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Tiere

Tierärzte heilen verbrannte Bärentatzen mit Fischhaut

Die Waldbrände in Kalifornien sind auch für Tiere verheerend. Dank einer innovativen Tierärztin konnten zwei Bärinnen jetzt zurück in die Wildnis.
Foto: California Department of Fish and Wildlife

Ende letzten Jahres wüteten tödliche Waldbrände in Kalifornien, die schlimmsten in der Geschichte des Landes. Neben 46 Menschen töteten und verletzten die Feuer Tausende Tiere, einige Verbrennungen konnten aber mit einer ungewöhnlichen Behandlungsmethode geheilt werden: Eine Tierärztin verpasste drei Tieren Bandagen aus Fischhaut. Zwei Schwarzbärinnen und einem fünf Monate alten Pumajungen hatte sie die Haut von Fischen der Gattung Tilapia als Verband angelegt.

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Die Fischhaut-Methode war in den USA noch nie zuvor zum Einsatz gekommen, und weltweit noch nie bei Tieren. Die Behandlung war allerdings so erfolgreich, dass die durchführenden Tiermediziner der University of California, Davis für weitere Forschung in dem Bereich plädieren. Sie päppelten die Bären auch mit anderen Methoden der alternativen Medizin auf, darunter Akupunktur und chiropraktische Behandlung.

Retter fanden die Bären vergangenen Dezember im Los Padres National Forest und brachten sie zur Fisch- und Wildschutzbehörde California Department of Fish and Wildlife (CDFW). Das Team dort erkannte, dass die Tiere vor Schmerz kaum stehen konnten. Die Verbrennungen dritten Grades waren so schwer, dass sich die Oberflächen ihrer Fußballen ablösten.

Die Verbrennungen dritten Grades hatten die Haut von den Bärentatzen gelöst | Foto: Karen Higgins/UC Davis

Das CDFW rief Jamie Peyton an, die Leiterin der Abteilung für integrative Medizin an der Tiermedizin-Fakultät der UC Davis. Sie schätzte, dass die Bären vier bis sechs Monate brauchen würden, um zu genesen. Ein großes Problem, denn bis dahin hätten sich die Wildtiere an die Gefangenschaft gewöhnt, und eine der Bärinnen war schwanger. Da fiel Peyton etwas ein: Sie hatte davon gelesen, dass menschliche Brandopfer in Brasilien mit Tilapia-Haut behandelt werden. Das soll den Schmerz lindern und den Heilungsprozess beschleunigen. Fischhaut enthält viel Kollagen, und dieses Protein ist essentiell, damit Haut verheilt. Auch bleibt die Fischhaut länger feucht als ein Verband aus Gaze. Ärzte verpflanzen bei Brandopfern regelmäßig menschliche Haut oder Schweinehaut, aber Tilapia-Haut ist günstig und einfach zu beschaffen, zumal Tilapia-Arten beliebte Speisefische sind und die Haut damit als Abfallprodukt zur Verfügung steht.

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Die Mediziner sterilisierten die Fischhaut und nähten sie an die Tatzen der Bären. Dann wickelten sie die Fischverbände in Reispapier und Maisblätter, um sie intakt zu halten. Da alle Bestandteile des Verbands essbar waren, konnten sie den Verdauungstrakt der Tiere nicht verstopfen, sollten diese etwas davon fressen.

"Wir haben ihre Füße eingewickelt wie Tamales. Wir sagten dazu 'Tamale-Tatzen' oder 'California Bear Roll Feet'", erzählte Peyton der Washington Post.

Eine Bärin mit frisch angelegten Fischhaut–Bandagen | California Department of Fish and Wildlife

Das mag niedlich klingen, aber es handelt sich weder um kuschelige Teddys noch um Sushi. Schwarzbären sind wilde Tiere und müssen gründlich betäubt sein, bevor Tierärzte sie behandeln können. Das kann die Behandlung von Brandwunden erschweren, die Mediziner müssen die Wunden reinigen, totes Gewebe entfernen, Salben auftragen, die Brandwunden schützen und die Schmerzen lindern.

Dass Bären im Futter versteckte Schmerzmittel auch wirklich zu sich nehmen, kann niemand garantierten, und bei jeder Annäherung müssen sie betäubt sein. "Man kann sie auch nicht jeden Tag betäuben", sagte Peyton ABC News. "Das ist für sie eine schwere Belastung."

Also probierten die Mediziner alternative Heilmethoden, wann immer sie die Bären für einen Verbandswechsel oder andere Standard-Versorgung ohnehin betäubt hatten.

Tiermedizinerinnen legen die Fischhaut-Bandage an | Foto: California Department of Fish and Wildlife

Die Fischhaut zeigte allem Anschein nach sofort Wirkung. Eine der Bärinnen hatte die meiste Zeit nur liegen wollen, um ihre verbrannten Tatzen zu schonen. "Als wir die Bandagen das erste Mal angelegt hatten, stand sie gleich auf, als sie wach wurde", sagte Peyton gegenüber AP. Auch habe die Bärin wieder Interesse an ihrer Umgebung gezeigt. Bald darauf waren beide Bären wieder auf den Beinen und liefen vorsichtig auf ihren Tamales. Zehn Tage später wechselten die Tierärztinnen die Verbände. Innerhalb von wenigen Wochen war die Haut an ihren Ballen nachgewachsen.

Am 17. Januar erhielten die beiden Bären ihre letzten Tilapia-Verbände und wurden wieder in ihren heimischen Wald entlassen. Das Pumajunge war, als es verletzt wurde, zu jung, um jemals wieder ausgewildert zu werden. Stattdessen wird der Puma sein Leben in einem kalifornischen Wildschutz-Center verbringen. Das Großkatzenjunge hat übrigens seine Bandagen-"Tamales" immer wieder aufgefressen – aber für dieses Tier haben die Wildschützer nun alle Zeit der Welt.

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