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Sieben wichtige Wahrheiten darüber, wie 2014 auf der Welt Drogen konsumiert werden

Gute Nachrichten: Dank der Ergebnisse der Global Drug Survey 2014 können wir Länder jetzt endlich auch anhand ihres Drogenkonsums in klischeebehaftete Kategorien packen.
Max Daly
London, GB

Collage von Marta Parszeniew

Es gibt eine ellenlange Liste nationaler Stereotype, die sich im allgemeinen Bewusstsein eingegraben hat. Franzosen ernähren sich ausschließlich von Baguette, Schweizer sind träge, Amerikaner sind fett und ungebildet etc. pp. und am Ende leben wir nur noch auf einer Kugel voller Klischees, die verloren durchs Weltall saust. Diese Klischees sind langsam aber sicher zum Gähnen und dazu kommt, dass sich alle Stereotype um persönliche Macken oder, etwas unerwartet, Essgewohnheiten drehen. Wir brauchen also eindeutig bessere Mittel und Wege, um ganze Bevölkerungsgruppen in oberflächlichen Kategorien zusammenzufassen und was würde sich dafür besser eignen als Drogen? Welche Drogen jemand bevorzugt, sagt einfach unglaublich viel über die Persönlichkeit eines Menschen aus. Wäre es also nicht super, diese Logik auf ganze Länder auszuweiten?
 
Glücklicherweise sind gerade die Ergebnisse der diesjährigen Global Drug Survey erschienen. Es wurden Angaben von fast 80.000 Drogenkonsumenten und Clubbern, größtenteils zwischen 20 und 30 Jahre alt, aus über 40 verschiedenen Ländern zusammengetragen. Es handelt sich dabei zwar zum allergrößten Teil um Menschen aus der Mittelschicht, die nicht mit harten Suchtproblemen zu kämpfen haben, aber nichtsdestotrotz ermöglicht die Studie einen einzigartigen Einblick in internationale Gewohnheiten des Drogenkonsums. In Großbritannien führten die Ergebnisse zu hysterischen Artikeln darüber, dass die Jugend des Landes die meisten ‚Legal Highs’ konsumiert und die Nation sich jetzt damit brüsten kann, die schlimmsten Säufer und die verantwortungsloseste Jugend des Planeten zu besitzen. Neben der ganzen Aufregung lassen sich aber auch andere lehrreichen Erkenntnisse aus der Studie ziehen, abgesehen davon, dass in England Komasaufen beliebter als Fußball ist. Hier sind also sieben Fakten, die uns die Umfrage über die unterschiedlichen Konsummuster auf der ganzen Welt gezeigt haben.

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Foto von Chris Bethell

BELGIER SIND DIE GRÖßTEN KOKSNASEN Wenn man bedenkt, dass das Zeug zum größten Teil aus wirkungslosen Streckmitteln und einer Substanz besteht, die bei dir eine chemische Form von AIDS auslösen kann, ist es kein Wunder, dass Koks im Preis-Leistungsvergleich (VFM-Value For Money) am schlechtesten abgeschnitten hat. Das hat einige Länder allerdings nicht davon abgehalten, ihr Geld für Säckchen mit Babypuder, Speed und Levamisol aus dem Fenster zu werfen—wie auch Belgien, wo die Menschen am meisten mit ihrem Koks zufrieden waren. Schon verwöhnt mit einigen der besten Biere, fantastischer Schokolade und leckeren Waffeln haben Belgier Koks immerhin 5.5 von 10 möglichen Punkten auf der VFM-Skala gegeben. Das sieht zwar erst mal nach einem bescheidenen Ergebnis aus, aber die größten Koksnörgler, die Australier, gaben im Durchschnitt nur 2.3 von 10 Punkten. Es sollte allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass Koks in Belgien mit 52 Euro pro Gramm am preiswertesten ist. In Australien zahlst du mit 230 Euro mehr als das Vierfache pro Gramm, was einfach nur bekloppt ist. Warum dieses Preisgefälle? Jedes Jahr passieren acht Millionen Container den Hafen von Antwerpen und dieser ist einer der größten Umschlagplätze für Kokain in Europa, welches oft in Schiffen aus Südamerika geschmuggelt wird—manchmal auch in Bananenkisten. Wo ein Wille ist, ist aber auch ein Weg: Trotz der horrenden Preise konsumierten die Australier laut der Studie genau so viel Kokain wie die Belgier.

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WENN DU BEIM GRASKAUF NICHT ZUSAMMENGESCHLAGEN WERDEN MÖCHTEST, KAUFST DU AM BESTEN IN HOLLAND EIN Weltweit berichtete jeder zwanzigste Cannabiskonsument davon, dass er beim Graskauf schon Opfer von Gewalt oder Gewaltandrohungen geworden ist. Am unsichersten ist demnach eine Shoppingtour in Deutschland und Frankreich, wohingegen die Gefahr einer unangenehmen Begegnung beim MDMA-Kauf in Frankreich und der Schweiz am höchsten ist. Es wird wohl an der guten Bergluft liegen, dass dort gerne Ravern die Fresse eingeschlagen wird. Natürlich bietet ein regulierter Markt automatisch mehr Sicherheit. Wie wir alle wissen, ist es in den Niederlanden so leicht und legal, ein bisschen Gras zu kaufen wie eine Tasse Kaffee. Weniger als 2 Prozent gaben dort an, beim Einkauf gewalttätigem Verhalten ausgesetzt worden zu sein. Ich würde sagen, dass ist ungefähr das gleiche Risiko, wie in Amsterdam bekifft vor eine Straßenbahn zu laufen.
 
Tatsächlich scheinen aber Dealer in den Niederlanden generell zu den friedfertigsten zu gehören, wie auch die Erfahrungsberichte von MDMA-Käufern zeigen.

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IN DEN USA RASTEN DIE LEUTE AM EHESTEN WEGEN TABAK IN EINEM JOINT AUS Wir wussten es ja immer schon, aber nun ist es offiziell: Amerikaner finden Joints, die Tabak enthalten, verwirrend, ekelhaft und beleidigend.

Der Studie zufolge mischen nur 7 Prozent der Amerikaner Cannabis und Tabak in ihre Joints. In allen anderen Ländern machen es durchschnittlich 75 Prozent. In der Schweiz, in Frankreich, Belgien, Portugal und Ungarn denken 90 Prozent der Kiffer, dass Tabak ein existenzieller Bestandteil einer Tüte zu sein hat; in Deutschland immerhin 84 Prozent. In Europa verlängert der Tabak die Brenndauer eines entspannt herumgereichten, langsam seine Wirkung entfaltenden Joints, während die Amerikaner vor allem den schnellen Kick wollen. Tabakfeinde findet man außer in den USA noch in Neuseeland, wo nur 24 Prozent Tabak in ihre Joints mischen. Der Grund dafür, dass Kiffer in diesen beiden Ländern die gesündere Variante ohne Tabak bevorzugen, könnte darin liegen, dass lokal angebautes Gras, das keinen Tabak braucht, um richtig zu verbrennen, dort immer in Massen vorhanden war—ganz im Gegensatz zum Haschisch, das bis in die 2000er die häufigste Form von Cannabis war, die in Europa geraucht wurde und nicht ohne Tabak geraucht werden kann.

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WENN DU MIT GRAS ERWISCHT WERDEN WILLST, DANN GEH AM BESTEN NACH SPANIEN Fast ein Viertel aller Drogenkonsumenten in Spanien ist schon mal mit Gras erwischt worden, was daran liegen mag, dass die Regierung in Madrid erst kürzlich eine Anti-Drogen-Kampagne gestartet hat, um die Regulierungspläne der regionalen Parlamente von Katalonien und dem Baskenland zu verhindern.
 
Das Land, in dem Leute am zweithäufigsten erwischt werden, ist die Schweiz, wo einer von fünf schon mal auf Grund von Gras mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist. Obwohl die Gesetze recht entspannt sind, was die Strafen angeht, wird vermutet, dass die neue Regelungen, durch die der Erwischte direkt vor Ort eine Geldstrafe zahlen muss, dazu geführt haben, dass nun mehr kontrolliert wird, um mehr Geld in die Staatskassen zu spülen. In Amerika und Ungarn dagegen fallen die Strafen ziemlich heftig aus. Ein Viertel aller, die in diesen beiden Ländern mit Cannabis erwischt wurden, gaben an, dass ihre Reisefreiheit eingeschränkt wurde und ihre Jobs oder ihr Studium von der Strafe beeinträchtigt worden ist.

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ABGESEHEN VON IRLAND BESÄUFT SICH DIE WELT UNTER DER WOCHE NICHT WIRKLICH Nur erstaunliche 35 Prozent der Interviewten gaben an, dass sie innerhalb des letzten Jahres einmal verkatert zur Arbeit gegangen sind, und nur 64 Prozent, dass sie jemals verkatert bei der Arbeit waren. Diese Ergebnisse wären verständlich, wenn es sich bei den Befragten Hauptsächlich um Piloten und Herzchirurgen gehandelt hätte, aber tatsächlich waren es Leute zwischen 20 und 40, die arbeiten und Drogen konsumieren. Ich persönlich habe keine Erklärung dafür, warum die Leute in der Woche nicht trinken, aber vielleicht sind sie einfach zu sehr mit anderen Drogen beschäftigt. Die meisten verkaterten Arbeiter findet man noch in Irland, aber auch von den Iren waren es nur 50 Prozent, die sich innerhalb des letzten Jahres während der Woche betrunken haben. Die wenigsten gibt es in Spanien. Vielleicht weil in Spanien sowieso fast niemand einen Job hat? Die Konsumenten, die am meisten mit dem Runterkommen zu kämpfen haben und unter drogeninduzierten Depressionen leiden, sind die Holländer—möglicherweise weil sie am meisten MDMA und Amphetamine zu sich nehmen. Wahrscheinlich ist es auch kein Zufall, dass sie gleichzeitig als die größten Konsumenten von koffeinhaltigen Softdrinks gelten. Die Amerikaner und Neuseeländer neigen am wenigsten dazu, mit einem wie auch immer gearteten Kater zur Arbeit zu erscheinen.

MEXIKANER KIFFEN ORDENTLICH Die Umfrage fand heraus, dass 77,5 Prozent der teilnehmenden Mexikaner im letzten Jahr gekifft haben. Gefolgt wird Mexiko von den USA (69,9 Prozent) und Brasilien (65,5 Prozent). Deutschland dümpelt derweil bei 46 Prozent noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 48,2 Prozent. Gras wurde in Mexiko schon vor Uhrzeiten geraucht und hat eine tiefverankerte medizinische Bedeutung. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass dort einfach Unmengen von dem Zeug angebaut werden—laut der mexikanischen Regierung sind es jährlich um die 20.000 Tonnen. WENN DU MDMA MAGST UND IN NEUSEELAND WOHNST, ZIEHST DU BESSER IN DIE NIEDERLANDE

In Holland herrscht definitiv das weltweit beste Preisleistungsverhältnis von MDMA. Die Befragten gaben dafür 8 von 10 Punkten. Die Pillen sind mit ungefähr 6 Euro pro Stück die billigsten auf der Welt. MDMA-Pulver gibt es für 30 Euro pro Gramm. Die Neuseeländer hingegen sind mit Qualität und Preis ihres MDMAs sehr unzufrieden und gaben Ecstasy schlappe 4 von 10 Punkten und dem Pulver 5 von 10. Nirgendwo im ganzen Universum ist das MDMA teurer als hier: Eine Pille kostet dich 28 Euro, ein Gramm 180 Euro. Das Beispiel zeigt sehr gut, wie Drogen immer teurer werden, je weiter weg man sich von den großen Distributionsnetzwerken befindet. Es erklärt auch, warum es in Neuseeland schon in den 2000ern den ersten boomenden Markt für legale Highs überhaupt gab, auf dem BZP als Ecstasy-Ersatz gehandelt wurde. Gleichzeitig erklärt es auch, warum DIY-Drogen wie Crystal Meth dort und in den ländlichen Gegenden der USA so weit verbreitet sind.

Wenn Menschen sich keine ordentlichen Drogen kaufen können, brauen sie sich eben selber welche zusammen. Der High-way Code ist der erste Guide für sichereren Drogenkonsum und stützt sich auf die Ergebnisse der Global Drug Survey 2014, an der sich 80.000 Menschen, die selbst Drogen konsumieren, beteiligt haben.