Ist auch für obdachlose Menschen Wien die lebenswerteste Stadt?

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Obdachlosigkeit

Ist auch für obdachlose Menschen Wien die lebenswerteste Stadt?

Alle Jahre wieder erklärt uns die Mercer-Studie, dass Wien die lebenswerteste Stadt der Welt ist. Aber für wen?

Jedes Jahr sagt uns eine Studie, dass Wien weltweit die Stadt mit der höchsten Lebensqualität sei. Dass Wien zum 8. Mal als lebenswerter als alle anderen 231 untersuchten Metropolen ausgezeichnet wurde, liegt aber nicht an einem Urteil der Wiener. Immer wieder wird die Studie daher als unglaubwürdig dargestellt. Denn die, für die die Studie eigentlich gemacht wird, sind Regierungen und internationale Unternehmen, wie Mercer erklärt. Denn mit der Erhebung soll ihnen dabei helfen, zu entscheiden, in welche Städte sie ihre Mitarbeiter entsenden sollen.

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Die Studie untersucht unter anderem Wasser- und Energieversorgung einer Stadt, die Leistbarkeit von öffentlichen Verkehrsmitteln, die Kriminalitätsrate, medizinische Versorgung, Bildungsmöglichkeiten und Wohnungsmarkt. Viele dieser Kriterien gelten nur für jene, die sich ein Leben in Wien leisten können, die überhaupt die Möglichkeit haben, über Wohnungen und Bildung nachzudenken. Was halten also jene von der Studie, die keine vom Unternehmen geförderte Wohnung besitzen? Jene, die vielleicht gar keine Wohnung besitzen? Einige von ihnen hatten viel zu erzählen. Die Gespräche sind weit über die Kriterien der Studie hinausgegangen.

Rosi, 12 Jahre obdachlos

Rosi treffe ich in der Gruft, sie ist heute nicht mehr obdachlos. 

VICE: Glaubst du, dass Wien weltweit die Stadt mit der höchsten Lebensqualität ist?
Rosi: Ja.

Wie ist es zum Beispiel, wenn du krank bist?
Ich hab eine Wohnung und bin versichert. Ich war auch versichert, als ich auf der Straße gelebt hab. Aber es ist schon sehr schwer, wenn man nicht versichert ist.

Seit wann bist du nicht mehr obdachlos?
Seit 1. März 1996. Aber sich das leisten zu können ist wirklich schwer. Es geht sich aus. Ich steh nicht vor dem Hungertod, aber in den Urlaub kann ich nicht fahren. Luxus können wir uns nicht leisten. Die Hunde sind aber auch teuer. Aber für mich waren die Hunde eine Therapie.

Inwiefern?
Ich hab aufgehört zu trinken, ich hab aufgehört zu rauchen. Ich hab alles umgestellt. Hab begonnen zu arbeiten und Geld verdient.

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Wie hast du Arbeit gefunden?
Ich hab angerufen, nachdem ich bei einem AMS-Kurs Wattebällchen werfen musste. Da hab ich gedacht: Jetzt reichts. Und am nächsten Tag hab ich Arbeit gesucht. Den Computerkurs wollten sie mir aber nicht zahlen. Als die in der Arbeit draufgekommen sind, dass ich obdachlos bin, da haben sie schon geschaut. Aber mit 30 hab ich dann mein Leben völlig umgestellt.

Als die in der Arbeit draufgekommen sind, dass ich obdachlos bin, da haben sie schon geschaut.

Ab welchem Alter warst du dann obdachlos?
Als Kind schon. Mein Vater war Alkoholiker, dann bin ich auf die Straße, von dort ins Heim, was noch schlimmer war. Ich bin wieder ausgebrochen und hab mit 17 geheiratet. Das war die Hölle und dann hab ich mir gedacht, jetzt geh ich lieber auf die Straße, es reicht. Damals hat es noch nicht so viele Notquartiere gegeben wie jetzt. Für Frauen sowieso. Wir waren wirklich obdachlos, die heute sind wohnungslos.

Wie war es für eine Frau auf der Straße?
Ich war eigentlich immer wie ein Mann. Für eine Frau ist es härter, ganz bestimmt. Wenn du wo schlafen willst, findest du zwar was, aber oft geht's auch um Sex, sonst haut er dich raus. Als Frau muss man sich durchsetzen, aber viel Frauen sind labil.

Rosis Handy klingelt, es ist der Soundtrack von Der Pate.

Super Klingelton.
Ja, da wissens gleich, wo es langgeht.

Hattest du damals Freunde, mit denen du dir zusammen Orte zum Schlafen gesucht hast?
Ja, aber nur Männer. Dass das mit Frauen schwierig ist, hab ich in meinen sieben Jahren Gefängnis gelernt.

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Hast du es dir damals leisten können, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren?
Ich bin immer schwarz gefahren. Ein paar haben mich zahlen lassen, aber ich hab gesagt, kannst gern schicken, kommt eh nirgends an.

Was hat dir am meisten gefehlt?
Das Kochen. Ich koch so gern.

Was hast du damals besessen?
Nur das, was ich am Körper getragen hab.

Wo habt ihr früher geschlafen?
Überall haben wir geschlafen. In Klos, Abbruchhäusern. Wir hatten schon Abbruchhäuser, da war alles, es hat nur der Strom gefehlt. Mit Wohnzimmer und Kinderzimmer. Teppiche hatten wir drinnen, Fernseher, alles. Im Hallenbad sind wir duschen gegangen. Das Leben war schon auch schön. Hart, aber schön. Wir waren frei. Schausteller, sind rumgereist. Früher konnten wir Obdachlosen viel mehr machen als heute. Der Großteil, der heute obdachlos ist, kann sich, glaub ich, entweder nicht einfügen oder nicht mit Geld umgehen. Viele auch wegen Alkohol.

Wie hast du dann aufgehört zu trinken?
Plötzlich. Ich war Kellnerin. Ich hatte dann eine Leberzirrhose und das wars dann. Seither keinen Tropfen mehr. Man muss einfach stark sein.

So wirkst du.
Ich hab nie meinen Mund verloren. Und nie meinen Stolz. Das hat nicht mal mein Vater geschafft, als er mich missbraucht hat.

Jack, 60, seit mindestens 6 Jahren obdachlos

Jack hat sich fast eine Wohnung eingerichtet. Nur dass sie mitten auf der Wiese ist und weder Wände noch Dach besitzt. Er bittet mich hinein, am Eingang stehen seine Hausschuhe. Er hat sich rudimentär ein Sofa gebaut und lädt mich ein, mich neben ihn zu setzen. Jack sieht nicht aus, als wäre er obdachlos, er trägt Lederschuhe, Lederjacke, Hose mit Bügelfalte und Halstuch. Er fragt mich, ob wir uns auf Englisch unterhalten können.

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Glaubst du, Wien ist weltweit die Stadt mit der höchsten Lebensqualität?
Der Big Apple ist auch toll. Aber dort habe ich noch nicht unter diesen Umständen gelebt.

Woher kommst du?
Ich bin auf einem Schiff im Meer geboren. Ich komme aus einem kleinen Dorf an der irischen Küste.

Und seit wann bist du hier?
Seit sechs Jahren.

Warum bist du nach Österreich gekommen?
Es gibt hier schönere Frauen.

Wenn du medizinische Versorgung brauchst, fühlst du dich gut aufgehoben?
Ich habe selbst eine medizinische Ausbildung. Ich kann mich also um mich selbst kümmern.

Wo bekommst du Essen?
Ich habe noch ein bisschen Geld, also kann ich mir Essen kaufen.

Verjagt dich die Polizei eigentlich von hier?
Ja, manchmal. Es ist ein ewiges Hin und Her.

Was fehlt dir?
Eine Sexualpartnerin.

Rafael, 53, obdachlos seit 2009

Ich treffe Rafael in einem Tageszentrum der Caritas, als ich ihm erkläre, weshalb ich da bin, beginnt er zu strahlen. 

Endlich kann ich das laut sagen! Ich wollte irgendjemandem ein Kompliment machen. Aber ich wusste nicht, wem. Ich wollte es nicht nur sagen, sondern ich wollte es auch schriftlich.

Wunderbar, dann sind wir ja jetzt beide glücklich. Finden Sie, dass Wien weltweit die Stadt mit der höchsten Lebensqualität ist?
Ich bin seit 1993 unterwegs und war schon in sehr vielen Städten und Ländern. In Osteuropa, Schweden, Dänemark, Deutschland, Belgien, Frankreich, und und und. Wien ist von all den Städten die allerbeste. Das ist eine Tatsache. Ich will nichts von Wien, das sag ich also wirklich aus Überzeugung. Das weiß ohnehin jeder, dass Wien am besten ist.

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Es kommt auch jeder, der wo anders hingegangen ist, wieder zurück und das kann kein Zufall sein. In Wien wird man gehört, wenn man eine gute Idee hat, das ist wichtig, wenn es einem psychisch gut gehen soll, auch wenn man obdachlos ist, wird man gehört. Deshalb ist Wien die beste Stadt.

Woher kommen Sie?
Aus Ungarn. 2009 bis 2012 war ich dort obdachlos. Es war die Hölle. Das muss jeder wissen. Man musste um Essen kämpfen, es gab immer wieder große Schlägereien. 50 Leute konnten einmal am Tag essen und alle mussten kämpfen, damit sie unter den ersten 50 waren.

Und in Österreich?
In Österreich, zum Beispiel bei der Caritas, werden wir wie Menschen behandelt. Sie geben uns Kraft, damit wir weiterleben können. Nach Ostern bekomme ich eine Arbeit, dann darf ich abwaschen. Ich frage immer und ich suche immer und so habe ich etwas bekommen.

Wie war es in Ungarn, wenn Sie kein Essen bekommen haben?
Dann muss man in ein Geschäft gehen. Oder betteln. Dann muss man sich etwas leihen im Geschäft, etwas anderes bleibt einem nicht übrig.

Wo haben Sie geschlafen?
Auf der Straße. In den Obdachlosenheimen konnte ich nicht schlafen. Da gab es immer Schlägereien um die Betten.

"Uns ist egal, wenn das Licht ausgeschaltet wird. Einen Tag gibt es kein Essen, dafür am nächsten Tag. Kein Wasser, keine Panik."

Und in Wien?
Hier schlafe ich jetzt in einem Notquartier mit meinem behinderten Sohn. Bis Frühlingsende, danach weiß ich es nicht. Dann habe ich ein Problem, ich habe noch keine Lösung. Im Sommer ist es Horror.

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Warum?
Wir schlafen im Park und morgens kommt die Polizei und schickt uns weg. Das Allerschlimmste ist, wenn junge Männer kommen und uns anpinkeln und lachen. Meinen behinderten Sohn haben sie gezwungen, Schnaps zu trinken. Aber was kann ich tun? Es tut mir Leid, dass ich so lebe.

Wenn Sie krank sind, was machen Sie dann? Haben Sie die Möglichkeit, behandelt zu werden?
Hier gibt es ja den Louise-Bus, der kommt jeden Donnerstag. Und wenn wir große Probleme haben können wir zu den Barmherzigen Brüdern.

"Das Allerschlimmste ist, wenn junge Männer kommen und uns anpinkeln und lachen. Meinen behinderten Sohn haben sie gezwungen, Schnaps zu trinken."

Also bekommen Sie, was Sie brauchen?
Viele Leute brauchen ja nicht viel. Bisschen zu essen und etwas zu schlafen. Das bekommen wir in Ungarn nicht. Dort sind wir selbst Schuld. Aber unsere Wohnung in Ungarn wurde angezündet, daran war ich nicht Schuld.

Von wem?
Unbekannt. Der Bürgermeister ist dann gekommen und hat mir einen Zettel gegeben, wo man schlafen kann, wenn man obdachlos ist. Ich war alleine mit fünf Kindern – meine Frau ist gestorben. Aber man sollte nicht zu viel denken. Nur an heute und morgen. Das macht sonst krank. Wir sind aus Osteuropa, wir sind stark. Uns ist egal, wenn das Licht ausgeschaltet wird. Einen Tag gibt es kein Essen, dafür am nächsten Tag. Kein Wasser, keine Panik.

Haben Sie ein Ticket für die U-Bahn? Können Sie sich das leisten?
Nein. Ich möchte ein Ticket kaufen. Dann würde ich mich wieder wie ein Mensch fühlen. Ich habe mehrere Strafen, aber jedes Mal muss ich sagen, es tut mir Leid, ich habe kein Ticket. Das ist das Allerschwerste an der Situation. Mindestens im Winter sollten sie uns fahren lassen, weil im Sommer muss ich nicht schwarz fahren, da kann ich ja überall hingehen. Ich will nicht in den Knast und Ihre Steuer wegnehmen. Ich habe gehört, in Österreich ist das Gefängnis wie ein Luxushotel in Ungarn.

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Sie fahren also mit der U-Bahn und wenn Sie erwischt werden, was sagen Sie?
Nichts. Tut mir Leid. Es ist peinlich. Das ist schlimm. Ich möchte ein Ticket kaufen. Ich möchte bezahlen. Dann könnte ich dem Kontrolleur stolz zeigen: Ich habe ein Ticket. Aber jetzt … das ist schlimm.

Leo, 50, 2 Jahre obdachlos

Auch Leo treffe ich in der Gruft.

VICE: Findest du, dass Wien weltweit die Stadt mit der höchsten Lebensqualität ist?
Leo: Find ich, ja.

Wenn du zum Beispiel krank bist, fühlst du dich gut aufgehoben?
Ja, es gibt den Louise-Bus und zu den Barmherzigen Brüdern kann man immer gehen.

Ist es schwierig, wenn man einmal obdachlos war, wieder in eine Wohnung zu kommen?
Ich hab nicht lang gebraucht. Seit 6 Jahren hab ich jetzt aber schon eine Wohnung.

Wie ist es mit Essen kaufen? Kann man sich das gut leisten hier oder ist es sehr teuer?
Teuer ist es schon. Aber jetzt ess ich eh viel weniger. Weil mit der Beziehung Schluss war.

"Das AMS sagt, ich bin unvermittelbar, für Frühpension bin ich zu gesund."

Alltägliches Zeug wie Zahnpasta und so, ist das auch leistbar?
Ja, ich kann mir auch hier in der Gruft was mitnehmen, wenn ich will.

Wie lange warst du obdachlos?
Zwei Jahre.

Und du hattest in der Zeit immer eine Unterkunft, in der du schlafen konntest?
Ja.

Warum schlafen dann so viele Menschen auf der Straße?
Viele wollen ja gar nicht. Im Winter gibt's dann ja auch wieder die Notquartiere, dass wirklich alle einen Platz haben, an dem sie schlafen können. In manchen Unterkünften muss man halt ein paar Euro zahlen.

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Wie ist es mit Arbeit?
Wenn man keine Adresse hat ist es schwierig, Arbeit zu finden. Arbeit hab ich also gerade keine. Ich suche, aber jetzt hab ich eh eine Wohnung, also wird's besser. Das AMS sagt, ich bin unvermittelbar, für Frühpension bin ich zu gesund.

Wie ist es mit öffentlichen Verkehrsmitteln?
Da bekommt man Geld dafür. Also ist es leistbar. Wer sich das nicht leisten kann tut mir Leid.

"Ich hab fast 3000 Euro verdient. Ich bin da vorbeigegangen, an der Gruft, und hab sie gesehen und gedacht: So will ich nicht enden, wie die Sandler."

Aber die Leute gibt's ja, die sich das nicht leisten können.
Dann sollen sie weniger saufen.

Wenn jemand alkoholkrank ist, kann man das halt schwer kontrollieren.
Ich bin ja selbst Alkoholiker und kann mich zusammenreißen. Dann sauf ich halt statt fünf Bier nur zwei Bier. Und wenn du ein wenig einen blöden Schmäh hast, dann zahlen sie dir in Wirtshäusern eh alles. Gestern war ich auch fort und hab zwei oder drei Euro gebraucht für ein Bier und war blattlwach.

Und wenn du Kurse machen möchtest, Weiterbildungen, hast du da die Möglichkeit?
Ja, jetzt hab ich eh wieder einen AMS-Kurs. Aber das ist ja für gar nichts, alles unneidig. Jetzt soll ich einen Computerkurs machen. Ich hab mit Computern nie was zu tun gehabt. Mit Computern mach ich nichts. Das hab ich ihnen eh gesagt.

Wie bist du obdachlos geworden?
Scheidung.

Und dann?
Ich hatte eine schöne Arbeit und hab fast 3000 Euro verdient. Dann bin ich immer saufen gegangen, hatte einen Arbeitsunfall und dann ist es bergab gegangen. Ich bin ja da auch oft vorbeigegangen, an der Gruft, und hab sie gesehen und gedacht: So will ich nicht enden, wie die Sandler.

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Hast du dann immer versucht, da rauszukommen? 
Nein, das war mir dann wurscht.

Aber du hast es trotzdem geschafft.
Mit Hilfe, ja.

Ode Golth, 35, seit einem halben Jahr obdachlos

Ich treffe Ode in einem Tageszentrum der Caritas.

Würdest du sagen, dass Wien weltweit die Stadt mit der höchsten Lebensqualität ist?
Wien ist schon eine sehr lebenswerte Stadt, sonst war ich auch noch in Istanbul, Teheran und in Mexico City länger. Mexiko City ist auch sehr lebenswert, besonders die koloniale Architektur ist dort beeindruckend.

In Wien ist die Infrastruktur schon am besten und auch politisch ist das rote Wien fein für mich und andere Obdachlose, weil viel in dem Bereich gemacht wird. Generell wirken die Leute hier zufrieden, es gibt allerdings das ein oder das andere, das geändert werden sollte. Ein Strand fehlt definitiv und die Drogenpolitik sollte liberaler werden. Aber im Großen und Ganzen bin ich mit Wien sehr zufrieden.

Kommst du regelmäßig her?
Ja, ich komm fast jeden Tag.

Um zu Essen?
Ja, ich kann meistens hier essen. Aber ich bin Veganer, das ist dann oft schwierig. Manchmal esse ich dann auch Käse.

Wenn du krank bist, was tust du?
Ich geh zum Arzt.

Ah, du hast eine E-Card?
Ja. Und die Medikamente, die ich brauche, bekomme ich ohne Rezeptgebühr, weil ich arbeitslos bin.

Schläfst du auch manchmal draußen?
Hin und wieder.

"Meiner Mama erzähl ich einfach immer was anderes. Weil sie jedesmal so nervig fragt, was ich mach."

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Wo schläfst du dann?
In Tirol waren auf einem Feld Heuballen, da hab ich geschlafen. Jetzt bin ich aber meistens in Wien. Hier gefällts mir besser. Ist multikultureller.

Wie ist es mit deinem Hund? Kann der überall mit?
Ja, manchmal muss er halt einen Maulkorb tragen.

Und Futter? Ist das leistbar?
Manchmal bekomme ich das hier von Betreuern.

Wenn er krank ist?
Er war noch nie krank. Aber für die Obdachlosen gib es das Neunerhaus. Da kann ich mit dem Hund hingehen, die schauen sich den dann an. Ich bin ja eigentlich dafür, dass es eine Hundebeihilfe gibt.

Suchst du einen Job? Ist es sehr schwierig, weil du keinen Meldezettel hast?
Das ist die erste Schwierigkeit, ja. Und die zweite ist, dass ich niemanden habe, der auf meinen Hund aufpassen kann, während ich arbeite.

Bist du beim AMS und bekommst Schulungen?
Hätte ich bekommen, aber da kann ich auch nicht mit Hund hin. Ich hab auch schon angeboten, eine Hundebox mitzunehmen, aber ich darf trotzdem nicht. Aber ich bin so auch sehr beschäftigt. Ich gründe einen Verlag, Yogang. Ich ghostwrite. Und ein Buch hab ich geschrieben. Es ist ein Fantasy Roman. Da geht es darum, dass Menschen in der Zukunft viel mehr Möglichkeiten haben, Gott zu spielen. Mit der Wissenschaft kann man Karma nachbauen und damit Gefängnisse ersetzen. Eine Freundin hat das erste Kochbuch geschrieben, das auf Coca als Superfood basiert.

Suchst du nach einer Wohnung derzeit? Ist es schwierig, eine zu finden?
Ja, es ist sehr schwierig. Ich schau nach Wohnungen, aber im Moment kann ich mir keine leisten. Ich schau auch nach Alternativen, die ich mir leisten kann. Betreutes Wohnen zum Beispiel.

Wie bist du obdachlos geworden?
Ich hab davor bei meiner Freundin gelebt. Wir haben uns getrennt und ich bin in Wien gelandet.

Weiß deine Familie, dass du obdachlos bist?
Nein, meiner Mama erzähl ich einfach immer was anderes. Weil sie jedesmal so nervig fragt, was ich mach. Ihr bleibt dann eh nichts anderes übrig, als das zu glauben, was ich ihr sag.

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