FYI.

This story is over 5 years old.

Sexismus

Bei Preisverleihung: Moderator fragt beste Fußballerin der Welt, ob sie twerken kann

Was soll man eine Frau auch sonst fragen?
Zwei Screenshots, die Ada Hegerbergs Gesicht zeigen.
Screenshots aus dem Video des Guardian

to cringe (eng.): zusammenzucken, erschaudern. Auch: etwas höchst peinlich finden, sich so sehr fremdschämen, dass man körperliche Schmerzen verspürt.

Eigentlich hätte es ein historischer Moment für den Fußball werden sollen, stattdessen wurde es ein historischer Moment für die Macht des Fremdschämens: Zum ersten Mal in der Geschichte der Trophäe wurde der Ballon d'Or auch an eine Frau verliehen, die damit zur besten Fußballerin der Welt 2018 gekürt wurde.

Anzeige

Und ein paar Minuten später wurde sie gefragt, ob sie twerken kann.

Ja, wirklich: Von allen möglichen Fragen, die der DJ und Moderator Martin Solveig die 23-jährige Profi-Fußballerin Ada Hegerberg hätte stellen können, kam er ausgerechnet auf: "Kannst du twerken?"

Nachdem die Bemerkung in den sozialen Medien noch gestern Abend einen ausgewachsenen Shitstorm ausgelöst hat, hat Solveig sich mittlerweile mit einem Entschuldigungsvideo auf Twitter zu Wort gemeldet. "Es war ein Witz, vielleicht ein schlechter", sagt er, und entschuldigt sich bei allen, "die sich womöglich angegriffen fühlten". Außerdem erklärt er, das Ganze sei ein Missverständnis, das mit einer "Verzerrung seiner Englischkenntnisse" zu tun habe, und dass man sich "das ganze Video" anschauen soll.

Nur: Er hat Hegerberg die Frage nicht auf Englisch, sondern auf Französisch gestellt. Und egal, wie sehr man das Video "in seinen Kontext stellt" – er hat keinen der männlichen Fußballer an dem Abend gefragt, ob er twerken kann.

"Ein weiteres Beispiel für den lächerlichen Sexismus, den es im Sport immer noch gibt", kommentierte der Tennisprofi Andy Murray laut dem Spiegel in einer Instagram-Story. Hegerberg selbst nahm es locker. "Ich fand das nicht sexistisch", erklärte sie nach der Zeremonie. Allerdings fand auch sie es "eine gute Frage", ob ein männlicher Fußballer je so etwas gefragt werden würde.

Kurz vor der Preisverleihung hatte Hegerberg in einem Interview auch über ihren Umgang mit der Dominanz der Männer im Sport gesprochen. "Manchmal ist es schon sehr frustrierend", sagte die Profifußballerin. "Man kommt in Situationen, wo man merkt: Verdammt, wir leben in einer solchen Männerwelt."

Nachdem sie den Preis erhalten hatte, nannte Hegerberg die Verleihung am Montagabend einen "riesigen Schritt für den Frauenfußball". Sie beendete ihre Rede mit einer Botschaft an alle jungen Mädchen auf der Welt: "Glaubt an euch selbst."

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.