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The True Crime Issue

Eine Geschichte der Entführung

Die spektakulärsten Lösegeldforderungen aller Zeiten-vom König der Inka bis Jan Philipp Reemtsma.

Das Kidnapping-Business boomt gerade. Eine der Spezialitäten der südamerikanischen Guerillaarmeen und Drogenkartelle, die Entführung von Menschen zum Zweck der Lösegelderpressung, ist im letzten Jahrzehnt zu einer globalen Industrie avanciert. Laut Statistiken der Sicherheitsfirma Control Risks haben Entführungen in Asien und Afrika 2013 über die Hälfte der Vorfälle ausgemacht—dank der wachsenden sozialen Spannungen und der Ausbreitung radikaler Gruppen. Und obwohl jede Terroristenzelle, Straßengang oder Piratentruppe problemlos eine Entführung bewerkstelligen kann, liegt die wahre Kunst im Durchsetzen eines möglichst fetten Lösegelds. Hier ist eine Liste der bemerkenswertesten Lösegelder der Geschichte:

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1532: Atahualpa, der König der Inkas

Als Lösegeld für sich selbst zahlt der letzte Kaiser der Inkas ca. 1,5 Milliarden Dollar (auf den heutigen Wert umgerechnet)—die größte Lösegeldsumme aller Zeiten.

1874: Der erste Erpresserbrief

Entführer kidnappen den vier­jährigen Charley Ross und hinterlassen einen Brief, der als erste schriftliche Lösegeld­forderung in den USA gilt, und in dem sie 20.000 Dollar für die
Freilassung des Jungen verlangen. Ross wird nie gefunden.

1970er: Die Montoneros

Die linksgerichtete Guerillagruppe terrorisiert Argentinien und entführt Geschäftsleute, um exorbitante Summen zu erpressen. Ihr größter Coup war 1974 die Entführung der wohlhabenden Getreidemagnaten Jorge und Juan Born. Die Brüder werden Monate später für über 60 Millionen Dollar freigelassen. Diese Summe entspräche heute 293 Millionen Dollar und macht das Ganze zur höchsten Lösegeldsumme der modernen Geschichte.

1973: John Paul Getty III

Als sich der Öltycoon J. Paul Getty weigert, ein Lösegeld von 17 Millionen Dollar für seinen Enkel zu zahlen, schneiden die Entführer dem 16-Jährigen ein Ohr ab und schicken es an eine italienische Zeitung. Getty stimmt schließlich einem Lösegeld von 3 Millionen zu, von denen er aber nur 2,2 Millionen wirklich zahlt, die höchste Summe, die er von der Steuer absetzen kann, und überlässt den Rest als Kredit seinem Sohn, dem Vater des Jungen, zu einem Zinssatz von vier Prozent.

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1974: Patty Hearst

Die 19 Jahre alte Erbin wird von der Symbionese Liberation Army, einer US-amerikanischen linksgerichteten Terrorgruppe, aus ihrer Wohnung in Berkeley entführt. Die Gruppe verlangt, dass die Familie Hearst Nahrungsmittel im Wert von 70 Millionen Dollar an die Armen in Kalifornien verteilt. Hearsts Vater spendet umgehend Nahrungsmittel im Wert von 6 Millionen Dollar. Drei Monate später verkündete Hearst, dass sie der SLA beigetreten ist und ihren Namen zu Tania geändert hat.

1996: Jan Philipp Reemtsma

Der Tabakerbe wurde in einem Keller gefangen gehalten. Die Lösegeldforderung wurde nach zwei gescheiterten Geldübergaben, bei denen die Entführer Polizeipräsenz fürchteten, von 20 auf 30 Millionen Mark erhöht. Eine geheime Übergabe hinter dem Rücken der Polizei führte zu Reemtsmas Freilassung. Die Täter wurden gefasst, das Geld wahrscheinlich im Frankfurter Rotlicht-Milieu gewaschen.