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Bis so guet

Dieser Hund ist bereit für die Schweiz zu sterben

Das neue SVP-Maskottchen „Willy, der Wachhund" hat eigentlich keine Aufmerksamkeit verdient. Wir konnten uns aber einfach nicht zusammenreissen.

Foto: Screenshot von Facebook

Vor zwei Tagen habe ich eine Medienmitteilung von einem Hund erhalten. Das kommt nicht so regelmässig vor. Zwar ist meine Mutter in einem Mopstreff aktiv, da ich aber Berufliches und Privates trenne, bekomme ich auf dem offiziellen Weg keine Updates über die nächsten Mopsrennen und das grosse Mopslager, das jährlich in Süddeutschland stattfindet.

Auch würde mich beim Mopsclub kein Hund persönlich ansprechen.

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Ich mag Hunde. Auch Cyber-Hunde, etwa die Facebookpage Kann der hässlichste Hund der Welt mehr Fans haben als Christoph Blocher?. Daheim hatten wir immer Tierheim-Hunde. Der eine hat meine damalige Freundin und meinen besten Freund gebissen, was ich von diesem höflichen „Willy, der Wachhund" nicht erwarten muss. Ich mag aber die Mailaddy von dem Hund nicht allzu sehr: willy@svp.ch (Vielleicht mag ja jemand mit ihm Kontakt aufnehmen.).

Dieser Hund—so habe ich in der 20 Minuten gelesen; aus der Pressemitteilung von Willy ging das nicht hervorlöst die Ziege Zottel (übrigens eine afrikanische Ziegenart) für den Wahlkampf 2015 ab.

Da die Erfahrungen mit Zottel nicht nur gut waren: Das arme Tier wurde entführt und (Wahrscheinlich waren es Veganer.) versprayt. Drum will man 2015 keine echten Tiere mehr gefährden.

Ausserdem sind echte Wachhunde bei SVP-Bauern normalerweise an einer 3-Meter-Kette festgezurrt, was nicht so knuddlig rüberkäme. Darum (und vielleicht, um Futter oder Impfkosten zu sparen) gibt es Willy nur als Comicsujet und aus Plüsch.

Foto von der Mopszucht von Mägedebrunnen ı Wikimedia ı CC BY-SA 3.0

Deshalb hat Willy (also vor allem seine Spin Doctor-Freunde) auch alle Vorteile von Comics und Spielzeug: Man kann ihn sprechen lassen. Sprechblasen machen. Der Kindlichkeit, dem infantilen Geschreibsel, sind keine Grenzen gesetzt.

Das sieht man schon in der ersten Pressemitteilung, die dieser Hund verfasst hat. Willy pflegt eine Sprache, die beeindruckend nah an „Leichter Sprache/Einfachem Deutsch" ist.

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In seiner Medienmitteilung steht auch: „Es kann auch vorkommen, dass ich einen Haufen liegen lasse … Wie das jedem Hund passieren kann."

Willy muss noch lernen, dass er in Pressetexten nicht über seine Ausscheidungen sprechen sollte. Aber voll okay, ihm ist Ehrlichkeit halt wichtig.

Foto: Screenshot von Facebook

Immerhin beweist er sein unabhängiges Denken nicht nur mit der Kaka-Bemerkung, sondern auch durch seine Freude an Wortneuschöpfungen: „Ich werde meine Partei beim nationalen Wahlkampf 2015 begleiten und dazu meine Hunde-Gedanken zum Besten geben."

Tiere als politische Meinungs-Leader kenne ich vor allem aus Animal Farm. Die Diktatoren-Schweine bei Orwell waren aber auch in den 1940ern nicht so martialisch wie Willy, der an Mel Gibson besoffen auf der Autobahn oder in Braveheart erinnert: „Die Schweiz ist mein zu Hause. Ich beschütze sie und gebe alles für sie."

Das mutet etwas radikal an, aber solange nur ein volkstümelnder Plüsch-Appenzeller radikal ist, fühle ich mich noch ganz wohl. Leider sind nicht alle Radikalen Stofftierchen, etwa die Hetzkommentatoren gegen das Asylzentrum in Schafhausen nicht.

Foto von 123klick ı Wikimedia ı [CC BY-SA 3.0](http://Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en)

Sollte man diesem Hund eine Plattform geben? Eigentlich nicht, denn er ist so plump, dass es ihn nur geben kann, um möglichst viele altlinke Besserwisser dazu zu bringen, multimedial auf ihn einzuhacken.

Eigentlich nicht, denn Toni Brunner wünscht sich beim hauseigenen „Hörnli und Ghackets" im „Landgasthof Sonne, Haus der Freiheit" nichts anderes als drei Gratiszeitungs-Artikel darüber, wie kindisch, kindlich, jämmerlich und dumm dieser Hund doch ist.

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Warum ich trotzdem über ihn schreibe? Weil der Hund halt wirklich kindisch, kindlich, jämmerlich und dumm ist.

Kindisch, kindlich, jämmerlich und/oder dumm sein könnt ihr natürlich auch diese Woche wieder:

Heute werden wir Damn Rich im Mehrspur. Für alle, die der Wohlstandsverwahrlosung nicht unbedingt das entgegenbringen, was man Sympathie nennen könnte, gibt es Woerdz, das Spoken Word-Festival im Südpol, Studio GDS live im Kauz und Tesseract im Kiff.

Morgen surfen wir im Darknet, aber nicht per Mausklick, sondern in der Kunsthalle St. Gallen, bei der Kollaboration der !Mediengruppe Bitnik und Digital Brainstorming. Dann nehmt ihr Kissis Ratschlag „Headbangen ist Meditation, ist Gebet" und geht für einen Stoner-/Psychedelic-Abend zu Brain Police ins Coq. Ausserdem kommt Dillon in den Dachstock, zwischen Longstreet und Zukunft gibt es eine Tunnelparty und der Stall6 feiert sein 10-Jahre-Jubiläum (wo am Samstag auch Dillon spielen wird).

Samstags geben wir uns die 10 Jahre Rockstar The Party. Das sind 10 Jahre Indie-Mag, da freuen wir uns richtig mit und setzen sogar ein Bild rein. Wenn du rausfindest, wie die auf dem Bild heissen, setzen wir dich und deine 3 Freunde auf die Friendslist: (mail an: till.rippmann@vice.com)

Ausserdem spielt Alejandro Mosso in der Büxe.

Am Sonntag schlafen wir aus und flanieren dann in die Boutique Perla.

Und am Montag spielt Caribou im Komplex.