Wir haben Leute in der Kloschlange nach ihren ärgsten Kack-Geschichten gefragt

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Frequency 2017

Wir haben Leute in der Kloschlange nach ihren ärgsten Kack-Geschichten gefragt

"Mama hat gesagt, ich soll ins Meer kacken."

Gute Journalisten, heißt es, gehen dorthin, wo es weh tut. An den Ort, wo niemand anders hingeht, wo Recherche weder erwünscht, noch einfach ist. Diesem Spirit innewohnend habe ich auf dem Frequency Festival eine Fragestellung gesucht, die diesem Anspruch gerecht wird. Und trotz meines Bändchens, auf dem groß "Presse" draufsteht, glaubten mir die wenigsten, dass ich wirklich für ein Medium tätig bin. An diesen sozialen Rand der Gesellschaft haben sich noch wenige vorgewagt.

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Die Sonne steht hoch über der niederösterreichischen Steppe. Vor dem Eingang zum Festival-Gelände – vom Campingplatz kommend – befindet sich eine Band- und Taschenkontrolle. Vor dem Checkpoint steht ein einzelnes Scheißhaus in Blau. Diese sogenannte mobile Toilettenanlage dürfte eine der höchst frequentierten des Frequency sein. Hier kacken und pissen alle, die am Camping-Platz drauf vergessen haben. Hier ist der richtige Ort.

Alle Fotos: Christoph Schattleitner | VICE ME

Bevor wir uns nun die besten, lustigsten, peinlichsten und ärgsten Kack-Geschichten der Frequency-Besucher zu Gemüte führen, hier noch ein Hinweis, zu dem wir uns als seriöses Medium verpflichtet fühlen: 40 Prozent der Weltbevölkerung hat keinen Zugang zu hygienischen Scheißhäusern.

Laut den Vereinten Nationen sind aufgrund des verschmutzten Wassers in Sanitäranlagen 2,5 Millionen Menschen von "wasserbürtigen Krankheiten" betroffen, die weitreichende sozio-ökonomische und gesundheitliche Folgen haben. Mit der einstimmigen Einführung des "Welt-Toiletten-Tags" (19. November) will die UN anregen, Tabus zu beseitigen. Und das ist gut und wichtig.

Und apropos Tabus beseitigen – hier kommt der kleine Beitrag, den die Festival-Besucher auf unsere Nachfrage dazu leisten konnten. In der Form von Scheiß-Anekdoten. Bitteschön:

"Als ich in den Wald geschissen habe, hat mich eine Wespe an einer eher blöden Stelle gestochen"

Er sei mit Freunden vergangenes Jahr wandern gewesen, erzählt Jimmy von der deutschen Insel Rügen. "Und ich musste dringend kacken." Deshalb habe er die Gruppe verlassen und sich hingehockt. "Bis mich eine Wespe an einer eher blöden Stelle ziemlich schmerzhaft stach." "Wo?", frage ich und Jimmy versucht der Frage auszuweichen: "Im Wald". – "Nein, an welcher Körperstelle?" – "Im Wald." Jimmy läuft davon und deutet dabei noch rasch mit seinem Zeigefinger auf oder in den Arsch. Aus der Ferne kann ich das leider nicht mehr so genau sagen.

"Es kam sogar der Nachbar rauf, der sich über das runter tropfende Wasser beschwerte"

Kurz bevor Vanessa ihren Rückflug von New York nach Wien antrat, schaute sie bei einem Tacoladen vorbei, was wenig später zu Durchfall führte. Die Toilette in ihrem Airbnb verstopfte nicht nur – auch die Spülung hörte nicht mehr auf. Das dreckige Wasser rann somit aus dem Bad auf den Flur und von dort runter auf den Nachbarn. Innerhalb kürzester Zeit wischte sie die Sauerei mit allen Handtüchern auf, die sie finden konnten. Sie verbrauchte das gesamte Toilettenpapier und alle Küchenrollen, ehe die Spülung endlich aufhörte und sie zum Flughafen flitzen konnte. Der Vermieter war übrigens nicht böse, sagt Vanessa. "Wahrscheinlich wusste er, dass das Klo scheiße ist."

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"Der Deckel zum Scheiße-Auffangbecken war schon zu und ich habe unabsichtlich drauf gepisst. Ich wurde nass, habe aber weitergemacht"

Als "Jetzt ist's auch schon wurscht" lässt sich das Erlebnis von Tina aus Salzburg zusammenfassen. Aufgrund des unbemerkt geschlossenen Deckels spritzte sie beim Frequency 2016 alles nass, hörte aber trotzdem nicht auf, ihre Notdurft zu verrichten. Dank dieses bewundernswerten Durchhaltvermögen haben wir diese Piss-Geschichte in die Kack-Stories aufgenommen. Quasi als Ehrennennung außer Konkurrenz.

"Das ist unsere Eigenerfindung, die wir sicher noch öfter einsetzen werden"

"Es ist eine Art Blutsbrüderschaft des 21. Jahrhunderts", sagt David, der mit seinem besten Kumpel am Electric Love Festival eine Art gefunden hat, im Hocken zu kacken ohne dabei umzufallen. Die Freunde hielten sich gegenseitig fest und schauten sich dabei sogar in die Augen. "Dem besten Freund in unmittelbarer Nähe beim Kacken zuzusehen, schweißt zusammen", sagt er.

"Eine Freundin wollte nicht bei mir zu Hause aufs Klo gehen und hat dann beim Schwimmen in die Donau gekackt"

Clara und Sophie aus Wien haben gleich mehrere Geschichten zu erzählen. Bei der ersten über die Donau-Scheißerin muss man allerdings dazu sagen, dass die Freundin damals ungefähr 10 Jahre alt und eine überzeugte Heimscheißerin war. Als ich die beiden frage, wie sie den Schiss im Wasser gemerkt haben ("Treibt das auf der Oberfläche?") sagen sie nur: "Es war … nicht fest."

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Ein anderes Erlebnis aus dem Fundus einer Freundin ist weniger ein Kack-Erlebnis, als mehr ein Sex-Unfall. So soll bei der analen Befriedigung ihr Schließmuskel gerissen sein, was zur ungewollten Darmentleerung geführt habe. Oder etwas lapidarer gesagt: "Sie hat die komplette Couch ihrer Eltern vollgeschissen." Der Hund, der in der Familie sowieso schon sehr unbeliebt war, sei das gewesen, soll sie ihren Eltern gesagt haben. Den Hund hätten sie dann eingeschläfert.

Eine ähnliche Geschichte kennen die beiden auch von einem Freund, der bei einem Abendessen die Eltern seiner Freundin kennenlernen sollte. Um nicht von der Toilette laute "Plumps"-Geräusche in Richtung Küche zu senden, wickelte er sich Toilettenpapier um die Hand, um den Kot aufzufangen und sanft in die Schüssel zu legen. Dabei soll er aber ausgerutscht sein und die Scheiße in der Hand durch den Raum geworfen haben. Der laute Knall – er krachte gegen das Waschbecken – rief die Eltern auf den Plan, die Toilettentür zu öffnen und nachzusehen, ob alles in Ordnung ist.

Fast beiläufig erzählt Clara auch noch, dass sie sich mal beim Badeschiff in Wien in der Schlange zur Toilette angepisst hat. "Aber das war halt nur angepisst", sagt sie fast ein wenig traurig ob unserer Fragestellung. Sie habe einen Strumpf angehabt, worin die Pisse runter geronnen wäre. Alles halb so schlimm. Auch aus Sophie sprudeln noch weitere Klo- und Kack-Geschichten: Bei einer Hausparty habe ein Typ aus der Küche ein Nutella-Glas genommen, rein gekackt und andere Leute zum Essen überreden wollen. "Hat aber nicht geklappt. Hat jeder gerochen."

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"Mama hat gesagt, ich soll ins Meer kacken"

Die Frage von vorhin, ob Kot an der Wasseroberfläche treibt, kann übrigens Verena aus Südtirol beantworten. Mit ihren Eltern verbrachte sie einen Segelausflug am Meer. Weil das Klo auf dem Schiff aber doch recht stank, hörte sie auf den Rat ihrer Mutter. "Ich hatte ziemliche Angst, dass mich die Fische beißen." Nach dem Geschäft fuhr das Boot weiter. Und das Würstchen trieb sichtbar im Meer.

"Zu spät."

Sebastian und Charlotte aus Wien fällt auf unsere Frage eine Geschichte aus ihrer Schulzeit ein. In der 3. Klasse Gymnasium habe ein Schulkollege extrem dringend aufs Klo gemusst. Der Mathe-Lehrer erlaubte es aber niemandem "außer Mädchen", weil die Schüler sowieso immer nur zum Buffet gehen würden. Als er das zweite Mal mit dem Hinweis, dass es echt dringend wäre, darum bettelte, sagte der Lehrer, er könne nach dem Mathe-Beispiel gehen. Beim dritten Mal fragen stand der Schulfreund auf: "Ich muss jetzt wirklich gehen", worauf der Lehrer sagte: "Dann lauf!" Der Schüler antwortete mit einem Gesichtsausdruck, den man nur schwer nachmachen könne: "Zu spät." Mit brauner Hose ging er nach Hause und ließ die Nachmittagsbetreuung ausfallen.

Christoph auf Facebook und Twitter: @Schattleitner