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Drogen und Rechte

CSU-Bürgermeister will Koks kaufen, doch der Dealer entpuppt sich als LKA-Ermittler

Er habe sich die Drogen aus "krankheitsbedingten Gründen" kaufen wollen, so der Politiker. Zurücktreten musste er nun trotzdem.
Credit: imago | Medicimage

Ansbach ist ein Städtchen mit 42.000 Einwohnern in Franken. Es liegt zwischen Dörfern, die Namen tragen wie Leutershausen, Flachslanden und Neuendettelsau. Es liegt näher an Baden-Württemberg als an München. Es ist bekannt für – ja, für was eigentlich? Im Moment vielleicht am ehesten für die Nummer, die sich der Bürgermeister einer Nachbargemeinde Ende August am Hauptbahnhof geleistet hat: Der CSU-Politiker wollte Koks kaufen. Das Problem: Der vermeintliche Dealer entpuppte sich als LKA-Ermittler. Ach so, und im Hauptberuf ist der Bürgermeister selbst Kriminalbeamter. Aber der Reihe nach.

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Wie erst jetzt durch einen Bericht der Abendzeitung bekannt wurde, hatten zivile Fahnder den 42-Jährigen bereits vor mehr als zwei Wochen am Ansbacher Hauptbahnhof festgenommen. Es handelt sich um den dritten Bürgermeister einer Gemeinde bei Ansbach. Der dreifache Familienvater wurde von der Staatsanwaltschaft vernommen und danach wieder freigelassen. Mittlerweile ist er von seinen Ämtern als Bürgermeister und Gemeinderat zurückgetreten.


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In einer Erklärung, die er in Abwesenheit im Gemeinderat verlesen ließ, erklärte er, er habe das Kokain "krankheitsbedingt" erwerben wollen. Die Belastungen bei der Kriminalpolizei, die Auseinandersetzung mit "Mord, Totschlag, Leichensachbearbeitung und Sexueladelikten" hätten ihn psychisch stark belastet. Allerdings hat er sich nach Informationen der Abendzeitung ein entsprechendes ärztliches Attest erst einige Tage nach dem gescheiterten Kokain-Kauf ausstellen lassen. Zudem stand er wohl schon länger im Verdacht, Drogen zu konsumieren. Darauf weisen laut Abendzeitung interne Ermittlungen des LKA hin.

Das nachträgliche Attest scheint dem Bürgermeister a.D. nun wenigstens seinen Beruf als Kriminalpolizist zu sichern – vorerst jedenfalls. Aufgrund seines Krankheitsstatus sei eine Suspendierung im Moment kein Thema, so eine Sprecherin des Polizeipräsidiums. "Wir warten das Ergebnis der Ermittlungen ab und entscheiden über eventuelle Maßnahmen im Einzelfall", so die Sprecherin laut Abendzeitung.

So oder so: Stress und psychische Belastung mit Koks zu therapieren, ist eh keine gute Idee. Kokain ist ein Vasokonstriktor, es verengt die Blutgefäße und lässt gleichzeitig das Herz schneller schlagen. Dauerhafter Konsum kann unter anderem zu Schlafstörungen, Depressionen, Angst und Aggressivität führen. Es sei, als würde man das Gaspedal voll durchdrücken, während man parallel die Benzinleitung zusammen quetscht – so beschreibt der US-Psychiater Adam Winstock die physische Wirkung von Koks. Das würde sicher keine Ärztin verschreiben.

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