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Rassismus

In Berlin wurde eine 17-Jährige wegen ihres Kopftuchs geschlagen

Es war nicht der einzige rassistische Vorfall in der Hauptstadt in den letzten Tagen.
imago | Winfried Rothermel

Symbolbild

Wenn man mit Freunden über Fremdenfeindlichkeit redet, sagt irgendwann irgendjemand: "Sachsen." Denn bei Rassismus denken viele sofort an Kleinstädte und Ostdeutschland. Und ja: In Sachsen ist Pegida entstanden. Und ja: Mindestens fünf rechte Straftaten passieren durchschnittlich jeden Tag in dem Bundesland. Ganz so einfach ist es aber nicht. Rechtes Gedankengut kennt nämlich das nicht, was Rechte immer wieder fordern: Grenzen.

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So wurde gestern eine 17-Jährige mitten in Berlin wegen ihres Kopftuchs attackiert. Sie war am Montagmittag zu Fuß im Stadtteil Tempelhof unterwegs, als zwei Männer und eine Frau sie erst verbal angriffen und schließlich schlugen. Sie trug Hautabschürfungen und Platzwunden davon und kam zur Behandlung ins Krankenhaus.

Weitere Informationen zur Tat hat die Berliner Polizei bisher nicht, aber der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt gegen die Täter. Auf Nachfrage, ob Frauen mit Kopftüchern oder Burkas in letzter Zeit häufiger Opfer ähnlicher Straftaten waren, sagte eine Sprecherin der Polizei zu VICE: "Eine Häufung solcher Vorfälle haben wir bisher glücklicherweise nicht registriert."

Aber klar ist: Rassismus ist auch in der Hauptstadt, die sich gerne weltoffen präsentiert, ein Problem. Bei der Abgeordnetenhauswahl im vergangenen Herbst erhielt die AfD mit offen rechtsextremen Politikern in ihren Reihen in einigen Bezirken 20 Prozent der Stimmen und mehr. Und die Kriminalstatistik der Polizei macht klar: Auch an der Spree zeigen Neonazis den Hitlergruß und brüllen Hetzparolen. 50 Attacken auf Flüchtlingsheime gab es im vergangenen Jahr.

Die rechten Straftaten in Berlin der vergangenen Woche: Jugendliche haben eine Frau fremdenfeindlich beleidigt und mit einem Stein beworfen, Fußballfans haben einen Afghanen geschlagen und getreten und Unbekannte zwei Stolpersteine besprüht.

Und so selbstverständlich das Kopftuch zum Neuköllner Straßenbild gehört, so wenig selbstverständlich ist es, wenn Frauen mit Kopftuch einfach nur gleichberechtigt ihrer Arbeit nachgehen wollen. In der Stadt läuft derzeit ein Streit darum, ob Lehrerinnen an öffentlichen Schulen mit Kopftuch unterrichten können. Eigentlich dürfen Polizisten, Justizbedienstete und Lehrer im Dienst keine religiösen Kleidungsstücke tragen – das schreibt das Berliner Neutralitätsgesetz vor. Andererseits sprach erst im Februar ein Gericht einer Bewerberin auf eine Lehrerstelle eine Entschädigung von 8.600 Euro zu, nachdem man sie wegen ihres Kopftuchs abgelehnt hatte.

Wer nun aber welche Sachen auf der Straße trägt, geht aber niemanden etwas an – nicht den Staat, und auch keine Rassisten in Tempelhof.

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