FYI.

This story is over 5 years old.

Drogen

Wo lernt man am meisten über Cannabis? An der Cannabis-Universität!

Der Züchter der Zukunft muss vorbereitet sein. Der Gründer der Cannabis-Universität erklärt uns seine Vision von der Ausbildung zum Cannabis-Profi.

Foto von Jake Lewis

Spätestens seit den Kannibalismus-Attacken und innerfamiliären Pornoproduktionen weiß man, dass im US-Bundesstaat Florida Einiges möglich ist. Zu den wenigen Dingen, die nicht möglich sind, zählt allerdings der legale Erwerb von Gras.

Doch da die Legalisierung von medizinischem Marihuana im Zuge der bevorstehenden Gouverneurswahlen zu einem zentralen Thema geworden ist, könnte das schon bald anders aussehen. In zehn Monaten werden die Floridianer zur Urne gebeten, um über eine Gesetzesänderung abzustimmen, die die Verschreibung von medizinischem Marihuana erlauben würde. Damit die Änderung in Kraft tritt, werden 60 Prozent der Stimmen benötigt. Da sich momentan 80 Prozent für eine Änderung aussprechen, stehen die Chancen nicht schlecht.

Anzeige

Jeremy Bufford, der die zukünftige grüne Wirtschaft bereits florieren sieht, gründet gerade die erste Cannabis-Universität Floridas. Die Medical Marijuana Tampa ist darauf ausgerichtet, Einsteiger der Grasbranche mit den notwendigen Kenntnissen auszustatten. Ich habe Jeremy angerufen, um herauszufinden, was genau er seinen Studenten beibringen will.

Jeremy Bufford, Foto von hier und hier.

VICE: Wie bist du darauf gekommen, eine Cannabis-Universität zu gründen?
Jeremy Bufford: Nun, ehrlich gesagt war es die Chance, in der Branche Pionierarbeit zu leisten. Unsere Behandlungszentren und Laboreinrichtungen werden erst Mitte oder Ende 2015 in Betrieb gesetzt. Bis dahin haben wir die Möglichkeit, uns einen Namen als zuverlässige Ausbildungsstätte für den Einsatz von medizinischem Marihuana zu machen. Ich hoffe, dass wir dadurch ein Markenimage aufbauen können, sodass die Leute uns, wenn wir unsere Behandlungszentren betreiben, als eine vertrauenswürdige Adresse wahrnehmen.

Aber da medizinisches Marihuana bisher nicht legal ist, hängt alles von der Gesetzesänderung im November ab, oder?
Korrekt.

OK. Wie wird der Lehrplan aussehen?
Man kann sich den Lehrplan bereits auf unserer Website herunterladen. Im Wesentlichen vermitteln wir Wissen über die Pflanze aus einer historischen, einer juristischen, einer botanischen und einer pharmakologischen Perspektive. [Außerdem befassen wir uns damit,] was es für die Patienten und beteiligten Pflegekräfte bedeutet. Realistischerweise muss man sagen, dass die Mehrheit der Studierenden unsere Kurse als Berufsvorbereitung wahrnehmen. Sie wollen neue Fähigkeiten für einen neuen Industriezweig erwerben und sich und ihrer Familie ein gutes Einkommen sichern. Wir zeigen ihnen Berufsmöglichkeiten auf, die ihnen auf dem freien Markt und als Angestellte unseres Unternehmens offenstehen.

Anzeige

Ihr bietet also Kurse über medizinisches Marihuana an, aber verkauft auch medizinisches Marihuana.
Genau. Ich denke, dass beide Bereiche nötig sind. Ich glaube, dass wir als Befürworter [des medizinischen Marihuanas] eine gesellschaftliche Rolle spielen und Verantwortung tragen. Es gibt viele Fehlinformationen über medizinisches Cannabis und darüber, was es für die Beteiligten bedeutet. Wir müssen die Institution sein, die die Fakten offenlegt.

Aber steht eure Befürwortung nicht im Widerspruch zur Bildung? Bildung sollte neutral sein. Aber würden negative Aspekte in der Lehre nicht das Geschäft beeinträchtigen?
Ich wäre der Erste, der das zugibt, dass es immer eine gewisse Befangenheit geben wird. Jeder, der sich mit einem bestimmten Thema befasst, hat bestimmte Vorurteile, das muss man einfach so sagen. Um diese Vorurteile zu überwinden, verweisen wir in der Lehre auf Dritte. Wir beziehen uns auf Forschung von zuverlässigen und unabhängigen Firmen oder Wissenschaftlern. Wenn wir die Wirkung von Cannabis erklären, verlassen wir uns auf diese Forschung und ihre Glaubwürdigkeit.

Ein Teil der Lehre ist darauf ausgerichtet, neue Angestellte auszubilden. Wir wollen eine qualifizierte Arbeiterschaft bilden, die wir in unseren zukünftigen Geschäften in Florida einsetzen können. Das ist natürlich ein Hintergedanke des Ganzen, aber ich betrachte ihn als Stärke.

Beim Kauf von legalem Gras in Colorado

Anzeige

Es ist also ein Cannabis-Abschluss vorgesehen?
Ja, absolut.

Wie viele Campusse wird es geben?
Es wird mehrere Campusse geben. Unser erster Standpunkt ist östlich von Tampa, aber wir werden uns auch in Orlando und Miami niederlassen.

Hast du den Ehrgeiz, landesweit zu agieren?
Im Moment ist unser Programm auf die Besonderheiten in Florida ausgerichtet. Aber wenn es weitere Möglichkeiten gibt, werden wir sicherlich darüber sprechen.

Rauchst du selbst?
Ich persönlich bin kein Raucher. Ich habe nie wirklich zu dieser Kultur dazugehört. Mein Vater hatte einige Operationen, die nicht gut verliefen, und ich habe miterlebt, wie sehr medizinisches Marihuana Schmerzen lindern, den Appetit anregen und die Lebensqualität steigern kann. Dadurch wurde mein Interesse geweckt und ich habe mich mit den Wirkungen bei verschiedenen Krankheiten beschäftigt. Ich bin in verschiedene Staaten gereist, in denen [medizinisches Marihuana] legal ist. Ich habe Wissen von Züchtern, Ärzten und Pflegern erworben und wollte das Modell in Florida einführen, weil ich wirklich glaube, dass medizinisches Marihuana unumgänglich ist. Die Frage ist nicht, ob es eingeführt wird, sondern nur wann. Ich persönlich denke, dass es in Florida 2015 so weit sein wird. Wir entwickeln die Infrastruktur für unser Unternehmen, um als Pionierunternehmen aufzutreten zu können.

Wie kann man sich bei euch einschreiben?
Vor Kurzem haben wir den letzten Platz für unseren letzten Kurs im März vergeben. Wir hatten noch keine Möglichkeiten, die Kurse für April hochzuladen. Aber grundsätzlich können die Leute auf die Website gehen, einen Ort und einen Kurs auswählen und dort auch gleich bezahlen.

Anzeige

Franco Loja, Chefzüchter der Green House Seed Company, prüft eine Pflanze in Kolumbien. (Foto von Jackson Fager)

Cool. Werdet ihr euren Studenten auch zeigen, wie man Pflanzen anbaut?
Zweifellos. Wir werden ihnen die besten Verfahren aus anderen Staaten zeigen und die zukünftige Entwicklung in Florida mit ihnen besprechen. Wir leiten sie natürlich nicht dazu an, entsprechende Staats- oder Bundesgesetze zu brechen. Es geht von Gedankenexperimenten aus. Wir bauen zum Beispiel Paprika und Tomaten mit ähnlichen Bedürfnissen an Nährstoffen an, aber wir werden auch Techniken der Hydrokultur und der Aeroponik unterrichten, die man für die Zucht von medizinischem Marihuana braucht. Es gibt große Unterschiede. Es ist nicht so, dass man einfach einen Samen in den Boden steckt.

Was tut ihr gegen Leute, die einfach nur besseres Gras für sich selbst anbauen wollen?
Das werde ich oft gefragt. Die Frage ist verständlich. Wie verhindert man es, dass Drogendealer sich Zugang zu diesen Informationen verschaffen und sie für ihre Zwecke ausnutzen? Meine Antwort darauf ist: Du kannst auch nach Harvard gehen, einen MBA machen und niedere Absichten haben. Das haben wir in den letzten zehn Jahren in der Wirtschaft erlebt. Aber deshalb vertritt niemand die Meinung, dass Harvard seinen Business-Studiengang abschaffen sollte. Ich verstehe, dass einige unserer Informationen missbraucht werden können. Aber unsere Mission besteht darin, den Patienten zu helfen. Wir werden uns durch derartige Bedenken nicht davon aufhalten lassen, unser Wissen weiterzugeben.

Was für einen Abschluss bekommt man am Ende eines Kurses?
Man erhält ein Zertifikat. Natürlich fragen alle: „Was bedeutet ein Zertifikat schon?“ Nun, offensichtlich handelt es sich um eine neue Branche und es gibt noch nicht viele Einrichtungen mit einer prestigeträchtigen Vergangenheit. Wir versuchen, eine der ersten zu sein. Nach der Ausbildung bekommt man ein Zertifikat, das den Studenten geringstenfalls erlaubt, bei Medical Marijuana Tampa einzusteigen. Ich denke, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis man unser Zertifikat im Bereich des medizinischen Marihuanas anerkennt. Vergleich es mit einer Weiterbildung zum Barkeeper. Du gehst dort hin, lernst, was man als Barkeeper macht, und bekommst ein kleines Zertifikat. Das Zertifikat stammt von irgendeiner Firma, aber es zeigt dem Arbeitgeber, dass du die Initiative und das Geld hattest, diesen Kurs zu belegen.

OK.
Wir haben es mit einer Branche zu tun, die schon seit einer ganzen Weile existiert, in den Vereinigten Staaten und global. Wir versuchen, diese Branche aus der Grauzone zu holen und transparent zu machen. Wir wollen den Wissenserwerb legitimieren, damit Leute, die einen sinnvollen Job suchen, mit dem sie sich und ihre Familie versorgen können, sich dem medizinischen Marihuana zuwenden können.

Super. Danke, Jeremy!