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Popkultur

Dieser Aktivist hat den 'Wochenblick' so wunderschön getrollt wie niemand zuvor

Wie ein Facebook-Embed einem Aktivisten das Tor zur rechten Bubble öffnete.

Über das Magazin Wochenblick kann man wirklich vieles sagen. Man kann ihm ein Naheverhältnis zur FPÖ attestieren, wie es das Nachrichtenmagazin Profil schon vor einiger Zeit gemacht hat. Man kann dem Magazin auch nachsagen, dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne nebenher als Models für nicht nur stiltechnisch fragwürdige Modelinien arbeiten. Der Wochenblick hat auch eine gewisse Vorliebe dafür, Journalistinnen und Journalisten an den Pranger zu stellen – so passiert mit unserer stellvertretenden Chefredakteurin, Hanna Herbst, aber auch mit der Autorin Ingrid Brodnig, die von dem Magazin erst kürzlich dem virtuellen Mob vorgeworfen wurde.

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Man könnte auch sagen, dass der Wochenblick seine Leser und Leserinnen auf geradezu systematische Art und Weise täuscht – so hat es zumindest der Presserat erst kürzlich in Bezug auf eine Artikelserie über geflüchtete Menschen in Schweden formuliert. Und mit all diesen Dingen im Hinterkopf ist die Aktion des Aktivisten und Kulturmanagers Thomas Diesenreiter noch viel schöner.

In einen Artikel über ein Datenleck beim ORF Oberösterreich bettete ein unbedarfter Mitarbeiter des rechten Fanzines ein Facebook-Posting von Diesenreiter ein, das sich um die Thematik drehte.

Als Diesenreiter merkte, dass der Wochenblick seinen Post nicht abfotografiert, sondern tatsächlich eingebettet hatte, nutzte er die Chance, Menschen außerhalb der eigenen Bubble zu erreichen, drückte den bei Craft-Beer-Shop-Besitzern sehr beliebten "Edit"-Button und bearbeitete seinen Post, dessen aktualisierte Version dann natürlich auch im Wochenblick-Artikel zu sehen war. Er spricht in seinem Posting die Leserinnen und Leser der rechtsrechten Seite direkt an und schreibt gegen das einzige Ziel des Wochenblick an: nämlich die Gemeinschaft zu spalten und Menschen gegeneinander aufzuhetzen.

Genau aus diesem Grund hat er sein Posting bearbeitet, wie er auf Nachfrage von VICE erzählt: "Der Wochenblick ist nicht journalistisch tätig, sondern verfolgt im Auftrag von nebulösen Geldgebern klare politische Ziele. Wir haben als KUPF OÖ sogar eine Studie über die Themenwahl des Wochenblicks und weiterer rechten bis rechtsextremen Medien in Auftrag gegeben. Wie die Studie aufzeigt, fühlen sich diese Medien einem Kulturkampf verpflichtet, den Sie gegen alles führen, was sie als fortschrittlich und zeitgenössisch sehen. Die Mitglieder der KUPF OÖ wurden bereits mehrfach von diesen Medien grund- und niveaulos attackiert."

Natürlich wollte Diesenreiter keine positive Erwähnung eines seiner Postings im Wochenblick auf sich sitzen lassen. "Ich hab das als Bedrohung meines guten Ansehens beim Rest der Gesellschaft gesehen", sagt er weiter. "Wer will denn abgesehen von Wanda schon wohlwollend von einem rechtsextremen Nischenmedium wie dem Wochenblick erwähnt werden?"

Die Reaktionen auf sein Posting fielen auch angesichts der hohen Reichweite fast ausschließlich positiv aus. Lediglich ein Leser des Wochenblicks habe Diesenreiter mitgeteilt, dass er zwar gerne mit ihm rede, sein Wissen jedoch offensichtlich beschränkt sei und er sich über die neue Weltordnung informieren solle. Vom Wochenblick selbst hat Thomas Diesenreiter übrigens zu seinem Bedauern nichts gehört: "Wenn die Wochenblick-RedakteurInnen das lesen, ruft mich an! Ich nehme mir gerne Zeit für euch und beantworte eure sicher zahlreichen Fragen zu Politik, Gott, der Welt und dem Rest des Universums."

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