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Popkultur

Sylvester Stallones Instagram-Account ist unser letzter Lichtblick in dieser kalten, hässlichen Welt

Lass dich auf eine Reise durch einige von Slys besten Momenten entführen.

Eigentlich endet jeder Rocky-Film gleich: Nach einem entweder gewonnenen oder verlorenen Boxkampf bekommt der verschwitzte und eingedellte Protagonist ein Mikrofon in die Hand gedrückt. Er stammelt irgendetwas von wegen "Wenn ich mich verändern kann, kann sich jeder verändern!" und klingt dabei wie du, wenn du bei einer Party kotzt und deine Begleitung verzweifelt um ein Glas Wasser bittest.

Die tiefere Botschaft lautet jedoch: Nichts ist so, wie es scheint. Manchmal muss man etwas tiefer gehen, um zu verstehen, wie die Dinge wirklich sind. Ein Beispiel für diese Tatsache wäre – wo wir doch gerade schon von Rocky sprechen – Sylvester Stallones Instagram-Account. Oberflächlich betrachtet ist der nämlich nur ein Instagram-Account. Bei genauerem Hinsehen stellt sich jedoch heraus: Das ist wahre Kunst.

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Sorgfältig ausgewählte Fotos von hübschen Cocktails, gut ausgeleuchteten Essenstellern und natürlich dir selbst. Darum geht es bei dieser Social-Media-Plattform doch eigentlich. Du zeigst der Welt, was du isst, was du trinkst, wie du aussiehst, wo du wohnst und wie viele Hunde oder Graffitis du in letzter Zeit gesehen hast. Unterschwellig wissen wir alle, dass die sozialen Medien lediglich ein Zusammenschnitt der Highlights, ein Ausblenden des Schlechten sind. Auf Instagram ist niemand hungrig. Auf Instagram liegt das Haar immer perfekt. Auf Instagram sitzt niemand auf dem Rücksitz eines Taxis im eigenen Erbrochenen. Nein, auf Instagram ist alles gut. Bei Slys Instagram-Account ist jedoch alles anders. Und genau deswegen muss man ihn so wertschätzen.

Bei Sly findest du nämlich:

– Kurze Videos, in denen Sylvester Stallone seinen Bruder Frank (einen leidenschaftlichen Sammler von Trump-Fanartikeln) schikaniert. Frank sieht übrigens aus wie Elvis Presley, wenn der seinen Lebensabend erreicht hätte

– Kurze Videos, in denen Sylvester Stallone seinen bildhübschen Töchtern in bester Fips-Asmussen-Manier abgedroschene Witze erzählt. Die Töchter haben da gar keine Lust drauf, versuchen aber, das nicht zu zeigen

– 30 Jahre alte Fotos von den Rocky-Dreharbeiten. Nostalgie!

Ich persönlich finde eine solche Beständigkeit sehr wohltuend und wichtig. Lasst uns also gemeinsam ein paar Instagram-Highlights von Sly anschauen und am Ende alle der Meinung sein, dass wir es hier mit wahrer Kunst zu tun haben.

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Beispiel #1: "Sylvester schließt die Tür ab"

Du denkst dir jetzt bestimmt: "Das ist doch keine Kunst? Das sind nur zwei ältere, starke und glattgesichtige Männer, die sich wie 12-Jährige benehmen." Falsch. Schau dir das Video noch mal an, weil es so ein schönes Chaos ist: Sly fällt Frank immer wieder ins Wort und fordert ihn dazu auf, einen Rückwärtssalto in eine Pfütze zu machen. Hallo Fremdscham! Dazu ist Frank noch angezogen wie ein Verrückter, den man gerade aus dem Dschungel gezogen und mitgeteilt hat, dass der Vietnamkrieg seit 42 Jahren vorbei ist. Dann folgt der Schluss: perfekt fokussierte Regentropfen auf einer Glasscheibe, ein verschwommener, golfender Frank im Hintergrund und die Worte "The idiot". Ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder französische Arthouse-Film genau so endet.

Beispiel #2: "Das Porträt eines zufriedenen Mannes"

Wie agiert Sylvester Stallone wohl in den ruhigen Momenten seines Lebens? Sylvester Stallone, der alte und starke Mann mit dem eisernen Haaransatz, schlendert durch sein riesiges Anwesen in Los Angeles. Er lässt sich langsam auf ein Sofa nieder und macht dabei ein lautes Schnaufgeräusch. Er setzt sich seine kleine Lesebrille auf und betrachtet sein iPad. Später bereitet er vielleicht eine Pasta-Soße zu und schneidet mit seinen gigantischen Händen dafür ganz vorsichtig eine Zwiebel. Wann hat Sylvester Stallone das letzte Mal unter der Dusche geweint? Das ist bestimmt schon Jahrzehnte her. Wann ist ihm das letzte Mal wegen eines Parkknöllchens der Kragen geplatzt? Das ist gar nicht mehr nötig. Für mich ist Sly ein Mann, der mit sich selbst im Reinen ist. Das wird auch in dem Video oben deutlich: Er ist so ruhig, dass er ein Wort vergisst; so zen, dass er sich durch den Verkehr schlängeln und gleichzeitig einen Instagram-Anheizer für Expendables 4 raushauen kann. Schließlich beendet er schwungvoll die Aufnahme und sieht dabei ganz kurz aus wie ein kräftiges, muskulöses Baby:

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Das ist Kunst.

Beispiel #3: "Sylvester Stallone ist der stärkste Dad der Welt"

Als ich in der Grundschule war, haben wir Streitigkeiten immer folgendermaßen geklärt: Wir haben damit angegeben, wer den härtesten Vater hat. Jemand schlägt dir die Capri-Sonne aus der Hand, zertritt deinen Babybel oder nennt dich einen Toilettentieftaucher mit doppelter Arschbeleuchtung oder so und du schaust ihm oder ihr böse in die Augen und sagst: "Mein Vater würde deinen Vater besiegen." Oder wahlweise: "Oh, ja? Aber mein Vater ist stärker als deiner." Also gut, ich habe das eigentlich nie gemacht. Selbst mit sieben war mir schon irgendwie klar, dass mein Vater ein Waschlappen ist und etwa vier bis sieben Sekunden in irgendeiner kämpferischen Auseinandersetzung gegen einen anderen Vater durchhalten würde. "Massenschlägerei abgebrochen", würde auf der Titelseite stehen, "weil sich Joels Vater vor Angst in die Hose gepisst hat." Oder: "Tony Golbys dicke Nerdbrille von Familienvater mit Faustschlag in Zwei geteilt – Golby immer noch bewusstlos." Irgendwas in der Art.

Der härteste Dad der Welt allerdings – der Dad, der alle Dads besiegen würde – ist Sylvester Stallone. Du darfst dabei aber nicht vergessen, dass er auch Dad ist. Deswegen erinnert er uns mit diesen Videos seiner Töchter auch daran. Ich habe keine Ahnung, wie viele Töchter er hat, weil sie alle gleich aussehen. Es dürften etwa zwischen drei und vierzig sein und sie alle haben den gleichen Anflug von Panik in ihrem Blick, wenn er unvermittelt die Kamera auf sie richtet – "Ah, nein, nicht diese Scheiße schon wieder", genervtes Augenrollen. Und dieses Ausstellungsstück ist ein perfektes Beispiel dafür: ein einfacher, ganz normaler Familienmoment (Tochter tanzt albern durch die Gegend), der von 20 Sekunden absoluten Rumgevaters vereinnahmt wird ("Du musst damit aufhören … du zerrst dir noch was"). Und warum? Aus keinem ersichtlichen Grund! Als Kirsche auf dem Sahnehäubchen folgt dann ein Witz, der absolut keinen Sinn ergibt und nach internationalen Witzestandards niemals als einer durchgehen würde. Da er aber als Witz abgeliefert wird, muss es wohl ein Witz sein. Oder?

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Kunst muss nicht immer Sinn ergeben.

Beispiel #4: "Kraft"

Irgendwann bist du so stark, dass das die einzige Pose ist, die du laut Gesetz noch auf Fotos machen darfst. Und schau nur, wie erstklassig er abliefert. Als wäre Sylvester Stallone so stark, dass sein eigenes Rückgrat seine Kraft kaum im Zaum halten kann. Wie viele Tausende, ja Hunderttausende Fotos gibt es wohl da draußen, auf denen Sylvester Stallone die Einzelfaust in die Kamera macht? Das hier ist Kunst im eigentlichen Sinne.

Beispiel #5: "So bringst du Frank Stallone um"

Hast du dir je in Gedanken ausgemalt, wie es wohl wäre, Frank Stallone umzubringen? Nein, ich … ich auch nicht. Und wie sieht es damit aus, Frank Stallone umzubringen, während du einen halbgaren Elton-John-Witz murmelst – so wie in den Cop-Buddy-Streifen aus den 80ern, in denen jede Festnahme, jeder Erschossene mit einem flotten Spruch kommentiert wird? Nein, ich habe da auch nie dran gedacht. Aber wenn du jemals wissen wolltest, wie es ist, Frank Stallone zu erwürgen: hier, gern geschehen. So wäre es, Frank Stallone zu erwürgen. Es wäre Kunst.


Alle Promis kuratieren, bearbeiten ihren Online-Auftritt, hübschen ihn auf und lassen ihn von einem PR-Team absegnen. Deren Leben hat mit unserem Leben nicht viel gemeinsam. Bei Sylvester Stallone ist das anders. Sylvester Stallone nimmt diese ganze Instagram-Sache nämlich nicht so ernst. Er benutzt das Medium eigentlich nur dazu, um sein soziales Umfeld zu nerven und danach die Faust für die Kamera zu ballen.

In dieser kalten, hässlichen Welt brauchen wir alle ab und an mal eine Fluchtmöglichkeit. Genau hier kommt die Kunst ins Spiel. Kunst kann vieles sein – teuer, herausfordernd, stumpf, provokativ oder schwer verständlich. Kunst kann aber auch einfach nur Sylvester Stallone sein, der wegen Drake auf dem Rücksitz eines Taxis eine traurige Miene zieht.

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