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Sex

Menschen erzählen, mit welchen Lügen sie einer Anmache entgangen sind

"Ich sage einfach immer: Sorry, muss schnell los, habe noch Wurst im Auto" – Johanna, 29.
Frau schießt einen Pfeil hinter einem zerbrochenen, pinken Herz ab.
Foto: imago | Photocase 

Viele von uns sind erst unter Druck besonders kreativ. Wenn die Zeit knapp wird, oder der Einsatz besonders hoch ist, zeigen unsere Gehirne, wozu sie in der Lage sind. Das weiß jeder, der erst eine halbe Stunde vor Abgabe anfängt, dieses Intro zu schreiben, aber auch jede Schülerin, die eine Entschuldigung ihrer "Eltern" fälscht. Vor allem aber weiß das jeder Mensch, der sich schon einmal aus einem unangenehmen Anmachversuch herauswinden musste.

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Denn Anmachen sind in viel zu vielen Fällen keine Komplimente, sondern aufdringlich, oder speicheltriefend, oder haben einfach nur schlechtes Timing. Es sind diese Leute, die einem immer weiter folgen, obwohl man eigentlich nur in Ruhe mit einer Freundin abhängen oder ein paar Bier kippen will. Bars, Supermärkte, letzte Nachtbusse, eigentlich alle Orte wimmeln vor Leuten, die sehr lange brauchen, um zu verstehen, was "Nein" heißt. Um sie trotzdem loszuwerden, tun wir alle das gleiche: Wir lügen. Und das teilweise sehr geschickt. Menschen haben uns erzählt, mit welchen Lügen sie einer Anmache entgangen sind.

Sandra, 32*

Mit Anfang 20 trug ich kurze Haare und wenig Make-up. Für den seltenen Fall, dass ich doch mal angebaggert wurde (das war nicht unbedingt der beste Look, den ich in meinem Leben hatte), behauptete ich manchmal einfach, ich sei ein Junge. So maskulin sah ich zwar gar nicht aus, aber was hätten die Dudes, die ihr Glück bei mir versuchten, auf meine Aussage noch entgegnen sollen?

Paul, 28

Ich habe mich einmal viel betrunkener gestellt, als ich es eigentlich war, um einer alten Freundin zu entkommen. Wir waren auf einer Party, sie hatte mir klar gesagt, dass sie mit mir Sex haben wollte, und weil ich zu verschämt war, um ehrlich zu sein, habe ich angefangen, unglaublich zu lallen und herumzutorkeln. Das hat im ersten Moment auch ganz gut geklappt, wurde aber immer stressiger. Jedes Mal, wenn ich ihr an diesem Abend wieder über den Weg gelaufen bin, musste ich aus dem Nichts anfangen, mich schlimm besoffen zu benehmen. Jahre später hat sie mir gesagt, sie habe das direkt durchschaut und mein Auftritt sei ihr viel unangenehmer gewesen als ein simples Nein.

Paula, 25

Um einer Anmache im Club aus dem Weg zu gehen, habe ich vorgegeben, mit meiner besten Freundin zusammen zu sein. Wir sind dann eine Weile Händchen haltend rumgelaufen und haben uns auch extra einmal provokant geküsst, weil der Dude das nicht so ganz glauben wollte.

Johanna, 29*

Ich sage einfach immer: Sorry, muss schnell los, habe noch Wurst im Auto. Das klappt tatsächlich.

Felix, 31

Ich war so überrascht und überrumpelt von der Tatsache, dass mich da gerade wirklich eine Frau anmachte, dass ich mein Handy aus der Tasche zog und den schlechtesten Fake-Call in der langen und üblen Geschichte der Fake-Calls aufführte. Ich sagte irgendwas wie: "Ja, absolut, da müssen wir uns unbedingt drum kümmern. Das erlaubt keinen Aufschub. Ich bin praktisch schon unterwegs." Das muss so seltsam gewirkt haben, dass die Frau unmittelbar von mir abließ und sich kopfschüttelnd umdrehte. Dummerweise sah ich mich verpflichtet, tatsächlich den Laden zu verlassen. Schließlich hatte ich das, gut für sie und alle Umstehenden hörbar, am Telefon angekündigt. Also ging ich. Ich lief durch die verregnete Stadt und musste fast ein bisschen lachen darüber, wie bescheuert ich war.

Rebecca, 26

Ich war im vergangenen Sommer mit einer Freundin in einer Shisha-Bar mit sehr übergriffigen Mitarbeitern. Die Jungs haben sich dauernd zu uns gesetzt und gefragt, ob wir nach ihrer Schicht etwas mit ihnen unternehmen wollen. Meine Freundin hat dem Einen dann gesagt, wir wären schon lange ein Paar und hätten gerade ein romantisches Date. Ich habe oft erlebt, dass Typen sich von einem einfachen Nein nicht abwimmeln lassen. Und leider sind manche auch nach Lügengeschichten wie der von meiner Freundin und mir so hartnäckig wie ein Mitesser, der sich immer wieder mit Dreck füllt. Dem Kellner war es jedenfalls egal, dass er unsere "romantische Verabredung" gerade mit seinen dummen Sprüchen sprengte. Er setzte sogar noch einen drauf und fragte, ob wir ihm "eine Lesbenshow liefern" und vor ihm rumknutschen könnten. Wir haben uns daraufhin beim Chef beschwert, leider gab es trotz allem keine Free Drinks. Ich war seither natürlich nie wieder dort.

Eileen, 28*

Seit ich 15 bin, erzähle ich nervigen Männern, ich sei verheiratet. Dazu halte ich immer gerade den Ring hoch, den ich an dem Tag gerade trage – auch wenn es nur ein billiges 1-Euro-Exemplar vom Grabbeltisch ist. Ich weiß, dass diese Taktik alles andere als glaubwürdig wirkt. Ich hoffe einfach, dass die Typen selbst merken, dass ich mir die Lüge nur ausgedacht habe, weil ich sie wirklich und schnellstens loswerden will. Und leider respektieren viele "den Besitz" anderer Männer immer noch mehr als die Wünsche einer Frau.

* Name geändert

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