee, aber mal ernsthaft: Warum tragt ihr Sandalen und Socken?

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Foto: Davit Ruiz

LEUTE UND ORTE, DIE DU VERMEIDEN SOLLTEST

Die Tunos
Diese Typen sind wohl mit das Schrägste, was Madrid zu bieten hat. Sie gehören zu einer Verbindung der Universität, wo man mittelalterliche Gewänder trägt und alte Instrumente spielt, um Frauen anzugraben. Sie sind miesepetrige, sexistische Kakerlaken, die durch die Straßen ziehen und dabei jeder auf einem Balkon stehenden Frau ein Ständchen singen. Abscheulich.

Die Schriftsteller
Wenn ein Madrilene ein gewisses Alter erreicht, dann entscheidet er sich dazu, ein Buch zu schreiben, anstatt ein Kind zu zeugen oder etwas halbwegs Nützliches zu machen, wie zum Beispiel einen Baum zu pflanzen. Sie versuchen’s, sie scheitern, sie senden uns Zeug zu, wir veröffentlichen es, ihr macht es in den Kommentaren runter, sie versuchen sich wieder an ihrer eigentlich Leidenschaft als Schriftsteller und alles beginnt von vorn.

Die fertigen Punks
Diese Sorte Crust-Punks wirft ein schlechtes Licht auf alle anderen Punks und Hippies, wenn sie auf Madrids Straßen jonglieren und dann dafür Geld erwarten. Ziemlich beschissener Deal, mein Freund.

Die Gran Vía
Einige Leute nennen diese Straße den „Broadway von Madrid“, aber die Shows und Musicals, die du dort zu sehen bekommst, sind durch die Bank richtig beschissen scheiße. Irgendwie scheint hier auch der allgemeine Treffpunkt der Taschendiebe der Stadt zu sein.

Den Zoo von Madrid
Einige Zoos kommen daher wie fröhliche, interessante Orte, wo man sich um die Tiere kümmert und wir etwas über sie (und damit auch über uns) lernen können. Der Zoo von Madrid ist das Gegenteil. Das hier ist das Guantanamo der Tiere, ein trauriges Ausstellen von traurigen Tieren, die sich wünschen, sie könnten Selbstmord begehen. Du willst aus Solidarität die Affen mit Kot bewerfen.

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Den Stadtteil Salamanca 
In diesem Teil von Madrid leben die meisten Menschen mit einem Adelstitel—oder Arschlöcher, wie man in Deutschland sagt. Wie erwartet, sind dann auch die Läden und Restaurants absolut grotesk. Halte dich einfach fern, so lange du nicht mindestens zum Ritter geschlagen wurdest.

Den El Rastro
Che Guevara-Shirts, Räucherstäbchenhalter und gefälschte Adidas-Artikel—all das hat hier jeden Sonntag Hochkonjunktur … halt wie auf jedem Ramschmarkt Europas!

Den Zirkus
In Madrid gibt es immer noch diese alten Zirkusse, mit traurig aussehenden Clowns und noch trauriger aussehenden Tieren. Schon viele Generationen spanischer Kinder wurden durch das Anschauen einer dieser in Zelten abgehaltenen Horror-Shows verstört. Elefanten vergessen nichts, weil sie alle an posttraumatischer Belastungsstörung leiden.

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Foto: Kike Carvajal

TRINKGELD UND SÄTZE, DIE DU KENNEN SOLLTEST

Trinkgeld
In Madrid gibts es bezüglich dem Trinkgeld keine klaren Regeln. Taxifahrer und Kellner erwarten im Grunde eigentlich gar nicht, dass du ihnen überhaupt etwas extra gibst. Oft gibt es feststehende Gehälter und der Lohn wird nicht durch Trinkgelder aufgefüllt, so wie es in anderen Ländern üblich ist. Also keine Sorge, du kannst hier dein Dasein als Geizkragen so weit ausleben, wie es dein Gewissen zulässt.

Nützliche Phrasen
Hallo—Hola
Tschüss—Adiós / Hasta luego
Bitte—Por favor
Danke—Gracias
Ein Bier / einen Kaffee / einen Wein / einen Whisky, bitte—Querría una cerveza / un café / un vino / un whisky
Ich will dich küssen—Quiero besarte
Ich will etwas MDMA kaufen—Quiero comprar algo de M

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EINE YOUTUBE-PLAYLIST MIT FRAGWÜRDIGER MUSIK AUS MADRID

Hier hast du eine Playlist mit spanischer Musik, ein paar Lieder handeln von Madrid. Mit dabei ist auch die Antwort Spaniens auf Bad Manners und ein Rapper namens MC Randy. Aber lass dich davon nicht vergraulen: Wenn du es bis zum Schluss durchhältst, dann wird dir als Belohnung eine Rockband in Gewändern der Kolonialzeit präsentiert.

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VICE-STADTPLAN

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Ich hoffe, wir haben dich davon überzeugt, lieber nach Madrid als in diese andere spanische Stadt zu reisen.

— VICE Spanien (Zweigstelle Madrid)

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Alle 16 Städte-Guides 2014 in einer Übersicht