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Popkultur

Endlich ist Michael Häupl ein Meme

Bürgermeister Michael Häupl ist zum Internet-Ritter geschlagen worden: Eine Facebook-Seite macht ihn jetzt zum waschechten viralen Wiener.

Wenn man Menschen, die Michael Häupl nur von Fotos kennen, fragt, was sie über den Wiener Bürgermeister denken, reichen die Assoziationen von „betrunkenes Monopoly-Gesicht" über „ständig rülpsender Onkel" bis hin zu „einer Mischung Rob Ford und Kaiser Wilhelm—ernsthaft, stellt ihn euch mit einem dieser Spitzhelme aus dem Ersten Weltkrieg vor".

Das wissen wir, weil wir genau das gemacht und Redakteure in anderen Ländern gebeten haben, das Buch namens Michael Häupl nur nach seinem Umschlag zu beurteilen.

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Geht man eine Schicht weiter unter die Oberfläche und nähert sich Häupl auf semi-inhaltlicher Ebene—also über seine politischen Auftritte—, bleibt das Onkelhafte zwar übrig. Darüber hinaus weichen die Assoziationen aber vor allem einem dominierenden Gedanken, den man auch bei der Wien-Wahl verstärkt im sozialen Netz hören konnte: Dieser Mann ist Meme-Material. Quasi ein waschechter viraler Wiener.

Spätestens bei der Elefantenrunde, die Häupl mit königlicher Ruhe und kaiserlicher Verfilztheit bestitten hat, wurde seine Qualität als wampige Wortspende offensichtlich.

Während Straches Werbe- und Wahlkampfteam seit Ewigkeiten auf ausgeklügelt einfache Reimsprüche setzt, sind es bei Häupl noch viel einfachere (und genauso ausgeklügelte) Alltags-Sager, die jeder Wiener tief im Herzen trägt: „Man bringe den Spritzwein" (hier auf YouTube), „Waun i 22 Stunden in der Woche oabeit, bin i Dienstog Mittog fertig—kaun i hamgehn" (ebenfalls auf YouTube) oder „Soi i jetzt wem höfn oda ned" (hier im VICE-Artikel).

Inhaltlich gäbe es an den meisten Häupl-Soundbites etwas zu kritisieren (Lehrer arbeiten auch außerhalb der Schule und Einzelpersonen zu helfen beseitigt selten strukturelle Probleme)—aber genau deshalb trägt der gemeine Wiener sie ja auch im Herzen und nicht im Hirn mit sich herum. Für dasselbe Organ gibt es jetzt auch endlich eine Facebook-Seite mit Memes zu Michael Häupl.

Zumindest kann man der Seite nicht ausschließlich tendenziöse Häupl-Werbung unterstellen: Dieses Bild deutet immerhin an, dass der Bürgermeister eher für Veltliner als seine Wahlversprechen steht.

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Der Fetzen, der Wien sauber hält: Auch das ist eine Trope, die es zu Häupl schon gab, als das Internet noch dem US-Militär vorbehalten war—von wegen Wien ist deshalb so sauber, weil der Bürgermeister täglich mit einem Fetzen über den Rathausplatz geht. Neu hier: Die Chief-Wiggum-Dimension des Witzes.

Politische Prozentpunkte und alkoholische Promille—zwei Dinge, die in Wien zur Synthese gereift sind. Auch hier ist der Witz gleichzeitig ein Kommentar zu sich selbst. In Österreich geht bekanntlich weder Feiern noch Wahlkämpfen ohne einen kleinen Klaren oder einen großen Gspritzten. That's the spirit!

Egal, ob man in der Facebook-Seite eine jugendgerechte Verniedlichung der Machterhalungsmaschinere SPÖ oder generell die Internetifizierung der Politik sieht, eins muss man den Häupl-Memes lassen: Wenn Memes die Abdrücke sind, die kulturelle Phänomene im Netz hinterlassen, dann ist es nur würdig und recht, dass aus jener Person welche gemacht werden, die ihre Abdrücke wie kein Zweiter in Wien hinterlassen hat.

Markus auf Twitter: @wurstzombie