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Inländerfreundlich und ausländerfeindlich: Die Gemeinsamkeiten von FPÖ und NPD

NPD und FPÖ sind manchmal nicht so leicht zu unterscheiden. Obwohl sich die FPÖ das vermutlich wünschen würde.

Sowohl Österreich als auch Deutschland haben eine sogenannte „soziale Heimatpartei". Doch während die deutsche soziale Heimatpartei NPD generell eher im Nirgendwo herumgrundelt, wird der Chef der hiesigen als möglicher nächster Bundeskanzler gehandelt. Bei der NPD fällt es niemandem schwer, Parallelen zu Nationalsozialismus, NSDAP und Co zu finden und aufzuzeigen, weswegen auch immer wieder, mal heftiger mal weniger heftig ihr Verbot diskutiert wird.

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Das letzte Mal, nachdem Verbindungen zwischen NPD und dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) zu Tage kamen. Keiner würde die Bezeichnung „rechtsextrem" für die NPD auch nur anzweifeln. Auch wenn das eigentlich fast eine euphemistische Kategorisierung ist.

In Österreich traut sich das Wort „rechtsextrem" allerdings kaum einer in den Mund zu nehmen. FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache hat sogar einmal gesagt, die FPÖ sei keine rechte Partei. Gut, vergessen wir einmal dieses Spektrum und sehen uns ein paar Tatsachen an.

Bei der FPÖ-Wahlparty im Oktober durfte zwar die Falter-Journalistin Nina Horaczek nicht ins Zelt, dafür eine „Delegation" der NPD. Die bayrische NPD schrieb auf Facebook danach: „Die Aufbruchstimmung in Österreich ist überall spürbar und die vielen wunderbaren Gespräche an diesem Abend haben gezeigt, dass wir uns als ein Volk empfinden, das sich den gleichen Problemen gegenübersieht und dieselben Ziele verfolgt." Außerdem sei „das Deutsche Reich" kein negativ besetzter Begriff.

Das Posting lässt sich mittlerweile nicht mehr finden, vermutlich weil der FPÖ diese Verknüpfung nicht so recht ist. Jedenfalls hat Herbert Kickl, nachdem die Anwesenheit der NPD auf der Party bekannt wurde, schnell klargestellt: „Extremisten (sind) auf FPÖ-Veranstaltungen generell unerwünscht. Wenn sich eine solche Delegation angekündigt hätte, hätten wir sie darauf hingewiesen, dass sie bei uns unerwünscht ist. Das entspricht auch dem allgemeinen Nicht-Umgang der FPÖ mit der NPD."

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Mit freundlicher Genehmigung von Blutgruppe HC Negativ.

Die deutsche soziale Heimatpartei fühlt sich vom Erfolg der österreichischen bestätigt und angespornt, während die FPÖ von einer Verbindung mit der NPD eigentlich nicht profitieren kann. Nach außen distanziert man sich also, nur komisch, dass es immer wieder sehr sehr sehr auffällige Ähnlichkeiten gibt: Kurze populistische Sprüche à la „Kriminelle Ausländer raus!" (NPD und FPÖ) oder Reime wie „Daham statt Islam" (FPÖ) bekommt man, wenn man sie einmal gelesen hat, nie wieder aus dem Kopf.

Egal, ob man sie gelesen und sich gedacht hat: „Stimmt, Daham sollte wirklich vor Islam kommen" oder man sich beim Lesen ein bisschen in den Mund gekotzt hat. NPD und FPÖ sind da beide sehr kreativ und manchmal ist es gar nicht so einfach, einen Unterschied zu erkennen.

Aber wir haben ein Quiz für euch gemacht, damit ihr beim Lesen der Sprüche mehr Spaß habt:

Sprüche alleine, auch wenn sie sehr einfach zu verstehen, gereimt oder IN GROSSBUCHSTABEN sind, reichen aber nicht. Und weil nicht von jedem Plakat Frank Franz, Heinz-Christian Strache oder ein anderer blauäugiger Politiker das Volk anstrahlen kann, bedienen sich beide Parteien auch immer wieder eines Comic-Zeichners, dessen politisch mehr als inkorrekte Zeichnungen wir vermutlich alle schon im Briefkasten hatten.

Zeichnung von Horst Grimm für die FPÖ.

Über die Geschmacklosigkeit, die viele Wahlberechtigte in den vergangenen Jahren, ob sie wollten oder nicht, von der FPÖ zugeschickt bekommen haben, wurde schon mehrmals diskutiert. Die Grünen erstatteten wegen eines Comics, in dem HC Man einen Jungen dazu auffordert, „Mustafa" mit einer Steinschleuder eine „aufzubrennen", 2010 bei der Staatsanwaltschaft Anzeige wegen Verhetzung. Immer wieder wird in den Comics, ob nun mit oder ohne HC Man, vor einem Einfallen wilder Horden gewarnt, vor denen wir uns zu fürchten haben.

Wer diese Comics zeichnet, haben wir vergangenen August recherchiert. Der Mann heißt Horst Grimm und zeichnet nicht nur für die FPÖ. Auch im Newsletter „Klartext" der sächsischen NPD werden regelmäßig seine Zeichnungen abgedruckt.

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Zeichnung von Horst Grimm für die NPD.

Diese Dystopie eines zerstörten und überrannten, islamisierten Europa zeichnet nicht nur Horst Grimm. Auch die (Spitzen)politiker der Parteien betonen bei jeder Gelegenheit die Gefahr, die Menschen auf der Flucht mit sich bringen. Strache postet auf seiner Seite Artikel mit dem Titel „Geheimplan: So will ISIS Europa erobern" und „Die dritte Islamische Invasion bedroht Europa".

NPD-Vorsitzender Frank Franz postet auf seiner Seite Sprüche wie „Sicherheit für deutsche Mädchen und Frauen statt ,Refugees Welcome'!", sowohl NPD als auch FPÖ warnen vor einer düsteren Zukunft, wenn die Grenzen nicht geschlossen werden.

Dass beide Parteien seit Silvester plötzlich kurzzeitig ihr Frauenbild geändert haben, ist nicht überraschend. Aber geändert haben sie es eigentlich eh nicht. Nur wurde aus Frauen-an-den-Herd-Sexismus („Unterstützung von Alleinerzieherinnen" (Man merke an: Kein Binnen-I, FPÖ) und die Forderung nach „Müttergehalt" (NPD)) ein Wir-beschützen-unsere-Frauen-vor-Ausländern-Sexismus-Rassismus. Die Ereignisse von Köln wurden instrumentalisiert und beide Parteien scheinen seit den Übergriffen Rächer der unterdrückten Frauen geworden zu sein:

„Da werden Frauen von kulturfernen Machos sexuell belästigt und vergewaltigt und dann kommt die Kölner Oberbürgermeisterin und gibt Tipps, wie Frauen ihr Verhalten ändern sollen, um das in Zukunft zu vermeiden." - FPÖ, 6. Januar 2016.

„Wo sind jetzt eigentlich die vielen Gutmenschen und Feministinnen? Sind deutsche Mädchen und Frauen im eigenen Land Menschen zweiter Klasse?" NPD, 7. Januar 2016.

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„Es ist tragisch: Wenn der Staat versagt, müssen couragierte Bürger in Nothilfe einspringen, um Leib und Eigentum anderer zu schützen ! Die Bundesregierung ist schuld, denn sie hat eine Masseninvasion zugelassen, die leider auch viele Kriminelle zu uns gebracht hat ." - FPÖ, 12. Januar 2016.

„Nach den kriminellen Exzessen von Köln wird plötzlich über immer mehr Sex-Übergriffe von Scheinflüchtlingen berichtet." - NPD, 14. Januar 2016.

„Das Ergebnis dieser widerlichen ,Willkommenskultur'" - FPÖ, 17. Januar 2016.

„Ein 19-jähriger Scheinasylant hat in einem Dresdner Hallenbad vier deutsche Mädchen im Alter von 11 bis 13 Jahren sexuell missbraucht!!!" - NPD, 17. Januar 2016.

„Zornig! Jeden Tag unzählige Medienberichte über kriminelle Straftaten von Asylwerbern oder (illegalen) Zuwanderern! Das sind leider schon lange keine ,Einzelfälle' mehr!" - FPÖ, 17. Januar 2016

„Der schreckliche Mord von Berlin, wo eine junge, 20jährige Frau vor eine einfahrende S-Bahn gestoßen wurde, wurde natürlich auch von einem Ausländer begangen." - NPD, 20. Januar 2016.

Auch hier hätten wir ein Quiz machen können. Es ist kaum erkennbar, welche Partei was gesagt haben könnte und obwohl die FPÖ sich trotz aller „Einzelfälle" gerne als Partei der Mitte verkauft, kann man doch nicht leugnen, dass sie viele ideologische Gemeinsamkeiten mit der NPD aufweist.

Zeichnen wir kurz ein Szenario, das so wahrscheinlich ist wie die Tatsache, dass in Europa irgendwann die Scharia gilt: Selbst wenn all diese Aussagen erst von der FPÖ getätigt und dann von der NPD übernommen wurden (was nicht stimmt), dann ist es trotzdem bezeichnend, dass sich die kleine rechtsextreme Partei an der FPÖ orientiert, die bei uns bei zirka 30 Prozent liegt und gemeinhin als rechtspopulistisch bezeichnet wird.

Gegen die NPD ist die AfD die reinste Antifa; immer wieder wird ihr Verbot diskutiert, sie wies Überschneidungen mit den Tätern des Nationalsozialistischen Untergrunds auf (dessen Zweck es war „aus einer fremden- und staatsfeindlichen Gesinnung heraus vor allem Mitbürger ausländischer Herkunft zu töten").

Die NPD ist eine Partei, die schamlos Dinge wie einen „Happy Holocaust-Grill" besitzt und deren Vertreter Ben & Jerry's und Häagen-Dasz boykottieren, weil sie dem „zionistischen Eiskartell" keinen Cent geben möchten. Nein, die NPD ist nicht die deutsche FPÖ. Aber man darf sich auch von der FPÖ und einer ungemein feigen Regierung nicht vormachen lassen, diese Partei hätte in der Mitte der Gesellschaft Platz.

Hanna auf Twitter: @HHumorlos.