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Lutz Bachmann schummelte sich mit einem Lügenpresseausweis ins Gericht

Der Pegida-Gründer besitzt nicht nur einen Presseausweis, sondern sogar eine Presseagentur. Woher kommt also der Hass auf die „Lügenpresse"?
Bachmann am letzten Montag. Foto: imago/Paul Sander

Als Gründer von Pegida hat Lutz Bachmann einiges dazu beigetragen, dass die Idee von der „Lügenpresse" aktuell solche Konjunktur hat. Für einen Populisten ist das durchaus sinnvoll: Wenn niemand mehr weiß, wem er glauben soll, kann man den Leuten bald einfach erzählen, was man will. So wie der AfD-Politiker, der im Brustton der Überzeugung von einem von Flüchtlingen vergewaltigten Mädchen erzählt und dann auf Nachfrage keine Ahnung hat, wo, wann und ob das überhaupt passiert ist.

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Trotzdem scheint Bachmann der Presse auch hin und wieder etwas Nützliches abgewinnen zu können. So wurde er zum Beispiel gestern dabei gesehen, wie er die Personenkontrolle am Dresdner Landgericht umging, indem er einfach seinen Presseausweis zückte:

Kollegin sagt, sie habe eben Lutz #Bachmann mit Presseausweis ins Landgericht #Dresden gehen sehen. #Lügenpresse - oder was? #Pegida
— Lars Radau (@larsradau) 10. November 2015

Derselbe Typ, der am Montag noch mit einem „Lügenpresse—Auf die Fresse"-T-Shirt herumläuft (das man übrigens nur bei rechtsradikalen Versandhäusern beziehen kann), besitzt also einen Presseausweis. Selbst kann er daran überhaupt nichts Komisches finden: „Ich habe mir nur eine Verhandlung angeschaut", erklärte er der Bild. „Gehe immer mit meinem Internationalen Presseausweis hierher, schließlich habe ich seit über 20 Jahren eine Presseagentur!" Ob und für wen er auch über den Prozess berichten wird, hat er nicht gesagt.

Bachmann am letzten Montag. Foto: imago | Paul Sander

Tatsache, Bachmann hat wirklich einen Presseausweis (vom „Deutschen Foto-Journalisten-Verband" DJV, der ihn wohl zum Ende des Jahres nicht verlängern wird), und er betreibt wirklich eine Art Agentur. Sie heißt „Hotpepperpix". Obwohl die Agentur sich wohl hauptsächlich mit Fotos von leicht bekleideten Frauen in leerstehenden Hallen beschäftigt hat, warb sie bis vor Kurzem noch vollmundig mit ihrer „engen Zusammenarbeit mit namhaften Medien aus aller Welt – vor allem mit dem Axel Springer Verlag". Der Verlag hat mittlerweile geklärt, dass es sich bei dieser „engen Zusammenarbeit" um ein paar Fotos von Verkehrsunfällen handelt, die Bachmann als „Bild-Leserreporter" an die BILD verkauft hat.

Aber vielleicht sollten wir nicht nur über Herrn Bachmann lachen. Vielleicht sollten wir auch darüber nachdenken, ob sich hier nicht der wahre Grund für seinen Hass auf die Presse findet: Weil er es nie geschafft hat, einer von ihnen zu werden. Vielleicht hat er sich mal in einem Wirtshaus mit einem Zeitungsredakteur unterhalten, der ihn dann ausgelacht und ihm erklärt hat, dass man noch kein Journalist ist, wenn man Handy-Fotos an die Bild schickt?

Immerhin hat dieses Gefühl des Ausgeschlossen-Seins schon öfter den Grundstein für tiefe Ressentiments gelegt: War nicht auch die Ablehnung Hitlers durch die Wiener Kunstakademie maßgeblicher Auslöser für dessen Hass auf die „entartete Kunst"?

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