Ein Mann steht bewaffnet mit einem Maschinengewehr vor einem Gittertor
Bryant "Dragon" Arnold, Sicherheitschef der Skinwalker Ranch | Alle Fotos: MJ Banias
Tech

Zu Besuch bei der geheimnisvollen Ranch, auf der ein Millionär nach Aliens sucht

Als er in der Dunkelheit eine Stimme hört, schießt er in die Luft.

Vor uns liegen die roten Tafelberge des Uintah-Beckens, als mein Fahrer in Fort Duchesne einbiegt, einem kleinen Ort im Nordosten Utahs. Ich muss wieder an die Legenden denken, an den angeblichen Fluch, der auf diesem Land liegen soll. An die Monster, die es hier geben soll. OK, eigentlich nur eins: der Skinwalker.

Eine scharfe Rechtskurve holt mich zurück.

"Wir sind fast da", sagt mein Fahrer. "Bist du aufgeregt?" Er grinst und hat dabei was von einem kleinem Jungen.

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Fast drei Stunden hat die Fahrt von Salt Lake City gedauert. Wir sind durch die Berge gefahren. Ein Schneesturm hatte uns die Sicht genommen und den Highway mit einer Eisschicht bedeckt.

Hier im Tal ist der Himmel wieder blau. Die Sonne scheint auf den Tafelberg, der die Gegend bei allen berühmt gemacht hat, die an Übersinnliches glauben. Immer wieder gibt es in dieser Gegend Berichte über sonderbare Lichter, die über der Landschaft schweben, komische Wesen, die hier durch die Wildnis streifen sollen.


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Eine dieser Geschichten handelt von den Ute, einem indigenen Stamm aus diesem Tal, und ihrem schwierigen Verhältnis zu den Navajo. Als sich die Ute Ende des 19. Jahrhunderts mit der amerikanischen Armee verbündeten, halfen sie dabei, die Navajo aus diesem Gebiet zu vertreiben. Einer Sage zufolge sollen die Navajo daraufhin einen Skinwalker losgelassen haben, ein Wesen, das in die Haut von Tieren schlüpfen kann.

Am Ende der Straße tauchen massive Betonbarrieren auf, dazu Schilder: "No Trespassing", "STOP". Vor einem sechs Meter hohen, schwarzen Stahltor halten wir an. Auf der anderen Seite steht ein Wachmann mit Maschinengewehr. Er nickt uns freundlich zu. Das Tor öffnet sich langsam.

Mein Gastgeber lächelt mich an: "Willkommen auf der Skinwalker Ranch."

Ein schwarzes Metalltor mit bewaffnetem Wachmann auf einer schneebedeckten Straße

Foto: MJ Banias

Eigentlich wollte mein Gastgeber mich in seinem privaten Helikopter herfliegen. Der Immobilienmagnat und Tech-Investor hatte die Ranch 2016 dem Milliardär Robert Bigelow abgekauft. Viele Menschen durften die Ranch noch nicht besuchen. Allerdings filmte eine Crew des History Channels vergangenes Jahr dort eine Doku-Serie, die bald erscheinen soll. Die einzige Bedingung für meinen Besuch war, dass ich in dem Artikel seine Identität geheimhalte.

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Als wir in Salt Lake City mit seinem Helikopter starteten, wurde der Ranch-Besitzer philosophisch. "Es ist ernüchternd, sich mit unserer Sterblichkeit auseinanderzusetzen. Aber die ungewöhnlichen Vorkommnisse, die seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten, von der Skinwalker Ranch berichtet werden, scheinen zu zeigen, dass wir in einem sonderbaren Universum leben. Vielleicht sind wir nicht allein", sagte er. Allmählich verschwand die Stadt hinter uns.

"Vielleicht gibt es mehr, als wir sehen können. Unsere Existenz, unsere körperliche Realität. Alles ist viel komplexer. Es ist schon komisch, dass Menschen immer noch die gleichen Fragen stellen, die sich unsere Spezies schon seit Jahrtausenden stellt", sagte er.

Als wir die Gebirgsregion erreichten, machte der Sturm den Weiterflug unsicher. Wir mussten umkehren und das Auto nehmen.

Die schneebedeckten Tafelberge von Utah

Foto: MJ Banias

Die Skinwalker Ranch hat eine lange, unschöne und gut dokumentierte Geschichte. Was davon echt und was erfunden ist, lässt sich schwer sagen.

Im Uintah-Becken hat es immer schon Berichte über sonderbare Lichter, Geräusche und Erscheinungen gegeben. In den 1950er Jahren begann der örtliche High-School-Lehrer Joseph "Junior" Hicks die Erfahrungen der Menschen in der Gegend niederzuschreiben. Zusammen mit Dr. Frank Salisbury veröffentlichte Hicks 1974 ein Buch zu dem Thema. Auch danach gab es in der Gegend immer wieder Berichte über UFOs und sonderbare Kreaturen. Der Ruf als Epizentrum des Paranormalen verfestigte sich.

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Als dann 1994 das Bauernpaar Terry und Gwen Sherman die Ranch kauften, nahm die Sache noch einmal an Fahrt auf. Wie in dem Buch Hunt for the Skinwalker beschrieben, gaben die Shermans an, dass ihr Vieh am helllichten Tag mit chirurgischer Präzision verstümmelt wurde und ihre Familie von sonderbaren Flugobjekten und schwebenden Lichtkugeln heimgesucht worden war. Sie hörten Stimmen und Poltergeister, sahen Monster, die aus Portalen traten. Sie erzählten von einem Wolf, der nicht mit Kugeln zu töten war, obwohl sie es versuchten.

Zwei Satellitenaufnahmen der Landschaft um die Skinwalker Ranch

Oben: Die Lage der Skinwalker Ranch im östlichen Utah | Unten: Näher rangezoomt. Die rote Linie zeigt die Zäune und Tore der Skinwalker Ranch

Im Sommer 1996 wurden die Vorkommnisse einer breiten Öffentlichkeit bekannt und die Sherman Ranch geriet ins Visier von UFO-Jägern. Einige Wochen später kaufte der Milliardär Robert Bigelow der Familie die Ranch ab. Bigelow, der selbst an UFOs und Übersinnliches glaubt, untersuchte mit seinen privaten Forschungseinrichtungen, dem "National Institute for Discovery Science" und "Bigelow Advanced Aerospace Space Studies", die sonderbaren Vorkommnisse, die sich angeblich auf dem Gelände ereigneten. 20 Jahre lang.

Auch die US-Regierung beteiligte sich zeitweise mit 22 Millionen US-Dollar an Bigelows Nachforschungen.

Bigelow hat nie öffentlich über die Vorkommnisse auf der Ranch gesprochen. Wilde Gerüchte gibt es dafür genug. Sie reichen von geheimen Waffentests der US-Regierung bis zu einer unterirdischen Alienbasis. Geschichten über Monster, die ihr Aussehen verändern, interdimensionale Portale, UFOs und Poltergeister gibt es bis heute. 2016 verkaufte Bigelow die Ranch an die Firma Adamantium Real Estate Holdings. 2018 veröffentlichen UFO-Forscher George Knapp und Filmemacher Jeremy Corbell einen Dokumentarfilm über die Ranch, der die Gerüchte nur weiter anfeuerte.

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Weniger UFO-affine Menschen aus der Gegend sehen das alles etwas pragmatischer, manche kennen die Ranch noch nicht mal wirklich.

Louise Tsinijnnie, eine Sprecherin der Navajo Nation, sagte mir zwar, dass nicht viele Navajo bereit seien, über Skinwalker zu sprechen, von einem konkreten Fluch auf dem Land wisse sie allerdings nichts.

Betsy Chapoose, Cultural Rights und Protection Director des Stamms der Ute, ist überrascht, als ich sie nach der Ranch frage. "Das ist das erste Mal, dass ich von dieser Geschichte höre", sagte sie lachend. Überhaupt sei in den 30 Jahren, die sie in der Verwaltung arbeite, noch niemand in ihr Büro gekommen, um über die Ranch zu sprechen.

Der Autor streichelt einen schwarzen Hund im Schnee

Der Autor und William

Bei der Ranch angekommen steige ich aus dem SUV. Ein schwarzer Hund läuft auf mich zu. Freudig lässt er sich von mir streicheln.

"Das ist William", sagt der Ranchbesitzer. "Er war Teil der Ranch, als ich sie gekauft habe. Er kennt ihre ganzen Geheimnisse."

William begleitet mich, während ich mich bei den Hauptgebäuden umschaue. Das erste ist ein Farmhaus. Hier leben die Verwalter der Skinwalker Ranch: Kandus Linde, eine Anthropologin, und ihr Partner Tom Lewis, ein selbstständiger Grafiker.

"Man hört eine Menge Geschichten von hier, aber das meiste davon sind nur Geschichten. Passieren komische Sachen? Ja", sagt Linde. "Ich würde es so beschreiben: Die Ranch hat ein Eigenleben. Ich weiß, dass das verrückt klingt."

Das Land der Ranch umfasst laut Linde über 200 Hektar.

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Ein paar Schritte vom Farmhaus entfernt befindet sich das Forschungszentrum der Ranch, die sogenannte Kommandozentrale. Entworfen hat es Erik Bard, ein Plasmaphysiker und Teilhaber einer kleinen Firma, die Teile für Röntgensysteme herstellt, die in staatlichen Laboren der USA verwendet werden. Gebaut hat es Thomas Winterton, der Verwalter und Leiter der Ranch.

Die Kommandozentrale mit Computern und vier großen Flachbildschirmen

Die Kommandozentrale | Foto: MJ Banias

Hinter einer Tür, die sich nur mit einem Code öffnen lässt, befindet sich das Herzstück der Ranch. Der Raum ist so groß wie ein Schlafzimmer. An den Wänden hängen große Flachbildschirme. Davor stehen Computer und Mikroskope. Für zusätzliche Sci-Fi-Vibes sorgt das Licht einer grünen LED-Schnur.

Der erste Bildschirm, der mir auffällt, zeigt den Flugverkehr über der Ranch. Wenn mehrere Augenzeugen etwas am Himmel sehen, kann das später mit dem Flugverkehr in der Gegend abgeglichen werden.

Thomas Winterton und Erik Bard sitzen in der Kommandozentrale

Thomas Winterton (links) und Erik Bard (rechts) in der Kommandozentrale | Foto: MJ Banias

Die in der Ranch erhobenen Daten und Kameraaufnahmen werden mit anderen unabhängigen Quellen verglichen. "Das ist hilfreich, wenn wir Störungen bei unserem eigenen Equipment haben", sagt Bard. "Wegen ungewöhnlicher elektromagnetischer Interferenzen haben wir hier häufig Probleme mit unseren Geräten."

Solche Interferenzen seien in den vergangenen Jahren immer wieder auf der Ranch festgestellt worden. Laut Bard treten diese extremen elektromagnetischen Felder nur vorübergehend auf. Sie kommen und gehen, wandern und erreichen zwischendurch Werte, die für Menschen gefährlich sind.

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Darüber hinaus seien immer wieder Menschen auf der Ranch krank geworden. Thomas Winterton selbst wurde mit einer lebensgefährlichen Hirnschwellung und Flüssigkeitsansammlung zwischen Schädel und Kopfhaut eingeliefert. Seine Krankenakte, die ich einsehen darf, zeigt, dass sich die Mediziner uneinig über die Ursache für die Hirnschwellung sind. Winterton steht weiterhin unter Beobachtung der Ärzte.

Im Sommer klagten drei Gäste auf der Ranch über sonderbare Entzündungen der Haut, Übelkeit und Abgeschlagenheit. Zwei von ihnen mussten sogar in die Notaufnahme, sagt der Ranchbesitzer. Überprüfen konnte ich diese Angaben allerdings nicht.

Ein Bildschirm, auf dem die Radiosignale in der Umgebung der Ranch angezeigt werden

Auf diesem Bildschirm werden die Radiosignale in der Umgebung der Ranch angezeigt | Foto: MJ Banias

"Die Ursache für das hier konnten wir noch nicht feststellen", sagt Bard, als es auf einem Bildschirm, der die Radiosignale in der Umgebung anzeigt, plötzlich wuselt. Ein Handy oder Funkgerät würde laut Bard nur für einen kleinen Anstieg sorgen. "Wenn ich eine schlüssige Erklärung heranziehen müsste, würde ich sagen, dass diese Signale durch automatisiertes Öl- oder Gas-Bohr-Equipment im Umfeld der Ranch verursacht werden." Bestätigen konnte Bard das bislang allerdings noch nicht.

Die Ranch hat ihre eigene Wetterstation, Dutzende festinstallierte und mobile HD-Kameras sowie Infrarot-, Nachtsicht- und Wärmebild-Kameras. Das Grundstück steht unter Dauerbeobachtung. Bards Lieblingssensor hat er selbst entworfen und gebaut: SATAN. SATAN steht für Sentinel Assignment Telemetry And Notification und ist ein vierbeiniges Metallungetüm mit eingebautem Computer und Bildschirm. SATAN kann Vibrationen im Boden und der Luft messen, wandelnde Magnetfelder sowie Infraschall und seismische Aktivitäten.

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Interessant wird ein Ereignis für Bard, wenn es gleichzeitig von mehreren Sensoren aufgeschnappt wird und sich einer einfachen Erklärung entzieht. Er glaube zwar nicht, dass Aliens die Ranch heimsuchen, aber er finde es sonderbar, dass zufällige elektromagnetische Frequenzen eine bestimmte Stelle der Ranch bombardieren, von allen Geräten aufgezeichnet werden und ein paar Minuten später wieder verschwinden.

Ein umzäunter Aussichtsturm auf einem Feld

Ein altes Ködergehege. Der frühere Besitzer hat hier Tiere gehalten, um zu schauen, ob etwas mit ihnen passiert. Heute finden hier keine Experimente mehr statt | Foto: MJ Banias

Sicherheitschef Arnold, Ranch-Leiter Winterton und ich fahren in einem schwarzen Jeep über das Grundstück. Der schmelzende Schnee hat den roten Staub der Wege in braunen Matsch verwandelt. Während unser Wagen über die unebenen Straßen schaukelt, erzählen mir die Männer, in was für einem schlechten Zustand sich die Ranch früher befand. Der Abwassertank sei falsch installiert gewesen und die Toiletten funktionierten kaum. Viel Geld und Zeit seien seitdem in die Anlage gesteckt worden. Vor allem die Überwachungs- und Messgeräte wurden modernisiert und verbessert.

Arnold, ein lizensierter privater Sicherheitsexperte, kennt den neuen Besitzer der Ranch seit Jugendtagen. Sie sind quasi Brüder. Ständig würden Leute am Tor auftauchen, sagt er, und wollten auf das Grundstück gelassen werden. Einige könnten aufdringlich werden, die meisten stehen aber einfach nur vor dem Tor und gehen, wenn man sie darum bittet.

Ich frage Arnold, ob er jemals selbst paranormale Erlebnisse auf der Ranch hatte. Er lacht.

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Eine Ruine, im Hintergrund ein Felsplateau

Ein verfallenes Farmhaus auf der Skinwalker Ranch | Foto: MJ Banias

"Am Anfang war da nichts. Ich dachte, es wäre alles ein Haufen Mist. Dann, eines Nachts, ich war in einem der Schlafzimmer im Farmhaus, lag im Bett und versuchte einzuschlafen, als plötzlich, BAM, irgendwas in mein Bett gekracht ist. So wie wenn deine Kinder zu dir ins Bett springen. Ich habe mich aufgerichtet und das Licht angemacht. Nichts."

Vergangenen Sommer ist Arnold noch etwas Seltsames passiert. Eine große Filmcrew vom History Channel war für Aufnahmen für eine neue Serie auf der Ranch. "Wir alle haben es gesehen. Wir schauten auf das westliche Feld und da war es. Eine Sekunde lang dachte ich, es sei eine Drohne. Ich versuche immer, alles zu rationalisieren. Es schwebte einfach da", Arnold schaut mich an. "Ich glaube, ich kann da nicht drüber sprechen. Es klingt verrückt. Alle Sensoren spielten verrückt."

Die Männer bringen mich zu dem Feld, auf dem Arnold das Objekt gesehen hat. Wieder sagt er, dass er nicht darüber sprechen kann. Ich frage nicht weiter nach. Das schneebedeckte Feld sieht unscheinbar aus. In der Ferne stehen ein paar verlassene Gebäude. "Homestead 2" wird die Häusergruppe genannt.

Hier haben früher Rancher und ihre Familien gelebt. Lange bevor das Gelände zu einem Pilgerort für UFO-Fans wurde. Als die Shermans 1994 die Ranch kauften, standen die Häuser schon lange leer.

Eine verfallenes Haus im Wald

Noch ein altes Farmhaus | Foto: MJ Banias

"Als wir die Ranch übernommen haben, hatte Bigelow ein älteres Pärchen hier, das sich um die Ranch gekümmert hat. Sie lebten gerne hier und wohnten bis vor anderthalb Jahren auf der Ranch, bis sie aus gesundheitlichen Gründen wegziehen mussten", so Winterton. "Eines nachts, es war 2016, riefen sie mich an. Jemand sei auf der Ranch. Es war zwei Uhr nachts und sie hatten diesen alten Basketball auf der Veranda. Sie sagten, jemand habe ihn gegen das Haus geworfen."

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Immer wieder versuchen Menschen, in die Ranch einzudringen, meistens Teenager oder UFO-Jäger. Winterton, der nur 15 Minuten von der Ranch entfernt lebt, nahm seine Pistole, sprang in seinen Truck und raste zur Ranch.

"Als ich dort ankam, stellte ich sicher, dass es ihnen gut geht und sich niemand mehr im Haus befindet. Ich sagte ihnen, dass sie drinnen bleiben sollen, und ging nach draußen, um dort nachzuschauen, ob jemand rumläuft", sagt Winterton.

Der Autor sitzt in einer Farmhaus-Ruine

Der Autor in Homestead 3 | Foto: MJ Banias

Mit einer Wärmebildkamera begann Winterton, alle Schuppen und Außengebäude abzusuchen. Er scannte die Felder und die Tafelberge. Nichts.

"Ich hatte das Gefühl, beobachtet zu werden, aber da war niemand. Also hole ich mein Gewehr von meinem Truck, gebe im Vorgarten ein paar Schüsse ab und schreie Obszönitäten durch die Gegend. Einfach nur, um ihnen Angst einzujagen", sagt Winterton.

Er entschied sich, bei den verlassenen Häusern nachzuschauen.

"Ich fahre mit meinem Truck die Straße lang und als ich näher komme, bekomme ich es plötzlich richtig mit der Angst zu tun. Es überkam mich einfach. Dann höre ich diese Stimme, so deutlich wie deine jetzt. 'Stopp, dreh dich um.' Ich lehne mich mit einem Suchscheinwerfer aus dem Fenster und schaue mich um. Nichts. Ich steige aus und feuere ein paar Schüsse in die Luft und brülle rum."

Winterton entschied sich schließlich dafür, sich alles nur eingebildet zu haben. Er gab dem Pärchen Entwarnung und fuhr nach Hause. Sechs Monate später, er räumte gerade Schnee, hörte er die gleiche Stimme, bekam das gleiche Angstgefühl. Er dachte schon, dass er seinen Verstand verliert.

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"'Geht jetzt', sagt eine Stimme. Ich schaute Melissa an, sie mich. Dann wieder: 'Ihr müsst jetzt gehen.'"

Eines Abends fuhren Winterton und seine Frau zur Ranch, weil Bard von der Kommandozentrale Sicherungskopien der Videoaufnahmen wollte. Einige Kameras waren ausgefallen. Er bat Winterton darum, die Videos der Nacht auf eine externe Festplatte zu kopieren. Als Winterton sich an die Arbeit machte, hörten er und seine Frau plötzlich ein Geräusch aus einem der hinteren Schlafzimmer.

"Es klang, als würde jemand mit einem Stromkabel gegen die Wand schlagen. Ich stand auf und rannte los. Als ich dort ankam, war niemand da. Ich habe schon viel Zeit in der Kommandozentrale verbracht. Ich kenne die Geräusche. Ich weiß, wie der Wasserboiler klingt, wenn man ihn einschaltet. Das war anders", sagt Winterton. "Wir waren ziemlich durch den Wind. Ich bin zurück an den Computer und das Kopieren dauert ewig. Dann plötzlich war es, als würde jemand zwischen uns stehen. 'Geht jetzt', sagt eine Stimme. Ich schaute Melissa an, sie mich. Dann wieder: 'Ihr müsst jetzt gehen.'"

Tom und Melissa Winterton sprangen beide auf und taten, was die Stimme ihnen befohlen hatte.

"Wir sind in den Truck und haben uns so schnell wir konnten aus dem Staub gemacht. Ich habe versucht, Erik anzurufen, aber mein Handy reagierte nicht. Meine Frau versuchte es. Ich versuchte es. Zehn Minuten vergingen und endlich reagierte das Handy. Ein oder zwei Sekunden hat es funktioniert, dann war der Akku komplett leer."

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"Es ist, als würde die Ranch nach einem rufen."

Melissa wird mir die Story später auch erzählen. Ihre Angaben decken sich weitestgehend mit denen ihres Mannes.

Winterton und Arnold bringen mich zur Südseite der Ranch, wo wir einen Hügel hochsteigen. Von oben kann man das ganze Grundstück überblicken. Ich sehe die Ranch, die Tafelberge, in der Ferne die schneebedeckten Berge.

"Bei all dem komischen Scheiß, der hier passiert, ist das immer noch mein absoluter Lieblingsort auf der Welt", sagt Arnold, während wir auf die Landschaft blicken. "Einige Menschen hier sagen, dass die Ranch lebt. Vielleicht tut sie das. Ich weiß es nicht. Aber wenn ich nicht hier bin, dann kann ich nur daran denken, wieder zurückzukommen."

Ich verstehe, was er meint. "Ich würde mir am liebsten ein Zelt und meinen Schlafsack schnappen. Ich könnte hier draußen locker eine Woche verbringen", sage ich. "Einfach alles hier erkunden."

"Es ist, als würde die Ranch nach einem rufen", sagt Winterton.

Als unser SUV wieder auf dem Highway ist, denke ich natürlich an die Ranch. Auch wenn ich keine paranormalen Aktivitäten erlebt habe, hat der Ort eine einzigartige Aura.

Für den militärischen Nachrichtendienst DIA war die Ranch ein Projekt der nationalen Sicherheit. Für den neuen Besitzer und sein Team ist sie der Ort, an dem sie Fragen auf den Grund gehen können, mit denen sich die Menschheit rumschlägt, seit wir denken können. Für Einheimische ist sie ein Ort, den man meidet und über den man nicht spricht. Für UFO-Jäger ist die Skinwalker Ranch ein Ort voller Mythen und Legenden, an dem unbekannte Wesen ihr Unwesen treiben.

Was auch immer auf der Ranch vorgeht oder nicht vorgeht, ich bin jedenfalls froh, wieder heil in Salt Lake City anzukommen.

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