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Athletische Frauen erzählen, was sie sich wegen ihrer Körper schon anhören mussten

"Ein Typ sagte, er würde Schluss machen, wäre seine Freundin so stark wie ich."
Fotos (v. l. n. r.): Gonzalo Manera, Chechu Pajares, Teresa Pérez

Zierlich, dünn, lange Haare – so oder so ähnlich sollen Frauen selbst im Jahr 2018 in vielen Kulturen noch aussehen. Frauen, die solchen altmodischen Stereotypen nicht entsprechen, sind argwöhnischen Blicken, heimlichen Frotzeleien, offenen Beleidigungen und teilweise sogar körperlichen Übergriffen ausgesetzt. Auch wenn sie muskulös sind.

Manche hielten Muskeln für maskulin, erklärt der Mediziner Piero Galilea, weil Testosteron so wichtig für den Muskelaufbau sei. Durchtrainierte Frauen passen da nicht ins Bild. Aktuelles Beispiel: die Tennisspielerin Serena Williams, die wegen ihres durchtrainierten Körpers oft als "nicht weiblich genug" abgetan wird.

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Vier andere Athletinnen erzählen uns, was sie sich wegen ihrer Körper schon anhören mussten – und ob sie noch daran glauben, dass sich das Frauenbild jemals ändern wird.

Teresa Pérez, Bodybuilderin: "Ich sehe mich selbst als sehr feminin"

Foto: bereitgestellt von Teresa Pérez

"Am schlimmsten reagieren anderen Frauen auf mich. Meine Mutter war richtig schockiert, als ich ihr mit 15 erzählte, dass ich mit dem Gewichtheben anfangen wolle. Sie war fest davon überzeugt, dass mich das zum Mann machen würde.

Als ich mal an einer Gruppe Frauen vorbeilief, bezeichnete mich eine von ihnen als ekelhaft. Ich dachte darüber nach, etwas zu sagen, aber das war es mir dann doch nicht wert.

Eine weitere unschöne Erfahrung hatte ich in einem Einkaufszentrum. Als ich ein Geschäft betrat, fing ein Pärchen an, in meine Richtung zu schauen, zu kichern und zu tuscheln. Normalerweise stören mich die Blicke von Leuten nicht, weil ich weiß, dass ich mit meinem Look ihre Aufmerksamkeit auf mich ziehe. Es ist aber etwas Anderes, wenn man sich ganz offen so unhöflich verhält. Dir gefällt nicht, wie ich aussehe? Dann schau einfach weg. Nach deiner Meinung habe ich nicht gefragt.

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Foto: bereitgestellt von Teresa Pérez

Für mich ist das vor allem ein kulturelles Problem. Viele Menschen erwarten, dass wir Frauen uns still und unterwürfig verhalten. Wenn wir davon abweichen, ist das immer wie ein Schock. Ähnlich läuft es bei unseren Körpern: Frauen sollen schwach sein, Muskeln stehen für Männlichkeit. Ich sehe mich selbst aber als sehr feminin."

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Ely Merino, Pilates-Trainerin: "Ich habe hart gearbeitet, um mich so zu akzeptieren, wie ich bin"

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Foto: Chechu Pajares

"Beleidigungen wegen meines Körpers? Da kann ich Tausende Geschichten erzählen. Eine gute Freundin wurde mal gefragt, warum sie mit 'diesem Transvestiten' abhinge. Außerdem hat man mich schon als 'RoboCop' bezeichnet und mir geraten, mit diesem Aussehen nicht auf die Straße zu gehen. Ich habe muskulöse Beine und einen Sixpack. Da bekomme ich oft zu hören, dass ich andere Leute ja mit einem Kick komplett zerstören könne. Sowas geht mir richtig auf die Nerven.

Vor allem Frauen äußern sich negativ über mich. Ich glaube, sie sind neidisch. Was auch sehr weh tut: die Art, wie mich Männer oft ansehen. Da fühle ich mich manchmal gar nicht mehr feminin.

Früher nervten mich solche negativen Kommentare. Inzwischen gehen sie mir am Arsch vorbei. Ich habe hart gearbeitet, um mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Jetzt gefällt mir mein Körper richtig gut.

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Foto: Chechu Pajares

Trotzdem kann es traumatisch sein, wenn ich neue Klamotten kaufen will. Bei Stiefeln habe ich zum Beispiel keine Chance, weil ich mit meinen Wadenmuskeln nie reinpasse. Gleiches gilt für enge Hosen. Ich wünschte, die Leute würden einsehen, dass es mehr als nur einen weiblichen Körpertyp gibt.

In unserer Gesellschaft stehen Männer ständig unter Druck, das 'starke Geschlecht' zu sein. Wenn ich bei meiner Arbeit zum Beispiel die Paddle Boards zusammenräume, bieten mir irgendwelche Typen sofort ihre Hilfe an. Wenn sie dann meinen Bizeps sehen, sind sie erstmal überrumpelt. Wahrscheinlich fühlen sie sich nicht mehr so männlich."

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Rita García Herrera, südeuropäische CrossFit-Meisterin: "Ein Typ sagte, dass er Schluss machen würde, wenn seine Freundin so stark wäre wie ich"

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Foto: bereitgestellt von Rita García Herrera

"Mein Körper ist das Ergebnis von harter Arbeit und hartem Training. Ich trainiere, um meine Leistung zu steigern – nicht, um einen schönen Körper zu haben.

Man hat mir schon oft gesagt, dass ich zu stark sei und wie ein Mann aussehe. Solche Kommentare sind mir allerdings egal. Ich habe schon alles gehört. Ein Typ sagte mal, dass er mit seiner Freundin Schluss machen würde, wenn sie so stark wäre wie ich. Ich finde, man sollte wegen des Charakters und nicht wegen des Aussehens mit einem anderen Menschen zusammen sein. Ich weiß, dass mein Körper besonders ist. Zum Glück hatte keiner meiner bisherigen Partner ein Problem damit.

Unsere Kultur und die Fashion-Welt geben vor, dass Frauen schlank sein sollen. Aber ich habe das Gefühl, dass sich diese Ansicht langsam verändert."

TJ García, Physiotherapeutin und CrossFit-Athletin: "Am Flughafen wurde ich für einen Mann gehalten"

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Foto: Gonzalo Manera

"Mein Körper ist ein Hilfsmittel, um Dinge zu tun, die mir Spaß machen: Sport und Physiotherapie. Ich wurde schon als Mann und als Stier bezeichnet. Kein Mann dieser Welt wolle mit mir ausgehen. Am Flughafen hat mich die Person hinterm Schalter tatsächlich schon für männlich gehalten und das entsprechende Kästchen angekreuzt.

Solche Kommentare und Aktionen zeigen, welche Vorurteile und Ängste in unserer Gesellschaft vorherrschen. Nur wenige Leute verstehen, dass Frauenkörper nicht immer gleich sein müssen. Viele haben Angst vor Dingen, die anders sind und die sie nicht kontrollieren können. Deshalb gehen sie gleich in den Angriffsmodus über. Oft urteilen wir über anderen Menschen und stecken unsere Nasen in Dinge, die uns nichts angehen. Dabei sollten wir uns lieber mal mit uns selbst beschäftigen."

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