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​In Deutschlands größtem Knast wurden Wärter beim Schmuggeln erwischt

Die JVA Tegel hatte schon immer Probleme, aber jetzt hat sie einen handfesten Skandal.
Wärter in der JVA Tegel. Foto: imago | IPON

Die JVA Tegel ist zwar das größte, aber leider nicht das dichteste Gefängnis Deutschlands. Das ZDF-Reportage-Magazin Frontal 21 berichtet Dienstagabend, dass mehrere Häftlinge schwere Vorwürfe gegenüber Justizbeamten erheben:

Die Beamten hätten sich untereinander organisiert, um Materialien, Rohstoffe und im Gefängnis hergestellte Produkte aus der Justizvollzugsanstalt zu schmuggeln, um damit draußen Handel zu treiben. "Die Beamten haben alles, was nicht niet- und nagelfest war und in der JVA produziert worden ist, mit nach Hause genommen", zitiert das Magazin einen Häftling.

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Derselbe Gefangene behauptet, ein Wächter habe ihn erpresst, damit er sich am Schmuggel beteiligt. Wer mitmachte, wurde dagegen mit unbewachtem Freigang belohnt. Nach Informationen von Frontal 21 ermitteln jetzt das Landeskriminalamt und die Berliner Staatsanwaltschaft.

Die Verbrecher sollen ihre Güter vor allem über den Fahrdienst der JVA geschmuggelt haben. Auf diesem Wege ließ zum Beispiel ein Werksmeister gestohlene Güter und Produkte der Gefangenenwerkstatt an eine Sanitäterin liefern, die ihm dafür Medikamenten besorgte. Die konnte er dann weiterverkaufen. Das zumindest behauptet die Gefangenengewerkschaft GG/BO, auf deren Hinweise auch die Recherchen des ZDF-Magazins beruhen. Die Gewerkschaft schätzt den entstandenen Schaden auf einen "fünf- bis sechsstelligen Euro-Betrag".

Laut dem Laut dem Tagesspiegel soll derselbe Beamte aber auch Gegenstände in das Gefängnis gebracht haben. Anders als die Gewerkschaft gehen die Behörden noch davon aus, dass der Beamte ganz alleine gehandelt habe. "Mit Stand Montag gibt es keinen Hinweis auf ein Netzwerk", sagte eine Justizsprecherin der Zeitung.

Als einen "handfesten Justiz-Skandal" bezeichnete dagegen der Leiter der Gefangenengewerkschaft, Oliver Rast, die Enthüllungen. Auch der Linken–Politiker Klaus Lederer nannte die Ereignisse einen "Skandal erster Güte". Wenn sich die Vorwürfe bestätigen, sei über die Jahre ein ganzes System organisierter Kriminalität gewachsen.

Das ist nicht das erste Mal, dass Beamte der JVA Tegel der Bandenkriminalität verdächtigt werden. Zum einen tauchen dort immer wieder Hunderte Handys auf, die die Häftlinge gar nicht haben dürften. Zum anderen gibt es einen florierenden Drogenhandel: 2015 wurden in Tegel 1,6 Kilogramm Cannabis, 99 Gramm Heroin und 32 Gramm Kokain gefunden. Mangels Wächtern gibt es auch immer wieder Schlägereien unter den Gefangenen. Dass jetzt Beamte auch noch die Früchte ihrer Arbeit illegal verkauft haben sollen, dürfte die Gefangenen absolut nicht freuen.