Vor acht Jahren fasste die mexikanische Polizei den Mann, den die damalige Regierung als El Pozolero (der Suppenkoch) bezeichnete. Denn Santiago Meza López soll um die 300 Menschen in Natronlauge aufgelöst haben.In einem Statement, das das Büro des Generalstaatsanwalt am 25. Januar 2009 veröffentlichte, wurde López als eines der kaltblütigsten Mitglieder der Drogenkartelle überhaupt dargestellt. Deswegen ging jeder davon aus, dass man ihn wegen seiner Taten hart bestrafen würde.
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Fast ein Jahrzehnt später sieht die Realität aber ganz anders aus. Laut Informationen, die VICE News en Español von der mexikanischen Behörde Federation of Judicial Power erhalten hat, wurde López bis heute nicht verurteilt – obwohl er die grausamen Taten längst zugegeben hat.
**Auch bei VICE: **Die Abschiebehölle von Tijuana
Derzeit sitzt López im Almoloya de Juárez-Gefängnis, wo er eine Grundschulausbildung absolviert und das Schreiben gelernt hat. Wie aus seiner Akte hervorgeht, wurde er Mitte 2015 formell zu einer Haftstrafe verurteilt, weil er an organisiertem Verbrechen und illegalem Freiheitsentzug beteiligt war. Sein Anwalt schafft es jedoch wieder und wieder, Aufschübe durchzusetzen und die offizielle Urteilssprechung somit zu verzögern.Derweilen werden in der US-mexikanischen Grenzstadt Tijuana immer neue menschliche Überreste entdeckt – vermutlich von Personen, die López in Natronlauge zersetzt hat. Jedes Mal, wenn es regnet, wenn der Wind Erde abträgt oder wenn Familienmitglieder vermisster Menschen mit Schaufel und Spitzhacke nach ihren Kindern, Vätern oder Enkeln suchen, dann kommen die Überreste zum Vorschein.
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Derzeit sitzt López im Almoloya de Juárez-Gefängnis, wo er eine Grundschulausbildung absolviert und das Schreiben gelernt hat. Wie aus seiner Akte hervorgeht, wurde er Mitte 2015 formell zu einer Haftstrafe verurteilt, weil er an organisiertem Verbrechen und illegalem Freiheitsentzug beteiligt war. Sein Anwalt schafft es jedoch wieder und wieder, Aufschübe durchzusetzen und die offizielle Urteilssprechung somit zu verzögern.Derweilen werden in der US-mexikanischen Grenzstadt Tijuana immer neue menschliche Überreste entdeckt – vermutlich von Personen, die López in Natronlauge zersetzt hat. Jedes Mal, wenn es regnet, wenn der Wind Erde abträgt oder wenn Familienmitglieder vermisster Menschen mit Schaufel und Spitzhacke nach ihren Kindern, Vätern oder Enkeln suchen, dann kommen die Überreste zum Vorschein.
Laut Fernando Ocegueda, dem Vorsitzenden der Vereinigung United for the Disappeared, sind bis dato 16.500 Liter organisches Material zu Tage gefördert worden. Die aktuellsten Ausgrabungen fanden zwischen August und Oktober dieses Jahres statt – und zwar in einem Gebiet, in dem López die Menschen zerstückelt und in Säure aufgelöst hat, die vorher von den Arellano-Félix- und Sinaloa-Kartellen entführt worden waren. Diese beiden Organisationen kontrollieren schon seit langem den Drogenhandel in Tijuana.Erst Mitte August wurden 250 Kilogramm an neuen Knochen entdeckt.
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Acht Jahre nach der Festnahme von López fand die wichtigste Ausgrabung in einer Gegend mit dem Spitznamen "Hühnerstall" kurz außerhalb Tijuanas statt. Bei vorherigen Funden konnten die Behörden den organischen Überresten keine DNA-Rückstände entnehmen, aber Mitte August wurden 250 Kilogramm an neuen Knochen und Knochensplittern entdeckt.Die Geschichte des Hühnerstalls beginnt um das Jahr 1996 herum, als López im Auftrag des Arellano-Félix-Kartells auf Pferde aufpasste und Mauerarbeiten verrichtete.Efraín Pérez und Jorge Aureliano Félix, die beiden Köpfe der Organisation, luden López schließlich dazu ein, bei einem "Experiment" zuzuschauen. Im Hühnerstall – wo auch wirklich Hühner großgezogen wurden – kippten sie Wasser und andere Flüssigkeiten in ein Fass und baten ihren Gast, noch eine Rinderkeule dazuzugeben. Anschließend ließen sie das Ganze zwei Stunden lang stehen. "Das Fleisch löste sich schnell auf", erinnert sich López während eines Verhörs."Gut sechs Monate später luden sie mich erneut dorthin ein. Efraín sagte, dass sie dieses Mal mit Menschenfleisch experimentieren würden. 'Ich schicke ein paar Männer vorbei, die mit dir üben.' In anderen Worten: Ich sollte das Auflösen lernen", erzählt der Verbrecher gegenüber den Behörden.
Die Bedeutung des Hühnerstalls
Noch im gleichen Jahr ließ López dann tatsächlich seine erste Leiche verschwinden. Die Kartellmitglieder zogen den toten Mann aus, steckten ihn in ein mit Natronlauge gefülltes 200-Liter-Fass, drehten den Gasbrenner auf und warteten bis zum nächsten Morgen.López brachte anderen Kartellmitgliedern die nötigen Handgriffe bei.
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"Das Wasser schäumte richtig", erinnert sich López. "Wir luden die Fässer auf den Pick-up-Truck und ließen sie noch vor Sonnenaufgang verschwinden. Drei Monate später zogen wir das Ganze erneut durch.""Ich sagte ihnen, dass ich das nicht mehr machen wollte", fügt López in seiner Aussage noch hinzu.Trotzdem machte López seinen neuen Job jahrelang weiter. Und noch mehr: Er brachte sogar anderen Kartellmitgliedern alle nötigen Handgriffe bei. In einer seiner Aussagen erklärte er auch, wie er einen Abfluss installierte, durch den die aufgelösten Leichen entsorgt werden konnten:"Es war immer eine Qual, die Überreste wegzuschaffen, weil sie so schwer waren. Nach dem Saubermachen lagerten wir die Fässer ein und wuschen den Abfluss mit heißem Wasser aus – die Überreste blieben nämlich immer in den Rohren hängen."Laut eigener Aussage arbeitete López nur eineinhalb Jahre im Hühnerstall. Ab und an soll auch das Militär aufgetaucht sein, aber niemals etwas gefunden haben. Wie das Kartellmitglied berichtete, brachte sein Arbeitgeber mehr als 70 Leichen in das Gebiet, um sie dort in Natronlauge zu zersetzen.VICE News en Español war bei der aktuellsten Ausgrabung im Hühnerstall dabei.