Nachrichten, die ihr 2016 vielleicht verpasst habt

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2016

Nachrichten, die ihr 2016 vielleicht verpasst habt

Manche Meldungen gehen im Nachrichtengeschäft unter. Hier sind einige dieser Meldungen aus dem zurückliegenden Jahr.

Foto: kaboompics.com | pexels | CC0

Nicht alle Meldungen, die über das Jahr so aufpoppen, werden so wahrgenommen, wie sie sollten. Manchmal, weil sie einfach zu klein sind. Manchmal, weil an dem Tag einfach noch viel Größeres passiert. Und manches geht einfach schnell wieder aus dem Hirn raus. Hier ein kleiner Überblick über lustige, traurige und großartige Meldungen, die man 2016 eventuell übersehen oder schon wieder vergessen hat.

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Masern in Amerika ausgerottet

Die Impfgegner-Diskussion überdeckte heuer fast einen kleinen Meilenstein: Die Panamerikanische Gesundheitsbehörde erklärte die Masern in Nord-, Süd- und Zentralamerika offiziell für ausgerottet. Seit 2002 hat es keine endemischen, sondern nur noch importierte Fälle (wie 2015 in Kalifornien) der gefährlichen Infektionskrankheit gegeben. In Österreich hat 2015 hingegen über 300 Fälle gegeben, die auf eine zu geringe Durchimpfungsrate zurückgeführt werden.

Frieden zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC

Es war nicht alles schlecht unterm 2016: Obwohl der erste Friedensvertrag zwischen der kolumbianischen Regierung und den FARC-Rebellen noch in einem Referendum im Oktober abgelehnt wurde, konnte eine neue Version letztlich Anfang Dezember unterzeichnet werden. Die nun beginnende Entwaffnung könnte ein Schlusspunkt unter einen jahrzehntelangen Konflikt sein, der über 220.000 Menschen das Leben gekostet hat.

Das Wort des Jahres in Australien: "Demokratie-Wurst"

Scheiß auf "postfaktisch" oder "Bundespräsidentenstichwahlwiederholungsverschiebung": "Democracy sausage" is das Wort des Jahres in Australien. Es bezeichnet übrigens nicht den oftmals dreckigen Gesetzgebungsprozesss ("Everybody loves sausage, but nobody wants to watch it get made"), sondern eine Art Hot Dog, der an Wahltagen vor den Wahllokalen verkauft wird. Eigentlich keine schlechte Idee. Mmmh, sausage.

Im Jemen herrscht ein ignorierter Krieg

Seit mehr als 20 Monaten führt eine Militärkoalition um Saudi-Arabien Krieg gegen die Huthi-Rebellen im Jemen. Mehr als 10.000 Menschen wurden getötet, 2,2 Millionen sind innerhalb des Landes geflüchtet. Noch dazu kommen immer mehr Flüchtlinge aus Äthiopien und Somalia über den Golf von Aden, die mitten in einem Bürgerkrieg landen. Tausende verhungern still. Und weil Saudi-Arabien die Grenze abgeriegelt hat, kommen anders als in Syrien keine Flüchtlinge nach Europa. Die Welt kann es sich leisten, das Leiden zu ignorieren.

Das größte Naturschutzgebiet des Planeten

Zum 100. Geburtstag des National Park Services schuf Barack Obama im August durch eine Erweiterung das größte Naturschutzgebiet der Erde in den Gewässern vor Hawaii. Das Papahānaumokuākea Marine National Monument ist knapp 18-mal so groß wie Österreich und bietet 7000 Arten Zuflucht. Inklusive den Schwarzen Korallen, von denen einige auf ein Alter von über 4000 Jahren datiert wurden.

Erste Dinosaurierfeder gefunden

Im März 2013 sendete der Regisseur von Jurassic World einen kurzen, aber vielsagenden Tweet ab: "No feathers". Die Dinosaurier würden also auch in seinem Film keine Federn tragen. In der Realität dürften Dinosaurier aber durchaus Federn gehabt haben. Ende des Jahres fand man zum ersten Mal eine dieser wunderschönen Federn, deren Platz am Körper man klar zuordnen konnte und die in Bernstein eingeschlossen war. Wie man es auch aus Jurassic Park kennt.

Zahl der Hinrichtungen geht in den USA immer weiter zurück

Die Zahl der Hinrichtungen in den USA war 2016 auf dem niedrigsten Stand seit 25 Jahren. Ingesamt wurden 20 Urteile vollstreckt und 30 neue gefällt. Zum Vergleich: 1996 wurden 331 Menschen zum Tode verurteilt. Auch der Rückhalt in der Bevölkerung schwindet. Auch wenn nicht alle Zeichen positiv sind (Nebraska stimmte im November für die Wiedereinführung): Die Todesstrafe in den USA geht langsam, aber sicher auf ihr Endgame zu.

Aber: Anderswo wird es schlimmer

Im Iran wurden heuer über 1000 Menschen hingerichtet, so viele wie seit 20 Jahren nicht. Teilweise in Massenhinrichtungen. Auch Saudi-Arabien wird dieses Jahr wohl zum zweiten Mal in Folge mehr als 150 Menschen hinrichten. Und auf den Philippinen herrscht ein Krieg gegen Drogenabhängige, der zahlreiche ungesetzliche Tötungen mit sich bringt und bislang mehr als 2000 Menschen das Leben gekostet hat.

Arbeitslosenquote ist auf einem Fünfjahres-Tiefststand

Auch wenn Europa immer noch mit den Folgen der Krise kämpft, sind die Zeichen auf dem Arbeitsmarkt positiv. So tief wie heuer war die Arbeitslosigkeit im Euro-Raum seit 2011 nicht mehr. Auch in Südeuropa und im Bereich Jugendarbeitslosigkeit zeigt sich langsame Erholung. Auch wenn viel zu tun bleibt und das Problem der Working-Poor keineswegs gelöst ist, sind das gute Nachrichten.

Der Klimawandel schreitet drastisch voran

Welt, wir müssen reden. Dass 2016 erneut das wärmste Jahr in der Geschichte werden würde, war eh abzusehen. Aber bis Juli waren die 12 Monate davor jeweils die wärmsten, jemals aufgezeichneten Monate. Das Eis der Arktis ist heuer dramatisch zurückgegangen. Man kann es ganz einfach sagen: Es wird alles immer schlimmer, und zwar in steigender Geschwindigkeit. Aber dann eben doch nicht alles: Heuer trat immerhin auch das Klimaabkommen von Paris in Kraft. Hoffen wir, dass es nicht zu spät sein wird.

Warum hat der Mensch keinen Penisknochen?

Warum haben viele Säugetiere einen Penisknochen, der Mensch aber nicht? Lange war es unklar, jetzt glauben Forscher den Grund gefunden zu haben. Und es ist auch noch ein relativ romantischer: Große Penisknochen haben vor allem Männchen, die sich bei der Paarung stets nach der Konkurrenz umschauen müssen und deshalb Stabilität brauchen. Der Mensch benötigt ihn nicht, weil sich die Partner im Normalfall ganz einander hingeben. Dass das Ganze aber auch Nachteile hat, demonstriert ein Zitat von Curd Jürgens: "Bis sechzig glaubte ich, mein Penis wäre ein Knochen. Dann merkte ich, dass es ein Muskel ist."

"Genschere" könnte revolutionäre Heilungsmethoden bringen

Mit einer Genschere (genauer gesagt heißt das Verfahren CRISPR/Cas9) lässt sich krankhaftes Erbgut herausschneiden und verändern. Im Herbst wurde die Genschere das erste Mal an einem Patienten mit aggressivem Lungenkrebs in China angewendet. Das Verfahren ruft durchaus ethische Bedenken hervor, könnte aber eine Waffe im Kampf gegen HIV, Krebs oder Erbkrankheiten sein.

Frauen können alles. Auch Generälin

Lori Robinson ist badass. Seit Mitte des Jahres wird NORTHCOM, eines der Regionalkommandozentren der US-Streitkräfte, von der Generälin Robinson geführt. Bei ihrer Amtseinführung sagte Verteidigungsminister Ash Carter einen Satz, der selbstverständlich sein sollte, es aber leider immer noch nicht ist: "She was selected because she was the most qualified officer."

Neue Therapien bei Schlaganfall

Das Gehirn ist regenerativer als bislang gedacht. Bei einer Studie spritzten Wissenschaftler der Stanford Uni über zwei Jahre hinweg Patienten, deren Schlaganfälle länger zurücklagen und deren Heilung zum Erliegen gekommen war, Stammzellen direkt ins Gehirn. Mit erstaunlichen Ergebnissen: Eine Frau, die bis dahin nur einen Daumen bewegen konnte, konnte plötzlich wieder gehen. Auch wenn die Teilnehmeranzahl relativ gering war und weitere, größere Studien notwenig sind, könnte das ein vielversprechender Ansatz für die Heilung von schweren Schlaganfällen sein.

Pandas sind nicht mehr "endangered", sondern nur noch "vulnerable"

Pandas sind dumme und relativ sexmüde Tiere, bei denen man gelegentlich das Gefühl bekommt, dass sie sich gar nicht retten lassen wollen. Und trotzdem haben die jahrzehntelangen Anstrengungen chinesischer und ausländischer Tierschützer jetzt Früchte getragen: Pandas sind zwar noch auf der Roten Liste des IUCN, aber nur mehr "anfällig", nicht mehr "vom Aussterben bedroht". Dem Wiener Panda Long Hui hilft das nicht mehr, aber die schwarz-weißen Bären dürften noch eine Zeit lang auf dieser Erde verweilen.

Forscher finden Antibiotikum in der menschlichen Nase

Antibiotikaresistente Keime sind eine der größten Gefahren für die Menschheit. Das Problem wird dadurch verschlimmert, dass die Antibiotikaforschung wenig lukrativ ist und deshalb wenig neue Wirkstoffe entdeckt werden. Forscher der Uni Tübingen haben jetzt in der menschlichen Nase ein Antibiotikum gefunden, das selbst dann hilft, wenn alle anderen versagen. Gute Nachrichten für uns, schlechte für die Keime.

Kriegsverbrecher müssen büßen

Es war kein einfaches Jahr für die internationale Strafgerichtsbarkeit. Russland, Südafrika, Burundi und Gambia zogen sich vom Internationalen Strafgerichtshof ICC zurück, der ohnehin darunter leidet, dass ihn Staaten wie die USA, China, Iran oder Israel nicht anerkennen. Aber es gab auch gute Nachrichten: Der ehemalige kongolesische Politiker und Milizführer Jean-Pierre Bemba wurde wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 18 Jahren Haft, der ehemalige Serbenführer Radovan Karadžić vom UN-Kriegsverbrechertribunal zu 40 Jahren Haft verurteilt. Hissène Habré, ein ehemaliger Politiker aus dem Tschad, der für über 40.000 politische Morde verantwortlich gemacht wird, wurde im Senegal von den Außerordentlichen Afrikanischen Kammern zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Damit ist es der erste Regierungschef Afrikas, der in einem anderen afrikanischen Land wegen Menschenrechtsvergehen verurteilt wurde.

Farewell, Rosetta

Im Oktober endete die zwölfjährige Mission der Raumsonde Rosetta. Sie hat ihren Job großartig gemacht und wird vermisst werden. Nicht nur wegen ihres Namens.

Der Autor ist auf Twitter: @L4ndvogt