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Anschläge auf Moscheen

Antifa-Bekennerschreiben zu Anschlag auf Kasseler Moschee aufgetaucht

In der Moschee sei für "islamistische, faschistische Mörderbanden gebetet" worden. Das Schreiben wird nun vom Staatsschutz auf Echtheit geprüft.
Flagge: imago | Winfried Rothermel) || Molotow-Cocktail: imago  | Photocase || Collage

Moscheen, türkische Geschäfte, Vereine und Restaurants werden immer häufiger das Ziel von Anschlägen. Nicht immer stecken dahinter Rechtsradikale: Nachdem Unbekannte am 25. März eine Moschee in Kassel angezündet hatten, ist jetzt ein Bekennerschreiben zum Anschlag auf dem unabhängigen Portal indymedia erschienen – gezeichnet von einer Gruppe namens "Antifa International".

In dem Schreiben, das am Sonntag auf indymedia aufgetaucht ist, erklärt die Gruppe, dass der Anschlag den Vereinsräumen des "Verbandes der türkischen Kulturvereine in Europa" (ATB) gegolten habe (die Moschee ist in das Vereinsgebäude integriert). Der ATB gilt als europäische Organisation der islamistischen und rechtsextremen türkischen Partei "BBP". "Die Aktion ist Teil der militanten Kampagne in Solidarität mit dem kurdischen Kanton Afrin und der Revolution in Rojava", steht dort unter anderem. Rojava ist der kurdische Name der kurdischen Enklave in Nordsyrien. Und es wird mit "weiteren militanten Aktionen" gedroht, sollten die "Aggressionen der Türkei" nicht aufhören.

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Das ist nicht der erste Anschlag dieser Art in diesem Jahr: Die türkischen Militärschläge gegen das kurdisch geprägte Afrin in Nordsyrien und nicht zuletzt die Einnahme des Gebiets haben auch in Deutschland heftige Reaktionen ausgelöst. Neben hitzigen Demonstrationen von Kurden verübten Unbekannte auch eine ganze Serie von Anschlägen auf Moscheen und türkische Kulturvereine, viele davon gehören dem Erdoğan-nahen Islamverband DITIB an. Im Internet kursieren seither Bekennervideos, unter anderem von kurdischen Jugendlichen, in denen die Täter ihre Verbrechen verteidigen.

Die Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen die vier Täter und den Anschlag auf die Kasseler Moschee:

Nachdem auf indymedia prinzipiell jeder anonym alles schreiben kann, steht die Echtheit des Bekennerschreibens noch nicht fest. Bereits vor drei Wochen landete auf der Seite ein Schreiben, in dem sich die Organisation "Racheteam Sehîd Kawa" zu einem Brandanschlag auf das Auto von Mehmet Tüfekci, dem ehemaligen Herausgeber der türkischen Zeitschrift Ayna, bekennt. Jetzt ermittelt die Abteilung Staatsschutz des hessischen Landeskriminalamts (LKA) wegen einer politisch motivierten Tat und prüft die Echtheit des Schreibens. "Wir sind eine multikulturelle Gesellschaft, das heißt, dass Konflikte im Ausland auch bei uns ausgetragen werden können. Daher beobachten wir auch die Situation in Afrin permanent", sagt ein Sprecher des LKA gegenüber VICE. Auf die Frage, ob wegen der Drohung mit weiteren Aktionen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, kann der Sprecher aus "polizeitaktischen Gründen" keine Auskunft geben.

In Afrin werden die Anschläge hierzulande nicht nur positiv gesehen. Politikwissenschaftler Ismail Küpeli sagte bereits vor einem Monat in einem Gespräch mit VICE, die Organisationen in Afrin würden solche Aktionen eher unterbinden wollen, um das Ansehen der Kurden in Deutschland nicht zu verschlechtern. Ein Vertreter der kurdischen Partei in Nordsyrien (PYD) twitterte: "Wir sollten die demokratischen Regeln in den Ländern, die unser Volk beherbergen, respektieren."

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