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Wie der Akademikerball zu einem unfreiwilligen Charity-Ball für Flüchtlinge werden soll

Ein paar Gegner des Akademikerballs wollen nicht nur den Ballgästen den Abend vermiesen, sondern auch Geld für Flüchtlinge sammeln.

Foto via #aufstehn.

Ende Januar teilen sich die Wiener jedes Jahr in drei Bevölkerungsgruppen: Jene, die auf den Akademikerball in der Hofburg gehen, jene, die den Ball verhindern möchten und jene, denen all das ziemlich auf die Nerven geht.

Kaum eine Veranstaltung polarisiert die Österreicher wohl so stark wie der dieser Ball. Von 1952 bis 2012 wurde der Ball vom Wiener Korporationsring organisiert, einer Dachorganisation von Burschenschaften, die vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands als deutschnational bis rechtsextrem eingestuft wird und bis 2012 auch am Heldenplatz der Toten des Zweiten Weltkriegs gedachte. Wegen der immer größer werdenden Proteste übernahm 2012 die Wiener Landesgruppe der FPÖ die Organisation des Balls, damit er weiter in der Hofburg stattfinden konnte. Unter einem neuen Namen findet nun derselbe Ball mit denselben Gästen und Ideologien statt.

Dass Strache während seiner Rede auf dem Ball 2012 die Gäste aufgrund der Gegenproteste als „die neuen Juden" bezeichnete, war nur ein Beispiel, das zeigte, wie relativierend hier von einigen über Österreichs und Deutschlands Vergangenheit denkt. 2014 bezeichnete Johann Gudenus die Demonstranten als „Faschisten des 21. Jahrhunderts". In der französischen Zeitung Liberation wurde der Ball als „widerlicher Ball für Nostalgiker des Dritten Reiches" bezeichnet, 2014 baten Holocaustüberlebende in einem offenen Brief, den Ball so nicht mehr stattfinden zu lassen.

Nun möchte die gemeinnützige Kampagnenorganisation #aufstehn aus der Veranstaltung „Österreichs größtem und unfreiwilligsten Charity-Ball für Flüchtlinge" machen. Mit der Aktion wollen sie nicht nur Geld für Flüchtlinge sammeln, sondern auch bewirken, dass jeder Ballgast den ganzen Abend im Kopf hat, dass er in diesem Moment unfreiwillig verantwortlich für das Sammeln von Spenden verantwortlich ist. Da der Veranstalter die genaue Anzahl der verkauften Karten nicht bekannt gibt, haben die Spendensammler die Anzahl geschätzt und einen Gewinn von 25 Prozent pro Karte berechnet. Die wollen sie nun sammeln:

„Wenn der Ball auch heuer wieder stattfindet, dann soll er zumindest einem Zweck dienen, der den repräsentativsten Räumlichkeiten der Republik würdig ist. Gemeinsam bringen wir die Ballgäste dazu, für diejenigen zu tanzen, gegen die viele von ihnen sonst so gerne hetzen. Bei jeder Drehung über die Tanzfläche, bei jedem Knicks und jedem ,Prost' sollen die BesucherInnen daran denken müssen, dass sie durch unsere Aktion gerade Flüchtlinge unterstützen."