10 Fragen an eine Cheerleaderin, die du dich niemals trauen würdest zu stellen
Alle Fotos: Stefan Mörkels

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10 Fragen

10 Fragen an eine Cheerleaderin, die du dich niemals trauen würdest zu stellen

Wie oft schlaft ihr mit den Spielern? Ab wann lehnt ihr eine Bewerberin als zu hässlich ab? Sind Cheerleader wirklich so cool wie in Teenie-Filmen?

Der Lebenslauf von George W. Bush liest sich wie der eines recht erfolgreichen Autokraten: zwei Kriege angezettelt, Menschen auf Kuba foltern lassen, viel Geld für Panzer ausgegeben. Und dann wäre da noch dieses Foto aus dem Jahr 1964. Darauf ist der junge Bush zu sehen, wie er ein riesiges Megaphon an seine Lippen presst. Das Bild stammt aus seiner Zeit an einer Elite-Highschool bei Boston, wo er nicht durch Noten auf sich aufmerksam machte, sondern: als Cheerleader.

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Vier Jahrzehnte bevor er über die "Achse des Bösen" schimpfte, sprang er am Spielfeldrand herum und feuerte das Footballteam seiner Schule an – manchmal sogar mit Perücke und falschen Brüsten.

Er war nicht der Erste, der es vom Cheerleader ins Weiße Haus schaffte. Vor ihm taten das schon Dwight D. Eisenhower, Franklin D. Roosevelt und Ronald Reagan. Denn tatsächlich waren Cheerleader früher meist männlich, erst 1923 erlaubte die Universität Minnesota als erste Hochschule Frauen daran teilzunehmen.


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Heute sind fast alle Cheerleader weiblich. Sie tragen knappe Kleidung und ein breites Grinsen, wedeln mit Pompons und heben sich gegenseitig in die Luft. Eine von ihnen ist Jana Eschweiler. Die 30-Jährige leitet die Marketingabteilung einer Digitalagentur, tanzt seit ihrer Kindheit und ist Mitglied des Cheerleaderteams Pantherettes, die seit 1980 die älteste Footballmannschaft Europas anfeuern, die Düsseldorf Panthers. Außerdem treten sie bei Firmenfeiern, Werbeveranstaltungen und in Musikvideos auf.

Um im Glitzerkostüm gut auszusehen, trainieren die Pantherettes mindestens dreimal die Woche, für jedes Heimspiel der Footballer brauchen sie eine neue Choreografie. Und sie haben einen Ehrenkodex: keinen Alkohol trinken, nicht rauchen und nicht knutschen, solange sie ihr Outfit anhaben.

Wir wollten wissen, was sonst noch in der Welt der Cheerleader abgeht.

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Wie oft schlaft ihr mit den Spielern?
Jana: Die meisten unserer Mädels sind in festen Händen – und das nicht mit unseren Spielern. Ich bin Single, aber in einen Spieler verknallt habe ich mich bisher nicht und ich habe da auch gar keinen Bock drauf. Im Übrigen sehen wir die Spieler auch gar nicht so oft, wie man vielleicht denkt. Wir trainieren nicht zusammen, und auf dem Feld sind die fokussiert auf ihr Spiel und wir auf unsere Show. Aber ja, es gibt schon Beziehungen zwischen Pathers und Pantherettes. Ein bisschen komplizierter wird es dann, wenn der Spieler die Mannschaft wechselt. Dann muss man sich entscheiden, ob man gegen seinen Freund anfeuern will.

Du meinst ernsthaft, dass es die Spieler nicht regelmäßig bei euch versuchen, oder ihr bei ihnen?
Die Spieler versuchen es seltener als andere Männer in Clubs oder Bars – oder zumindest nicht öfter. Da passiert es deutlich häufiger, dass wir bei Promo-Auftritten angebaggert werden. Wir verteilen bei Events zum Beispiel Merchandise-Produkte und dann kommen Fragen wie: "Steht da deine Handy-Nummer drauf?" Aber ich bin da professionell. Sollen sie's versuchen, es wird nicht klappen.

Und, ob wir es bei Spielern versuchen? Wenn wir die nicht persönlich kennen oder sie von anderen Mannschaften sind, sehen wir unter den Helmen ja nicht einmal, wer heiß ist. Außerdem stehen wir bei den Spielen mit dem Rücken zum Spielfeld. Das ist übrigens hart für mich, weil ich mich echt für das Spiel interessiere.

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Hat es Vorteile im Bett, einen Spagat zu können?
(Lacht.) Es kann wahrscheinlich nicht schaden. Man sagt ja, Tänzer sind gut im Bett. Wenn man komplett unbeweglich ist, ist das sicher nicht von Vorteil.

Sind Cheerleader wirklich so cool, wie Teenie-Filme uns das vormachen?
Tänzer lernen, selbstbewusst aufzutreten und fühlen sich meistens wohl in ihren Körpern. Das merkt man auch nach außen. Daher mag es gut sein, dass sie öfter als beliebt und cool wahrgenommen werden. Natürlich macht es einen auch selbstbewusster, wenn man weiß, wie man sich bewegt. Ich bin nur 1,58 Meter groß, aber durch meine Körpersprache kann ich trotzdem sehr präsent wirken.

Ist es nicht super anstrengend, immer lächeln zu müssen?
Der ganze Job eines Cheerleaders ist ziemlich anstrengend. Das Grinsen ist da unsere leichteste Übung. Natürlich gibt es auch Momente, in denen unser Lächeln ein hartes Stück Arbeit ist, zum Beispiel wenn du dich verletzt hast. Muskelkater bekommen wir aber nicht im Gesicht, dafür an allen anderen Stellen. Gestern war Gameday, wir haben drei, vier Stunden getanzt, und heute tut mein ganzer Körper weh, vom Nacken bis zum Sprunggelenk. Jeder, der sagt, Cheerleading ist kein Sport, kann gerne mal am Training teilnehmen. Und dann kann ich nur hoffen, dass sich die Person vor Anstrengung nicht übergeben muss. Na gut, ich hoffe, sie muss sich übergeben.

Gibt es etwas, das du als Cheerleader tun musst, für das du dich schämst?
Ich fremdschäme mich nur manchmal. Bei einem Firmenevent mussten wir die Security rufen, weil ein paar angetrunkene Angestellte dachten, sie könnten immer wieder einem unserer Mädchen an den Hintern fassen. Die sind dann rausgeflogen. Was glauben die eigentlich, was unsere Reaktion ist: Hey, super, dass du mich angrabschst?

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Was war das krankeste Angebot, das euch je ein Zuschauer gemacht hat?
Ein Typ wollte unsere getragenen Strumpfhosen kaufen. Der hat uns das über unser offizielles Buchungsformular gefragt. Kurz darauf hat jemand am Stadion die Mülltonnen durchwühlt. Wir vermuten, das war derselbe. Dabei schmeißen wir die da gar nicht rein. Ein anderes Mal wollte sich ein Fan als gegnerisches Maskottchen verkleiden, damit wir ihn als Fußabtreter benutzen, um die Gegner zu provozieren. Wir kriegen auch viele Anfragen von Junggesellenabschieden, wo wir in Wohnungen tanzen sollen. Da geht wohl die Fantasie mit den Jungs durch.

Findet ihr es toll, angegafft zu werden?
Wenn keiner guckt, hätten wir ja keine Daseins-Berechtigung. Aber wir wollen Blicke wegen unserer Leistung auf uns ziehen und nicht wegen zu viel nackter Haut. Das ist halt unsere Sportkleidung und im Schneeanzug würde das nicht funktionieren. Und wenn das Footballteam sportlich mal kein Blickfang auf dem Feld ist, halten wir das Boot am Laufen.

Ab wann lehnt ihr eine Bewerberin als zu fett, zu alt oder zu hässlich ab?
In unserem Team wird jeder aufgenommen, der Spaß am Cheerleading hat. Und wenn man so hart trainiert wie wir, formt sich der Körper dann fast von alleine. Viele Teams nehmen allerdings keine Cheerleader über 27 auf. Und es gibt auch Teams, bei denen siehst du: Die haben nur Granaten. Die wählen das sicher aus und da traut sich vielleicht auch keine hin, die anders ist. Bei uns geht es ums Tanzen, ums Teamgefühl und da brauchst du vor allem Ehrgeiz. Ich selbst habe mit 29 extrem spät mit dem Cheerleading angefangen. Am Anfang, als ich neu war, habe ich mir bis nachts um 2 Uhr Choreos in den Kopf gekloppt.

Findet ihr das ganze Konzept des Cheerleadings nicht sexistisch? Ihr bejubelt Männer in knappen Kostümen für deren Arbeit.
Nein, gar nicht, weil wir nicht nur die Spieler bejubeln, sondern vor allem das Publikum zum Anfeuern bringen. Und wir sorgen in den Pausen für Unterhaltung. Wir würden auch Männer aufnehmen, aber es gibt halt wenige Männer, die tanzen.

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