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All Night Long

Wir haben Menschen gefragt, wie sie ihre erste Nachtschicht überstanden haben

Während du gerade versuchst, an einer Hand abzuzählen, wie viele Stunden Schlaf dir noch bleiben, bis der Wecker dir wieder Nägel in den Kopf schießt, gehen andere Menschen erst in die Arbeit.

Foto: VICE Media

Dieser Text ist in Zusammenarbeit mit Almdudler Mate & Guarana entstanden.

Auch wenn ein Großteil der Menschen in Österreich einer Arbeit nachgeht, die tagsüber erledigt wird, und Diskussionen um die Anpassung der Geschäftszeiten immer wieder im Keim erstickt werden, gibt es trotzdem noch eine Menge Arbeitsplätze, die vor allem nachts besetzt sind.

Es sind die TaxifahrerInnen, die dich um 2 Uhr früh nachhause bringen, während du versuchst auf einer Hand abzuzählen, wieviele Stunden Schlaf dir noch bleiben, bis der Wecker dir wieder Nägel in den Kopf schießt. Es sind die KrankenpflegerInnen, die ÄrztInnen, die Leute, die dir Kebab um Mitternacht verkaufen und die, die Klos im Club putzen, nachdem du daneben gekotzt hast.

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Egal, ob sie sich mit Koffein wachhalten oder schon tagsüber so viel schlafen können, dass sie nachts nicht mehr müde sind – die Menschen, die ihren Dienst nach Sonnenuntergang antreten, wissen wie sie durch die Nacht kommen. Aber wie ist es ihnen beim aller ersten Mal ergangen? Wir haben uns mit einigen von ihnen unterhalten.

BENE, 29

VICE: Wann hast du deine erste Nachtschicht gemacht und wie ist sie abgelaufen?
Bene: Meine erste Nachtschicht habe ich gleich in der ersten Woche meines Zivildienstes absolviert. Als klassischer "Wagerlschieber" im Krankenhaus pennt man im Nachtdienst im Gemeinschaftsraum auf Abruf vor sich hin, bis man vom Pager geweckt wird. Der sagt einem dann auf kryptische Art und Weise, auf welcher Station was zu holen ist. Dabei gab es bestimmte Codes, bei denen man meistens ungefähr erahnen konnte, was einen erwartet.

Je später die Stunde, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass der Transport einen in die Pathologie geführt hat.

Je später die Stunde, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass der Transport einen in die Pathologie geführt hat. In der ersten Nachtschicht hatte ich gleich meine erste Leiche. Den Moment, als ich das erste Mal einen schon kalten Menschen bei den Knöcheln und in den Transportsarg gepackt habe, werde ich wohl schwer jemals wieder vergessen. Das gilt auch für den süßlichen Geruch der Pathologie, der sich bei längerem Aufenthalt im Gewand festsaugt.

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Wie hast du dich damals auf den ersten Nachdienst vorbereitet?
Im AKH gab's damals eine Kantine, in der man vor der Nachtschicht eine – vor gefühlt mehreren Tagen angerichtete – kalte Platte holen konnte. 9 Monate lang habe ich mich dort auf orangen Plastikstühlen von billiger Wurst, trockenem Brot und Fächergurken ernährt. Gegen letztere habe ich dort übrigens eine Phobie entwickelt. Während der Nachtschicht selbst hatte ich meistens nicht wirklich Appetit. Wenn du ständig zwischen Halbschlaf und toten Menschen hin und her wechselst, hast du andere Sorgen als Nahrungsaufnahme.

Welche Phasen hast du während deiner Nachtschicht durchgemacht?
Die Nachtdienste waren eigentlich ziemlich monotone 12 Stunden, in denen sich, außer meiner körperlichen Verfassung, nichts verändert hat. Die vielleicht wichtigste Erfahrung, die ich während des Zivildienstes gemacht hab, ist nämlich, dass man für einen fetten Hangover nicht unbedingt schlafen gehen muss.

Auf einem Zettel stand: "Wenn eine Leiche zu fett oder groß für den normalen Transportsarg ist, bitte anrufen."

Wo war für dich der Unterschied zwischen Tages- und Nachtschichten?
Tagsüber war klarerweise wesentlich mehr zu tun als in den Nachtschichten, da alle Stationen und Ambulanzen ihre Patienten zu Untersuchungen schicken. War aber OK, weil man dafür mit seinen Passagieren reden konnte – und auch Antworten bekommen hat. Außerdem konnte man sich durch sporadische Fahrten im AKH-Garten anstatt durch die Krankenhaus-Katakomben gutes Trinkgeld dazuverdienen.

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Was war die schlimmste Erfahrung, die du während einer Nachtschicht gemacht hast?
Im Wagerlschieber-Gemeinschaftsraum hing ein Zettel an der Wand, der mir gleich am ersten Tag aufgefallen ist. Sinngemäß stand da drauf: "Wenn eine Leiche zu fett oder groß für den normalen Transportsarg ist, bitte Georg/Gerhard/Gustav anrufen" mit irgendeiner Nummer dabei. Den Namen weiß ich nicht mehr wirklich.

Irgendwann hatte ich dann natürlich genau diesen Fall. Georg/Gerhard/Gustav ist dann mit seinem Oversize-Metallsarg gekommen und wir haben den von uns liebevoll "Mount Forever Rest" getauften Patienten zu fünft von seinem Oversize-Bett auf die Oversize-Metallplatte gerollt und via Krankenhauslift in ein Oversize-Kühlabteil in der Pathologie gebracht. Irgendwie musste ich während der ganzen Fahrt an die Sargträger denken und hab insgeheim für sie gehofft, dass es eine Oversize-Urnenbeisetzung wird.

Welche Tipps würdest du anderen Menschen geben, denen ihre erste Nachtschicht bevorsteht?
Seht dieses Interview nicht als Anleitung, dann wird alles gut.

FLO, 29

VICE: Was war deine erste Nachtschicht?
Flo: Nachtwache auf einer Messeausstellung. Ich bin die ganze Nacht bei einem fetten Generator gesessen und musste aufpassen, dass niemand das 5-Tonnen-Teil davonträgt.

Wieso gibt es solche Jobs?
Die brauchen aus Versicherungsgründen dort Wachen über Nacht.

Wie hast du davon erfahren?
Die Security Firma, die für die Messe Wien zuständig ist, hat online ein Jobinserat ausgeschrieben. Ich habe mich da einfach gemeldet.

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Wie oft hast du so eine Nachtschicht gemacht?
So 10 Mal bestimmt.

Ich habe das nur gemacht, wenn ich Cash gebraucht habe.

In welchen Abständen?
Das waren meistens Industriemessen mit schwerem Gerät oder so High-Tech-Industrieanlagen. Die gehen oft so 2 bis 3 Tage und brauchen dann auch für jede Nacht eine Wache.

Was war das Schlimmste an der Nachtschicht?
Beim Bewachen wird's ab 2 Uhr richtig anstrengend, weil man nicht schlafen darf und müde wird, ohne eine Chance, die Augen zuzumachen.

Hast du deshalb damit aufgehört?
Ich habe das nur nebenbei gemacht, wenn ich Lust gehabt oder Cash gebraucht habe.

LENA, 24

VICE: Wo hast du deine erste Nachtschicht absolviert?
Lena: Vor einigen Jahren habe ich während meiner Studienzeit in den Sommerferien in einer Fabrik gearbeitet, genauer gesagt im Lager und in der Verpackungsabteilung. Wahrscheinlich war ich damals um die 18, ich hatte gerade erst den Führerschein bekommen. Dort musste ich in wöchentlich wechselnder Schicht – also immer wieder eine Woche Tagschicht, eine Woche Frühschicht und eine Woche Nachtschicht – kleine Elektronikteile verpacken oder Schrauben sortieren und zählen.

In den Nachtschichten musste ich immer wieder Schrauben und Muttern abzählen und in kleine Plastiksäckchen füllen. Das war wirklich schlimm.

Gab es einen Unterschied zwischen den Schichten?
Im Grunde war an der Nachtschicht nicht viel anders als an den anderen Schichten. Ich glaube, mich zu erinnern, dass man in der Nachtschicht mehr Pausen hatte als in den anderen Schichten. In der Nachtschicht musste ich ab und zu Zubehör abfüllen – das heißt, Schrauben und Muttern abzählen und in kleine Plastiksäckchen füllen. Das war wirklich schlimm und zum Einschlafen.

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Wie hast du dich auf die Nachtschichten vorbereitet?
Ich habe mir für die Nachtschicht immer etwas Besonderes zu essen mitgenommen, auf das ich mich in den Pausen freuen konnte. Und natürlich habe ich an den Tagen danach immer ausgeschlafen, aber auch versucht, nicht den ganzen Tag zu verpennen und den Sommer auszunutzen. Einmal habe ich den ganzen Tag in der Sonne verschlafen, weil ich von der Nachtschicht so müde war und bin am Abend in die Arbeit gefahren – mit einem Sonnenstich, wie ich später feststellen musste. Das war ziemlich schlimm.

Was war das Schlimmste an der Nachtschicht?
Die Arbeit war einfach langweilig und monoton. Es war immer dasselbe.

Haben dir deine Vorbereitungen dabei geholfen, die Nachtschicht besser zu überstehen?
Das gute Essen hat mir geholfen, die Zeit zwischen den Pausen zu überbrücken. Ansonsten habe ich keine besonderen Vorbereitungen getroffen.

Wie hast du dich nach der Nachtschicht gefühlt?
Tot.

Welche Tipps würdest du anderen Menschen geben, denen ihre erste Nachtschicht bevorsteht?
Nimm dir viel zu essen mit, wenn es in deinem Job geht, dann hör Musik, und vor allem: Hol dir keinen Sonnenstich.

OLIVER, 27

VICE: Wie alt warst du bei deiner ersten Nachtschicht?
Oliver: Ich war 26 als ich als Garderobier in einem Wiener Club gearbeitet habe. Es war natürlich stressig, weil ich noch keine Ahnung hatte, wie so eine Nacht an der Garderobe abläuft und was ich wirklich tun sollte. Später wusste ich, was ich machen muss. Stressig ist es trotzdem geblieben.

Wenn die Leute betrunken sind, wird jede Art von Logik über den Haufen geworfen.

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Wie hast du dich darauf vorbereitet?
Ich habe mir schon öfter noch bei McDonald's noch was geholt und vorher geschlafen. Recht viel mehr Vorbereitung brauchte ich aber nicht. Vielleicht noch einen Kaffee. Damit habe ich dann auch die 14-Stunden-Schichten überlebt.

Was waren die schlimmsten Phasen während deiner Nachtschicht?
Die schlimmsten Phasen sind eigentlich die, in denen nichts los war, weil es dann unglaublich langweilig wurde und die Zeit gar nicht verging. Zum Schluss hin, wenn die Leute immer betrunkener werden, wird's auch nochmal schlimm, weil dann jede Art von Logik über den Haufen geworfen wird. Schlimm war auch bei einem Konzert an der Garderobe zu stehen und eigentlich viel lieber das Konzert sehen zu wollen.

Magst du Tages- oder Nachtschichten lieber?
Ich habe mittlerweile aufgehört, dort zu arbeiten. Sonst musste ich eben jedes Wochenende mindestens einmal rein und öfter auch unter der Woche bei Konzerten aushelfen. Ich vermisse es nicht so sehr, muss ich gestehen.

Welche Tipps würdest du anderen Menschen geben, denen ihre erste Nachtschicht bevorsteht?
Denkt nicht daran, dass ihr den nächsten Tag völlig verschlafen werdet.

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