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JSVP-Präsi Liebrand hat sein Versprechen nicht gehalten

Obwohl Anian Liebrand die 300 Meldungen nicht abgearbeitet hat, zeigen wir euch gerne seine Gedanken zum Lehrerpranger, der verhinderten Rap-Karriere und der Zukunft der SVP.

Nachdem wir Anian Liebrands Background an seinen eigenen Aussagen gemessen haben, machen wir dasselbe mit seinem aktuellen Wirken: Der JSVP-Lehrerpranger „Freie Schulen" kam Ende August auf den 20 Minuten-Titel.

Eine Flut, zumindest der publizierten Meldungen, blieb aber aus: 18 Meldungen, die sich teilweise auf „Vorfälle" vor 20 Jahren beziehen. Die Einträge lesen sich etwa so: „Zürich, 31.8.2014. Das Schulamt der Stadt Zürich empfiehlt für die Umweltschulung u.a. das Buch „Jetzt retten wir Kinder die Welt" von Felix Finkbeiner, einem 14 jährigen Deutschen, dessen Vater Club of Rome Mitglied war. (…)"

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Anian Liebrand hat uns am Montag vor einer Woche versprochen, dass er die 300 Meldungen für den Lehrerpranger „im Verlauf der Woche" abarbeitet. Seither hat er nur zwei neue veröffentlicht. Trotzdem zeigen wir euch gerne den zweiten Teil unseres Interviews:

Haben Sie den „Lehrerpranger" aus dem WK raus orchestriert?
Das Projekt war lange geplant. Das Konzept haben wir anderthalb Jahre parat. Starten wollten wir es auf den Schulanfang.

Weil alle Medien im Sommerloch festhingen?
Ich habe gar nicht gedacht, dass jetzt im September noch Sommerloch ist.

Haben Sie denn eigene Erfahrungen mit Beeinflussung durch Lehrer gemacht?
Ich war in der Kanti Beromünster. Nach der Dritten habe ich in die Wirtschaftsmittelschule gewechselt. Und ich hatte immer wieder Lehrer, die vor oder während der Stunde Exkurse zum politischen Tagesgeschehen machten.

Erinnern Sie sich an eine konkrete Situation?
Ein Lehrer hat nach einem Abstimmungssonntag allen Ernstes gemeint, er frage sich, ob Bundesrat Maurer noch bei Trost sei und alle Tassen im Schrank habe. Das war eine Kompetenzüberschreitung. Ich bin dann zu ihm hin, habe erklärt, weshalb ich das daneben fand. Dann hat er sich vor der Klasse entschuldigt. Damit war das wieder gut.

Das tönt recht sauber. Er hat die Aussage als seine persönliche Meinung ausgewiesen und ist auf Sie eingegangen.
Wenn ich mich nicht in der Pause gemeldet hätte, wäre nichts passiert.

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Ich habe mal gelesen, dass Sie aus einem rotgrünen Elternhaus kommen.
Ja, meine Eltern sind Lehrer.

Und wie finden die den Lehrerpranger?
Meine Eltern haben keine Probleme damit, denn sie fühlen sich nicht betroffen. Ich gebe Ihnen aber recht: Der Lehrer darf seine eigene Meinung einbringen, aber dann muss er zwingend sagen, dass man es auch anders sehen könne.

In der Rubrik „Herausgepickte Meldungen" (Anm. d. Red.: Mittlerweile umbenannt in „Parole Spass".) haben Sie Kommentare publiziert, in denen steht, dass die Assoziation zu dieser Aktion Nazideutschland und Nordkorea sei.
Das wollte ich auch zeigen. Das zeigt, dass wir Kritik zulassen. Wir haben über 300 Meldungen, aber ich bin nicht dazugekommen, alle abzuarbeiten. Ich möchte es eben seriös machen …

Aber korrigiert sind die publizierten nicht.
Die veröffentlichen wir 1 zu 1. Darum hat es all die Rechtschreibfehler.

Ihr Angebot des Lehrerprangers ladet ein, rumzugifteln. Das ist das Problem an jedem Pranger.
Es ist eben kein Pranger. Es ist eine Whistleblowing-Anlaufstelle.

Whistleblowing? Es handelt sich doch nicht um Tatbestände.
Politische Vereinnahmung ist ein Verstoss gegen das neutrale Vermitteln von Lehrinhalten.

Wieso Vereinnahmung? Es ist logisch, dass etwa ein Wirtschaftslehrer wirtschaftsliberale Positionen einnimmt.
Er persönlich kann die haben. Wir haben ein paar Fälle gehabt, die kritisierten, dass einseitig neoliberale Marktwirtschaft, aber keine Alternativen gelehrt werden.

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Den Kommentar hab ich mal gelesen. Er ist recht schlecht.
Ist ein bisschen allgemein. Aber ich fand, wir sollten den auch veröffentlichen. Jedenfalls: Wenn ein Lehrer einwirft, die SVP erinnere an die Nazis, ist das nicht sauber.

Sauber ist das nicht, aber sie können diese Meldungen nicht verifizieren. Eine Plattform zum Anschwärzen ist etwas verantwortungslos.
Das ist so, aber ich prüfe jede eingegangene Meldung. Darum werden alle Vorfälle anonymisiert. Es wird auch keine Schule genannt. Das ist mir wichtig.

Das ist schön, aber wenn man Ihre Kampagne in Gesetze übertragen würde, wäre man in einer nicht tragbaren Situation. Deshalb erhalten Sie Nordkorea-Vergleiche.
Es geht nicht ums Denunzieren, sondern um die Veröffentlichung von offensichtlichen Missständen. Wir wollen mit den zahlreichen Beispielen eine Öffentlichkeit schaffen. Seit Jahren werde ich von Meldungen besorgter Schüler bombardiert.

Teilweise auch in den Lehrinhalten. Die Mint-Fächer werden im „Lehrplan 21" weniger stark gewichtet. Dieser „Lehrplan 21": 550 Seiten Moralisierung!

Was unterscheidet Ihre Generation SVPler von Maurer, Mörgeli und Brunner?
In den 90er musste die SVP von Grund auf erneuert werden und heute ist sie eine etablierte Partei, die behäbiger und gemässigter wird.

Die SVP wird gemässigter?!
Man will die Regierungsbeteiligung in allen Kantonen. Das macht braver. Das sieht man auch an den Wahlsujets. Heutzutage ist es nicht mehr nötig mit Messerstecher-Inseraten zu kommen.

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Aber der Messerstecher hat würdige Nachfolger erhalten.
In den letzten Jahren überhaupt nicht. Also nach 2011.

Was ist mit den Masseneinwanderungs-Stiefeln?
Die sind ja eigentlich vor den Wahlen 2011 lanciert worden.

Sie bekommen für einfach gemachte Websites und schlechte Raps sehr viel Öffentlichkeit. Was macht Sie als Politiker aus?
Man braucht ein Gespür, das man entweder hat oder nicht.

Ihr Rap ist irgendwie auch peinlich, oder?
Man muss mal etwas Neues wagen.

Stehen Sie heute noch hinter dem Text?
Absolut.

Ist er überspitzt?
Es muss sich ja reimen.

Aber man kann den Text auch ernst nehmen. Dabei ist gerade Luzern so idyllisch.
Man kann vieles ernst nehmen. Einbrüche, Überfälle habe ich ja betont. Die Schweiz hat eine extreme Überfallquote.

Nehmen Sie diese Verbrechen im Alltag wahr?
Gewalt im Ausgang habe ich selber erlebt: Grundlose Anpöbeleien. Bei Jungen omnipräsent.

Etwas Dramatisches haben Sie nie erlebt?
Zum Glück nicht.

Haben Sie Angst?
Man sollte keine Angst haben. Wenn Gewisse sagen, dass man nachts nicht mehr alleine nach draussen kann, ist das übertrieben. In der Schweiz ist man noch relativ sicher.

Sie gehen vor allem in Luzern in den Ausgang?
In der ganzen Schweiz etwas. In Luzern bin ich oft im „Roadhouse". Aber ich geh auch gerne an Schlagerpartys auf dem Land. Ist doch immer gemütlich, die gemütlichsten Feste.

Der „Liebrand für Heimatland"-Track hat einen Gegenrap provoziert.
Der ist gut gewesen! Ich hab durch den Gegenrap einen Beitrag an die Luzerner Hiphop-Subkultur geleistet. Mike von Geilerasdu hab ich mal im Ausgang getroffen und wir verstehen uns jetzt gut.