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Der Mann, der Sexsklaven auf Grindr gejagt hat

Menschenhandel wird nicht immer nur mit Frauen betrieben, sondern auch mit schwulen Jungs.

Screenshot aus dem Video "HIV sex crime suspect tattooed his victims" von kdvr.com/Fox 31 Denver

Einem 48-jährigen Mann in Colorado wird zur Last gelegt, er habe auf Grindr junge Männer „gejagt", sie in seinem Haus als Sexsklaven gehalten und ihnen sogar seinen Namen eintätowiert. Bevor Sean C. aufgrund von 12 Anklagepunkten, darunter Menschenhandel zum Zwecke sexueller Sklaverei, sexuelle Übergriffe gegen ein Kind und Beitrag zur Kriminalität eines Jugendlichen, verhaftet wurde, hatten mutmaßliche Opfer der Polizei erzählt, dass 12 männliche Opfer, manche von ihnen minderjährig, im Haus des Mannes in Aurora, Colorado, lebten.

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„Was diese Vorgehensweise angeht, Jugendliche aus Kalifornien zu sich zu locken und Online-Dating-Websites zu nutzen, haben wir noch nie etwas in dieser Größenordnung gesehen", sagte Anne Darr, Opferspezialistin beim FBI, der Denver Post.

Zwar sind die Opfer des Menschenhandels zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung meist Frauen und Mädchen, doch dieser fürchterliche Fall erinnert daran, dass ein großer Prozentsatz der LGBT-Jugendlichen in den USA obdachlos ist und dadurch ebenfalls in die Prostitution gerät.

Die Ermittlungen gegen C. begannen im Juli, als ein vermisster Jugendlicher aus Kalifornien seinen Eltern schrieb und sie um seine Sozialversicherungsnummer und seine Geburtsurkunde bat, damit er nach Kanada reisen konnte. Ein Detective des Long Beach Police Department verfolgte die Nummer zu C. zurück, der in Kalifornien bereits im Sexualstraftäterverzeichnis stand, weil er als Freier aktiv gewesen war, so das Colorado Bureau of Investigation.

Der Detective fing an nachzuforschen. Er stellte fest, dass ein Kollege aus seinem Polizeirevier im Mai bereits auf die Meldung eines von C. an einem 16-jährigen Ausreißer verübten sexuellen Übergriffs reagiert hatte. Der Bericht vermittelte ein unheimlich düsteres Bild.

Laut einer eidesstattlichen Erklärung hatte der 16-Jährige berichtet, sein Facebook-Profil sei gehackt und mit Nacktfotos vollgespammt worden. Er hatte dem Polizisten gesagt, er habe sich geschämt und wolle von zu Hause weglaufen, also habe er zwei Freunde kontaktiert, die gesagt hätten, sie könnten ihm helfen, nach Colorado zu gelangen, um dort bei C. zu wohnen. Dieser würde ihm im Austausch für Sex ein Zimmer geben.

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Schließlich trafen sie sich mit C. in einem Hotelzimmer in Kalifornien. Als das Opfer auf die Toilette ging und wieder ins Zimmer zurückkehrte, fand es den älteren Mann und seine zwei Freunde nackt auf dem Bett vor. Sie hatten alle Sex und gingen dann zu Abend essen, wo das Opfer laut der Erklärung sein Alter erwähnte.

Am folgenden Tag holte C. mutmaßlich einen weiteren Jungen ab, den er bei Grindr kennengelernt hatte. Dieser war 18 Jahre alt und von seinen Eltern zu Hause rausgeworfen worden.

„Das hier nenne ich gerne ‚Jagen'", soll C. der Gruppe gesagt haben, als sie bei einem McDonald's-Restaurant auf das neue Opfer warteten. Die Gruppe fuhr zusammen nach Aurora, Colorado, wo weitere Gruppensexhandlungen stattfanden.

Opfer sagten der Polizei später, C. sei HIV-positiv und habe mit keinen der jungen Männer jemals Kondome verwendet.

Schließlich gelang es dem 16-Jährigen, C. anhand seiner Post zu identifizieren, und er rief die Polizei an. Doch bereits im Juni gelang es den Ermittlern nicht mehr, ihn ausfindig zu machen, und die Anzeigen wegen Vergewaltigung wurden fallengelassen, weil das mutmaßliche Opfer aufgehört hatte zu kooperieren.

Doch all dies genügte dem SWAT-Team des Aurora Police Department, um einen Durchsuchungsbefehl zu bekommen und auszuführen. Fotos von der Durchsuchung belegen, dass es im Haus Regeln gab: Auf einer Liste mit Namen standen Aufgaben wie „Müll" und „Zimmer aufräumen".

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Beamte befragten mehrere Personen in dem Haus, die allesamt ähnliche Geschichten davon erzählten, wie sie C. auf Grindr kennengelernt hatten. Mehrere erwähnten, dass der IT-Experte in seinem Haus, welches fünf Schlafzimmer und sieben Badezimmer hatte, immer Alkohol und Gras vorrätig hatte, obwohl er sich selbst nie berauschte.

Ein 23-Jähriger, der früher bei C. gewohnt hatte, sagte einem mit Fox verbundenen TV-Sender, die jungen Männer hätten ihre Zeit damit verbracht, Netflix zu schauen, Videospiele zu spielen und Internetpornos zu drehen. Er sagte außerdem aus, alle jungen Männer seien mit dem Namen Sean und einem Vogel gebrandmarkt worden, um „all die anderen ‚Sugardaddys' fernzuhalten, wenn sie im Club feiern sind".

Am 16. September wurde C. gegen eine Kaution von 100.000 Dollar aus der Haft entlassen, obwohl ein Richter zugab, es sei ein Fehler gewesen, ihn zu entlassen, ohne ein Kontaktverbot auszusprechen. Der Richter, John Scipione, lehnte auch den Antrag der Staatsanwälte von Arapahoe County ab, C.s Reisepass zu konfiszieren, da er ein Hotel in Thailand besitze. Außerdem darf C. weiterhin das Internet nutzen, allerdings nur für berufliche Zwecke.

Die Voruntersuchung in diesem Fall ist für den 23. November angesetzt.

Eidesstattliche Erklärung Sean C.